Seit dem Wahltage von Frankfurt hatte sich der Erzbischof von Trier, Lothar von Metternich, nicht mehr erholt, und als am 1. März des folgenden Jahres noch ein Erdbeben dazukam, bemächtigte sich seiner eine solche Niedergeschlagenheit, dass sein Beichtvater ihm schließlich zu seiner Heilung eine durchgreifende Verordnung auferlegte, nämlich sich zwölf Tage lang alles weltlichen Umgangs und aller weltlichen Geschäfte gänzlich zu enthalten und einzig gewissen geistlichen Übungen und Betrachtungen zu widmen. Den Abschluss dieser Zeit der Zurückgezogenheit bildete eine Prozession, bei welcher der Erzbischof selbst das Sanktissimum trug und während welcher ihm so zumute war, als walle er sachten Schrittes auf Gewölk in den Himmel hinein, um das Ergebnis seines Lebens zu Füßen der thronenden Dreieinigkeit niederzulegen. Dieser Zustand glücklicher Gehobenheit musste indessen bald einem neuen Anfall von Krankheit und Gemütsniedergeschlagenheit weichen. Im Frühling des Jahres 1623 begab er sich, schwer leidend, nach Koblenz, um dort die Kanonisation mehrerer Heiligen feierlich zu begehen, des Isidor Agricola, Filippo Neri, Ignatius von Loyola, Franz Xaver und der Teresa a Jesu. Die Vorbereitungen zu diesem Gepränge beschäftigten ihn aufs angenehmste, griffen ihn aber zugleich so an, dass er am 8. Mai, anstatt die Prozession anzuführen, unter Schmerzen zu Bette liegen musste. Um ein Viertel vor sieben Uhr in der Frühe begannen die Glocken aller Kirchen von Koblenz eine nach der anderen zu läuten, und die anschwellende Brandung der Töne schlug donnernd und jubelnd an die Mauern der Burg, wo er krank lag. Nun wusste er, dass der Zug sich vor dem Jesuitenkolleg sammelte und in Bewegung setzte, voran die Predigermönche, dann die Franziskaner und Jesuiten, umschwärmt von den Jesuitenzöglingen, die Blumenkränze in den Haaren trugen und laubumwundene Brautkerzen in den Händen hielten. Dann folgten zu Pferde die Märtyrer Georg, Mauritius und Makarius, denen eine Schar bekehrter Heiden nachströmte. Diese Wilden, unter denen die Märtyrer gelehrt und gelitten hatten, waren wiederum von Jesuitenzöglingen dargestellt und durch allerhand fantastischen Aufputz, als bunte Federn, Tücher und Felle, bezeichnet. Hiernach kamen zu Pferde die triumphierenden Tugenden, die Gerechtigkeit, die Enthaltsamkeit, die Geduld und viele andere, denen sich wiederum geistliche Körperschaften anschlossen.
Der Erzbischof sprach halblaut die Gebete mit, die er für die Prozession vorgeschrieben hatte, und ließ die Augen sehnsüchtig durch das geöffnete Fenster nach dem hellblauen Himmel schweifen, an dem hier und da eine leichte Wolke wie eine rosenbekränzte Barke mit Gesang und Flötenklang hinschiffte. Warum, dachte er, hatte Gott es ihm nicht vergönnt, diesen Tag zu feiern, auf den er sich so sehr gefreut hatte? War vielleicht doch nur ein weltliches Gelüsten, der Hang, sich auf einer großen Bühne vorzustellen, dabei tätig gewesen? Wie er schon manches Mal getan hatte, ließ er wieder sein Leben an sich vorübergehen und sann, womit er die Strafe Gottes verdient habe, die ihn seit dem Frankfurter Wahltage augenscheinlich heimsuchte. Er hatte freilich dem Putz, den Frauen, der Tafel und dem höfischen Wohlleben mehr gefrönt, als seinem geistlichen Stande geziemt hätte; aber er hatte sich doch stets auf die von seinem Beichtvater vorgeschriebene Art mit Gott versöhnt. Er hatte durch allerlei Verordnungen die Unsittlichkeit, die bei seinen Untertanen im Schwange war, bekämpft, hatte den übermäßigen Genuss gewürzter