Ein holzbalken.
in der buchhandlung.
so nennen die zweibeiner meine heimat.
tag für tag erobern scharen dieser aufrecht schreitenden wesen unsere welt, seid beruhigt, die sind ungefährlich, stellen uns nicht nach.
ja, hört nun endlich zu!
unterlasst dieses schmatzen, raffeln und mantschen.
das gebührt sich nicht.
anstand gilt auch hier in der buchhandlung.
oder besonders hier.
wo wir es so gut haben.
ein wahres paradies.
denkt an unsere brüder und schwestern, die hungern.
leiden.
kein holz für sich haben,
oder vergiftetes,
übles, das krankheiten beschert.
wurmstämme auszulöschen weiss.
ode versiegeltes holz, in das keiner von uns eindringen vermag.
oder, das versprühte.
ja, ihr hört richtig, versprüht.
das schlimmste, was uns geschehen kann.
unser futter ist dann vergiftet.
hütet euch. seid dankbar!
oh holzwurmhimmel, bittet alle, dass uns nie schlimmes geschehen
möge!
und vergesst dabei nicht, das leben zu geniessen.
fresst, was das zeug hält!
was eure zähne schaffen können.
bohrt gänge.
arbeitet euch durch.
lehrt euren nachwuchs.
wir leben im paradies.
es zu erhalten ist unser ziel.
je mehr wir nagen, je mehr nachkommen werden einmaligkeit erlangen und paradiesisch leben.
was knackt denn da so fürchterlich?
haben wir gesündigt?
aaaaaaaa, es bricht!
Zitat aus den »Neuen Nachrichten« vom Samstag, dem 12. Dezember:
»Beim gestrigen Einsturz der Buchhandlung Zum Bücherwurm wurden glücklicherweise keine Menschen verletzt. Es entstand jedoch beträchtlicher Sachschaden. Die Aufräumarbeiten sind im Gange. Die Ursache ist noch unbekannt.«