17.

Nun Her­zog Chris­ti­an der Jün­ge­re sich wie­der­um of­fen ge­gen den Kai­ser er­klär­te, war es bei der Kin­der­lo­sig­keit und Ehe­stö­rung des re­gie­ren­den Her­zogs Fried­rich Ul­rich vor­aus­zu­se­hen, dass der Kai­ser das Her­zog­tum Braun­schweig-Wol­fen­büt­tel auf die Cel­li­sche Li­nie über­tra­gen wer­de, wenn die­sel­be sich ge­hor­sam er­wie­se; des­halb ließ sich Her­zog Chris­ti­an von Cel­le nicht mit dem Kö­nig von Dä­ne­mark ein und trat sein jün­ge­rer Bru­der Ge­org nach kur­z­em Schwan­ken aus dä­ni­schem Dienst in den kai­ser­li­chen. Als Wal­len­stein im Ok­to­ber nach Göt­tin­gen kam, schick­te ihm Her­zog Chris­ti­an den Land­dros­ten von Ho­den­berg ent­ge­gen mit der Wei­sung, den all­mäch­ti­gen Feld­herrn durch höf­li­che und de­mü­ti­ge Be­zei­gun­gen gnä­dig zu dis­po­nie­ren. Wal­len­stein, der eben im Gar­ten des Bür­ger­meis­ters bei Ta­fel saß und speis­te, emp­fing Ho­den­berg freund­lich, lud ihn ein, mit­zues­sen, und ließ sich plau­dernd über sei­ne Ver­hält­nis­se und Plä­ne aus. Er habe jetzt ein so schö­nes Heer bei­sam­men, sag­te er, des­glei­chen er noch nicht ge­se­hen habe. Es sei­en fast al­les er­prob­te Leu­te, die er aus sei­nem Ei­ge­nen mit Klei­dung und Waf­fen vor­züg­lich aus­ge­stat­tet habe. Ein großer Teil sei aus dä­ni­schem Dienst zu ihm über­ge­gan­gen, auch böh­mi­sche und ös­ter­rei­chi­sche Aus­wan­de­rer wä­ren vie­le dar­un­ter, evan­ge­li­schen Glau­bens, denn nach der Re­li­gi­on fra­ge er nicht, nur nach der Bra­vour und dass man sich in al­les schi­cken kön­ne. Gut le­ben, Beu­te ma­chen, sich ein Weib hal­ten, rau­fen und spie­len, das wol­le doch ein je­der, ob er die Mes­se höre oder das Luther­lied sin­ge. Man sehe dar­aus, dass die Evan­ge­li­schen we­gen der Re­li­gi­on nichts zu fürch­ten hät­ten; er wol­le nur Ge­hor­sam ge­gen den Kai­ser. Man sol­le den Sol­da­ten gu­tes Quar­tier ge­ben und sie kei­nen Man­gel lei­den las­sen, so wer­de man über nichts zu kla­gen ha­ben.

Als das Es­sen ein­ge­nom­men war, lud Wal­len­stein sei­nen Gast ein, mit ihm nach der Masch zu rei­ten, da kön­ne er das Heer vor­über­zie­hen se­hen. Dump­fes Mur­meln und sum­men­des Ge­tö­se kün­dig­te es an, be­vor es noch sicht­bar war; von den Obst­bäu­men, mit de­nen die Stra­ße auf bei­den Sei­ten be­pflanzt war, starr­te nur zu­wei­len ein Zweig durch den Staub, der dick dar­um her stand.

Nach­dem sie etwa eine Stun­de lang, wäh­rend wel­cher Zeit Wal­len­stein die Re­gi­men­ter nann­te und er­klär­te, zu­ge­se­hen hat­ten, sag­te Ho­den­berg tief auf­seuf­zend, das sei, wie wenn eine gan­ze Stadt sich in Be­we­gung set­ze. Das müss­ten schon Frank­furt und Nürn­berg mit­ein­an­der sein, sag­te Wal­len­stein la­chend, sonst lan­ge es nicht. »Ihr habt hier­zu­lan­de den Ad­ler noch nicht ge­se­hen, dies ist ei­ner von den Blit­zen, die er in sei­nen Klau­en hält.« Es sei ih­nen doch ei­gent­lich nicht be­wusst, wand­te Ho­den­berg vor­sich­tig ein, wo­durch sie sol­ches Ge­wit­ter auf sich ge­zo­gen hät­ten. Nun, ent­geg­ne­te Wal­len­stein, je­den­falls hän­ge es von ih­nen ab, ob es vor­über­ge­he oder sich ent­la­den wer­de.