Weine, das üppige Tanzen, die verführerische Musik verboten. Seinen Verwandten hatte er zwar Güter und Ehren in Menge zugewendet und dadurch die Eifersucht der Domherren gereizt; aber wenn er seine Neffen begünstigte, so hatte er auch für ihre Erziehung gesorgt und hatte Ursache, auf ihren Geist und ihr gewandtes Wesen stolz zu sein. Hätte er diese liebenswürdigen, schönen und klugen jungen Männer im Dunkel lassen sollen, um der lasterhaften Ehre und Habgier seiner Domherren zu schmeicheln? Dennoch, war es die große körperliche Schwäche oder die Wehmut eines kranken Herzens, traten ihm, wenn er die Summe seines Lebens verrechnete, Tränen in die Augen. Wüssten es diejenigen, die ihm Weltlichkeit und Genusssucht vorwarfen, wie wenig Glück er genossen hatte! Jene Tage, die er auf Befehl seines Beichtvaters allein im Dome von Trier oder in einem Gemach seines Schlosses, in Gebet und Betrachtungen versunken, zugebracht hatte, ja, jene Tage waren voll einer reichen, klaren, inbrünstigen Glückseligkeit gewesen, wie er sie niemals vorher oder nachher empfunden hatte. Es war das Feuer des Heiligen Geistes gewesen, das den irdischen Ballast in ihm verzehrt und ihn emporgetragen hatte, als könne er die Erde mit dem Fuße von sich stoßen.
Der Flügelschlag eines lauen Windes wehte Wellen der Musik, die die Prozession begleitete, zu ihm durch das Fenster und an sein bekümmertes Herz, sodass seine Tränen schneller und reichlicher flossen. Warum konnte er das heitere Schweben und grenzenlose Schauen nicht wieder erleben, das ihn damals so sehr beglückt hatte? Sowie er sich eben ein wenig vertieft hatte, störten ihn Geschäfte und Sorgen auf, namentlich wie er seinem Neffen Karl die Nachfolge verschaffen könnte und, wenn es nicht gelänge, welches das Los der Metterniche nach seinem Tode werden würde. Würde der Kaiser der Verdienste eingedenk bleiben, die er um ihn hatte? Es hatte ja alles im Reiche ein so verändertes, verdächtiges Ansehen gewonnen.
Mit was für Hoffnungen hatte er im Jahre 1599 die Kurwürde empfangen, und wie hatte die dahinrauschende Zeit sie kahl gemacht! Es war geradeso, als wäre mit dem Frühling seines Lebens die unschuldige Lust der ganzen Menschheit verblichen. Was für Verträglichkeit und Wohlwollen hatte damals noch zwischen dem Kaiser, den Kur- und anderen Fürsten bestanden!
Bei Jagden und Banketten hatte man die ärgerlichen Glaubensdifferenzen, den Neid und die Eifersucht vergessen. Jetzt grinsten Hader und Hass unversteckt hervor, die Kriegsfurie sauste mörderisch durch das Reich, allenthalben war es Herbst geworden. Er, das könnte er vor Gottes Angesicht beschwören, hatte stets nur den Frieden gesucht, und wenn er die Wahl des Österreichers befördert hatte, so war es nicht aus Eigennutz, sondern deshalb geschehen, weil er glaubte, Ferdinand würde, wie er selbst, die Gelindigkeit der Schärfe vorziehen.
Ein Kammerdiener brachte eine dünne Hafersuppe und erzählte, während er sie dem Erzbischof einlöffelte, wie schön die Prozession ausgefallen sei, wie die Buben in ihren Kränzen zum Abküssen aussähen und wie schade es sei, dass der Erzbischof nicht dabeisein könne.
Ach, sagte der Erzbischof, er sei jetzt zu alt, seinem eingefallenen Gesicht stehe die Pracht nicht mehr an.
Nun, nun, meinte der Diener, Fürstliche Gnaden hätten schon etwas eingepackt seit der letzten Krankheit, seine Frau habe auch gesagt, es sei jammerschade, dass ein so schöner Herr so abkommen müsse; aber wenn er nur erst wieder essen könne, würde er auch wieder besser ansetzen und rote Backen bekommen.
