An einem heißen Sommertage näherten sich die Spitzen des Mansfeldischen Heeres einem Dorfe an der Straße nach Berg-Zabern, wo die müden und durstigen Soldaten eine Erfrischung zu finden hofften. Wie sie aber an den ersten Häusern anpochten, zeigte es sich, dass sie leer waren, ebenso die folgenden, und es wurde klar, dass die Bewohner sich mit ihrer besten Habe davongemacht hatten. Zurückgeblieben waren ein Blödsinniger und zwei Kinder, die bei der Kirche saßen und sich damit unterhielten, einen alten gesprungenen Tiegel mit Sand und Steinen zu füllen und wieder auszuschütten. Der Blödsinnige grinste die Soldaten freundlich an, wie wenn sie alte Bekannte wären, die er erwartet hätte; von den beiden Mädchen sagte die ältere, die ein zu kurzes Bein hatte und hinkte, als sich alle auf die Wagen gedrängt hätten, um zu entfliehen, hätte sie keinen Platz bekommen und zurückbleiben müssen, denn weit laufen könne sie nicht, und die kleine Schwester hätte sie nicht verlassen wollen. Auf die Frage der Soldaten, wo etwas zu essen und zu trinken sei, nickte der Blödsinnige stolz und glücklich und führte sie zu einer dickstämmigen, vielästigen Linde, die in der Mitte eines Platzes stand. Um sie herum lief eine hölzerne Bank, unter welcher ein kleines Weinfass und ein großer Laib Brot lagen, dort von den Entflohenen geborgen oder vergessen oder vielleicht für den Blödsinnigen zurückgelassen. Die Soldaten jubelten, schlugen das Fass auf, aßen und tranken und teilten auch den Kindern und dem Blödsinnigen mit, die neugierig zusahen. Inzwischen waren mehr Soldaten herangekommen, die auch zu essen verlangten und den Blödsinnigen drängten, er solle zeigen, wo noch mehr versteckt sei. Anfänglich schüttelte er den Kopf, als er aber die drohenden Gesichter sah, rieb er sich die Stirn, sah sich betrübt um und zeigte plötzlich, als sei ihm ein glücklicher Einfall gekommen, auf das Gasthaus, das eine blanke Sonne aus Messing bezeichnete. Lärmend durchsuchten sie alle Zimmer und auch den Wirtsgarten, der von niedrigen Birnbäumen beschattet wurde, ohne aber irgendetwas zu entdecken. Der Blödsinnige, an den sie sich fragend und drohend wendeten, schüttelte ratlos den Kopf und schien vergessen zu haben, weshalb sie hergekommen waren, worüber sie endlich wütend wurden und mit Gewehren auf ihn losschlugen, und als er laut und durchdringend wie ein gestochenes Schwein zu schreien anfing, töteten sie ihn vollends. Nun fielen die Blicke einiger auf die beiden kleinen Mädchen, die mitgelaufen waren und sprachlos erschrocken dem blutigen Schauspiel zusahen, und von grausamer Lust ergriffen, zogen sie sie in das Haus, um sie zu missbrauchen. Ein Leutnant, der jetzt in den Wirtsgarten kam, schalt die Soldaten, dass sie sich aufgehalten hätten, anstatt den Fliehenden nachzusetzen und ihnen die mitgeführten Vorräte abzunehmen, und ein Trupp Reiter wurde sofort zu diesem Zweck ausgesendet. Mansfeld und Friedrich, die nun zu Pferde eintrafen, stießen im Gasthause, wo sie eine Weile rasten wollten, auf die halb entkleideten Leichen der beiden Kinder; die kleine Brust der Jüngsten atmete noch schwach. Pfui, sagte Friedrich, das sei ekelhaft, da könne er nicht bleiben. Man solle eine solche Bestie, die dergleichen verübe, nachdrücklich bestrafen. Mansfeld zuckte die Achseln und sagte, der würde sich aus dem Staube gemacht haben. Es hätte sie wohl wild gemacht, dass sie das Nest leer gefunden hätten. Die Vögel in dieser Gegend hätten ihn jetzt kennengelernt und wären schlau und vorsichtig geworden. Wie sie aus dem Hause traten, meldete ein Unteroffizier, ein Soldat, der aus dem Dorfe gebürtig sei, gebe an, die Bauern hätten, so wie er sie kenne, das bare Geld nicht mitgenommen, sondern wenigstens zum Teil in der Kirche unter einem lockeren Stein vergraben. Ferner wisse er eine halbe Stunde entfernt einen reichen Bauernhof, dessen Besitzer nicht geflohen sein werde, weil er abseits liege und sich im Gehölz versteckt glaube, da werde man Nahrungsmittel im Überfluss finden. Der König gab Befehl, in der Kirche nachzusuchen, und es wurde wirklich Geld gefunden, welches nach Vorschrift unter das Heer verteilt wurde, in der Art, dass der Angeber das Doppelte der Gebühr erhielt.
