Eine Tour mit dem Sightseeingbus zeigt ohne Frage das Wichtigste von London. Spannender ist die Themsestadt aber zu Fuß – einige Vorschläge für kurzweilige Spaziergänge.
Tour 1
Westminster und City
Londons Highlights: von Big Ben zum Tower siehe >>
Tour 2
Südufer der Themse
Vom London Eye zur Tower Bridge mit tollen Ausblicken auf die City siehe >>
Tour 3
Das Westend
Shopping, Grün und Royals siehe >>
Tour 4
Soho
Kreative, Trinker, Intellektuelle siehe >>
Tour 5
Spitalfields
Immigrantenviertel seit 300 Jahren siehe >>
Die berühmten alten Doppeldeckerbusse sind nur noch auf zwei Touristenlinien unterwegs.
Im Zeitalter der Billigflüge ist natürlich auch ein Tagestrip nach London denkbar. Aber drei Tage sollten es für die Themse-Metropole schon mindestens sein, will man die wichtigsten Sehenswürdigkeiten besuchen, in das eine oder andere Museum schauen und natürlich shoppen gehen. Wer gut zu Fuß ist, kommt zwischen City und Westminster ganz gut zurecht. Extensives »Gehen« aber wird man in London bald satt haben, denn wir bewegen uns in einer der flächenmäßig größten Städte der Welt. Doch Busse und vor allem die – von den Londonern wegen ihres technischen Zustands oft geschmähte, aber nicht zu vermeidende – U-Bahn bringen einen eigentlich überall hin. Nur die Stoßzeiten sollte man dringendst vermeiden.
Was die Verkehrsanbindungen angeht, ist es fast einerlei, wo man sich niederlässt; was angenehme Umgebung und abendliche Ausgehmöglichkeiten betrifft, sind die Hotels im Westend, in Knightsbridge und Kensington immer noch erste Wahl.
Noch ein Wort zum Verkehrsmittel: Die Idee, mit dem Auto nach London zu fahren, sollte man schnell wieder vergessen, auch wenn man Anfahrtsstrecke und Linksverkehr vielleicht nicht scheut. Denn Londons Oberbürgermeister hat 2002 die Congestion Charge eingeführt. Dahinter verbirgt sich eine Maut in Höhe von nun 8 £ pro Tag für jedes Fahrzeug, das in die Innenstadt fährt. Das Ganze wird elektronisch überwacht. Und wen selbst das nicht schreckt – Parkplätze sind Mangelware und unerlaubtes Parken kommt sehr teuer zu stehen.
Start und Ziel: Westminster Bridge – Tower Bridge (Nordufer der Themse)
Dauer: min. 4 Stunden
Dieser Spaziergang berührt viele Highlights. Man sollte ihn so legen, dass man um 11.00 Uhr (sonntags 10.00 Uhr) an Horse Guards ankommt, um den Aufzug der Wache zu erleben. Wer zuerst einen Überblick braucht, kann eine Runde im 135 m hohen Riesenrad London Eye drehen, das nicht weit vom Startpunkt am Ostufer der Themse steht.
Es geht los an der U-Bahn-Station Westminster, wo man beim Londoner Wahrzeichen Big Ben, dem Uhrturm der
Houses of Parliament, ans Tageslicht kommt. Die ganze Pracht des Parlamentsgebäudes erlebt man am besten von Westminster Bridge aus. Von dort geht man über den Parliament Square zu einem kurzen Blick auf
Westminster Abbey – die vollständige Besichtigung hebt man sich besser für einen anderen Tag auf – und dann die Straße
Whitehall hinauf: Wo die vielen Schaulustigen stehen, ist Horse Guards. Bald folgt Londons großartigster Platz und Hommage an Britanniens Seehelden Lord Nelson,
Trafalgar Square, an dessen Nordseite sich die
National Gallery entlangzieht. Zwei Dinge sollte man hier auf jeden Fall tun: Nicht die Tauben füttern, aber dafür unbedingt einen Blick zurück Whitehall hinab zu Big Ben werfen! Dann aber geht es auf dem
Strand weiter zur City, vorbei an Waterloo Bridge und Somerset House mit der
Courtauld Institute Gallery. Endlich ist es Zeit für eine erste Pause: Die Pubs und Cafés in
Covent Garden etwas weiter nördlich sind genau der richtige Ort dafür, etwa das Café im Royal Opera House.