Noch des Abends, als er im Bet­te lag, saus­te Ho­den­berg das Sum­men des mar­schie­ren­den Hee­res in den Ohren, wie wenn er etwa das Meer an die Küs­te bran­den hör­te. Ein selt­sa­mer Be­richt fiel ihm ein, den er ein­mal ge­le­sen hat­te, von ei­nem rie­si­gen Wurm, der Mei­len mit sei­nem Bau­che be­de­cke, der aber, wenn man nä­her zu­se­he, aus un­zähl­ba­ren win­zi­gen Wür­mern be­ste­he. Ei­nem sol­chen Mas­sen­wurm glei­chend, wälz­te sich dies Heer durch die schau­dern­den Län­der, mit zahl­lo­sen vor­ge­streck­ten Köp­fen, aus de­nen lüs­ter­ne Zun­gen her­vor­tas­te­ten und kah­le, grau­sa­me Au­gen die be­ben­den Ge­schöp­fe fest­bann­ten, die das Scheu­sal ver­schlin­gen woll­te. Schlaf­los warf er sich hin und her, be­den­kend, wie das böse Tier sich sät­ti­gen und wo es blei­ben soll­te. Durch eine Stra­ße nach der an­de­ren wür­de es krie­chen, alle Saa­ten mit sei­nem Gei­fer über­zie­hen und end­lich das gan­ze deut­sche Reich ver­schlem­men und er­wür­gen.

Kaum min­der als die Evan­ge­li­schen be­drück­te das Her­an­na­hen der Wal­len­stei­ni­schen Hee­res­mas­sen Til­ly. Die Be­geg­nung mit dem kai­ser­li­chen Feld­herrn, die we­gen der Quar­tie­re statt­fin­den muss­te, stand ihm so schwer be­vor, dass er sich krank fühl­te. Er woll­te dem jün­ge­ren Man­ne ge­gen­über, der nicht halb so viel Feld­zü­ge und Sie­ge hin­ter sich hat­te wie er, sei­nen Vor­rang be­haup­ten und wuss­te doch vor­aus, dass Wal­len­stein sich für den Hö­he­ren an­se­he. Mit wel­chen Mit­teln soll­te er sich Aner­ken­nung ver­schaf­fen? Her­zog Ma­xi­mi­li­an hat­te ihn an­ge­wie­sen, be­hut­sam ge­gen Wal­len­stein zu sein und Är­ger­nis­se zu ver­mei­den. Wal­len­stein steif­te sich auf sei­nen Her­zog­ti­tel, sein Geld und sei­ne Gü­ter, die vom Kai­ser emp­fan­ge­nen Gna­den; was hat­te er, Til­ly, dem ent­ge­gen­zu­set­zen? Bei mehr Ver­dienst war er doch viel we­ni­ger aus­ge­zeich­net; denn was nütz­te ihm der Gra­fen­ti­tel ohne Gü­ter, um die er bis jetzt ver­ge­bens an­ge­hal­ten hat­te?

Im Dor­fe Lau­en­stein un­ter ei­ner großen Lin­de, de­ren Blät­ter schon gelb wur­den, war ein Platz für die bei­den Feld­her­ren her­ge­rich­tet. Til­ly ach­te­te sorg­sam dar­auf, Wal­len­stein kei­nen Schritt mehr ent­ge­gen­zu­ge­hen als die­ser ihm, und war­te­te auf des an­de­ren An­re­de, um ihn nicht etwa höf­li­cher zu be­grü­ßen. Ha­ger, ge­ra­de auf­ge­rich­tet, in schwar­zer Klei­dung, die nur durch eine schar­lach­ro­te Fe­der am Hute be­lebt war, kam Wal­len­stein über den son­ni­gen Platz ge­schrit­ten und ließ sei­ne still in der Tie­fe ko­chen­den Au­gen über den viel klei­ne­ren Til­ly hin­schwei­fen wie über eine be­lang­lo­se Klei­nig­keit. Sei­ne Wor­te in­des­sen wa­ren über­aus ver­bind­lich, und er un­ter­ließ nicht, die Ehr­furcht zu be­to­nen, die er dem Äl­te­ren dar­brin­ge. Die Quar­tie­re be­tref­fend, sag­te er, im Hin­blick auf die Ge­schäf­te und Auf­ga­ben, die er vor­ha­be, müs­se er sein Heer haupt­säch­lich in die Stif­ter Hal­ber­stadt, Hal­le und Mag­de­burg ein­la­gern; für Til­ly kämen Hes­sen, die Wet­ter­au, das Braun­schwei­gi­sche in Be­tracht. Nun wa­ren die­se Ge­bie­te be­reits so aus­ge­so­gen, dass Til­ly nicht wuss­te, wie er sich län­ger dar­in er­hal­ten soll­te, und er hat­te sich fest vor­ge­nom­men, sich nicht mit dem Schlech­teren ab­spei­sen zu las­sen; aber in dem Au­gen­blick, wo es dar­auf an­kam, fand er die Wen­dung nicht, sich Wal­len­stein zu wi­der­set­zen. Das Ge­müt voll Bit­ter­keit, ritt er von der Zu­sam­men­kunft zu­rück; nicht ein­mal et­wai­ge Un­ter­stüt­zung im Fal­le ei­ner Schlacht hat­te ihm Wal­len­stein ver­spro­chen, da er dem weit aus­ge­brei­te­ten dä­ni­schen Hee­re ge­gen­über sich nicht schwä­chen dür­fe.

