Wie zwei Banditen fliehen Frida und Diego aus San Francisco.
Nach dem City Club der Pazifischen Börse, den Diego mit zahlreichen Arbeitern und dem riesigen Porträt einer Frau geschmückt hat, die eine Allegorie Kaliforniens sein soll, in deren Zügen Frida aber deutlich die schöne tennis woman Helen erkennt, hat er in der Kunstakademie neue murales in Angriff genommen. Noch bevor das Fresko getrocknet war, brach eine hitzige Debatte aus.
Das Bild kam ins Gerede. Wer wurde da verspottet? Diego hatte ein Trompe-l’Œil geschaffen, eine Art Bild im Bild: Er hatte in einem Fresko das Malen eines Freskos dargestellt. Gewiss amüsant. Thema des Freskos auf dem Fresko ist der Bau einer Stadt – wie immer Arbeiter und Techniker, unterirdische Lebensenergie –, und Diego hat sich auf einem Gerüst malend dargestellt. Er zeigt sich dem Betrachter, dem Volk Kaliforniens, mit dem Rücken und gewährt ihm den Anblick seines gewaltigen, fetten, über das Gerüstbrett reichenden Hinterns.
Shocking.
Das Paar packte seine Sachen und machte sich, ohne sich von den Freunden zu verabschieden, auf den Weg nach Mexiko. Frida war erleichtert, Amerika zu verlassen, das Diego zum verminten Gelände gemacht hatte. Sie bedauerte nur eins, dass sie Leo nicht mehr getroffen hatte. Sie hatte versucht, ihn anzurufen, um sich heimlich mit ihm zu treffen, aber sie verpassten einander. Sie hätte sich gern bei ihrem sprühend intelligenten doctorcito bedankt und ihm ein Abschiedsgeschenk überreicht. Sie hatte ein Porträt von ihm gemalt, doch das war nichts im Vergleich zu der Versorgung, mit der er sie umhegt hatte. Sie hatte beim Malen an ihren Vater gedacht, sie fand, dass sie sich ähnlich sahen. Sie fürchtete, dass er ihr böse war, weil sie sich wie eine Diebin davongeschlichen hatte, dass er sie jetzt nicht mehr liebte. Sie liebte ihn wirklich. Was ist der Unterschied zwischen Freundschaft und Liebe? Man muss sagen, ich liebe dich, wenn man noch Zeit dazu hat. Danach vergisst man es, dann geht man, dann stirbt man.