Mein Zimmer fühlte sich einsam an. Es war auf einmal viel zu groß. Und leer. Das ganze Haus wirkte heute Abend merkwürdig fremd. Denn Sonya hatte hier gewohnt, oder? Für die wenigen Tage, die sie in Amber Lake geblieben war, hatte … meine Vielleicht-Mutter in diesem Haus gewohnt. Das war seltsam. Ein zu großer Zufall, um wirklich einer zu sein.
Ich war müde und gleichzeitig hellwach. Mein Körper war erschöpft, doch mein Geist sprang wild von einem Punkt zum nächsten, hatte noch hundert weitere Fragen, die mir keine Ruhe ließen. Und da war etwas in meinem Unterbewusstsein, ein nagendes Gefühl, das mir leise zuflüsterte, dass irgendetwas keinen Sinn ergab. Das irgendetwas an dem, was mir heute Abend alles erzählt worden war, nicht ganz ins Bild passte.
Ich druckte mir eine Liste der zwölf Tierkreiszeichen aus und versuchte die einzelnen Leute den Sternzeichen zuzuordnen. Ein paar hatte Ash mir schon erzählt, doch zu welchem Zeichen gehörte Diana? Gehörten Rhett und Derek? Ich würde morgen nachfragen müssen. Max war ziemlich sicher Teil des Sternzeichens Löwe. Sonst würden auf ihrem Grundstück nicht so viele steinerne Löwen wie auf dem Markusplatz in Venedig herumstehen. Doch dann fiel mir auf, dass Mr Roys oder einer der anderen gesagt hatte, dass dreizehn Hüter vom Nachthimmel hinabgekommen waren. Wer war das dreizehnte Zeichen? Was war das dreizehnte Zeichen?
Es gab zu viele Sternbilder, als dass es sich gelohnt hätte, danach zu googeln und mir den Kopf darüber zu zerbrechen, wenn ich auch einfach nachfragen konnte. Also ließ ich es erst einmal bleiben und warf mich auf mein Bett, bevor ich die nigelnagelneue Glühbirne an meiner Decke betrachtete. Ich konnte Licht zum Flackern bringen, richtig? Ash meinte, das täte ich schon die ganze Zeit unterbewusst. Und das eine Mal, dass sie geplatzt war … Er hatte behauptet, dass er das nicht gewesen war. Also musste ich es gewesen sein.
Ich hätte nicht wirklich Lust, zum zweiten Mal in einer Woche klitzekleine Glasscherben vom Teppich aufzusaugen und mich dann doch noch die kommenden Tage daran zu schneiden und sie aus meinem Fuß puhlen zu müssen. Aber ein kleines Flackern konnte ja nicht schaden, oder?
Also verengte ich die Augen, starrte die Lampe an und hob die Hände. Nicht weil ich das Gefühl hatte, dass ich das musste, sondern weil alle Leute, die versuchten mithilfe ihrer Gedanken etwas zu bewegen oder zum Leuchten zu bringen, es taten. Zumindest in jedem Film und in jeder Serie, die ich jemals gesehen hatte.
»Flackere, Licht!«, wisperte ich verschwörerisch … und nichts passierte, außer dass ich mir blöd vorkam. Aber ich war ja auch keine Hexe. Ich musste die Worte wahrscheinlich nicht laut aussprechen. Also presste ich die Lippen zusammen, konzentrierte mich auf das Licht, versuchte mir vorzustellen, ich selbst sei die Glühbirne. Versuchte irgendein Licht in meinem Inneren zu finden. Versuchte irgendetwas in meinem Inneren zu finden, während ich die Glühbirne anstarrte, als wäre sie … Nun, Ash.
Doch nichts passierte. Einmal dachte ich, dass es funktioniert hätte. Doch es stellte sich heraus, dass ich meine Augen so fest zusammengepresst hatte, dass es kurzzeitig ausgesehen hatte, als würde die Lampe flackern. Dabei waren es nur meine Lider gewesen, die geflackert hatten.
