Kapitel
11

»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«, rief Kala überschwänglich und warf die Arme um mich, sodass ich froh war, dass ich den Motor ausgestellt hatte, nachdem ich auf ihre Einfahrt gefahren war. »Wie war dein Tag bisher? Hast du was Cooles geschenkt bekommen? Gab es Torte? Gott, ich hoffe, es gibt gleich Torte bei Max. Geburtstag ohne Torte ist einfach nicht dasselbe. Egal, ob es meiner ist oder nicht. Mann, jetzt habe ich Hunger.«

Ich grinste und erwiderte die Umarmung. »Danke. Ich hatte heute schon Torte – und mein Dad hat mir geschenkt, dass er sie nicht selbst gebacken, sondern gekauft hat! Außerdem ein neues Kameraobjektiv, mit dem ich sogar den Sternenhimmel fotografieren kann. Das wünsche ich mir seit Jahren.« Und es musste ihn ein Vermögen gekostet haben! Denn gute Objektive waren teuer. Aber er hatte gemeint, dass es sich mit dem atemberaubenden Sternenhimmel über Amber Lake endlich lohnen würde und sogar versprochen, mich mal mit hoch zur Sternwarte zu nehmen, damit ich das Objektiv dort ausprobieren konnte.

»Du möchtest den Sternenhimmel fotografieren?«, fragte Kala verwundert. »Warum? Er ist doch megalangweilig.«

Ich lachte. »Machst du Witze? Der Sternenhimmel hier ist der Hammer. So eine klare Sicht hatte ich noch an keinem Ort, an dem ich gewohnt habe. Und ich … mag Sterne. Die Konstellationen. Bei Nacht an einem einsamen Ort sein und sie beobachten.«

Kala rümpfte die Nase. »Das hört sich an, als würdest du gern Hauptcharakter in einem Horrorfilm werden. Aber ich werde mal so tun, als würde ich es voll verstehen – weil du Geburtstag hast.«

Ich grinste. »Das ist sehr großzügig von dir … und ich hab einen Rest Torte mitgebracht. Zu zweit kriegen Dad und ich die ohnehin nicht aufgegessen.«

Kalas Gesicht fing sofort an zu strahlen. »Oh, ich weiß schon, warum ich dich so mag«, sagte sie begeistert und schnallte sich an.

Mein Gesicht brannte, da ich mich so darüber freute, dass Kala mich mochte. Es war nicht so, dass auf den anderen Schulen nie jemand nett zu mir gewesen war. Aber noch nie war ich von jemandem so herzlich und ohne Nachfrage ins Leben aufgenommen worden! Und das Gefühl war fantastisch.

»Wollen wir los?«, fragte ich überschwänglich und zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt freute ich mich wieder richtig auf eine Party. Weil ich nicht allein hingehen würde.

»Ja, gern. Und was für eine Torte ist das?«

»Schoko-Himbeer. Die beste Kombi«, meinte ich und startete den Motor.

»Oh, ja!«, bestätigte Kala verträumt und schnallte sich an, während das Navy mir den Weg wies.

Kala wohnte am Fuß der kleinen Berge, die sich hinter Amber Lake vom Horizont abhoben und auf deren höchsten Punkt die Sternenwarte sowie Max’ Haus zu finden waren.

»Willst du nicht das Licht anmachen?«, fragte Kala, als ich ihr Wohngebiet verließ und nach rechts auf den unbeleuchteten Weg abbog, der zu Max’ Haus führte.

»Was?«

»Deine Scheinwerfer sind nicht eingeschaltet«, meinte Kala lachend. »Es ist zappenduster draußen, man kann nichts sehen. Mach sie an!«

Verblüfft blinzelte ich. So dunkel war es jetzt nun auch wieder nicht. »Ups. Gar nicht gemerkt«, gab ich zu und schaltete sie hastig ein.

Ungläubig schüttelte Kala den Kopf. »Bist du den ganzen Weg hierher ohne Licht gefahren?«

Es sah so aus. »Ich glaub, es war heller, als ich losgefahren bin«, meinte ich und zuckte die Achseln.

»Oder du stehst auf eine besondere Herausforderung beim Fahren … Aber keine Sorge, ich verrate deinem Dad nichts«, meinte sie glucksend. »Weil du heute Geburtstag hast. Oh, apropos: Ich schenke dir auch etwas mit den anderen zusammen, aaaaber … ich hab noch etwas anderes für dich! Ist allerdings noch nicht fertig. Du kriegst es erst in ein paar Wochen.«

»Also schenkst du mir nur die Erwartung und die Qual, nicht zu wissen, was es ist?«, folgerte ich.