Im Hinblick auf den bevorstehenden Besuch des Arztes, seiner Neffen und einiger Herren, die Bericht von der Prozession erstatten sollten, ließ sich der Erzbischof Puder auflegen und verlangte nach einem Spiegel. Nein, nein, sagte der Diener, das tauge nichts, ein Kranker solle nicht in den Spiegel schauen, er könne leicht etwas anderes darin erblicken, wie sich denn überhaupt der Böse gern mit Spiegeln zu schaffen mache.
Der Erzbischof erholte sich noch einmal so weit, dass er sich nach Trier begeben konnte, wurde aber dort wieder bettlägerig und starb im September desselben Jahres.
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Als Friedrich von der Pfalz gleich nach seinem Sturze sich um Hilfe an den Oheim seiner Frau, Christian IV. von Dänemark, wandte, schalt ihn dieser aus, er hätte sich mit der böhmischen Rebellion nicht einlassen sollen, er sei von allen Verständigen gewarnt worden; nun das Unglück da sei, schreie er Zeter, ihm geschehe recht, und die Räte, die ihn dahin gebracht, verdienten gehängt zu werden. Indessen, als der Gedanke des Camerarius, es müsse der kaiserlich spanischen Macht ein nordischer Bund entgegengesetzt werden, von Gustav Adolf lebhaft ergriffen, sich ausbreitete und Gesandte von England, Frankreich und Brandenburg ihm vorstellten, er solle doch Friedrich nicht so ganz verstoßen und der habsburgischen Universalmonarchie zeitig entgegentreten, und als nach der letzten Niederlage Christians von Halberstadt, seines Neffen, Tilly ungehindert den niedersächsischen Kreis überzog, fing er an, dem Zureden geneigtes Gehör zu schenken. Er hatte nun zu dem Bistum Bremen auch Anwartschaft auf das Bistum Halberstadt bekommen, und da er sich der Einsicht nicht mehr verschließen konnte, dass der Kaiser ihm so gut wie den übrigen protestantischen Bischöfen die Belehnung versagen würde, schien es geraten, sich auf anderem Wege mit Gewalt in ihrem Besitz zu befestigen. Fuhr er mit seiner Anhänglichkeit an den Kaiser fort, so verdiente er sich vielleicht von diesem doch keinen Lohn und lief Gefahr, dass Schweden seine Angel in das trübe Wasser ließ, sich der ersten Rolle im Norden bemächtigte und die fetten Brocken erschnappte, während er, dem sie zukämen, leer ausginge. Wer kam denn, da die evangelischen Reichsfürsten eine ausländische Vormacht brauchten, in Betracht außer ihm, den Staaten und Schweden? Es wäre aber, so dachte er, nicht nur ein großer Verlust und Schaden, sondern eine unleidliche Unehre für ihn gewesen, wenn er sich von einem so viel geringeren Fürsten, um von der staatischen Republik ganz zu schweigen, den Rang hätte ablaufen lassen.
Nicht mit Unrecht nahm Christian an, dass es Gustav Adolf mächtig lockte, den Krieg in Deutschland zu führen; aber er war doch zugleich von allerhand Zweifeln und Bedenken bewegt. Könnte er zum Beispiel Schweden hinter sich lassen, ohne vor dem Dänen geschützt zu sein, sei es, dass derselbe sich am Kriege mit beteiligte oder dass er durch Verträge gebunden würde? Aber gebe es bindende Verträge? Was nützten Verträge, wenn der Wille dawider sei? Ferner könne er den Krieg nicht beginnen, ohne einen festen Platz an der Küste des nördlichen Deutschlands zu haben, von dem aus er operieren könne und der ihm den Rücken sichere, etwa im Bremischen oder in Pommern oder Preußen. Was für Neid und Missgunst würde das aber bei Dänemark anfachen, abgesehen von der Schwierigkeit, mit einem guten Schein und leidlichen Vorwand dazu zu gelangen? Es könne nicht wohl angehen ohne das Einverständnis der mächtigsten norddeutschen Reichsfürsten, sodass sie ihn förmlich um Beistand anriefen. Er wollte sich nicht wie ein Tollkopf und Habenichts, der alles aufs Spiel setzt, gleichsam wie in einen ungewissen Abgrund hineinstürzen, sondern er wollte das Haupt einer mächtigen Koalition sein, die ihn mit Geld und Truppen ausgiebig unterstützte und unter seiner Direktion die vielen schwebenden Streitfragen einmal gründlich zur Entscheidung brächte.
