12.

Auch in Do­nau­wörth, wo es in­zwi­schen still und öde ge­wor­den war, hat­ten zu je­der­manns Er­stau­nen schon im Fe­bru­ar Pri­meln, Kro­kus und Veil­chen ge­blüht, und die Kin­der hat­ten an Sonn­ta­gen Krän­ze ge­wun­den und Rin­gel­rei­hen ge­tanzt; aber in den ers­ten Mai­ta­gen blies ein Wind aus Nor­den und tö­te­te die ver­früh­te Lenz­freu­de, die dann ein dich­ter Schnee­fall be­grub. Er­reg­te dies schon Ver­wun­de­rung und Be­küm­mer­nis, so ent­stand vollends Schre­cken, als die Saa­ten durch Ha­gel­schlag ver­nich­tet und die Ern­te­hoff­nun­gen für dies Jahr zer­stört wur­den. Von den Be­trof­fe­nen wur­den Zwei­fel ge­äu­ßert, ob ein sol­cher Wit­te­rungs­lauf na­tür­lich sein kön­ne, und ein be­stimm­ter Arg­wohn, den Scha­den durch Zau­be­rei her­bei­ge­führt zu ha­ben, be­gann sich ge­gen eine wohl­ha­ben­de Wit­we zu rich­ten, die zu­rück­ge­zo­gen leb­te und trotz al­ler Be­keh­rungs­ver­su­che dem Luther­tum treu ge­blie­ben war. Meh­re­re Leu­te, die in der dem Ha­gel­fall vor­auf­ge­hen­den Wo­che spät aus dem Wirts­hau­se ge­kom­men wa­ren, be­san­nen sich dar­auf, dass sie im Mond­schein einen schwar­zen Zie­gen­bock von ver­däch­ti­gem Aus­se­hen um das ein­sa­me Haus der Frau hat­ten her­um­sprin­gen se­hen; auch wur­de es für ge­fähr­li­che An­zei­chen ge­hal­ten, dass sie ab­seits von den an­de­ren leb­te, we­nig sprach und dass ihr Acker merk­lich von dem Ha­gel­wet­ter ver­schont ge­blie­ben war. Dem­ge­gen­über half ihr Leug­nen nichts, und sie wur­de als Hexe ver­brannt, nicht ohne dass die Je­sui­ten sich Mühe ga­ben, sie vor­her zur ka­tho­li­schen Kir­che zu be­keh­ren. Auch be­haup­te­ten dann ei­ni­ge, die dem Schei­ter­hau­fen zu­nächst ge­stan­den hat­ten, sie habe noch aus dem Rauch her­aus­ge­schri­en, sie schwö­re ihre Ket­ze­rei ab und st­er­be im wah­ren Glau­ben, wo­hin­ge­gen an­de­re ge­hört ha­ben woll­ten, dass sie ih­ren Herrn, den Sa­tan, um Bei­stand an­ge­ru­fen habe.

Nach dem Tode die­ser Wit­we gab es nur noch fünf Evan­ge­li­sche in Do­nau­wörth, näm­lich den Schmied Ul­rich Hin­denach und sei­ne Toch­ter und drei arme alte Frau­en, die in ei­nem Pfrund­hau­se leb­ten. Die­se drei zu be­keh­ren, nahm ein bay­ri­scher Je­sui­ten­pa­ter auf sich, be­such­te sie und er­zähl­te ih­nen, wie dem Hei­land we­gen ih­res Irr­glau­bens und ih­rer Ver­stockt­heit sei­ne Wun­den schmerz­ten, und lud sie ein, wenn sie sich un­ter­wei­sen las­sen woll­ten, zu ihm zu kom­men; er wer­de ih­nen statt des im Pfrund­hau­se üb­li­chen Ha­fer­breis ein wohl­schme­cken­des Fei­gen­müs­lein vor­set­zen. Eine von ih­nen folg­te der Ein­la­dung, kam auch mun­ter und er­baut zu­rück und rühm­te das Fei­gen­müs­lein, wie süß und be­kömm­lich es sei, ganz an­ders als der stei­fe Ha­fer­brei, den man nicht wohl ohne Wi­der­wil­len Tag für Tag fres­sen kön­ne. In­des­sen hör­te sie all­mäh­lich da­mit auf, da die an­de­ren nichts dar­auf ent­geg­ne­ten, und wur­de über­haupt schweig­sam und trau­rig. An den Sonn­ta­gen, wenn die bei­den Evan­ge­li­schen, die kei­nen Got­tes­dienst be­su­chen durf­ten, in ei­ner Po­stil­le eine Pre­digt Dok­tor Luthers la­sen, saß die Alte, die nun kei­nen Teil mehr dar­an hat­te, al­lein in ei­nem Win­kel, be­weg­te die Lip­pen, und aus ih­ren klei­nen mat­ten Au­gen schlich zu­wei­len eine Trä­ne.