Nicht verpassen: Horse Guards
Dann zurück zum Strand und zum Temple Bar Memorial. Unmittelbar hier öffnet sich auf der rechten Straßenseite ein schmaler Torbogen nach
The Temple. Hinter Temple Bar beginnt
Fleet Street, von deren großer Zeit als Zeitungsstraße allerdings nichts mehr zu spüren ist. Sie geht über in Ludgate Hill, von wo man schon bald
St. Paul’s Cathedral sieht. Nach der Kathedrale folgt man Cannon Street und Queen Victoria Street zur U-Bahn-Station Bank. Hier ist man im Herzen der Londoner Finanzwelt mit der Bank of England und der
Royal Exchange. Bei Bank Station beginnt die letzte Etappe: durch die Threadneedle Street oder die
Lombard Street zum viktorianischen Leadenhall Market (schöner Platz für eine Pause!), dann auf der Gracechurch Street zum
Monument, von dort die Fenchurch Street entlang und an All-Hallows-by-the-Tower vorbei zum
Tower und schließlich zur
Tower Bridge.
Start und Ziel: Von der Westminster Bridge zur Tower Bridge
Dauer: min. 2 Stunden
Dieser Spaziergang macht mit einem in den letzten Jahren sehr attraktiv gewordenen Teil Londons bekannt. Außerdem bietet er tolle Aussichten auf Westminster und die City.
Er beginnt am östlichen Ende der Westminster Bridge, von wo man den besten Blick auf die Houses of Parliament hat. Die Treppe hinab geht es dann auf den Uferweg der South Bank zum 135 m hohen Riesenrad
London Eye, das eine ganz andere Perspektive auf Big Ben und dazu über die gesamte Stadt bietet. Von hier führt der Spaziergang schließlich bis zur Tower Bridge. Dabei bieten sich immer wieder wunderbare Aussichten auf das Themseufer gegenüber und Gelegenheiten zu attraktiven Stopps in Pubs, Bars und geschäften am diesseitigen Ufer.
Wo die stählerne Eisenbahnbrücke Charing Cross Bridge den Fluss überquert, zeigt sich die City erstmals in aller Panorama-Schönheit: die Kuppel von St. Paul’s, dahinter die »Gurke« im Bankenviertel, in der Ferne die Türme der Tower Bridge und »The Shard«. Für eine Pause empfiehlt sich das Café oder das Restaurant Skylon mit einem tollen Ausblick in der
Royal Festival Hall oder hinter der Waterloo Bridge eines der Lokale in Gabriel’s Wharf, einem alternativ angehauchten Plätzchen mit Galerien für Kunsthandwerk. Bald folgt
Oxo Tower mit seinen Designerläden, einer teuren Bar und und einem noch teureren Restaurant.
Für gehobenere Ansprüche: Austern und Weißwein (aber auch Fischgerichte) bei Wright Bros. Oyster & Porter House (11 Stoney St.); bescheidener mit Sandwiches, Baguette oder Kuchen bei Konditor & Cook gleich nebenan (10 Stoney St.). Oder an einem der Stände einfach etwas direkt auf die Hand, z. B. Chorizo Burger (ggü. von Konditor & Cook)
Die nächste Brücke, Blackfriars Bridge, markiert die Grenze zum Stadtteil Southwark, einst das Viertel der Fuhrleute, der Spelunken, Spieler und Huren. Rechts erhebt sich die gewaltige Bankside Power Station, als
Tate Modern ein Mekka für Anhänger moderner Kunst; direkt gegenüber führt die filigrane Millennium Bridge geradewegs auf St. Paul’s zu. Im anschließenden
Shakespeare’s Globe Theatre kann man elisabethanische Theaterluft schnuppern und bald darauf einen Blick in eine der schönsten gotischen Kirchen Londons werfen,
Southwark Cathedral.
