Kapitel 26

E mber, ich habe gehört, dass du und Cheyenne jetzt Mitbewohnerinnen seid. Stimmt das?« Bianca Summerlin stand an der Bar hinter dem Esszimmertisch und mixte Ember Gaderow einen Cocktail.

Die Fae schaute aus den großen, bodentiefen Fenstern, die sich über das hintere Ende des Summerlin-Hauses erstreckten. Der Sonnenuntergang ließ den Himmel in intensivem Orange und Rosa aufleuchten und die letzten Sonnenstrahlen erstreckten sich über das komplette Tal hinter dem Haus und über die Veranda, wobei einzelne Strahlen in das Wohnzimmer schienen. Cheyenne warf einen Blick auf Ember und räusperte sich.

»Oh.« Die Fae blinzelte schnell und nickte. »Ja, wir sind erst am Freitag zusammengezogen. Ich dachte, unsere Aussicht wäre toll, aber das hier …«

»Es ist atemberaubend, nicht wahr?« Bianca bot ihrer Besucherin den ersten Cocktail des Abends in einem Highball-Glas an. »Ich hoffe, du hast nichts gegen Nolet’s, Ember.«

Die Augen der Fae traten fast aus ihrem Kopf, als sie nach dem Glas griff und nickte. »Äh, Nolet’s ist perfekt. Vielen Dank.«

»Ist mir ein Vergnügen.« Das Lächeln der Frau wurde breiter, als sie Ember dabei beobachtete, wie sie den ersten Schluck ihres Gin Tonic à la Bianca nahm.

Cheyennes Freundin schloss ihre Augen und seufzte. »Verdammt, das ist gut.« Die Summerlin-Frauen kicherten und Embers Augen flogen auf. »Es tut mir leid. Ich muss aufpassen, was ich sage.«

»Glaub mir, ich habe schon viel Schlimmeres gehört. Ich freue mich, dass dir der Gin so gut schmeckt.«

Embers Wangen röteten sich, aber sie verdrängte das peinlich berührte Kribbeln und blickte auf den Drink in ihrer Hand. »Ich habe nichts mehr getrunken seit … na ja, seit Gnarly’s.«

Die Halbdrow schenkte ihr ein kleines, beruhigendes Lächeln, als Ember sie ansah. Wenigstens sagt sie nicht: Seit der Nacht, in der ich angeschossen wurde . »Also etwa drei Wochen.«

»Ja.« Ember kicherte ein wenig. »Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor.«

Bianca ignorierte den Blick, den die jungen Frauen austauschten und wandte sich wieder der Bar unter der großen, geschwungenen Treppe zu. »Ihr habt euch im ersten Jahr an der Uni kennengelernt, richtig?«

Ember schluckte den viel größeren Schluck Gin Tonic herunter und nickte. »Das stimmt. Seitdem bin ich Cheyenne nicht mehr losgeworden.«

»Ha!« Bianca drehte sich nicht um, aber die jungen magischen Wesen sahen sich wieder überrascht an.

Die Halbdrow zeigte ihrer Freundin diskret den Daumen hoch und hob eine Augenbraue. Wenn du Mom zum Lachen bringst, gibt das tausend Extrapunkte.

»Nun, ich würde gerne hören, wie ihr beide zu der Entscheidung über die Wohnung gekommen seid. Wie immer, Cheyenne?« Die Frau hob eine Flasche Elijah Craig in Richtung ihrer Tochter und zog die Augenbrauen hoch, als die Halbdrow einmal nickte. Sie machte sich daran, ihrer Tochter den nächsten Drink zu machen und spielte wie immer die perfekte Gastgeberin. »Ich muss zugeben, dass ich nie erwartet hätte, dass Cheyenne mit jemandem zusammenlebt, da sie mir in dieser Hinsicht ziemlich ähnlich ist.«

»Hmm. Sie haben doch eigentlich auch eine Mitbewohnerin, oder?«

Die kleine Kühlschranktür, die oben in der Bar eingelassen war, klappte zu und Bianca hielt inne. »Das kann man wohl sagen.« Ein großer, viereckiger Eiswürfel fiel klirrend in das Eisglas und die Frau drehte sich wieder zu der Fae um, wobei sie amüsiert die Lippen schürzte. »Langsam verstehe ich, warum du die Freundin bist, mit der meine Tochter eine Wohnung teilen will.«

Cheyenne musste fast lachen, als ihre Mutter ihr noch einmal einen kurzen, anerkennenden Blick zuwarf, bevor sie sich wieder dem Getränk der Halbdrow zuwandte.