So zo­gen denn Schlick und Col­lal­to in Hal­ber­stadt und Hal­le ein, zum Schre­cken der Dom­her­ren, die ge­glaubt hat­ten, durch ihre An­häng­lich­keit an den Kai­ser dies Schick­sal von sich ab­wen­den zu kön­nen. Die Ge­gend bei Dessau, wo sich die Mul­de in die Elbe er­gießt, er­schi­en Wal­len­stein ge­eig­net, sich zu ver­schan­zen. Wäh­rend des Win­ters führ­ten sei­ne Sol­da­ten die­se Ar­beit un­ter sei­nen Au­gen aus, bis das Land in eine Fes­tung ver­wan­delt war.

Da wür­de Mans­feld nicht wa­gen, ihn an­zu­grei­fen, sag­te Wal­len­stein ei­nes Ta­ges zu­frie­den zu Aldrin­gen.

Ob er denn den Mans­feld nicht schla­gen wol­le? frag­te Aldrin­gen er­staunt. Wozu? sag­te Wal­len­stein. Man sol­le das Blut der Sol­da­ten nicht un­nö­tig ver­gie­ßen. We­gen Mans­feld sei es vollends über­flüs­sig, et­was aufs Spiel zu set­zen, der sei nur ein Räu­ber­haupt­mann, und man hät­te ihm schon zu viel Be­ach­tung ge­schenkt. Aber Kur­bran­den­burg jam­me­re über die Ver­wüs­tung durch Mans­feld, ent­geg­ne­te Aldrin­gen, und wer­de viel­leicht durch sein Drang­sa­lie­ren noch ganz auf die dä­ni­sche Sei­te ge­zo­gen. Auch woll­ten sie in Wien ein­mal einen rea­len Er­folg se­hen.

Für den schließ­li­chen Er­folg sor­ge er, sag­te Wal­len­stein kurz, die Mit­tel zu wäh­len sei sei­ne Sa­che.

Aldrin­gen wag­te nichts zu er­wi­dern und er­goss sei­nen Groll in Brie­fen an Col­lal­to und an an­de­re Her­ren des Kriegs­ra­tes, mit de­nen er Ver­bin­dun­gen hat­te. Man ver­geu­de die Zeit hier, schrieb er, ohne zu wis­sen, wozu. Was für ver­bor­ge­ne Plä­ne der Ge­ne­ral ei­gent­lich habe, wis­se kei­ner. Er kön­ne nicht ein­se­hen, wel­cher Nut­zen dem Kai­ser da­mit ge­sch­ehe, dass man stil­lie­ge und sich hin­ter si­che­re Schan­zen ver­ste­cke. Die Stän­de, die dem Kai­ser er­ge­ben ge­we­sen wä­ren, murr­ten jetzt, dass sie, an­statt Hil­fe zu fin­den, nun noch das kai­ser­li­che Heer zu dem Mans­fel­di­schen dazu er­näh­ren müss­ten, also dop­pelt ge­plagt wä­ren und wie der Frosch von zwei En­ten zu­gleich ver­schluckt wür­den.

Mans­feld hat­te sich im Lau­fe der letz­ten Jah­re zu­wei­len so un­wohl be­fun­den, dass er zu Bett lie­gen und im Wa­gen hat­te fah­ren müs­sen. Das mach­te ihn un­ge­dul­dig, und es wurm­te ihn, dass er es nie so be­quem hat­te wie Wal­len­stein, der, nied­ri­ge­rer Ge­burt als er, statt­lich wie ein Kö­nig mit ei­ner wan­dern­den Hof­burg ein­her­zog und über­all Hul­di­gung und Tri­but ein­heims­te. Wenn er sich zur Ver­söh­nung mit dem Kai­ser hät­te ent­schlie­ßen kön­nen, dach­te er, so wür­de er jetzt die­se pomp­haf­te Rol­le agie­ren und das gaf­fen­de Pub­li­kum er­schüt­tern; denn was tat Wal­len­stein an­de­res, als was er, Mans­feld, ihm vor­ge­macht hat­te? Wenn er die Müh­sa­le, Bit­ter­nis­se und vie­len Schmäh­lich­kei­ten sei­nes Le­bens be­dach­te, so er­grimm­te er ge­gen den prah­le­ri­schen Buh­len des Glückes und ent­brann­te da­nach, ihm das Schwert aus der Hand zu schla­gen und den Sie­ges­weg zu ver­le­gen. Dann wür­de er gern ster­ben, dach­te er, gern als ein Bett­ler von der schmut­zi­gen Sze­ne ab­tre­ten, wenn er zu­vor dies Blend­werk, dies auf­ge­bla­se­ne Nichts über den Hau­fen ste­chen könn­te. Ver­g­lich er sei­ne Trup­pen mit de­nen Wal­len­steins, die die­ser mit sei­nem böh­mi­schen Blut­geld aus­ge­rüs­tet und in fet­ten, ge­hor­sa­men Quar­tie­ren ge­pflegt hat­te, so hät­te es mehr als Wa­g­nis, Wahn­sinn ge­schie­nen, ihn zum Zwei­kampf her­aus­zu­for­dern, wenn er viel aufs Spiel zu set­zen ge­habt hät­te; aber sei­nes Blei­bens war oh­ne­hin in die­sen Ge­gen­den nicht mehr, und die Not zwang ihn, sich durch einen Haupt­schlag einen Aus­weg zu bah­nen. Au­ßer­dem ahn­te er nicht, wie gut und weit­hin be­fes­tigt Wal­len­steins Stel­lung bei der Brücke war, vor al­len Din­gen aber schob er die Schuld an dem un­glück­li­chen Aus­gan­ge der Schlacht Fuchs von Bim­bach zu, der ihn im Sti­che ge­las­sen hat­te. Auf Mans­felds Bot­schaft, er sol­le ihm zu Hil­fe ei­len, ant­wor­te­te näm­lich Fuchs, Mans­feld habe nicht ge­sagt, wie viel Hilf­s­trup­pen er ha­ben wol­le, über wel­cher Ver­zö­ge­rung dann die Ka­ta­stro­phe her­ein­brach.