Nach zehn Minuten fruchtlosen, aber sehr albernen Herumgefuchtels und Bitte, Licht, flackere!- Singsang in meinem Kopf gab ich schließlich auf. Vielleicht war das Ganze doch eine Verwechslung. Vielleicht war ich nur ein Mensch und jetzt, da die Hüter mir ihr Geheimnis verraten hatten, würden sie mich umbringen müssen, sobald sie es herausfanden.
»Mensch, Billie. Du bist heute aber optimistisch«, wisperte ich mir selbst zu und fragte mich, ob Selbstgespräche tatsächlich das erste Anzeichen dafür waren, dass man verrückt wurde. Seufzend ließ ich mich rückwärts aufs Bett fallen und atmete tief durch. Und dann tat ich, was ich seit Jahren nicht mehr getan hatte. Ich stand auf, tapste durch den Flur und stahl mich in Dads Zimmer. Er hatte heute seinen freien Abend und schlief bereits fest, als ich zu ihm unter die Decke kroch. Doch ich kuschelte mich an seinen Rücken, atmete seinen vertrauten Geruch ein … und zum ersten Mal seit 72 Stunden beruhigte sich mein Herzschlag. Zum ersten Mal fühlte ich mich wieder sicher.
Ja, ich war achtzehn. Aber heute Nacht … Heute Nacht war es okay, wenn ich noch einmal Kind war. Und erst, als mich der Schlaf beinahe übermannte, erst als mich Dads ruhige Atemzüge bereits an die Schwelle des Traumlands getrieben hatten, fiel mir ein, was mich störte. Was nicht zu passen schien: Ben hatte die Schatten nicht gesehen. Er war ein Sternenhüter und hatte sie nicht gesehen. Oder hatte er nur so getan?
Am nächsten Morgen war ich wie erwartet hundemüde. Dad fragte, ob alles in Ordnung sei. Vermutlich, weil ich das letzte Mal mit zehn in seinem Bett geschlafen hatte. Nachdem ich darauf bestanden hatte, dass ich alt genug sei, um Jurassic World zu sehen … Und mich die ganze Nacht schlimme Albträume geplagt hatten.
Ich konnte nicht erzählen, dass ich die letzte Nacht von einer Horde Rittern angegriffen worden war und dann mit ein paar Aliens rumgehangen hatte. Das erzählte man einfach nicht, wenn man nicht eingewiesen werden wollte. Also sagte ich nur, dass ich mich mit ein paar meiner neuen Freunde gestritten und nicht hatte allein sein wollen. Jetzt sei aber alles in Ordnung. Was in etwa der Wahrheit entsprach. Na ja, nein. Nicht wirklich. Aber diese kleine Lüge konnte ich mir verzeihen und Dad hoffentlich auch. Er schien mir nicht ganz zu glauben und noch einige Fragen zu haben, sagte jedoch nichts. Vermutlich, weil er wusste, dass ich es ihm schon erzählen würde, wenn ich so weit war. Das hatte ich bisher immer. Doch ich hatte das merkwürdige Gefühl, dass diese Situation die erste Ausnahme sein könnte.
Als ich eine halbe Stunde später auf den Schulparkplatz vorfuhr, hatte ich mich noch nicht ganz entschieden, ob ich nur noch wütend auf Ash war oder auch wütend auf Kala. Denn sie hatte mir ebenso wie der Blödmann all das Sternenhüter-Zeug verschwiegen. Doch zu meiner Überraschung hatte ich weniger Zeit als gedacht, um es mir durch den Kopf gehen zu lassen. Denn sie wartete bereits auf dem Parkplatz auf mich, ein großes, flaches Paket in den Händen haltend, einen nervösen Ausdruck auf dem Gesicht.
»Hey«, sagte sie atemlos, sobald ich ausgestiegen war. »Also, ich weiß, dein Geburtstag war schon vor einigen Wochen, aber wie angekündigt, habe ich etwas länger für dein persönliches Geschenk von mir gebraucht. Aber ich hab mich gestern so schlecht gefühlt, weil wir dich so mit all diesen Infos erschlagen haben, dass ich es nun endlich fertig gemacht hab. Damit du heute etwas hast, über das du dich freuen kannst. Also …« Sie lächelte entschuldigend und drückte mir im nächsten Moment das Paket in die Hand. »Mach es auf.«
Ich betastete stirnrunzelnd die Ränder, bevor ich es auf meine Motorhaube legte und das Papier aufriss. Es war ein Gemälde. Mit leuchtenden Ölfarben gemalt, zeigte es den Amber Lake, der im Sonnenlicht glitzerte, während zwei Mädchen auf der Insel in der Mitte des Sees standen und Steine über die Oberfläche flippen ließen.