Friedrich war verdrießlich und zeigte sich unlustig zur Fortsetzung des Krieges. Er sei des zwecklosen Umherziehens müde, sagte er, und sehne sich nach Weib und Kind, hier sei jetzt doch nichts auszurichten. Ohne Geld freilich nicht, sagte Mansfeld; das Land sei ringsherum ausgemergelt und gebe nichts mehr her. Der Landgraf von Hessen-Darmstadt, sagte Friedrich, habe ihm sein Wort gegeben, sich beim Kaiser für ihn zu verwenden; vielleicht komme es zu einem guten Frieden oder Waffenstillstand. Mit Gewalt komme man jetzt nicht weiter, zumal da seine Untertanen sich so feige und wetterwendisch zeigten. Auf den pfäffischen Darmstädter würde er nicht bauen, sagte Mansfeld; Friedrich sollte sehen, wie er seinen Schwiegervater, den König von England, oder seinen Oheim, den König von Dänemark, auf die Beine brächte. Er, Mansfeld, könne sein Heer nach Frankreich hinüberführen, wo es Nahrung genug finden werde; er habe Verbindung sowohl mit dem König von Frankreich wie mit dem Herzog von Bouillon und den Hugenotten. Friedrich ärgerte sich, weil er bemerkte, wie verächtlich Mansfeld ihn zuweilen in Blick und Ton behandelte, denn er fand, dass der länderlose Bastard am wenigsten das Recht dazu habe. Nach einigen Verhandlungen waren es beide zufrieden, sich zu trennen, Friedrich, um sich zunächst wieder zu seiner Familie zu begeben, Mansfeld, um anderswo, sei es bei den Generalstaaten, bei Frankreich oder bei der Statthalterin und dem Kaiser, eine Bestallung zu suchen; freilich war die Lage augenblicklich nicht so, dass er beim Kaiser oder bei Spanien einen guten Preis zu erzielen hoffen konnte.
In einem förmlichen Manifest entließ Friedrich den Grafen Mansfeld und den Herzog Christian nebst ihren Offizieren und der gesamten Soldateska, da er die Mittel nicht habe, sie zu erhalten, und gab ihnen die Befugnis, sich anderswo einen Dienst zu suchen.
Nachdem sich die beiden Söldnerführer eine Zeit lang unter ergebnislosen Verhandlungen in Lothringen aufgehalten und das dortige Land verwüstet hatten, traten sie in den Dienst der holländischen Staaten, schlugen sich, den spanischen Feldherrn Cordova in blutigem Kampfe zurückwerfend, nach Bergen-op-Zoom durch und halfen die von Spinola belagerte Stadt entsetzen.