Trotz des voll­stän­di­gen Sie­ges, den Wal­len­stein über Mans­feld da­von­ge­tra­gen hat­te, herrsch­te Un­zu­frie­den­heit in sei­nem Haupt­quar­tier; denn in dem pomp­haf­ten Be­rich­te, den er nach Wien sand­te, war Aldrin­gens nur bei­läu­fig ge­dacht, der sich al­lein den Er­folg zu­schrieb und in zor­ni­ge Em­pö­rung über die hä­mi­sche Un­ter­drückung sei­nes Ver­diens­tes ge­riet. Er schrieb an sei­ne Gön­ner im Kriegs­ra­te, wie er in großer Sor­ge um das Kriegs­we­sen ste­he; dass sich Wal­len­stein durch­aus nicht mit Mans­feld habe schla­gen wol­len und von ihm, Aldrin­gen, dazu ge­zwun­gen wor­den sei, dass er die herr­li­che Vik­to­ria, die ihm ge­wis­ser­ma­ßen von an­de­ren in den Schoß ge­wor­fen wor­den sei, nicht aus­genützt und trotz al­ler sei­ner, Aldrin­gens, Vor­schlä­ge dem Mans­feld Zeit ge­las­sen habe, sein flüch­ti­ges Heer wie­der zu sam­meln und zu neu­en ver­derb­li­chen Im­pre­sen Mut zu fas­sen. Es habe fast das An­se­hen, als ob Wal­len­stein dem Mans­feld mehr Gu­tes gön­ne als dem Kai­ser; was aus ei­nem sol­chen Ver­hält­nis ent­sprin­gen kön­ne, sei leicht zu er­mes­sen.

Ein paar Wo­chen wa­ren nach der Schlacht ver­gan­gen, als Wal­len­stein, durch einen Brief sei­nes Schwie­ger­va­ters vor den heim­li­chen Kor­re­spon­den­zen und Um­trie­ben sei­nes Quar­tier­meis­ters ge­warnt, Aldrin­gen zu sich be­schied. Mit un­be­hag­li­chen Emp­fin­dun­gen trat die­ser den Gang an und konn­te sein Er­schre­cken kaum ver­heh­len, als er Wal­len­stein auf­recht ne­ben sei­nem Schreib­tisch ste­hen und schwar­ze Zorn­bli­cke auf ihn wer­fen sah.

»Ich habe Din­ge über Ihn ver­nom­men«, sag­te der Ge­ne­ral dro­hend, »de­ren ich mir von Ihm nicht ver­mu­tend war. Ich habe Ihm Ver­trau­en er­wie­sen und Ihn als treu­en Die­ner be­han­delt, als wel­chen Er sich mir be­kannt und mit schö­nen Wor­ten an­ge­prie­sen hat. Wie kommt es, dass Er mit mei­nen Fein­den und sol­chen, die es nicht red­lich mit mir mei­nen, in heim­li­cher Kor­re­spon­denz steht? Was hat Er den Spio­nen und Je­sui­ten in Wien hin­ter mei­nem Rücken über mein Tun und Las­sen zu kom­mu­ni­zie­ren?«

Wäh­rend die­ser An­re­de gab sich Aldrin­gen Mühe, den durch­drin­gen­den Blick des Ge­ne­rals aus­zu­hal­ten und eine trot­zi­ge, stol­ze Mie­ne an­zu­neh­men. Sei­ne blau­en Au­gen schwank­ten ein we­nig, und sein Ge­sicht war dun­kel ge­rötet, als er in ge­reiz­tem Tone her­vors­tieß, dar­auf kön­ne er nichts ant­wor­ten, als dass er ein Sol­dat von Ehre sei; was sol­le er sonst zu sol­chen un­er­war­te­ten Be­schul­di­gun­gen sa­gen? Wenn Wal­len­stein ihn für kei­nen Ka­va­lier hal­te, so sol­le er es ihm ge­ra­de­her­aus er­klä­ren. Wo­mit er das ver­dient habe? Mehr kön­ne er als Sol­dat von Ehre sei­nem Ge­ne­ral nicht ant­wor­ten.

