Im 18. Jahrhundert verwandelt die Aufklärung Europa in eine moderne Gesellschaft. Die Aufklärer kritisieren Konvention und Tradition, Religion und Aberglauben und wollen die Wahrheit durch Vernunft erkennen, um so die menschlichen Bedingungen zu verbessern. Montesquieu (1689 bis 1755) möchte die despotische Regierungsform durch eine Republik ersetzen und Kant (1724 bis 1804) will das Individuum aus seiner „selbstverschuldeten Unmündigkeit befreien“. Die Aufklärung verleiht dem Menschen unveräußerliche Rechte und schafft ein neues Selbstverständnis.
Die mit Vernunft gewonnenen Erkenntnisse werden klassifiziert, in ein System eingebunden. Typisch dafür ist die das gesamte Wissen der damaligen Zeit umfassende Enzyklopädie von d’Alembert (1717 bis 1783) und Diderot (1713 bis 1784). Der Compte de Buffon (1707 bis 1788) katalogisiert die Zoologie, und Linnaeus (1707 bis 1778) begründet in Schweden die Klassifikation der Pflanzen. In England gibt Samuel Johnson (1709 bis 1784) im Jahr 1755 den Dictionary heraus.
In den Salons der „gemischten Gesellschaften“ treffen sich nicht nur Gelehrte, sondern auch Geschäftsleute und Frauen (femmes savantes). Diskutiert werden Kunst, Literatur und Politik. Ein weiteres typisches Phänomen ist die Entstehung der Zeitungen.
Bildung und humanitäre Erziehung sollen nicht nur das eigene Glück begründen, sondern auch das allgemeine Wohl. Das ist die Idee von Kants Ethik und seinem kategorischen Imperativ. Weitere Vertreter der deutschen Aufklärung sind Christian Wolff (1679 bis 1754) sowie Gotthold E. Lessing (1729 bis 1781) und sein Freund Moses Mendelssohn (1729 bis 1786), die sich für die Gleichberechtigung der Juden einsetzen. In England entwickelt sich der Deismus, bei dem Gott seine Schöpfung sich selbst überlässt. David Hume (1711 bis 1776) begründet den Skeptizismus und in Frankreich greift der berühmte Spötter Voltaire (1694 bis 1778) den Glauben und den Klerus an. Rousseau (1712 bis 1778) dagegen vertritt die Idee, der Mensch sei von Natur aus gut. Über den damals herrschenden Rokokostil sagte er, dass er „...wenig zur öffentlichen Tugend beiträgt“.
Mit dem Ende des Siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763) verliert Frankreich Kanada und seine indischen Besitzungen an England, das sich zur wichtigsten Kolonialmacht entwickelt. Die freiheitlichen Ideen gelangten auch in die Kolonien. Der amerikanische Kongress nimmt 1776 die Unabhängigkeitserklärung an und verkündet die Menschenrechte. Wichtige Vertreter der Aufklärung in Amerika waren Benjamin Franklin (1706 bis 1790) und Thomas Jefferson (1743 bis 1826).
Johann W. von Goethe (1749 bis 1832) schreibt 1773/74 den „Götz von Berlichingen“ und „Die Leiden des jungen Werthers“. In Paris bricht 1789 die französische Revolution aus. Das Volk verlangt die Abstimmung nach Köpfen statt nach Ständen und entmachtet mit dem Sturm auf die Bastille (14. Juli 1789) den Adel und den Klerus. Die Idee, dass alle Menschen gleich sind, setzt sich durch.
Das 18. Jahrhundert ist auch das Zeitalter des Fortschritts und der Maschine. Viele der technischen Innovationen gingen von England aus: Dampf- und Spinnmaschine und vor allem die Erfindung des mechanischen Webstuhls (1785) brachten große Umwälzungen mit sich. Die industrielle Revolution veränderte die sozialen und wirtschaftlichen Strukturen von Grund auf.
In der Kunst entwickelt sich in Folge der Ausgrabungen der am 24. August 79 verschütteten Städte Pompeii und Herculaneum erneutes Interesse an der klassischen Antike. Jeder Aristokrat, der etwas auf sich hielt, unternahm die „Grand Tour“, die in jedem Fall einen Besuch in Italien mit einschloss. Winckelmann (1717 bis 1768) veröffentlicht seine Geschichte der Kunst des Altertums. Neben dem dekorativ-verspielten Rokokostil setzten sich der nüchterne, klare Revolutionsstil und der Klassizismus durch. Napoleon I. (1769 bis 1821), der die politische Lücke nach der französischen Revolution durch seine Machtergreifung ausfüllte, verschrieb sich diesem dem römischen Kaiserreich entlehnten Stil, wohl in der Absicht, seine Autorität zu festigen.