Dann aber ist wieder wohl verdiente Pause angesagt und dazu gibt es kaum einen besseren Ort als den unmittelbar gegenüber der Kathedrale unter den Gleisen von London Bridge Station liegenden Borough Market, den schönsten Delikatessenmarkt der Stadt. Was hier angeboten wird, kommt in den Restaurants, Take-aways und Pubs ringsum in Stoney Street, Park Street und Bedale Street auf den Tisch. Das letzte Wegstück führt an der spektakulär schiefen City Hall vorbei zur
Tower Bridge und, wer mag, vielleicht noch hinüber zum
Tower.
Start und Ziel: Piccadilly Circus
Dauer: min. 3 Stunden
»Shopping, Grün und Royals« ist das Motto dieses Rundgangs, der durch das geschäftige, das noble und das königliche London führt.
Er beginnt an
Piccadilly Circus. Von ihm geht in einem herrlichen Bogen Regent Street ab, die Haupteinkaufsmeile des West End – am Kaufhaus
Liberty und, wenn Kinder dabei sind, am Spielwarengeschäft Hamley’s führt hier kein Weg vorbei. Am Oxford Circus trifft die Regent Street die hektische Oxford Street, wo sich die Geschäfte und Kaufhäuser von Luxus bis Ramsch nahtlos fortsetzen und man vor lauter Touristen kaum vorwärtskommt. Wer das nicht will, kann zumindest einen Teil des Wegs via Conduit Street durch die New Bond Street – wo die wirklich teuren Geschäfte inkl. des in aller Welt bekannten Auktionshauses
Sotheby’s zu Hause sind – zur Oxford Street gehen. Fast an deren Westende auch für Shoppingmüde ein weiteres Muss:
Selfridges, nicht gar so nobel wie Harrods, aber mindestens so groß und auch nicht billig.
Dann erreicht man mit der Nordostecke des Hyde Park den grünen Teil des Wegs, markiert von
Marble Arch und Speakers’ Corner. Der Weg durch den Park ist einerlei (etwas länger: nach Westen um den Serpentine-See herum zum Princess Diana Memorial Fountain mit Kaffeepause am Lido), jedenfalls sollte man an
Hyde Park Corner wieder herauskommen, wo Britanniens Kriegsheld Wellington wohnte und sich heute ringsum eine ganze Anzahl von Kriegsdenkmälern versammelt. Am Green Park entlang geht es zum
Buckingham Palace. Von dort aus kann man durch den
St. James’s Park spazieren, die Eichhörnchen füttern und an Horse Guards Parade herauskommen und den Spaziergang beenden.
Wer aber noch Kondition hat, marschiert vom Palast ein kurzes Stück die Mall entlang bis zu Carlton House Terrace und dort treppauf zur St. James’s Street und – durch das Viertel der Londoner Klubs – wieder in die Gegenrichtung zum
St. James’s Palace, einem der wenigen Londoner Tudorbauten. Danach schlägt man den Weg zurück durch das Viertel St. James’s ein, der recht lang geraten kann, denn edle Herrenausstatter, Tabaks- und Pfeifenläden und das Nobelkaufhaus Fortnum & Mason lauern beiderseits der Straße. Jedenfalls kommt man wieder an
Piccadilly Circus heraus, und dahinter beginnt Chinatown – genau richtig für Lunch oder Dinner.
Start: Soho Square
Ziel: Golden Square
Dauer: 2 Stunden
Soho haftet immer noch eine Aura des Verrufenen an – nicht ganz zu Unrecht, obwohl das Viertel eher als kreativ und bunt zu bezeichnen ist.