»Abgesehen davon, dass wir uns gut verstehen«, begann Ember, während sie ihren Cocktail schwenkte, »hat Cheyenne mir wirklich viel geholfen.«

»Wirklich? Das versteht sich von selbst, aber ich hoffe, es ist alles legal.«

Ember verschluckte sich an ihrem Getränk und Cheyenne lachte kurz, bevor sie es überdeckte, indem sie sich an der Nase kratzte.

»Alles legal, Mom. Versprochen.« Als die Halbdrow den beschämten Gesichtsausdruck ihrer Freundin bemerkte, schüttelte sie den Kopf und sagte zu Ember: »Sie scherzt nur.« Das passiert praktisch nie .

»Äh, soweit ich weiß, ja«, antwortete die Fae. »Ich brauchte nur ein bisschen zusätzliche Hilfe, wissen Sie?« Als sie merkte, wie sehr es klang, als würde sie Bianca Summerlins Tochter wegen ihres Geldes ausnutzen, fügte Ember schnell hinzu: »Der Rollstuhl ist neu. Man muss sich erst an alles gewöhnen.«

»Das kann ich mir nur vorstellen.« Ein Spritzer gereinigtes Wasser rundete den Bourbon on the rocks ab, dann reichte Bianca ihrer Tochter den Drink und machte sich daran, ihren eigenen zu mixen.

»Ja, was Ember nicht sagt, ist, dass sie die ganze Wohnung über das Wochenende selbst eingerichtet hat. Besser als ich es getan hätte, ehrlich gesagt.«

Die Fae lachte. »Es ist ziemlich einfach, auf Dinge zu klicken. Außerdem habe ich es nicht allein gemacht. Wer hätte gedacht, dass man Leute dafür bezahlen kann, dass sie all deine neuen Sachen für dich auspacken?«

Bianca presste ihre Lippen zusammen und senkte den Kopf. »Eine schöne Annehmlichkeit. Wo warst du am Wochenende, Cheyenne?«

»Oh. Äh, Besorgungen.«

Ember schnaubte und trank einen weiteren langen Schluck.

»Während deine neue Mitbewohnerin sich darum gekümmert hat, die ganze Wohnung einzurichten, Umzugsunternehmen zu engagieren und die Dinge so zusammenzustellen, wie sie sein sollen?«

»Ja, das ist ein ziemlich gutes Geschäft für uns beide.« Cheyenne nahm einen Schluck von ihrem Bourbon. Dann hielt sie inne und schaute Ember mit großen Augen an. »Oh, Mann

»Was?« Ember runzelte die Stirn und lächelte verwirrt.

»Es hat mich gerade getroffen, Em. Du bist meine Eleanor.«

Ember und Bianca brachen gleichzeitig in Gelächter aus. Das Geräusch überraschte alle drei und als die Fae und Cheyennes Mutter sich ansahen, brachen sie in erneutes Gelächter aus.

»Lass Eleanor das nicht hören«, murmelte Bianca, während sie eine große Menge Wodka über eine sehr kleine Menge Eis schüttete.

»Ich fühle mich geschmeichelt, wirklich.« Ember lächelte ihre Halbdrow-Freundin an und zeigte mit einem warnenden Finger auf sie. »Erwarte aber nicht, dass ich für dich koche.«

»Ich habe kein Problem mit Pizzaresten, Em.«

»Auch wenn sich dabei alles in mir zusammenzieht, Cheyenne, bin ich froh, dass es mit der Wohnung klappt. Welcher Wohnkomplex denn?«

»Pellerville Gables.«

»Oh, ja. Der Sohn von Senator Berkley wohnt im zweiten Stock eines der Gebäude dort, glaube ich. Ich habe gehört, dass es schön ist.«

Embers Mund klappte auf. Cheyenne brummte zustimmend und hob spöttisch eine Augenbraue zu ihrer Freundin. »Sehr schön.«

»So.« Bianca drehte sich zu den jungen magischen Wesen neben dem Esstisch um und hob ihren Wodkasoda mit Zitrone in Richtung der gläsernen Doppeltüren. »Wollen wir auf die Veranda gehen?«

Ember schaute auf die große Steinterrasse vor ihnen und nahm noch einen Schluck von ihrem Gin, bevor sie Cheyenne das Glas reichte. »Die beste Idee, die ich heute gehört habe.«

»Ausgezeichnet.« Bianca näherte sich den Doppeltüren und zog sie nacheinander auf, dann trat sie hinaus in die kühle Abendluft.