»Das sind wir«, erklärte sie unnötigerweise. Denn selbst obwohl wir nur Miniaturversionen waren, hatte sie uns unglaublich gut getroffen. Von meiner roten Cordhose, bis zu ihren großen goldenen Ohrringen. »Ich finde Bilder, wo keine Menschen drauf sind, immer etwas langweilig, und hoffe, du hast nichts dagegen«, meinte sie und zog sich nervös die Ärmel über ihre Hände. »Ich hab es erst gemalt und dann gedacht, dass es vielleicht etwas creepy ist. Uns beide auf einem Gemälde zu verewigen. Aber es ist ganz hübsch geworden, oder?«
Das war das Understatement des Jahrhunderts. Gott, wie viel Zeit hatte sie gebraucht, um all die Einzelheiten hinzuzufügen? Die herbstgoldenen Blätter an den Bäumen. Die Lichtreflexionen auf dem See. Sogar die Ruine hatte sie eins zu eins festgehalten.
»Es ist umwerfend«, erwiderte ich ehrlich und meine Augen brannten. »Wirklich. Ich habe noch nie ein so schönes Bild besessen. Das muss dich Tage gekostet haben!«
Sie winkte ab und strich sich die Haare hinter die Ohren. »Es hat Spaß gemacht. Und du warst so fasziniert von dem See, dass ich es passend fand. Also … hängst du es auf?«
»Auf jeden Fall!«, sagte ich ungläubig und musste lachen. »Wir brauchen nur noch einen Rahmen. Denn dieses Bild hat einen Rahmen verdient!«
»Den können wir zusammen kaufen, wenn du magst …«, sagte sie unsicher.
»Ich bestehe darauf! Denn wie du weißt, habe ich genauso viel Ahnung von Deko, wie von … nun, diesen ominösen Fähigkeiten, die mir alle zuschreiben. Vielleicht diesmal in Fresno? Wir könnten die Stadt erkunden und du könntest mich davon überzeugen, dass sie gar nicht so langweilig ist, wie Wikipedia vermuten lässt.«
»Ich würde liebend gern mit dir einen Rahmen aussuchen! Aber ich kann leider nicht nach Fresno.« Sie zog die Schultern höher und sah mich entschuldigend an. »Wir können nicht wirklich die Stadt verlassen.«
Verwirrt blinzelte ich. »Doch, bestimmt leiht Dad mir den Wagen.«
»Nein, das meine ich nicht.« Sie seufzte schwer. »Dieser Schutz, von dem die anderen gestern gesprochen haben. Er gilt nur für Amber Lake und reicht gerade bis zu den Stadtgrenzen. Darüber hinaus … Sind wir leichte Beute für die Königin. Wir geben alle ein bestimmtes Leuchten von uns, weißt du? Eine Art Signatur, die von oben sehr leicht zu erkennen ist, wenn man danach sucht. Deswegen können wir Amber Lake … nicht wirklich verlassen.«
Mit geöffnetem Mund sah ich sie an. »Das kann nicht sein. Denn dann müsste ich diese Signatur ja auch haben. Warum hat mich die Königin dann nicht schon längst geholt? Wenn ich so leicht zu finden bin?«
»Nicht, wenn du wirklich die Tochter der Waage bist. Denn sie ist es doch, die den Schutz erschaffen hat. Die dazu in der Lage ist, unser Licht zu neutralisieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass du dieselben Fähigkeiten besitzt.«
Natürlich. Wieder ein paar Fähigkeiten, die ich nutzte, ohne es zu wissen. Ich seufzte und rieb mir übers Gesicht, bevor mir ein Licht aufging. »Deswegen kannst du nicht an die Ostküste. An eines der Kunst-Colleges.« Und deswegen konnte Ash nicht von hier weglaufen.