»Richtig«, bemerkte sie breit lächelnd. »Vorfreude ist die schönste Freude!«

»Nein. Schadenfreude ist die schönste Freude«, korrigierte ich sie. »Das bestreiten nur alle, weil niemand gemein wirken will.«

Kala lachte laut auf, nickte jedoch.

Ich folgte noch weitere zehn Minuten den Anweisungen des Navys, kurvte immer weiter den Berg hinauf … und dann klappte mir die Kinnlade herunter.

Denn das Haus, das hinter einer Reihe hoher Kiefern zum Vorschein kam und keine hundert Meter von der Sternwarte entfernt lag, hatte die Reaktion nun einmal verdient.

Von dem riesigen schmiedeeisernen Tor, das den großen, von einzelnen Laternen beleuchteten Vorgarten schützte, über die steinernen Löwen, die auf Sockeln den Eingang des Anwesens bewachten, bis zum monströsen Haus an sich.

»Wow. Hier wohnt jemand?«, meinte ich ungläubig.

Das Ding sah aus wie das Schloss, in dem das Biest Belle festhielt oder aber die Umbrella Academy gegründet worden war. Ohne die Türme, aber inklusive des Gefühls, diesen Ort besser nicht uneingeladen zu betreten.

»Hab doch gesagt, seine Eltern sind reich«, meinte Kala achselzuckend.

»Aber das Haus ist doch viel zu groß für … was? Drei Leute?«, meinte ich kopfschüttelnd und beugte mich über das Lenkrad, um die steinerne, mit Efeu bewachsene Fassade näher zu begutachten, während der Kies unter meinen Reifen knirschte.

»Na ja, früher waren sie nicht zu dritt. Früher haben alle hier gewohnt«, sagte Kala.

»Hä? Wen meinst du mit alle? «

»Ach, äh, ist doch auch egal!«, sagte sie schnell, grinste und winkte ab. »Park das Ding und dann nichts wie rein. Wenn ich nicht innerhalb der nächsten zehn Minuten ein Stück Torte in meinem Mund habe, fange ich an zu weinen!«

Und damit hatte sich die Sache.

Als Kala und ich fünf Minuten später an einer Menge Autos vorbei auf den Eingang zuliefen, ging mir auf, dass ich keine Ahnung hatte, was mich erwartete. Daher war die Nervosität, die die Torte in meinen Armen erzittern ließ und sämtliche meiner Gehirnareale in Aufruhr brachte, wahrscheinlich gerechtfertigt.

Denn ich war nicht … geübt, wenn es um Partys ging.

Jup, ich war 18 Jahre alt und hatte keine Ahnung, was man auf einer Party tat! Also, ich war schon einmal auf einer gewesen. Auf zweien sogar. Aber keine von ihnen zählte wirklich. Die erste war eine Prinzessinnen-Party gewesen, zu der ich mich freiwillig als Kürbis verkleidet hatte. Cinderellas Kutsche eben. Denn mein achtjähriges Ich hatte nicht eingesehen, warum ich mich als Frau verkleiden sollte, die entweder besonders gut Schuhe verlieren, schlafen oder aber auch an einem Apfel ersticken konnte. Die Fähigkeit, mich verwandeln zu können, war mir als sehr viel attraktiver erschienen. Es war mir leider nur sehr schwergefallen, die anderen achtjährigen Mädchen davon zu überzeugen, dass ich nicht bekloppt war.

Die zweite Party war in Houston am Ende des letzten Schuljahres gewesen. Der Geburtstag einer der Mädels vom Basketball. Ich war nicht als Kürbis aufgekreuzt, aber gefühlt im Tarnumhang. Die eine Hälfte der Zeit hatte ich damit verbracht, awkwarden Small Talk mit Leuten zu führen, die ich bald nie wieder sehen würde, und die andere, am Rande des Raums herumzulungern, an einem viel zu bitteren Bier zu nippen und auf mein Handy oder meine Fingernägel zu starren, damit ich nicht allzu armselig, sondern schwer beschäftigt aussah. Währenddessen hatte ich jedoch die Beobachtung gemacht, dass es das Ziel einer Party zu sein schien, möglichst viele Trommelfelle zu beschädigen, möglichst viel Spucke auszutauschen und seiner Leber möglichst viel Arbeit aufzubrummen.