Das erkennt man schon am Soho Square (U-Bahn: Tottenham Court Road). Der Platz wurde in den 1680er-Jahren als Adresse für die feine Gesellschaft angelegt, woran die schöne Platzmitte mit einer Statue von Karl II. und einige Häuser, vor allem St. Barnabas House in der Südostecke, erinnern. Doch bald kam weniger vornehmes Volk: St. Patrick’s Church an der Ostseite, jetzt mit Marmorpracht, ist die Nachfolgerin einer katholischen Kirche für arme Iren, die wiederum an der Stelle steht, wo die venezianische Kurtisane Teresa Cornelys in den 1760er-Jahren Maskeraden veranstaltete und Casanova empfing. Im Haus Nr. 1 im Nordwesten hat Paul McCartneys Musikfirma ihren Sitz. Der Keller ist ein Nachbau vom berühmten Beatles-Studio Nr. 2 in der Abbey Road. Drei Minuten entfernt im charmanten
St. Anne’s Court (über die Carlisle St., an der ersten Kreuzung links) nahmen 1968 die Vier im noch existierenden Trident Studio »Hey Jude« auf.
Vom Soho Square führt die Greek St. nach Süden. Das Restaurant »Gay Hussar« links zählte einst General Eisenhower, die Königin von Thailand, Sowjetspione und Mick Jagger zu seinen Kunden. Dann geht es rechts in die Bateman St. zum Dog and Duck, einem mit Spiegeln, Fliesen und Holz herrlich verzierten Pub der 1890er Jahre. Eine Gedenktafel auf der Westseite der Frith St. direkt südlich der Kreuzung mit der Bateman St. ehrt Dr. John Snow, der 1854 als Erster verunreinigtes Trinkwasser als die Ursache von Cholera erkannte. Fünf Jahre zuvor waren über 50 000 Londoner an der Seuche gestorben. Zu den Opfern zählte eines der Kinder von Karl Marx, der in der Dean St. Nr. 28 von 1850 an sechs Jahre lang in Armut gelebt hatte.
Wieder auf der Frith St. geht es nach Süden. Im Haus Nr. 20 links wohnte 1764/1765 der achtjährige Mozart. Gegenüber, in Londons berühmtestem Jazzklub Ronnie Scott’s, trat Jimi Hendrix zum letzten Mal live auf. Bald erreicht man die Old Compton St., heute Mittelpunkt der Londoner Gay-Szene, wo genügend mitunter schicke Lokale zur Pause einladen, die die Spelunken der Nachkriegsjahrzehnte mit legendären Kneipenwirten und recht gemischter Klientel abgelöst haben. Die Treffen des Thursday Club im Haus Nr. 29 – 31 gaben in den 1950ern Anlass zu allerlei Gerüchten, denn dort entkam Prinzgemahl Philip dem steifen Palastprotokoll und lud einen erlesenen Kreis, darunter Peter Ustinov, zu einer feucht-fröhlichen wöchentlichen Runde ein. Im heute ungefährlichen Pub »Coach and Horses« aus dem Jahr 1849 (Greek St. südlich der Old Compton St.) verkehrten damals Gangster, korrupte Polizisten und Künstler.
»The French House« (Dean St. 49) war während des Zweiten Weltkriegs so etwas wie das inoffizielle Hauptquartier für Charles de Gaulle; einige Jahre später verlor in diesem Pub der trinkfreudige Dichter Dylan Thomas 1953 das einzige Manuskript seines Hörspiels »Unter dem Milchwald«.
Über die Old Compton St. Richtung Westen kommt man zur Wardour St., deren nördlicher Abschnitt das Zentrum der britischen Kinobranche ist, und nach einigen Schritten ist man am grünen Platz vor dem merkwürdigen Turm der St. Anne’s Church. Er ist das einzige Überbleibsel der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirche – ein Architekturkritiker beschrieb die Form der Spitze als »gekreuzte Bierfässer«. Der Kirchhof bietet Erholung in einer hektischen Gegend und ist die letzte Ruhestätte des Essayisten William Hazlitt (1778 – 1830), dessen Adresse Frith St. Nr. 6 jetzt das sehr feine Hazlitt Hotel beherbergt, und des deutschen Abenteurers Theodor von Neuhoff (1694 – 1756), der für die Unabhängigkeit von Korsika kämpfte, König der Insel wurde und später sein Königreich als Pfand für seine Befreiung aus einem Londoner Schuldnergefängnis bot.
