Lieber Freund, gewiss hast Du der Verbandsbekanntmachung heutigen Datums entnommen, wie unerlässlich eine Machtbezeigung unsererseits gegen die Regierung ist, um jene öffentlichen Arbeitsplätze zu erhalten, die die Erwerbslosigkeit in der Provinz verringern können … Du musst alles vorbereiten und auf meinen Marschbefehl gefasst sein, der jeden Moment erfolgen kann … In Ferrara wird eine Demonstration stattfinden, wie sie der Ferrareser Faschismus nie zuvor auf die Beine gestellt hat, sie wird ein Gradmesser unserer Macht sein … Mit Erhalt des Befehls hast Du Dich zur angegebenen Stunde mit all Deinen Faschisten und sämtlichen Gewerkschaftsarbeitern, die Du zusammentrommeln kannst, in Ferrara einzufinden … Im Vertrauen auf Deine Disziplin und Deine Treue will ich betonen, dass ich nie zuvor eine entschiedenere Anweisung erteilt habe. Brüderliche Grüße.
Italo Balbo, vertrauliches Rundschreiben an die Fasci der Provinzen,
27. April 1922
Die Agrarier, die allem Anschein nach die wahren Geldgeber der Fasci im Allgemeinen und des jüngsten Streiks im Besonderen sind, sollen wissen, dass sie durch ihren Egoismus, mit dem sie die vernünftige Bewirtschaftung ihres Landes und somit den erhöhten Einsatz von Arbeitskräften vernachlässigt haben, die gewissenlosen Verursacher der Arbeitslosigkeit sind, und sich nun, da sie ihr Versprechen, das Land den Bauern zu übergeben, gebrochen haben, mit den faschistischen Gewerkschaften zusammentun, um Druck auf die Regierung und ihre Vertreter auszuüben und sie zu zwingen, für ihre Tatenlosigkeit mit öffentlichen Geldern aufzukommen.
Bericht des nach der Besetzung Ferraras aus
dem Amt entlassenen Präfekten Gennaro Bladier,
19. Mai 1922