Der Statt­hal­ter Dan­dorf, der sich vor­ge­nom­men hat­te, bis zum Jah­re 1627 dem Her­zo­ge nach Mün­chen zu mel­den, dass kein Evan­ge­li­scher mehr in Do­nau­wörth sei, ge­riet in un­be­zähm­ba­re Wut ge­gen die paar Ket­zer, die ihm das Ziel ver­rücken woll­ten. Er hat­te für den Fall des Ge­lin­gens eine Wall­fahrt ge­lobt, und da er auf Wall­fahr­ten über­haupt er­picht war, konn­te er den Ge­dan­ken, sie ver­schie­ben zu müs­sen, nicht er­tra­gen. Es kön­ne kei­ne Ord­nung be­ste­hen, schnaub­te er, wenn sich Un­ter­ta­nen ab­son­dern und eine wi­der­setz­li­che Re­li­gi­on ha­ben woll­ten, auch sehe man dar­aus, dass so vie­le lu­the­ri­sche Wei­ber als He­xen ver­brannt wä­ren, wo­hin der Irr­glau­ben füh­re, näm­lich zum Teu­fel. Da nun aber der Her­zog be­foh­len hat­te, es sol­le kein un­mit­tel­ba­rer Zwang zur Be­keh­rung an­ge­wen­det wer­den, und die er­laub­ten Mit­tel bei dem Schmied Ul­rich Hin­denach nicht ver­fan­gen hat­ten, sein Tun und Trei­ben auch kei­nen An­lass bot, ihn ernst­lich zu be­hel­li­gen, so wuss­te der Statt­hal­ter nicht recht, wie er ihm bei­kom­men soll­te. Nun traf es sich, dass Hin­denach krank wur­de und sein Te­sta­ment ma­chen woll­te, um sei­ner ein­zi­gen Toch­ter, was er be­saß, zu ver­schrei­ben; denn er sah vor­aus, dass sein Bru­der, der sich be­kehrt hat­te, sei­ne Ver­las­sen­schaft an sich zu zie­hen ver­su­chen und da­bei die Un­ter­stüt­zung des neu­en ka­tho­li­schen Rats fin­den wür­de. Wie ihm nun be­deu­tet wur­de, dass ein Evan­ge­li­scher kein gül­ti­ges Te­sta­ment ma­chen kön­ne, wur­de ihm das Herz schwer, in­dem er sich das künf­ti­ge Schick­sal sei­ner Toch­ter, wenn er ge­stor­ben sein wür­de, vor­stell­te. Sie war ein blü­hen­des Mäd­chen von fünf­und­zwan­zig Jah­ren mit schwar­zem Haar und schwarz­brau­nen Au­gen; das Wei­ße ih­rer Au­gen hat­te einen bläu­li­chen Schim­mer, und es wa­ren ein paar di­cke schwar­ze Tup­fen dar­in, und wenn sie lach­te, war ihr gan­zes dunkles Ge­sicht in lau­ter Glanz und Schel­me­rei ge­taucht. Wie soll­te sie, ob­wohl sie stark, keusch und flei­ßig war, als Evan­ge­li­sche in Do­nau­wörth einen Mann be­kom­men, und wer soll­te sie in den Ver­fol­gun­gen und Drang­sa­len stüt­zen, de­nen sie nach sei­nem Tode mehr als je aus­ge­setzt sein wür­de? Die­se Sor­ge quäl­te ihn der­ma­ßen, dass er den Je­sui­ten, die ihn wäh­rend sei­ner Krank­heit be­such­ten und ihm mit Dro­hun­gen und Ver­hei­ßun­gen zu­setz­ten, nach­gab und sich samt sei­ner Toch­ter be­kehr­te. Sie war zwar an­fangs nicht ein­ver­stan­den ge­we­sen, trös­te­te sich aber rasch mit dem Ge­dan­ken, dass sie nun nicht mehr so ab­ge­son­dert von der üb­ri­gen Ju­gend sei und bes­se­re Aus­sicht habe, sich zu ver­hei­ra­ten.