Der Bass, der uns empfing, als Kala die schwere Holztür aufstieß, und so laut war, dass er in meinen Knochen nachvibrierte, bestätigte meine Ahnung. Doch es gab heute einen Unterschied: Ich war nicht allein. Und mein Name stand auf dem Banner, das in der Eingangshalle hing.

Es brüllte einem Happy Birthday, Max! entgegen und irgendwer hatte mit grünem Glitzerstift daruntergeschrieben: Und Billie!

Meine Mundwinkel zuckten, als ich meine Jacke zusammen mit Kalas an einer klauenfüßigen Garderobe aufhängte, die bereits vor Stoff erstickte.

»Wie viele Leute sind heute hier?«, fragte ich verblüfft.

Kala grinste und nahm mir den Karton aus der Hand. »Die Antwort ist: Ja!«

Wir strömten mit der Menschenmasse aus einer Tür zu unserer Rechten in die Halle. Der Boden war im Schachbrettmuster angelegt – er bestand aus echtem Marmor, wenn mich nicht alles täuschte – und es sah für einen Moment so aus, als hätte jemand ein Spiel eröffnet. Und der grinsende Max, der zwischen Nico und Sam auf uns zukam, sah aus wie der König. Was an der Burger-King-Krone auf seinem Kopf liegen könnte.

»Da seid ihr ja! Happy Birthday to us«, begrüßte er uns und grinste mir zu, bevor er im nächsten Moment einen Becher mit dunkler Flüssigkeit in meine Hand drückte und mir zuprostete.

Ich lachte, trank einen großen Schluck … und ups, das war nicht nur Cola.

Irgendwie hatte ich nicht damit gerechnet, dass sich der Sohn der Bürgermeisterin traute, Alkohol auf seiner Party auszuschenken, da es technisch gesehen illegal war. Alle hier waren unter einundzwanzig. Andererseits hatte das an noch keinem Ort, an dem ich gewesen war, irgendwen ab fünfzehn interessiert. Ich war keine Trinkerin. Ich mochte kein Bier und ich brauchte keinen Alkohol, um mich zum Deppen zu machen. Das bekam ich auch schon ganz gut allein hin.

Doch ich hatte Geburtstag und achtzehn war irgendwie eine große Sache. Entgegen meinem eigentlichen Vorhaben hatte ich plötzlich Lust, zumindest etwas zu trinken … also, was sollte es! Ich würde Dad gleich eine Nachricht schreiben, damit er Bescheid wusste, und das Auto einfach hier stehen lassen und morgen abholen.

»Happy Birthday!«, riefen nun auch Sam und Nico und nahmen mich nacheinander in den Arm.

»Schön, dich zu kennen«, sagte Sam lächelnd.

»Dito«, meinte Nico und salutierte. »Und jetzt, da du achtzehn bist – kannst du mir auch all das FSK-18-Zeug erzählen, dass du in Miami so gesehen hast!« Er wackelte mit den Augenbrauen.

»Uäh, Nico!« Sam sah ihn angeekelt an. »Hör auf damit.«

»Was denn? Ich hab nur …«

»… ich weiß genau, was du hast!«

»Oh, das ist jetzt unfair.«

»Komm mir nicht so!«

»Komm du mir nicht so.«

Sam hob die Augenbrauen. Nico verzog das Gesicht. »Hör auf damit!«

Verwirrt sah ich zwischen ihnen hin und her. So empörend waren die hochgezogenen Augenbrauen seiner Schwester jetzt auch nicht, dass sie Nicos Ausdruck rechtfertigten. Außerdem kam ich nicht ganz mit. Sie schienen wichtige Teile in ihrem Gespräch einfach zu überspringen.

»Okay, wir lassen die beiden allein, das kann noch eine Weile so gehen«, meinte Kala seufzend.

»Jup«, bestätigte Max grinsend und leerte sein Getränk. »Und ich brauch was Neues zu trinken! Oooh, Billie! Wir müssen auf jeden Fall ein Team für Bierpong sein. Das Geburtstagsteam.«

Seine Stimme war so laut, dass ich keinerlei Probleme damit hatte, ihn über den Bass hinweg zu verstehen. Er schien mir nicht mehr ganz nüchtern.