Es hatte nämlich nach zwölfjährigem Waffenstillstande der Krieg zwischen Spanien und Holland wieder begonnen, obwohl den Spaniern, da es ihnen an Geld mangelte, der Friede lieber gewesen wäre; aber es schien ihnen nicht ehrenvoll, nachzugeben, und sie forderten die Holländer auf, sich wieder unter ihre Botmäßigkeit zu begeben, damit dem gegenseitigen Einverständnis nichts mehr im Wege stehe. Die Holländer antworteten, sie fänden dies Ansinnen befremdend, da sie längst von allen Staaten und Potentaten als freie Republik traktiert würden, und die Feindseligkeiten nahmen zu großer Genugtuung der Kriegspartei, an deren Spitze Moritz von Oranien stand, ihren Anfang.
Gleichzeitig bestieg der junge Philipp IV. den spanischen Thron, nachdem sein Vater, der schwächliche Philipp III., einst das Lipperli, vorzeitig gestorben war. Die letzten Jahre dieses Königs waren durch einen kirchlichen Streit bewegt, der von der Frage über die sündliche oder fleckenlose Empfängnis der Jungfrau Maria herrührte. Die Spanier nämlich, die der Mutter Gottes jede mögliche Ehre zuwenden wollten, erhitzten sich für ihre unbefleckte Empfängnis und rasten gegen ihre Gegner, welches namentlich die Dominikaner waren, die sagten, die Eltern der Maria wären nur gemeine Menschen gewesen, wie sie denn die Maria anders als im Fleisch hätten zeugen sollen? Außerdem sei die Jungfrau Maria nach allen vorliegenden Zeugnissen gestorben, es heiße aber, der Tod sei der Sünden Sold, also müsse sie wohl in Sünden empfangen sein. Damit diese verleumderischen Reden aufhörten, bestürmte König Philipp den Papst, die Lehre der Affirmanten, wie sich diejenigen nannten, die die heilige Jungfrau in Sünden empfangen sein lassen wollten, zu verdammen, womit er denselben in nicht geringe Verlegenheit setzte. Er suchte sich erst durch Ausflüchte zu helfen, da der spanische Gesandte ihm aber keine Ruhe gab, erließ er ein Dekret, die Lehre der Affirmanten solle bei Strafe der Exkommunikation weder in Kirchen noch Universitäten gelehrt werden, es sollten aber diejenigen Affirmanten hiervon ausgenommen sein, denen der Papst es spezialiter gestatte, denn er wolle die Lehre keineswegs verdammen oder verwerfen, wie sie dieselbe denn auch privatim lehren dürften, wenn sie sich nur ärgerlicher Stichelreden enthielten.
Im ersten Taumel des Triumphes zündeten die Spanier, besonders in der Stadt Sevilla, welche als unter dem besonderen Schutze der Jungfrau Maria stehend betrachtet wurde, Freudenfeuer an; bei näherer Betrachtung des Dekretes aber, das überall angeschlagen wurde, erkannte man, dass die Sache eigentlich blieb, wie sie zuvor gewesen war, was sich König und Volk sehr zu Gemüte zogen. Es erschien abermals ein Gesandter in dieser Sache in Rom, den aber der Papst scharf ablaufen ließ; sein geliebtester Sohn, der König von Spanien, solle sich einmal zur Ruhe begeben, er habe das Mögliche für ihn getan, daran müsse er sich genügen lassen. In diesem Stadium befand sich die Angelegenheit, als der König und der Papst nacheinander starben, ihren Nachfolgern die endliche Lösung überlassend.
Kurz nach dem Tode des Königs starb auch seine Witwe Margarete, die Schwester Kaiser Ferdinands, an einer seltsamen, raschen Krankheit, die vergiftetem Räucherwerk und einem Günstling ihres verstorbenen Mannes zugeschrieben wurde. Sie sei überhaupt, hieß es, da sie die Spanier nicht hätte leiden mögen und ihre Abneigung allzu sehr habe merken lassen, bei den Spaniern sehr unbeliebt gewesen.