Diesen gewaltigen Ansprüchen gegenüber machten namentlich auf England die bescheideneren Vorschläge des Dänenkönigs einen weit günstigeren Eindruck; der wollte nicht so weit ausgreifen und die alten, einmal vorhandenen Spaltungen gänzlich zum Austrag bringen, was eine unabsehbare und fantastische Sache sei, sondern er sah es hauptsächlich auf eine teilweise Restitution des Pfalzgrafen und auf ein paar norddeutsche Bistümer ab und wollte zum Ziele kommen, indem er sich an die Spitze des niedersächsischen Kreises stellte, zu dem er ohnehin gehörte. Gustav Adolf dachte daran, den Krieg von Polen und Schlesien her anzufangen, was weit ablag und wovon man sich keinen Nutzen versprechen konnte, und seine Kostenveranschlagung vollends war exorbitant und konnte ihm durchaus nicht eingeräumt werden. Überhaupt genoss König Christian eine allgemeine und unvergleichliche Hochachtung, und man traute sowohl seiner Weisheit wie seinem Heldenmut jeden Erfolg zu. Er hatte gewaltig in seinem Reiche rumort, große Schlösser und Bauten aufgeführt, Handelsgesellschaften gegründet, das Gewerbe angefeuert und ein stehendes Heer errichtet; es erregte Staunen und Bewunderung an allen Höfen, wie er das moderne Wesen in Dänemark so rüstig in die Höhe trieb und kein Geld dabei scheute. Dazu war er eine majestätische Person von großem Ungestüm, gegen den sich niemand eines kecken Wortes unterfangen hätte. Man erzählte sich, dass seine Mutter, wenn sie ihn als Kind gekämmt hätte, Funken aus seinem Haar hätte springen sehen, und es sollte auch ein Meerweib mit seiner Geburt verflochten gewesen sein, indem es dieselbe einem durch wunderliche Schickung an der Küste weilenden Bauern prophezeit hätte.
Bei dem allgemeinen Zutrauen und der Bewunderung, die Christian entgegengebracht wurden, und in Anbetracht der handlicheren Pläne, auf die er sein Unternehmen begründen wollte, schien es den geldsteuernden Mächten besser, es mit ihm zu versuchen, ohne jedoch deswegen Gustav Adolf ganz von der Hand zu weisen; aber dieser zog sich, da seine Vorschläge nicht unbedingt angenommen wurden, zurück, indem er dem König von Dänemark in herzlichen Worten Glück und Erfolg zu seinem großmütigen Vorhaben wünschte.
Eines Tages erschien Christian IV. beim Abendbier, das er mit einigen vom Adel, die er gerade begünstigte, einzunehmen pflegte, in einer neuen, auf seine besondere Anweisung verfertigten, herrlich geätzten und ornamentierten Rüstung. Den Helm, der mit einem großen Federbusch versehen war, trug er unter dem Arm, damit das schön in Locken gebrannte Haar zu sehen wäre; ein Teil desselben war über dem linken Ohr in einen langen, dünnen Zopf geflochten und an der Spitze mit einer seidenen Schleife zugebunden, von der eine ungewöhnlich große Perle herunterbaumelte. Die Herren umringten ihn staunend und rühmend, und ein Ahlefeld sagte, er habe geglaubt, der Gott Mars ließe sich herab, als der König dahergestiegen sei, und ein jeder müsse billigerweise wünschen, die Göttin Venus sein und eines solchen olympischen Fürsten genießen zu dürfen.
Nein, er habe die Rüstung nicht zu einem Liebesturnier machen lassen, sagte der König lächelnd; sie hätten jawohl vernommen, mit was für kriegerischen Plänen er umgehe und wie er die verschobene Justiz im Reiche wieder ins Gleichgewicht bringen wolle.
Ob es wirklich beschlossene Sache sei? fragten die Herren jubelnd. Ob es losgehe, und wie bald?