Wal­len­steins Blick, den Aldrin­gen noch eine Wei­le fest­hielt, wur­de all­mäh­lich freund­li­cher, und er sag­te mit ge­lin­der Stim­me: »Wenn es so ist, ent­schul­di­ge Er mich«, in­dem er sei­nem Un­ter­ge­be­nen die Hand reich­te. Es man­ge­le bei Hofe nie an Ver­leum­dern, setz­te er hin­zu, de­ren Ge­schäft und Zeit­ver­treib es sei, die Gu­ten ge­gen­ein­an­der auf­zu­het­zen. Aldrin­gen er­griff die dar­ge­bo­te­ne Hand zö­gernd und ent­fern­te sich un­zu­frie­den, ob­wohl er über die wi­der Ver­hof­fen schnel­le und glück­li­che Auf­lö­sung der Ge­fahr auf­at­me­te.

Grol­lend er­zähl­te er Schlick, was vor­ge­fal­len war: es gebe kei­nen wun­der­li­che­ren Men­schen als Wal­len­stein, sag­te er, er selbst tue, was ihm be­lie­be, ohne sich um des Kai­sers Wil­len und Wohl zu küm­mern, aber er schreie Ver­rat, wenn man nur einen Brief schrie­be, ohne ihn um sei­ne Ein­wil­li­gung oder sei­nen Bei­fall zu fra­gen. Er, Aldrin­gen, mei­ne es auf­rich­tig mit dem Kai­ser, und das ver­lei­he ihm ein ru­hi­ges Ge­wis­sen. Üb­ri­gens kön­ne sich Wal­len­stein in sei­nem ver­spon­ne­nen Hoch­mu­te doch nichts an­de­res vor­stel­len, als dass sie alle sei­ne er­ge­be­nen Die­ner sei­en und sich kei­nes ei­ge­nen Ur­teils un­ter­stän­den, ge­ra­de als habe nur er Ver­stand und die an­de­ren wä­ren blö­ken­des Vieh, das ihm nach­schwän­zel­te.

Schlick war ganz und gar der Mei­nung Aldrin­gens; er habe es kürz­lich Wal­len­stein auch ge­zeigt, dass er ein frei­er deut­scher Of­fi­zier und Edel­mann sei, als er sich ge­gen sei­nen Wil­len vor dem Schloss Al­ten auf­ge­hal­ten und Wal­len­stein ihn des­we­gen zur Rede ge­stellt habe. Man zieht doch ins Feld, um ein­mal eine Ak­ti­on mitz­u­ma­chen; stil­lie­gen kön­ne man auch zu Hau­se. Was er aber am we­nigs­ten er­tra­gen kön­ne, sei, dass Wal­len­stein ihn per Er trak­tie­re. Das brin­ge sein Blut in Wal­lung; man glau­be sich in der Tür­kei zu be­fin­den; aber viel­leicht wür­de sich nicht ein­mal der tür­ki­sche Sul­tan so viel her­aus­neh­men.

Höchst wun­der­bar sei es doch auch, be­merk­te Col­lal­to, wie der Ge­ne­ral sich so ganz ohne Wei­ber be­hel­fe. Wie viel man auch auf­mer­ke, sei doch nie et­was von Lie­bes­sa­chen bei ihm im Wer­ke.

Sei­ne Frau las­se er auch nie ins La­ger kom­men, sag­te Schlick; er habe nichts als Ge­schäf­te im Sin­ne.

Nun ja, mein­te Aldrin­gen, an­de­re Leu­te hät­ten auch ge­nug auf den Schul­tern; aber des­we­gen habe man doch sein Herz und sei­ne ir­di­sche Na­tur.

Gott sei Dank ja, seufz­te Col­lal­to; da lie­ge ja ei­gent­lich Sinn und Zweck des Le­bens. Wie man es denn in die­sem Bar­ba­ren­lan­de aus­hal­ten soll­te ohne Frau­en! Sie müss­ten ei­nem hier den blau­en Him­mel, die rote Son­ne, die gol­de­nen Früch­te und Reis und Mak­ka­ro­ni dazu er­set­zen. Aber Gott habe sie auch da­nach ge­macht. Ach, die­se Blon­den hät­ten ja ein ver­stoh­le­nes Feu­er und eine wil­de Sü­ßig­keit, da­ge­gen sei die pras­seln­de Feu­er­werkspas­si­on der wel­schen Wei­ber ei­ni­ger­ma­ßen mo­no­ton.