»Nein«, sagte sie kleinlaut, bevor sie einen Schwall Luft ausstieß und überraschend lächelte. »Gott, du hast keine Ahnung, wie froh ich bin, dass du nun alles weißt! Ich hätte dir am liebsten schon alles am ersten Tag erzählt. Ash muss dir einen ganz schönen Schreck eingejagt haben, als er dir vors Auto gerannt ist. Und Gott, Max war so sauer deswegen, weil Ash unvorsichtig war und uns alle hätte verraten können, aber ich war ehrlich gesagt nur sauer, weil er dich in Gefahr gebracht hat. Und es wirklich schon anstrengend genug ist, die Neue auf einer fremden Schule zu sein, ohne einen arroganten Hüter an seiner Stoßstange kleben zu haben.« Sie holte lautstark Luft. »Aber wir dürfen es niemandem sagen. Natürlich nicht. Die Menschen tendieren dazu auszurasten, wenn sie erfahren, dass sie nicht die krassesten Geschöpfe in diesem Universum sind. Es ist sozusagen die erste Regel und es gibt keine Ausnahmen, außer man heiratet, dann darf man es seinem Partner sagen. Aber selbst das haben manche nicht getan. Weil sie Angst haben, dass es zu viel für den anderen ist. Und ich hatte ehrlich gesagt auch Angst, dass es zu viel für dich ist. Ash meinte, dass du schon damit klarkämst, unsere Eltern wollten natürlich nichts davon wissen, und er redet viel, wenn der Tag lang ist, also habe ich mir Sorgen gemacht und …«
Ich trat vor und schloss Kala fest in die Arme. »Danke«, wisperte ich und brachte sie somit endlich zum Schweigen. »Danke, wirklich. Für alles.« Denn wie zur Hölle sollte ich wütend auf sie sein, wenn sie sich offensichtlich so schlecht fühlte und sich anscheinend konstant um mich gesorgt hatte? Obwohl sie mich doch erst ein paar Wochen kannte.
»Oh. Gern geschehen«, erwiderte sie perplex und tätschelte meinen Rücken. »Aber ich habe ehrlich nichts Besonderes getan. Ich habe nur mit ein wenig Farbe rumgekleckst. Du bist es, die uns gestern gerettet hat, also sollte ich diejenige sein, die Danke sagt.«
Kala hatte unrecht. Sie hatte etwas Besonderes getan. Sie hatte sich mit mir angefreundet. Sie war nett und offen gewesen und hatte mich wie selbstverständlich in ihre Gruppe integriert. Das war so viel mehr wert, als aus Versehen einen Haufen Dunkelritter zu verscheuchen.
»Hey, wieso kriege ich keine Umarmung?«, wollte eine Stimme hinter uns wissen und als wir uns umdrehten, standen Max, Ash, Derek und Rhett hinter uns. Max war der, der sich unfair behandelt fühlte.
»Weil du mir kein wunderschönes Bild gemalt hast«, sagte ich entschuldigend und hielt das Gemälde hoch.
»Shit, Kala«, meinte Max beeindruckt. »Das ist ja der Hammer.«
Ash legte den Kopf schief und betrachtete ebenfalls das Ölbild. Sein Blick fand zielsicher die Ruine am unteren Rand. Doch er sagte nichts dazu.
Stattdessen räusperte Derek sich, trat vor und erklärte sachlich: »New Girl, ich hab mich übrigens entschuldigt. Bei Leslie.«
Überrascht hob ich die Augenbrauen. »Leslie? Dem Mädchen, mit dem du rumgemacht hast?«, vermutete ich.
Er nickte und reckte stolz die Brust. »Hatte sie unter heiße Rothaarige bei mir eingespeichert und hab ihr gestern eine Nachricht geschrieben. Eine voll lange. Bestimmt sechs Zeilen.«
Ich lächelte müde. Besser wäre eine persönliche Entschuldigung gewesen, aber ich schätzte, das wäre wohl etwas zu viel verlangt gewesen. Also nickte ich ihm anerkennend zu. »Das war sehr erwachsen von dir.«
»Ich weiß.« Bescheiden zuckte er mit den Achseln, während Rhett ihm gönnerhaft auf die Schulter klopfte, als hätte sein Freund soeben Krebs geheilt oder zumindest eine Olympiamedaille gewonnen.