»Auf gar keinen Fall«, sagte ich lachend. »Bier ist eklig.«

»Wir können auch Tequila-Pong spielen«, meinte er unschuldig.

Kala verdrehte die Augen. »Sie ist achtzehn geworden – nicht lebensmüde, Max! Außerdem essen wir jetzt erst mal Torte.« Sie hob die Box in ihrer Hand. »Frag Ash.«

Max zeigte ihr den Vogel. »Ash ist vom Bierpong gebannt, das weißt du doch! Aber schön, ich hol mir noch was zu trinken. Das gute Zeug versteckt Dad in seinem Arbeitszimmer. Wir sehen uns auf der Tanzfläche.« Er zwinkerte mir zu und eilte dann die linke Seite der gewaltigen Bogentreppe hinauf, die ironischerweise nur von dem enormen Kronleuchter über unseren Köpfen überschattet wurde.

»Es gibt eine Tanzfläche?«, fragte ich skeptisch.

Kala prustete nur und stieß als Antwort die Tür weit auf, hinter der die Musik wummerte. Es gab eine Tanzfläche. Und nicht nur das. Denn das Wohnzimmer, in das wir traten, war riesig. Footballfeld-riesig. Ashs-Ego-riesig.

Es war mit schwerem schwarzem Teppich ausgelegt, in den goldene Muster gestickt worden waren – Sternkonstellationen? –, sodass es sich ein wenig so anfühlte, als würde man durch den Sternenhimmel laufen. Das Licht kam von ein paar antik aussehenden Hängeleuchten, die Ikea nur müde belächelt hätten, und außerdem von einer breiten Fensterfront, die eine gesamte Seite des Raumes einnahm und zu einem hell erleuchteten Pool und einem weitläufigen Garten hinausführte.

Zu meiner Rechten prangte ein riesiger Plasmabildschirm, vor dem eine vollbesetzte hellblau gepolsterte Couchecke stand. Rhett und Derek saßen darauf und zockten mit zwei Mädels Mario Kart auf der angeschlossenen Switch, während sie unkontrolliert Marshmallows in ihre Münder stopften und sich gegenseitig ab und zu einen Blick zuwarfen, als würden sie gerade parallel testen, bei wem mehr in den Mund passten.

Zu meiner Linken gab es besagten Bierpong-Tisch – obwohl es eher wie ein langer befleckter Esstisch wirkte, auf dem ein Dutzend Plastikbecker standen –, der schon in vollem Einsatz war. Dahinter war so etwas wie ein Buffett aufgebaut. Und die Mitte des Raumes war meiner professionellen Meinung nach die besagte Tanzfläche. Zumindest war es eine große Fläche, auf der Jugendliche tanzten.

Butter von BTS spielte und ich spürte, wie meine Füße augenblicklich anfingen, im Takt mitzuwippen … was mir Anlass dazu gab, zu bemerken, dass meine Schnürsenkel offen waren. Kala wimmelte sich weiter durch die Menge, den Tortenkarton über ihren Kopf haltend, wahrscheinlich auf direktem Weg zum Buffet, während ich mich bückte, um die Schuhe zuzubinden. Hier waren zu viele Füße, die auf die Bänder treten könnten und ich zog es vor, den Rest meines Geburtstages zu verbringen, ohne auf den Boden zu stürzen. Ich stellte meinen Becher ab, machte eine Schleife, blickte auf … und blieb an einem langen Paar Beine direkt in meinem Sichtfeld hängen.

»Du musst wirklich aufhören, vor mir niederzuknien. Es könnte mir zu Kopf steigen«, meinte eine dunkle Stimme. »Oder willst du mir einen Antrag machen?«

Ich blickte nach oben und sah mitten in Ashs viel zu selbstgerechtes Gesicht. Natürlich.