Schlick war nicht der Mei­nung; ihm hät­ten, sag­te er, die Un­ga­rin­nen am bes­ten ge­fal­len. Die hät­ten ein so an­ge­neh­mes, wohl­rie­chen­des Fleisch, wä­ren über­haupt wie eine le­cker her­ge­rich­te­te Spei­se, die Wür­ze stei­ge ei­nem gleich in die Nase, man lan­ge zu und schwel­ge in De­li­zi­en. Üb­ri­gens sei das lan­ge her, er sei jetzt ver­hei­ra­tet, habe Kin­der und las­se sich an der Fa­mi­lie ge­nü­gen.

»Ja, so seid ihr Böh­men«, sag­te Col­lal­to, »wir sind als Jä­ger ge­bo­ren, und die Tau­ben, die ei­nem ge­bra­ten ins Maul flie­gen, schme­cken uns nicht.« Aber was den Ge­ne­ral be­tref­fe, so küm­me­re er sich auch um die Fa­mi­lie nicht viel. Er kom­me ihm zu­wei­len so un­heim­lich vor, als sei er nicht aus Men­schen­fleisch ge­macht. Wenn ei­ner nicht la­che, nicht wei­ne, nicht ze­che und nicht küs­se, so sei er ein Hei­li­ger oder ein Teu­fel. Aber ein Hei­li­ger kön­ne Fried­land nicht wohl sein, weil er so viel flu­che.

»Ach«, sag­te Aldrin­gen, »der lie­ße den Papst hän­gen, wenn er ihn är­ger­te.«

Col­lal­to, der sein Quar­tier in Hal­ber­stadt hat­te, über­häuf­te Aldrin­gen stets mit Auf­trä­gen; er brauch­te Sil­ber auf die Ta­fel, gute Wei­ne, Kon­fekt und Süd­früch­te, wie sie in die­sen Ge­gen­den nicht auf­zu­trei­ben wa­ren; aber Aldrin­gen be­schaff­te al­les und ver­si­cher­te Col­lal­to da­bei, dass es ihn glück­lich ma­che, für ihn ar­bei­ten zu dür­fen. Um sei­ne vie­len Be­dürf­nis­se ei­ni­ger­ma­ßen be­strei­ten zu kön­nen, eig­ne­te sich Col­lal­to ein­mal eine La­dung Ei­sen an, die der Stadt Aschers­le­ben ab­ge­drängt war und die Wal­len­stein für sich be­hal­ten woll­te, wor­über es zu ei­ner schar­fen Aus­ein­an­der­set­zung kam. Wäh­rend Wal­len­stein mit Col­lal­to sonst freund­schaft­lich, ja rück­sichts­voll um­ging, ließ er ihn bei die­ser Ge­le­gen­heit hart an, was Col­lal­to so em­pör­te, dass er nach Wien auf­brach, um Kla­ge zu füh­ren und sich eine an­de­re Stel­lung aus­zu­wir­ken.

Er stam­me von den lan­go­bar­di­schen Kö­ni­gen ab, sag­te er zu Aldrin­gen, und ste­he kei­nem Fürs­ten im Reich nach, kön­ne sich un­mög­lich von ei­nem böh­mi­schen Edel­mann, wie Wal­len­stein sei, als Spitz­bu­ben trak­tie­ren las­sen. Er sei auch Rit­ter vom Gol­de­nen Vlies, und ei­gent­lich wäre Wal­len­steins Stel­le ihm zu­ge­kom­men; Wal­len­stein hät­te alle Ur­sa­che, sich be­schei­den und er­kennt­lich ge­gen ihn zu er­wei­sen.

Aldrin­gen wein­te fast vor Be­trüb­nis; er kön­ne es zwar Col­lal­to nicht ver­den­ken, dass er fort­ge­he, sag­te er, ein Herr von Col­lal­tos ho­her Ex­trak­ti­on kön­ne sich Wal­len­steins Enor­mi­tä­ten nicht ge­fal­len las­sen; aber für ihn sei der Ver­lust un­leid­lich. Wie viel lie­ber wür­de er sei­nen Dienst ver­se­hen, wenn Col­lal­to das Ober­haupt wäre, der durch Ge­burt und Bil­dung ganz an­ders da­für qua­li­fi­ziert sei und ehr­li­che Ka­va­lie­re nicht so grob und ty­ran­nisch be­han­deln wür­de.

Col­lal­to dank­te Aldrin­gen für sei­ne Freund­schaft und ver­si­cher­te, wenn er je in der Lage sei, wol­le er es ihm ver­gel­ten. Der Kai­ser wis­se nicht, was al­les beim Hee­re vor­ge­he, viel­leicht wer­de es bald eine große Än­de­rung ge­ben.

In­des­sen wag­te der Kai­ser nicht, Col­lal­to ge­gen Wal­len­stein in Schutz zu neh­men, son­dern emp­fing ihn un­freund­lich, und er muss­te sich zur Ver­söh­nung mit dem Her­zog be­que­men. Auch Aldrin­gen ver­schluck­te sei­ne re­bel­li­schen Ge­lüs­te und ließ sich von sei­nen zahl­rei­chen vor­neh­men Gön­nern in Prag und Wien im­mer wie­der zu einst­wei­li­gem still­schwei­gen­dem Er­tra­gen et­wai­ger Wal­len­stei­ni­scher Här­ten und Lau­nen be­re­den.