In der Brewer St. hat sich doch noch ein Rest vom verruchten Soho gehalten. An Sexshops und dubiosen Klubs vorbei geht es Richtung Westen und dann rechts in die Lower James St. zum Golden Square. Er wurde Anfang des 18. Jh.s für ein adliges Publikum angelegt, woran einige wenige Bauten erinnern, so zwei Häuser an der Westseite, ehemals Domizil der portugiesischen Botschaft. Hier sind die Geschäfte auf der Regent St. und die U-Bahn-Station Piccadilly Circus nicht weit.
Start: U-Bahn-Station Aldgate East
Ziel: Spitalfields Market
Dauer: 1,5 – 2 Stunden
Spitalfields grenzt unmittelbar östlich an das Bankenviertel der City. Obwohl sich das Geld der Finanzwelt in Läden und Cafés bemerkbar macht, prägen das Alltagsleben der Bangladeshis und Studenten sowie die Vergangenheit als Viertel hugenottischer und jüdischer Einwanderer das Geschehen.
Direkt neben der U-Bahn-Station Aldgate East, Ausgang 3, steht die Whitechapel Art Gallery, 1901 im Arts & Crafts-Stil gebaut. Zusammen mit der benachbarten Bibliothek stellte sie als »Universität des Ghettos« eine wichtige Kultureinrichtung für das arme East End dar und ist heute eine der profiliertesten Ausstellungsorte Londons für zeitgenössische Kunst. Die Whitechapel High St. führt östlich zur Osborne Street. Wer genug Zeit hat, kann einen Abstecher ca. 400 m östlich zur Glockengießerei
Whitechapel Bell Foundry unternehmen. Dieser wohl älteste Betrieb in ganz England besteht seit 1570 an diesem Ort. Sein berühmtestes Erzeugnis: die Big Ben-Glocke.
Whitechapel Bell Foundry: 32 Whitechapel Road; Ausstellung und Shop Mo. – Fr. 9.00 – 17.00 Uhr, selbstgeführte Touren (12 £) nur Sa. nach Vereinbarung, www.whitechapelbellfoundry.co.uk.
Die Osborne St. mündet in Brick Lane, die Hauptachse von »Banglatown«, das Viertel der Immigranten aus Bangladesh. Hier steht ein Curry-Restaurant neben dem anderen. Monika Ali’s Erfolgsroman »Brick Lane« beschreibt das Leben um die letzte Jahrtausendwende, als die Straßenszene noch vielfältiger war und es z. B. mehr Textilgeschäfte gab als heute.
Linker Hand in der Fashion St. steht der Moorish Market, 1905 im maurischen Stil gebaut und heute Wirtschaftskolleg. Die Jamme Masjid Mosque Ecke Fournier St./Brick Lane ist das einzige Bauwerk Großbritanniens, das drei Weltreligionen gedient hat: 1743 von aus französischen Hugenotten als Église Neuve gebaut, wurde sie 1809 von einer Gesellschaft zur Missionierung der hier ansässigen Juden übernommen. Das misslang, denn 1897, nach der Einwanderung Zehntausender osteuropäischer Juden, wurde die Kirche zur Synagoge. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die jüdische Gemeinschaft nach und nach weg und 1975 erfolgte die Umwandlung in ein muslimisches Gotteshaus. Auf Brick Lane einige Schritte weiter sieht man rechts den Schriftzug »CH. N. Katz« über einem Fenster. Hier wurden im letzten verbleibenden jüdischen Laden des Viertels bis Ende der 1990er Papiertüten und Kordeln verkauft.