»Ich glaube, die Worte, die du eigentlich suchst«, sagte ich laut über die Musik hinweg, nahm mein Getränk und stand auf, »sind: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Billie. Sorry, dass ich so ein Kotzbrocken bin. Ich schenke dir, dass ich damit aufhöre! «

Ein schiefes Lächeln breitete sich auf Ashs Gesicht aus … und verursachte eine Gänsehaut in meinem Nacken. Ich konnte nichts dagegen machen. Denn wenn Ash lächelte, vergaß ich ab und zu, dass er arrogant war. Dass er nervig war. Dass er mir noch tausend Antworten schuldete. Denn seine Nase kräuselte sich leicht und seine Augen blitzten schelmisch auf und …

»Herzlichen Glückwunsch, Billie«, meinte er leise, sodass seine Stimme fast im Bass unterging. »Das mit dem Kotzbrocken sage ich nicht, weil meine Mutter mir verboten hat zu lügen.«

Hitze stieg in meine Wangen und ich schluckte. »Danke«, murmelte ich und war irgendwie enttäuscht, dass er mich nicht umarmte, so wie es der Rest getan hatte, sondern die Hände in den Jeanstaschen behielt. Nicht, weil ich gewollt hätte, dass er mich umarmte, sondern weil … weil …

Ich nippte an meiner Rumcola. Ja, heute war ein guter Zeitpunkt, um mit dem Trinken anzufangen.

»So, du bist also Jungfrau?«

Ich verschluckte mich abrupt und fing an zu husten. »Was?«, krächzte ich. Mein Gesicht wurde plötzlich zum Feuerball. »Woher willst du das wissen?«

Er grinste. »Das Sternzeichen, Billie.«

Oh, dieser miese … er machte das mit Absicht! Das ging mir erst jetzt auf. Es war nicht meine Schuld, dass ich ihn falsch verstand. Es war seine . Er sagte zweideutige Dinge, um mich zu ärgern.

Mit verengten Augen verschränkte ich die Arme vor der Brust. »Ja, ich bin Jungfrau. Und?«

»Nichts.«

»Interessierst du dich für Astrologie?«

Seine Mundwinkel zuckten. »Astrologie …«, murmelte er dann belustigt. »Nein.«

»Warum hast du es dann angesprochen?«

»Wie sagst du noch so gern?«, meinte er und runzelte gespielt nachdenklich die Stirn. »Warum nicht?«

Ich schnaubte und öffnete den Mund, um ihm zu erzählen, dass sein Sternzeichen Der arrogante Idiot war, als sich ein Arm um meine Schulter legte. Es war Max, der offensichtlich mit dem guten Zeug zurück aus dem Arbeitszimmer seines Vaters war.

»Ärgert dich Ash?«, wollte er grinsend wissen.

»Überhaupt nicht«, sagte ich fröhlich.

»Wirklich nicht? Ich hätte eine Menge Spaß dabei, ihn für dich zu verprügeln.«

Ash schnaubte, doch es klang belustigt. »Wie in alten Zeiten?«

Max’ Grinsen war wölfisch. »Yes. Ich bin heute irgendwie nostalgisch.«

»Ihr habt euch früher geprügelt?«, wollte ich augenverdrehend wissen.

»Ah, nur, wenn es um unsere Ehre ging. Aber heute haben wir beide keine mehr«, erklärte er betont sachlich.

Ich musste lachen und warf ihm einen belustigten Blick zu. »Verstehe.«

»Ich nicht«, sagte Ash. »Seit wann seid ihr denn beste Freunde?«

»Seit wir zusammen festgestellt haben, dass wir Shopping-Lappen im Vergleich zu Kala sind«, meinte Max leichthin.

Ich nickte ernst. »Es hat uns einige Überwindung gekostet, aber Einsicht war wirklich der erste Schritt zur Besserung.«

Ash verengte die Augen und einige Sekunden lang huschte sein Blick zu Max’ Hand auf meinem Oberarm. »Aha«, machte er dann.

»Billie, wo bist du hin?«, drängte sich Kalas Stimme dazu und sie erschien an Ashs Seite. »Lass uns tanzen, okay? Ich hab einen Zuckerflash von der Torte, den ich ausnutzen muss.«

»Uh, ich will tanzen!«, meinte Max und ließ seinen Arm sinken. »Kommst du mit, Ash?«

»Nee«, sagte er laut, bevor er sich kaum merklich zu mir vorbeugte und an meinem Ohr flüsterte. »Denn ich weiß, wie du tanzt … und ich hab Angst, von dir umgehauen zu werden.«

Ich lächelte ihm süßlich zu. »Diese Angst musst du nicht nur haben, während ich tanze, Ash«, sagte ich gelassen.

Er grinste. »Ist das eine Drohung?«

»Nein. Ein Versprechen«, meinte ich – hakte mich bei Kala und bei Max unter und zog sie auf die Tanzfläche.