Hin­denach da­ge­gen, ob­wohl er sich von sei­ner Krank­heit wie­der er­hol­te, ver­lor den Schlaf und ver­fiel bei der Ar­beit in so tie­fe Ge­dan­ken, dass er nichts mehr vor sich brach­te. Als er das ers­te Mal dem ka­tho­li­schen Got­tes­dienst bei­wohn­te, die ge­putz­ten Pries­ter hin und her sprin­gen, knick­sen und sich be­kreu­zi­gen sah, das Klin­geln, Psalm­odie­ren und la­tei­ni­sche Sin­gen hör­te, kam es ihm vor, als sei er auf ei­nem der Ber­ge, wo die teuf­li­schen Tän­ze ab­ge­hal­ten wer­den soll­ten; er glaub­te, wo­hin er blick­te, höh­ni­sches Grin­sen und scha­den­fro­he Frat­zen zu se­hen und fühl­te sich so übel, dass er kaum das Ende ab­zu­war­ten ver­moch­te. Als sie wie­der zu Hau­se wa­ren und sei­ne Toch­ter in die Kü­che ging, um das Mit­ta­ges­sen zu rüs­ten, stieg er, um al­lein zu sein, auf den Spei­cher und setz­te sich müde auf eine alte Kis­te. Durch eine halb­ge­öff­ne­te Dach­lu­ke sah er ein Stück des We­ges, der sich zwi­schen Obst­bäu­men durch Fel­der aus der Stadt hin­aus nach dem Dor­fe schlän­gel­te, wo­hin er sonst, vor ein paar Jah­ren, noch mit sei­ner seit­dem ver­stor­be­nen Frau, ge­gan­gen war, um dem in­ner­halb der Tore ver­bo­te­nen lu­the­ri­schen Got­tes­dienst bei­zu­woh­nen. Der Weg lief so ei­lig und fröh­lich sei­nem Zie­le zu wie einst; wie war es ge­kom­men, dass er ihn nicht mehr ge­hen konn­te? Wie auf einen Traum be­sann er sich auf die Zeit vor der bay­ri­schen Ok­ku­pa­ti­on, wo er ein Mit­glied des Rats ge­we­sen war, wo sein Wort in der Stadt viel ge­gol­ten und sein Haus in Freu­den und Ehren ge­stan­den hat­te. Seit­dem hat­te er viel Un­glück ge­lit­ten: war aus dem Rat ge­sto­ßen, hat­te die alte Kund­schaft ver­lo­ren, war um ge­ring­fü­gi­ge Din­ge oder un­ter Vor­wän­den ge­rügt und in Geld­stra­fe oder Haft ge­nom­men wor­den; aber er hat­te doch sei­nen Kopf hoch ge­tra­gen und sich Got­tes ge­trös­tet, wel­cher es wis­sen muss­te, dass er noch der alte Ul­rich Hin­denach ohne Falsch war. Der Tod sei­ner Frau, die den vie­len Gram nicht ver­win­den konn­te, hat­te ihn hart mit­ge­nom­men, er fing an zu ver­ein­sa­men und ein­zu­se­hen, dass Gott hie­nie­den sein treu­es Volk nicht er­hal­ten woll­te. Trotz­dem war er nicht so elend ge­we­sen wie jetzt, als er noch vor vier Wo­chen, die Hand sei­ner Toch­ter in der sei­ni­gen, in der Sonn­tag­mor­gen­frü­he nach dem Dor­fe hin­aus­ge­wan­dert war. Er konn­te sich nicht be­sin­nen, wie der jäm­mer­li­che Wech­sel über ihn ge­kom­men war, da er doch frü­her viel mehr Drang­sa­le um des Glau­bens wil­len aus­ge­stan­den hat­te als ge­ra­de jetzt. Auf ein­mal hat­te er we­gen des Te­sta­men­tes nach­ge­ge­ben, ob­schon sich doch viel­leicht noch ein an­de­rer Aus­weg ge­fun­den hät­te, ohne dass er sein ein­zi­ges Kind dem An­ti­chris­ten aus­ge­lie­fert hät­te. Er stütz­te müde den Kopf in die Hand und schloss die Au­gen; als er plötz­lich das fröh­li­che Sin­gen sei­ner Toch­ter hör­te, die un­ten mit den Tie­geln han­tier­te, stieg eine schreck­li­che Angst in ihm auf und schnür­te sei­ne Brust zu­sam­men. Er wuss­te nicht, was er tun soll­te, wenn sie ihn ru­fen wür­de, zu Tisch zu kom­men. Schnell stand er auf, kram­te in der Kis­te, auf der er ge­ses­sen hat­te und in der al­ler­lei Haus­rat ver­wahrt wur­de, bis er einen star­ken Strick fand, be­fes­tig­te ihn mit vor Hast zit­tern­den Hän­den an ei­nem Bal­ken und er­häng­te sich.