Die Fae hielt sich an den Rädern fest und sah ihre Freundin mit einem schiefen Lächeln an. »Wie mache ich mich?«

»Du hast sie dazu gebracht, zu lachen und einen Witz zu machen. Vielleicht will sie dich ja adoptieren.«

»Würde ich zulassen.« Ember nickte sachlich und rollte durch den Speisesaal in Richtung der Doppeltüren.

Lächelnd folgte Cheyenne ihr und balancierte die beiden Gläser in einer Hand, sodass sie mit der anderen einen der Griffe greifen konnte. »Nur zu. Ich habe dich.«

Ember gab den Rädern einen schnellen Schubs, um sie über den Türsturz und auf die Veranda zu bringen. Der Stuhl ruckte nach vorn und ein blasses, lilafarbenes Licht blitzte um die kleinen Vorderräder neben den Füßen der Fae auf. Der Aufprall und der Ruck, den die beiden jungen magischen Wesen erwartet hatten, blieben aus. Stattdessen schwebte Embers Stuhl für einen kurzen Moment über der Veranda und eine Sekunde später sank er sanft auf den Stein.

Die Hände der Fae lösten sich ruckartig von den Rädern und sie und Cheyenne betrachteten den Stuhl. »Hast du das gemacht?«

Die Halbdrow trat um den Stuhl herum und reichte Ember das hohe Glas mit Gin und Tonic. »Oh nein, Em. Das warst ganz du.«

»Mein Gesicht fühlt sich komisch an.«

Cheyenne biss sich auf die Lippe. »Vielleicht ist es der Gin.«

Ember sah sie mit großen Augen an und schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann das nicht glauben.«

»Ob du es glaubst oder nicht, es ist einfach passiert.« Die Halbdrow wackelte mit den Augenbrauen und schaute dann ihre Mutter an.

Bianca stand einen Meter vom Balkon entfernt, der die geschwungene Veranda umgab, hob ihren Wodkasoda an die Lippen und wandte ihr Gesicht leicht in Richtung der jungen magischen Wesen vor den Doppeltüren.

Ja, sie hört zu.

»Komm und sieh dir das an.« Cheyenne nickte in Richtung des Balkons und ging in diese Richtung. »Die Aussicht ist noch besser, wenn du direkt darüber stehst.«

Ember räusperte sich und stellte das Glas in ihren Schoß, bevor sie über den glatten Stein auf die Summerlin-Frauen zusteuerte. Sie blieb neben Cheyenne stehen und ignorierte die dünnen, kunstvoll geschnitzten Steinpfosten, die alle paar Meter das Geländer stützten. Nach einem Moment machte es ihr nichts mehr aus, durch diese Säulen hindurchzuschauen, während sie den Blick auf den gepflegten Rasen hinter dem Haus des Anwesens schweifen ließ, bevor sich alles in das weite Tal dahinter öffnete. »Das ist unglaublich.«

»Danke.« Bianca nahm noch einen Schluck von ihrem Getränk. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft ich mich hier draußen befinde. Es gibt nichts Schöneres, als so weit sehen zu können, wie man es sich vorstellen kann.«

Die Fae hob ihr Glas wieder an die Lippen. »Ich dachte immer, ich mag die Stadt. Das hier hat meine Meinung geändert.«

Bianca gab ein weiteres nachdenkliches Brummen von sich. »Ich erinnere mich an das Gefühl.«

Alle drei Frauen genossen den seltenen Moment der Ruhe und Stille. Dann konnte Ember ihre Fragen nicht mehr zurückhalten. »Erledigen Sie Ihre Arbeit immer von hier aus, Miss Summerlin?«

