Gletscher in Scherben
Blick auf die Ostküste Grönlands nahe dem Scoresby Sund. Von oben offenbart sich die leere Weite, das unendliche Weiß, in seiner vollen Macht und Pracht. Der Scoresby Sund oder auch Kangertittivaq ist das größte Fjordsystem der Welt, das eine überraschend große arktische Fauna beheimatet. Moschusochsen, Polarwölfe oder Schneehasen leben hier, riesige Vogelschwärme machen Station, im Wasser tummeln sich Robben und Fische, manchmal auch Narwale oder Belugas. Doch dieser besondere Lebensraum ist akut bedroht. Während das Land auf diesem Bild von einer scheinbar festen Schicht aus Eis und Schnee bedeckt ist, wirken die Eisschollen auf dem Wasser durchscheinend und zerbrechlich. Ein Eindruck, der der Realität recht nahekommt. Denn Grönlands Eisschild schwindet unaufhaltsam, Jahr für Jahr schmilzt mehr Eis, als sich im Winter bei Schneefall wieder bildet. Vor allem weit ins Meer hineinreichende Gletscher verlieren extrem schnell an Masse. Eine Studie der Ohio State University aus dem Sommer 2020 kommt zu dem Schluss, dass dieser Verlust nicht einmal dann noch aufzuhalten wäre, wenn wir unser Klima auf den Stand von vor 20 Jahren zurückdrehen könnten. Und so entlässt Grönland jedes Jahr 280 Milliarden Tonnen schmelzendes Eis ins Meer – mit schwer absehbaren Folgen für Grönland und den Rest der Welt.
Ein Meer aus Sand
Die Dünen sind zweifellos ein Markenzeichen der Namib. Sie erheben sich hinter vielen Hafenstädten Namibias und trennen die bunte belebte Küste von der unwirtlichen Wüstenlandschaft mit ihrer großen Trockenheit und extremen Temperaturschwankungen von bis zu 70 Grad Celsius. Es gibt durchaus Lebewesen, die damit umgehen können, doch man sieht sie meistens nicht. Kein Tier, keine Pflanze – nur Sand, wohin man auch schaut. Aber der leuchtet je nach Tageszeit und Lichteinfall in kräftigen Rot- und Orangetönen. Ein beeindruckender Anblick, der Besucher in Ehrfurcht verfallen lässt. Besonders, wenn man sich klarmacht, dass diese Landschaft seit 80 Millionen Jahren existiert – und sich zugleich täglich verändert. Der Wind pfeift über die flachen Becken und die sich auftürmenden Hügel, er reißt die feinen Sandkörner mit sich und lagert sie anderswo wieder ab. Die zur Küste hin auslaufenden Dünenfelder sind geformt aus Material, das manchmal viele Tausend Kilometer aus dem Hinterland in Richtung Atlantik getragen wurde – vom Wind oder in Regenzeiten auch von Flüssen. Von der Meerseite her steigt regelmäßig Nebel empor und bringt Leben spendende Feuchtigkeit in die Namib. Wegen dieses einzigartigen Zusammenspiels der Elemente wurde das Namib-Sandmeer als UNESCO-Welterbe ausgezeichnet.
Der Triumph der Natur
Der Mensch war schon immer sehr erfinderisch, wenn es darum ging, die Natur für sich nutzbar zu machen. Er betrieb Ackerbau, baute Staudämme und rodete Wälder für Häuser oder Felder. Er erfand Dampfmaschinen und Motoren und überzog das Land mit Straßen und Schienen, um jeden noch so abgelegenen Winkel zu erreichen. Was dabei mit der Natur geschah, war ihm meist gleichgültig, sie hatte sich unterzuordnen oder zu verschwinden. Doch lässt der Mensch nur einmal nach in seinem Bemühen um Ordnung und Technisierung, gibt er eine Fläche nur wenige Jahre lang auf, dann zeigt sich, wie irrig die Annahme war, er hätte einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sicher, manche Verschmutzungen halten sich lange, doch auch dafür gibt es Spezialisten. Pflanzen wachsen auch auf vergifteter oder verstrahlter Erde, sie brechen durch Beton, überwuchern Mauern und Maschinen, und in ihrem Gefolge finden Tiere einen neuen Lebensraum. Diese Birke wird einmal die rostenden Schienen sprengen, die hölzernen Bahnschwellen werden verwittern, und irgendwann erinnert hier nichts mehr an die Menschen, die diesen Ort wohl ihrerseits längst vergessen haben. Was bleibt, ist Natur.