Nach­dem der hart­nä­cki­ge Schmied sich be­kehrt hat­te, wa­ren nur noch die bei­den stein­al­ten Pfründ­ne­rin­nen in Do­nau­wörth lu­the­risch; aber die­se zähl­te der Statt­hal­ter nicht und trat also mit großem Auf­wand sei­ne Wall­fahrt an.

Schwe­re Fol­gen hat­te die ver­kehr­te Wit­te­rung des Jah­res 1624 auch in Bam­berg und Würz­burg, wo die Bi­schö­fe oh­ne­hin mit un­ge­wöhn­li­cher Schär­fe ge­gen das He­xen­we­sen vor­gin­gen. Jo­hann Ge­org II. Fuchs von Dorn­heim, Bi­schof von Bam­berg, ge­wöhn­te sich so dar­an, dass das ein­ge­zo­ge­ne Ver­mö­gen der ju­sti­fi­zier­ten He­xen und Zau­be­rer in sei­ne Kas­se floss, dass es ihm schi­en, wenn der Strom ein­mal spär­li­cher tropf­te, als wer­de der Lauf der Ge­rech­tig­keit auf­ge­hal­ten und ste­cke ir­gend­wo eine gröb­li­che Pf­licht­ver­let­zung, und er be­droh­te die Rich­ter ernst­lich, sie soll­ten sich nicht da­mit be­gnü­gen, hie und da einen fau­len Fleck aus­zu­schnei­den, son­dern dem Übel bis auf den Grund nach­ge­hen, da­mit sich die Pest nicht wei­ter­ver­er­ben kön­ne. Dem­ge­mäß lie­ßen die Rich­ter al­len Ver­däch­ti­gen durch den Hen­ker pein­lich zu­set­zen, bis sie eine leid­li­che An­zahl an­de­rer an­ga­ben, die auch bei den He­xen­tän­zen ge­we­sen wä­ren, von de­nen je­der wie­der an­zei­gen muss­te, so­dass es kei­ne Lücken in den Pro­zes­sen gab. So kam es, dass auch meh­re­re Bür­ger­meis­ter von Bam­berg der Hexe­rei an­ge­klagt wur­den, un­ter ih­nen der Bür­ger­meis­ter Ju­ni­us, ein statt­li­cher, stol­zer Mann von fünf­und­fünf­zig Jah­ren, der bis da­hin bei je­der­mann an­ge­se­hen und auch be­liebt ge­we­sen war. Die­ser ver­stumm­te vor Schreck und Stau­nen, als ihm in der Ge­richts­stu­be ein al­tes Weib vor­ge­stellt wur­de, die er nicht kann­te und die gleich­wohl be­haup­te­te, ihn vor ei­ni­gen Wo­chen auf dem Kaul­ber­ge beim Sa­t­ans­fest ge­se­hen, mit ihm ge­tanzt und ge­se­hen zu ha­ben, wie er dem hin­ken­den Bock­teu­fel die Re­ve­renz ge­macht und zum Zei­chen des Ge­hor­sams den Schwanz ge­küsst habe. Als er sei­ne Spra­che wie­der­ge­fun­den hat­te, schrie er das Weib an, er ken­ne sie ja nicht, wie sol­le er denn mit ihr ge­tanzt ha­ben? Er müss­te ja toll und voll sein, wenn er mit ei­ner sol­chen Vet­tel auf den Tanz gin­ge, noch dazu bei Nacht auf dem Kaul­ber­ge. Wenn es auch wahr sein möch­te, dass der Teu­fel mit den He­xen dort Tanz hiel­te, ob­wohl es ihm ab­son­der­lich vor­käme, so kön­ne er doch schwö­ren, dass er nie­mals et­was da­von ge­wusst, ge­schwei­ge denn da­bei­ge­we­sen wäre. Sie sol­le die ab­scheu­li­che Lüge, die Gott an ihr stra­fen wer­de, zu­rück­neh­men.