Ja, jetzt heiße es, sagte Christian schlau, aufmerken und sich nicht überlisten lassen. Dieweil er in Deutschland den Glauben und die Libertät beschirme, könne ihm das schwedische Wölflein über seine Schafe kommen, er wisse mehr als eine gute Stadt am Meere, die ihm gern das Pförtlein öffnete. Entweder der Schwede müsse in Polen festsitzen oder mit ihm gemeine Sache machen, sonst ziehe er nicht aus, er sei kein alberner Bauer, der einer verschleppten Gans nachlaufe und unterdessen seinen Stall verbrennen lasse.
Ach, es wäre aber doch schön, wenn es Krieg gäbe, sagte Brockenhuus, sie hätten gar keine Kurzweil, und man müsse sich einmal wieder recht auslüften.
»Wenn ich euch nun gegen Schweden führte?« sagte Christian, mit den Augen zwinkernd. »Es wäre da noch manch ein Hühnlein zu rupfen.«
Damit wäre er wohl einverstanden, sagte Rantzau lebhaft, denn Gustav Adolf solle ja ein unvergleichlicher Kriegsheld sein, es wäre eine Ehre, sich mit einem solchen zu messen; andererseits wäre er noch nie im Reich gewesen, und es müsse auch ein besonderes Vergnügen sein, die Päpstlichen zu bekämpfen.
Diese Meinungsäußerung berichtigte Christian ein wenig, indem er erstens sagte, Gustav Adolf habe freilich wie alle Wasa ein unruhiges Blut und einen unruhigen Magen; aber es gebe schon Leute, die ihm gewachsen wären, Rantzau solle dafür nur ihn, den König, sorgen lassen, er verstehe doch ein wenig mehr vom Kriegswesen als der junge Mann in Schweden. Den Glaubenskrieg betreffend, so sei das Papsttum freilich ein Gräuel, aber sein Neffe, der Pfälzer, dem er durchaus helfen solle, sei ein Kalviner, und die Kalviner seien nicht einmal rechte Christen, also stinke es an dem Ort fast noch übler als in der katholischen Kirche.
Der König möge ihm verzeihen, sagte Rantzau schüchtern, so viel er wisse, seien die Kalviner auch Christen, und sogar evangelische, nur dass sie alles für vorausbestimmt hielten; aus dem Grunde fürchteten sie sich weniger als andere, weil sie dächten, es komme doch, wie es komme, sie möchten es anstellen, wie sie wollten.
Jawohl, erwiderte Christian scharf, das heiße eben an die heidnische Fatalität glauben, wie er gesagt habe. Zwischen Papisten und Lutheranern sei der Unterschied, dass jene den Papst zum Haupte hätten, diese den Luther, übrigens seien sie Christen, die Kalviner aber erkennten gar kein Haupt an und hätten auch kein rechtes Abendmahl, eben weil sie glaubten, man richte damit doch nichts aus. Ob er, der junge Rantzau, sich für den rechten Mann halte, seinen König in der Religion zu unterrichten? Er habe Lust, ihn als Propheten ins Reich zu schicken, vielleicht könne er den Kaiser überreden, dass er den Kurfürsten von der Pfalz wieder in Gnaden annehme.
Hierüber erhob sich ein dröhnendes Gelächter, während der junge Rantzau errötete; dann wurde gesagt, es werde dem Könige ein ewiger Ruhm sein, wenn er den Tilly aufs Haupt schlüge, von dem es heiße, er sei unbesiegbar, weil er sich nie berauscht und nie ein Weib angerührt habe.
Der König, welcher das noch nicht gehört hatte, lachte unmäßig: so wäre er kein Mann, sondern ein Weib, und so wäre ein Weib unbesiegbar! Er hätte nie anders gewusst, als dass drei Dinge einem Helden zukämen: ein voller Busen, ein voller Becher und ein triefendes Schwert. Er möchte den neumodischen Helden Tilly wohl ein wenig kitzeln, das dänische Schwert reiche ja über den Sund.
In der dänischen Bürgerschaft war der Krieg nicht so gern gesehen wie bei den Jungen vom Adel; vollends eine Erschwerung war es aber, dass ein Teil der niedersächsischen Stände, die ja den König zu ihrem Feldhauptmann machen sollten, keinen Mut zu offener Feindseligkeit gegen den Kaiser hatten und nicht merken durften, worauf die Rüstung eigentlich abzielte, oder wenigstens in der Lage sein wollten, so zu tun, als ob sie nichts davon merkten.