»Du musst mich nicht siezen. Und bitte, nenn mich Bianca.« Die Frau trat zurück, um dem Blick der Fae hinter ihrer Tochter zu begegnen. »Es sei denn, du bist auch geschäftlich hier.«

Ember lachte und schüttelte den Kopf. »Ich wüsste nicht, wo ich anfangen sollte.«

»Das ist in Ordnung. Besuche von engen Freunden sind zwangsläufig selten, wenn man so weit außerhalb wohnt, aber ich habe lieber Freunde zu Gast als Mitarbeitende und Kollegen. Um deine Frage zu beantworten, Ember, ja. Ich habe hier oben alles, was ich brauche, um meiner Arbeit nachzugehen und ich schaffe mehr, als ich erwartet hatte, als ich das erste Mal auf das Grundstück zog.«

»Vermisst du die Stadt?«

Cheyenne drehte sich um und lehnte sich an das Balkongeländer. Sie lächelte, als ihre Mutter und ihre Freundin höflichen Small Talk machten, der viel mehr nach echtem Interesse klang als nach der Art von Höflichkeit, mit der sie aufgewachsen war. Ich wusste, dass sie sich mögen würden. Wir alle brauchen eine gute Ablenkung.

Bianca nickte und blickte wieder über das Tal hinaus. »Manchmal. Nachdem ich über zwei Jahrzehnte lang die Dinge hier draußen in meinem Reich geleitet habe, fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass ich das verlassen würde, um dahin zurückzukehren, wo so viel …«

»Lärm ist.«

Die Mutter der Halbdrow blinzelte und fing Embers Blick wieder auf. »Du und Cheyenne seid bemerkenswert gute Freunde, nicht wahr?«

»Ziemlich, ja.«

»Das ist schön zu sehen.« Bianca lächelte die Fae an, dann schaute sie ihre Tochter an und hob eine Augenbraue. »Das macht dir wirklich Spaß, oder?«

Cheyenne lächelte und begegnete dem Blick ihrer Mutter, während sie lässig mit den Schultern zuckte. »Schön, mal etwas Abwechslung zu haben, oder?«

»Solange du sicher bist, dass alle Veränderungen ausgeglichen werden können.« Der Blick, den Bianca ihrer Tochter zuwarf, war eine Warnung und eine Herausforderung zugleich.

Danke, Mom . Ich bin vorsichtig. »Bis jetzt habe ich die Dinge ziemlich gut im Griff.«

»Da bin ich mir sicher.« Bianca nickte, dann rollte sie die Schultern nach hinten und nahm einen weiteren Schluck von ihrem Getränk. »Es wird ein bisschen kühl für mich.«

»Ich spüre es nicht einmal«, murmelte Ember verträumt und blickte auf das weite Tal unter ihnen.

Bianca schaute auf ihre Armbanduhr und nickte. »Das Abendessen wird bald fertig sein. Ember, kann ich dir noch einen Drink machen?«

»Äh, ja. Das wäre toll. Danke.«

»Das mache ich sehr gerne. Bitte fühle dich nicht verpflichtet, mir für jede einzelne Sache heute Abend zu danken. Ein Mal, bevor du gehst, reicht.« Ohne ein weiteres Wort ging die Frau auf die offene Doppeltür zu.

Ember wurde wieder rot und schaute zu Cheyenne hoch. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«

»Nein, Em. Das hatte nichts mit dir zu tun.«

»Ich glaube dir das einfach mal so. Sie hat einfach einen Schalter umgelegt, oder?«

»Ja. Mit Bianca wird es nie langweilig.« Die Halbdrow wandte ihren Blick von dem Umriss ihrer Mutter ab, die wieder an der Bar stand, schaute ihre Fae-Freundin an und schmunzelte. »Sie mag dich.«

»Es schien so, bis sie mir sagte, ich solle aufhören, ihr zu danken.«

»Nein. Das ist nur ihre Version von Gastfreundschaft. Sie versucht …« Cheyenne verzog das Gesicht.