Das alte Weib ki­cher­te höh­nisch, sie kön­ne nichts an­de­res sa­gen, als was sie ge­sagt habe, er sol­le nur ein Weil­chen war­ten, dann wer­de er auch wis­sen, wie es bei den Teu­fel­stän­zen zu­gin­ge. Ja, sag­te der Rich­ter, wenn er nicht flugs be­ken­ne, sol­le der Hen­ker ihm hel­fen, sich zu be­sin­nen. Wäh­rend der Bür­ger­meis­ter sich vol­ler Ent­rüs­tung ver­wahr­te, dass dies kein recht­li­ches Ge­richt sei und dass kein Chris­ten­mensch mehr sei­nes Le­bens si­cher sei, wenn man auf das ver­ein­zel­te Zeug­nis ei­ner bö­sen al­ten Hexe ver­ur­teilt wer­den kön­ne, be­mäch­tig­te sich der Hen­ker sei­ner, er wur­de ent­klei­det, auf­ge­r­eckt, und die Glie­der wur­den ihm aus­ein­an­der­ge­ris­sen. Da er die Schmer­zen nicht lan­ge aus­hielt, be­kann­te er, was ihm vor­ge­sagt wur­de, und be­zeich­ne­te auch meh­re­re an­ge­se­he­ne Bür­ger, dar­un­ter sei­nen ei­ge­nen Schwa­ger, als sol­che, die sich gleich­falls dem Teu­fel er­ge­ben hät­ten.

Als er al­lein un­ter fürch­ter­li­chen Schmer­zen sich auf das, was ge­sche­hen war, be­sann, dach­te er an sei­ne Frau, die etwa ein hal­b­es Jahr vor ihm als Hexe ver­brannt wor­den war, dass sie si­cher­lich eben­so­we­nig wie er vom Teu­fel ge­wusst habe und dass er da­zu­mal nicht hät­te still­schwei­gen sol­len, als sie fle­hent­lich schrie und ihre Un­schuld be­teu­er­te. Dann dach­te er an sei­ne bei­den Töch­ter, die er kürz­lich an ei­nem und dem­sel­ben Tage ver­mählt hat­te, eine mit ei­nem ir­di­schen, die an­de­re mit dem himm­li­schen Bräu­ti­gam im Klos­ter zum hei­li­gen Kreuz an der Stadt­mau­er von Bam­berg, und dass sie ihn nun für einen gott­lo­sen, ver­lo­re­nen Mann hal­ten wür­den. Es ge­lang ihm, be­vor er ster­ben muss­te, einen lan­gen Brief an sie auf­zu­set­zen, in dem er ih­nen Le­be­wohl sag­te und schil­der­te, wie es zu­gin­ge und wie die falschen Zeug­nis­se ihm aus­ge­presst wä­ren.

Da die Zahl der Zau­be­rer und He­xen sich so treff­lich ver­mehr­te, schritt der Bi­schof dazu, ei­gens zu ih­rem Ge­brauch ein neu­es Ge­fäng­nis zu bau­en, wel­ches Tru­den­haus ge­nannt und mit nicht ge­rin­gen Kos­ten nahe bei der Mau­er am Keß­ler­tür­lein er­rich­tet wur­de.