Zu den Ver­trau­ten und Gön­nern Aldrin­gens ge­hör­te auch der Abt des Prä­mons­tra­tenser­klos­ters Stra­how bei Prag, Kas­par von Ques­ten­berg, der die An­we­sen­heit des Wal­len­stei­ni­schen Hee­res im nörd­li­chen Deutsch­land zur Er­fül­lung ei­nes Lieb­lings­wun­sches be­nüt­zen woll­te. Aldrin­gen sei jetzt in der Lage, schrieb er ihm, eine rühm­li­che Tat aus­zu­füh­ren und zu­gleich ihn, Ques­ten­berg, zu ei­nem glück­li­chen, ja se­li­gen Men­schen zu ma­chen. Der Dom Un­se­rer Lie­ben Frau­en in Mag­de­burg ber­ge näm­lich die Ge­bei­ne des hei­li­gen Nor­bert, des Erz­va­ters der schnee­wei­ßen Prä­mons­tra­ten­ser, ei­nes hoch­be­rühm­ten Wun­der­tä­ters und Mär­ty­rers, die nun ge­wis­ser­ma­ßen bei den Hei­den in jäm­mer­li­cher Ge­fan­gen­schaft lä­gen. Schon zu Kai­ser Ru­dolfs Zei­ten sei ihm, si­cher­lich eine Ein­ge­bung des Him­mels, der Wunsch auf­ge­stie­gen, die­se ge­fan­ge­nen Ge­bei­ne zu er­lö­sen und sie der Ver­eh­rung der Gläu­bi­gen zu­zu­füh­ren. Ei­nem christ­li­chen Hel­den wie Aldrin­gen wer­de es ge­wiss nicht schwer­fal­len, das Ka­pi­tel zur gut­wil­li­gen Her­aus­ga­be der köst­li­chen Re­li­quie zu be­we­gen oder sich mit an­de­ren ge­eig­ne­ten Mit­teln in ih­ren Be­sitz zu set­zen, wo­für er sei­nes und der gan­zen Chris­ten­heit Dan­kes wie auch ei­nes ewi­gen Loh­nes bei Gott ge­wiss sein kön­ne.

Aldrin­gen mach­te sich dienst­fer­tig dar­an, das An­lie­gen des ein­fluss­rei­chen Ab­tes zu er­fül­len; aber das Ka­pi­tel, an das er sich wand­te, woll­te nicht ohne wei­te­res dar­auf ein­ge­hen. Die Dom­her­ren woll­ten sich al­ler­dings dem Kai­ser und dem Abte gern ge­fäl­lig er­wei­sen, al­lein sie fürch­te­ten, es möch­te an­de­ren selt­sam vor­kom­men, wenn sie die Kir­che ei­nes sol­chen Schat­zes be­raub­ten. Wenn die Evan­ge­li­schen auch die Hei­li­gen und ihre Ge­bei­ne nicht an­be­te­ten, so schätz­ten sie sie doch als An­ti­qui­tät und Ra­ri­tät, ja beim Vol­ke gin­ge es so­gar nicht ohne Aber­glau­ben ab; die Nürn­ber­ger be­wahr­ten auch die Hei­li­ge Lan­ze, hiel­ten sie wohl­ver­schlos­sen und lie­ßen sie un­ter großen Kau­te­len her­aus, um sie vor­neh­men Rei­sen­den zu zei­gen. Vor al­len Din­gen wür­den sie sich da­durch den Mark­gra­fen Chris­ti­an Wil­helm auf den Hals zie­hen, mit dem sie oh­ne­hin im Streit lä­gen, nach­dem sie ihn kürz­lich ab­ge­setzt hät­ten.

Aldrin­gen ent­geg­ne­te, sie soll­ten sich doch nicht auf Chris­ti­an Wil­helm be­ru­fen, er ge­hö­re zu des Kai­sers er­klär­ten Fein­den, und sie wä­ren wohl zu ver­stän­dig, um mit dem Frie­dens­bre­cher ge­mei­ne Sa­che zu ma­chen.