Stattliche Häuser aus georgianischer Zeit säumen Fournier Street. An deren Ende steht die markante Kirche Christchurch Spitalfields, ein Werk des Wren-Schülers Nicholas Hawksmoor. Von der Fournier St. biegt man rechts in die Wilkes St. und wieder rechts in die Princelet St.: Beide Straßen vermitteln einen Eindruck vom Wohlstand der hugenottischen Seidenweber im 18. Jh., die kostbare Kleidung für die feine Gesellschaft herstellten– Beispiele sind im
Victoria & Albert Museum zu sehen. Von den langen Fensterreihen der ausgebauten Dachgeschosse profitierten ab dem 19. Jh. jüdische Schneider. Wieder auf Brick Lane, geht es nach Norden zur ehemaligen
Truman-Brauerei, heute in den Händen eines schrägen, jungen, kreativen Volks: Modegeschäfte, preiswerte Esslokale, Künstlerateliers, Medienunternehmen, Nachtklubs und ein schriller Sonntagsmarkt.
Ein Stückchen zurück nach Süden, rechts in die Hanbury St. (Dachfenster der Weber im Haus Nr. 24-26) und über die Commercial St. geht es zum Spitalfields Market. Der westliche Teil der Markthalle aus den 1880er-Jahren wurde für schicke Neubauten abgerissen, doch ein Eindruck des alten Marktgeschehens bleibt, besonders sonntags, wenn in der gesamten Umgebung richtig viel los ist (Achtung: samstags und montags ist geschlossen!).
Nördlich des Markts zeigen die Folgate St. und die umliegenden Straßen Beispiele für sanierte Stadthäuser des 18. Jh.s. In Nr. 18 Folgate St. schuf der Amerikaner Dennis Severs eine bezaubernde Rekonstruktion des einstigen Lebens dort, ein begehbares Gesamtkunstwerk.
Am Markt vorbei geht es über Fort St. in die Sandys Row zur letzten Synagoge des Viertels in einem Bau aus dem Jahr 1854; dann weiter links in die stimmungsvolle
Artillery Passage. Hier oder im Spitalfields Market bieten viele Cafés und Restaurants Stärkung.
Schlussendlich kann man sich auch zu einem Ausflug nach außerhalb aufmachen. Obligatorisch ist natürlich Greenwich, wo Britanniens Seemacht geformt wurde; darüberhinaus locken die herrlichen Parks und Gewächshäuser von
Kew Gardens, die majestätische Stille um den Tudor-Palast
Hampton Court Palace oder das Flanieren an der Riverside von Richmond. Wer wissen will, wo und vor allem wie die Royals wohnen, muss unbedingt nach
Windsor Castle fahren.
Noch in einem Umkreis von 100 km um London gibt es einige sehr lohnende Ausflugsziele. Sie sind allesamt gut mit der Bahn oder mit Linienbussen (ab Victoria Coach Station) zu erreichen.
Arundel in den South Downs (80 km südlich) gilt als eine der reizvollsten Städte Südenglands. Über ihr thront die Burg der Herzöge von Norfolk (Bahn ab Victoria Station).
Das berühmte Seebad Brighton an der Südküste (80 km südlich) lockt mit dem Vergnügungspark Palace Pier auf einem ins Meer hinausragenden viktorianischen Pier (Bahn ab Victoria Station).
In der Bischofsstadt Canterbury (75 km südöstlich) steht mit der Kathedrale einer der schönsten Sakralbauten Englands (Bahn ab Victoria Station oder Charing Cross).
Attraktiver Ausflug: nach Richmond ans Themseufer
Ascot, wenige Kilometer südwestlich von Windsor, ist alljährlich im Juni zur Galopprennwoche »Ascot Week« Treffpunkt der High Society. Donnerstags kommen zum Gold Cup die Royals in Kutschen von Schloss Windsor herüber (Bahn ab Waterloo Station).
Das weltberühmte Universitätsstädtchen Cambridge (90 km nördlich) glänzt mit den mittelalterlichen Colleges (Bahn ab Liverpool Street Station) und Oxford, eine der ältesten Universitätsstädte der Welt (90 km nordwestlich), gilt aus historischer und architektonischer Sicht als die zweitwichtigste Stadt Großbritanniens nach London. Besonders attraktiv sind die Colleges, die Kathedrale, die Gärten und die High Street – und natürlich das Studentenleben (Bahn ab Paddington).