Kala verdrehte die Augen. »Du hast dich nur bei ihr entschuldigt, weil du Angst vor Billie hast, Derek.«
Dereks Wangen liefen rosa an. »Gar nicht!«
Verwirrt sah ich von einem zum anderen. »Was? Angst?«
»Oh ja«, bestätigte Max grinsend. »Nachdem Ash verkündet hat, dass du ihn und seine Fähigkeiten so gut wie ausgeschaltet hast, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, sind alle etwas, sagen wir … unruhig geworden. Sogar mein Dad war beeindruckt. Und er ist nie beeindruckt. Glaub mir, ich weiß das.«
Ein Kloß wuchs in meinem Hals heran. »Was?«, krächzte ich. »Das ist doch albern. Niemand muss Angst vor mir haben. Das wisst ihr, oder?« Ich sah zu Derek, der so schnell nickte, dass sein Nacken knackte.
»Jaja, klar. Wir haben keine Angst.«
»Gar keine«, stimmte Rhett mit ein. »Du bist winzig. Wenn ich meinen kleinen Finger gegen deine Stirn drücke, kippst du wahrscheinlich um.«
Meine Mundwinkel zuckten. »Vermutlich. Denn euer Bizeps ist beeindruckender als meiner.« Ich tippte mit dem Zeigefinger gegen mein eigenes, erbärmliches Exemplar.
Derek grinste. »Winzig passt. Aber ehrlich: Du kannst Ash dazu bringen, zu versagen. Niemand kann das. Also: Nice, New Girl!« Er wuschelte mit der flachen Hand durch meine Haare, als wäre ich ein Hund, der ein besonders hübsches Kunststück gelernt hatte, bevor er an mir vorbei in Richtung Schule lief. Wir folgten ihm. »Ich hab das nicht mit Absicht gemacht«, stellte ich klar. »Also, ich tue das nicht, weil es mir Spaß macht, Ash zum Versagen zu bringen.«
»Kleine Lügnerin«, wisperte Ash an meinem Ohr und eine Gänsehaut kletterte meinen Nacken hinab.
Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Okay, vielleicht machte es mir ein bisschen Spaß. Aber auf eine sehr unschuldige und liebenswürdige Art und Weise. Da war ich mir fast sicher.
»Apropos Ashs Versagen«, schaltete sich Max ein und grinste seinem besten Freund zu. »Was hältst du davon, Billie, wenn wir uns alle heute Nachmittag am See treffen, damit du uns demonstrieren kannst, wie du Ashs Fähigkeiten durcheinanderbringst?«
Ich würde nichts lieber tun, doch ich konnte nichts demonstrieren, von dem ich keine Ahnung hatte.
Kala deutete meinen Gesichtsausdruck richtig, denn sie sagte hastig: »Vielleicht geben wir dir lieber erst mal eine Einführung. Das hilft dir sicher auch mit deinen Kräften umgehen zu lernen.«
Erleichtert atmete ich auf. Hatte ich ernsthaft darüber nachgedacht, wütend auf sie zu sein? Wie albern. Denn es war unmöglich »Ja, gerne. Das wäre toll.«
Erstens, weil ich wirklich keine Ahnung hatte, wie ich die geheimen Mächte in mir aktivierte … Und zweitens, weil ich verdammt neugierig darauf war, was die anderen alle konnten.
»Gut, dann fangen wir damit an«, meinte Max lächelnd.
Wir liefen gemeinsam ins Schulgebäude und eine wohlige Wärme machte sich in meiner Brust breit. Die Angst, all ihre Erwartung nicht zu erfüllen, war zwar immer noch da … Aber wenigstens hatte ich nicht länger das Gefühl, dass sie etwas vor mir verheimlichten. Dass ich immer noch eine Außenseiterin war. Denn ich gehörte jetzt zu ihnen.
Und das war ein verdammt gutes Gefühl.