Sie er­wi­der­ten, es wäre ja all­ge­mein be­kannt, in was für Wi­der­wär­tig­kei­ten sie mit ihm be­grif­fen wä­ren; aber der Kö­nig von Dä­ne­mark habe die Re­li­qui­en auch ver­langt und kön­ne es sich als Be­lei­di­gung an­rech­nen, wenn sie dem Ge­gen­teil da­mit ge­fäl­lig wä­ren. In­des­sen ei­ni­ge Dom­her­ren nah­men Aldrin­gen auf die Sei­te und sag­ten ihm, es sol­le ih­nen recht und lieb sein, wenn die Ge­bei­ne nach Prag kämen, und sie woll­ten gern das Ihre da­zu­tun, wenn Aldrin­gen da­für ih­rer beim Kai­ser ge­den­ken, sie auch in den jet­zi­gen Kriegs­läuf­ten, wenn nö­tig, pa­tro­ni­sie­ren wol­le. Sie möch­ten zwar nicht öf­fent­lich einen falschen Schein auf sich zie­hen; wenn aber Aldrin­gen das Be­wuss­te mit List durch ein paar ver­trau­te und an­stel­li­ge Leu­te weg­neh­men las­sen wol­le, so wür­den sie ihm Stun­de und Ge­le­gen­heit dazu be­zeich­nen. Wä­ren die Ge­bei­ne dann erst ein­mal in Prag, so wür­den sie nicht leicht zu­rück­ge­holt wer­den, und sie ent­gin­gen ge­häs­si­gem Arg­wohn.

Auf die­sen Be­richt reis­te Ques­ten­berg hoch­er­freut nach Mag­de­burg, um das lan­ger­sehn­te Klein­od im Tri­umph ein­zu­ho­len. Er woll­te es sich durch­aus nicht neh­men las­sen, die Er­grei­fung der Ge­bei­ne selbst an­zu­füh­ren, und be­gab sich nach ge­trof­fe­ner Verab­re­dung mit Aldrin­gen und ei­ni­gen Be­waff­ne­ten in den Kreuz­gang des Do­mes, von wo aus sie zu der Ka­pel­le vor­drin­gen woll­ten, in der die Re­li­quie ver­wahrt war. Nun hat­te aber Chris­ti­an Wil­helm von die­sen ge­hei­men Prak­ti­ken Wind be­kom­men und, um den Raub zu ver­hin­dern, einen Hau­fen Sol­da­ten im Kreuz­gan­ge ver­steckt und mit schar­fen Be­feh­len ver­se­hen, und eben als die Äb­ti­schen sich bei spär­li­chem La­ter­nen­lich­te schlei­chend dem in die Kir­che füh­ren­den Por­ta­le nä­her­ten, bra­chen jene mit lau­tem Ge­schrei: »Feu­er! Die­be! Mord!« her­vor und dran­gen mit ge­zo­ge­nen Schwer­tern auf sie ein. Der Abt häng­te sich mit bei­den Ar­men an Aldrin­gen und zog ihn mit durch die Angst ge­stei­ger­ten Kräf­ten rück­wärts nach dem Aus­gan­ge, so­dass die­sem, der an­fäng­lich zu kämp­fen und sich durch­zu­hau­en ge­neigt war, schließ­lich nichts üb­rig­b­lieb, als den Abt in die Kut­sche zu set­zen, die zur Ent­füh­rung der Ge­bei­ne be­reit stand, und so ge­schwind wie mög­lich mit ihm da­von­zu­fah­ren.

Die ver­un­glück­te Sa­che nahm eine güns­ti­ge Wen­dung durch den Rat der Stadt Mag­de­burg, der sich umso lie­ber dem Kai­ser will­fäh­rig er­zeig­te, wenn es auf Kos­ten und zum Trot­ze Chris­ti­an Wil­helms ge­sche­hen konn­te. Nach ei­ni­gen Ver­hand­lun­gen er­klär­ten die Her­ren Aldrin­gen, sie woll­ten ihm mit den Nor­ber­ti­schen Ge­bei­nen aus be­son­de­rer Lie­be und Hoch­schät­zung zu Wil­len sein. Das be­waff­ne­te Ge­sin­del des Ad­mi­nis­tra­tors woll­ten sie als ein neu­tra­ler Stand in ih­rem Ge­biet nicht dul­den, nächt­li­ches Ru­mo­ren und Zu­sam­men­lau­fen ge­büh­rend ab­stel­len und ihm die Re­li­quie in al­ler Stil­le aus­lie­fern, ohne die Rach­sucht ver­meint­li­cher Bi­schö­fe und die üble Nach­re­de bö­ser Mäu­ler zu fürch­ten. Durch die­se Aus­sicht hoff­te Aldrin­gen den be­trüb­ten Abt wie­der auf­zu­rich­ten; al­lein der­sel­be war be­reits ab­ge­reist, und Aldrin­gen muss­te ihm nach­set­zen, um ihm die tröst­li­che Bot­schaft bei­brin­gen zu kön­nen. Sei­ne Per­son woll­te Ques­ten­berg zwar den An­fein­dun­gen und Ge­walt­ta­ten, de­ren man sich in Mag­de­burg ge­gen ihn un­ter­stan­den hat­te, nicht wie­der aus­set­zen, zu­mal er geist­li­chen Stan­des und nicht dazu be­stimmt sei, doch ver­trau­te er Aldrin­gen das hohe Ge­schäft rück­halt­los an, der denn auch bald her­nach die er­kämpf­te Beu­te un­ter zu­ver­läs­si­ger Es­kor­te nach Prag ab­ge­hn las­sen konn­te.