»Was versucht sie?«

»Na ja, das Spielfeld zu ebnen, denke ich.«

Ember lachte. »Ich weiß nicht, was das bedeutet.«

»Ehrlich gesagt glaube ich, dass du der erste Mensch seit langem bist, der sie dazu bringt, darüber nachzudenken, wer sie war und was sie mit ihrem Leben gemacht hat, bevor das alles passiert ist.« Die Halbdrow deutete mit einer Handbewegung auf ihr Gesicht. »Sie war etwas älter als wir, aber ich weiß, dass sie nicht bereit war, alles aufzugeben und sich aufs Land zu stehlen, um ganz allein eine Halbdrow aufzuziehen.«

»Und ich erinnere sie daran.« Ember runzelte die Stirn und rümpfte die Nase. »Das ist ein bisschen seltsam.«

»Nicht wirklich. Ich meine, du und ich waren auch nicht bereit für das, was jetzt mit uns beiden los ist. Andere Situation, gleiches Gefühl, denke ich.«

Die Fae sah blinzelnd zu ihrer Freundin auf und öffnete den Mund mit einem scharfen Atemzug. Sie brauchte einen weiteren Versuch, bevor sie herausbekam, was sie sagen wollte. »Du hast deine Mutter lange Zeit analysiert, nicht wahr?«

»Nun, hier oben gab es nicht viel anderes zu tun.« Cheyenne lachte. »Durch die Wälder rennen, sich ins Dark Web schleichen und lernen, wie man sich in so ziemlich alles einhackt und Bianca Summerlin ausspionieren, damit ich sie vielleicht eines Tages verstehen kann.«

»Klingt, als hättest du es geschafft.«

»Möglicherweise.« Die Halbdrow hob ihr Glas in Richtung Ember, um darauf anzustoßen und senkte den Kopf. »Warte nur ab. Wenn sie dich nicht vor unserer Abreise heute Abend auf das Summerlin-Anwesen einlädt, backe ich Matthew Thomas einen Kuchen.«

Ember lachte. »Das liegt an dir . Ich wüsste nicht, was ich mit einer offenen Einladung anfangen sollte.«

»Was immer du willst, ganz ehrlich.« Cheyenne nahm einen großen Schluck Bourbon und nickte in Richtung der offenen Doppeltür. »Wir können …«

Ein gewaltiges Krachen zerriss die Luft auf der anderen Seite des Tals. Die Halbdrow drehte sich um und suchte die Baumreihe am Rande des gepflegten Rasens unter ihnen ab. »Das hast du doch gehört, oder?«

»Klingt, als wäre ein Baum umgefallen, ja.« Ember spähte durch die Steinpfeiler unter dem Geländer und runzelte die Stirn. »Ich kann nichts sehen.«

»Ich auch nicht.« Cheyenne blinzelte und betrachtete die Bäume noch ein wenig länger. »Das war wohl nur ein toter Baum, der sich endlich befreit hat oder so.«

Das Kribbeln wanderte wieder über die Schultern der Halbdrow und in ihren Nacken. Sie blickte schnell zu Ember und stellte fest, dass ihre Fae-Freundin eine Hand in ihren Nacken gelegt hatte. »Cheyenne?«

»Ja, ich weiß.« Mit einem letzten Blick auf den Balkon nickte die Halbdrow wieder in Richtung der Türen. »Wir werden einfach weiter aufpassen, oder?«

»Es ist schwer, das nicht zu tun, wenn sich mein Rücken wie ein Ameisenhaufen anfühlt.«

»Wir können nichts dagegen tun, bis etwas passiert.«

Ember blinzelte und drehte langsam ihren Kopf, um den Blick ihrer Freundin zu treffen. »Du verbringst die Hälfte deiner Zeit damit, dich so zu fühlen, nicht wahr?«

»Du meinst das Gefühl, dass etwas passieren wird und du nicht weißt, was es ist und wann? So ziemlich, ja. Wenigstens kann ich die andere Hälfte der Zeit die Arschlöcher unter den magischen Wesen bekämpfen und für die Prüfungen trainieren. Ich arbeite noch an der Balance.«

»Ich weiß nicht, wie du das machst.«

»Ich auch nicht, Em. Komm schon, ich glaube, dein nächster Cocktail ist fertig.«

Sie gingen zurück ins Haus. »Deine Mutter wird mich betrunken machen.«

»Das ist wirklich eine Ehre.«