Im November zogen Harzbauern über den Rücken des Bruchberges nach Elbingerode. Es waren Männer und Frauen, mit Säcken beladen, in denen sie ihre Habe mit sich führten; dazu trugen die Frauen die kleineren Kinder auf dem Rücken. Obwohl es erst vier Uhr war, fiel die Dämmerung ein; der Wind blies kalt und feucht um die verkrüppelten Tannen und pfiff mit weinender Stimme um die aufeinandergeballten Granitblöcke, von denen langes Gras herunterschwankte und Heidegestrüpp zottige Tatzen ausstreckte. Durch das Sausen hindurch vernahmen die schnell schreitenden Bauern Pferdegetrappel; sie horchten und flüsterten, es schienen ihrer viele zu sein, sie könnten es nicht mit ihnen aufnehmen, worauf sie sich eilends hinter Tannen und Steinen verbargen. In dem Augenblick, als die Reiter, die nur zu dritt waren, auf dem Wege erschienen, brachen die Bauern lautlos hervor, griffen den Pferden in die Zügel, rissen die Reiter herunter und schlugen sie mit schweren, nägelbeschlagenen Keulen tot. Alle hatten Geld bei sich, trugen Ringe an den Fingern und waren überhaupt reich gekleidet; zwei waren im Mannesalter, einer noch unbärtig. Nachdem sie alles, was ihnen wertvoll schien, in die Säcke gepackt und sich auch der Waffen der Erschlagenen bemächtigt hatten, überlegten sie, ob sie die Leichen liegenlassen oder verbergen sollten, entschlossen sich zu letzterem und schleppten sie hinter einen Granitfelsen unweit des Weges. Die erschreckten Pferde waren quer über den Berg hingerast und in der nebligen Dämmerung verschwunden. Als die Bauern nach einer Stunde an eine Glashütte kamen, von der Licht ausging, klopften sie dort an und baten um Wasser, das ihnen gereicht wurde. Der Werkmeister betrachtete sie misstrauisch und fragte, wohin sie so spät wollten. Ob sie zu den Tillyschen gehörten?
Dann hätten sie wohl anders angepocht, sagten die Bauern höhnisch. Sie wären von Clausthal, das hätten die Soldaten geplündert und abgebrannt. Sie zögen mit Sack und Pack nach Elbingerode hinüber.
Clausthal sei jawohl von Tilly abgebrannt, sagte der Werkmeister; es kämen seitdem viele Bauern über den Berg, die sich zusammenrotten wollten.
Ob Soldaten in dieser Gegend streiften? fragten die Bauern.
Seit etwa zwei Tagen hätten sich keine gezeigt, erwiderte der Werkmeister; aber bald würde es etwas geben. Sie müssten Tag und Nacht Glaskugeln für Herzog Christian gießen, denn der hätte gesagt, dem Tilly und seinen Soldaten könne man mit gemeinen Bleikugeln nicht beikommen, weil sie gefroren und dem Teufel verschrieben wären; Zauber könne nur durch Zauber gebrochen werden. Die Bauern horchten auf und baten den Werkmeister, ihnen einige davon zu geben, sie wollten mit silbernen Knöpfen dafür zahlen. Woher sie die hätten? fragte der Werkmeister. Von einem toten Reiter, sagten die Bauern und lachten. Was sie denn mit den Kugeln wollten? fragte jener wieder; sie hätten ja keine Gewehre. Jawohl, die hätten sie, antworteten die Bauern und zeigten die Läufe der geraubten, die aus ihren Säcken vorstanden. Der Werkmeister, der sich fürchtete, gab ihnen einige Glaskugeln und bat sie, ihn nicht zu verraten, da es herzogliches Eigentum wäre. Sie versprachen es, indem sie die Kugeln in die Tasche steckten; er hingegen solle nicht sagen, dass sie hier vorübergegangen wären, wenn man ihnen nachfragte. Es komme jetzt ohnehin keiner mehr, sagte er, und wozu er sie auch verraten sollte? Sie hätten ihm ja nichts zuleide getan. Nein, aber sie könnten wiederkommen und es nachholen, sagten sie; sie hätten von den Soldaten gelernt, wie man eins, zwei, drei ein Haus in Brand stecke. Damit zogen sie schnellen Schrittes weiter, Schweigend und von Zeit zu Zeit in die unruhige Nacht hinaushorchend.