Vor dem Amtshause in Stade stand ein alter Franziskanermönch und erzählte mehreren Männern und Frauen, die ihm neugierig zuhörten, wie an Stelle dieses Hauses ehedem ein Franziskanerkloster gestanden habe, wie er von weit her gekommen sei, um es gemäß dem vom Kaiser erlassenen Restitutionsedikt wieder in Empfang zu nehmen, und wie er nun erfahren müsse, dass es den Jesuiten überlassen sei, die doch niemals hier im Lande gewesen wären und keinerlei Recht am Kloster hätten. Sie sollten nur in den Hof hineingehen, sagte er zu den Leuten, so sähen sie noch einige Bogen des alten Kreuzganges, die in das neue Haus hineingebaut wären, auch wäre noch ein Grabstein da, auf dem einer ihrer Äbte ganz ähnlich ausgehauen sei; die Linde, deren Wipfel jetzt schon über die Mauer rage, habe dazumal die Mitte des Klostergartens bezeichnet, und auf der steinernen Bank, die noch darunter stehe, hätten er und andere oft in Betrachtung der Gräber ihrer Brüder, vom sommerlichen Duft des Baumes umspielt, gesessen. Sie gingen mit ihm hinein und überzeugten sich von dem Vorhandensein der Bogen und der Grabsteine, die sie oft, ohne sich etwas dabei zu denken, gesehen hatten; der Mönch hielt eine seiner runzeligen Hände in das klare Wasser, das neben der Bank aus einer steinernen Brunnenröhre floss, und sagte, er wisse noch wohl, als sei es gestern gewesen, wie er sich vor mehr als fünfzig Jahren den kühlen Wasserstrahl über die Hand hätte laufen lassen und wie wohl ihm dabei gewesen sei. Die Leute umringten ihn mit zunehmendem Anteil; ob es nicht hart sei, sagte er, dass der Heimkehrende das alte Nest von Eindringlingen besetzt finde? Nicht umsonst nenne man die Jesuiten, die sich überall einschlichen und breitmachten, Füchse, alles Unheil sei von jeher von den Jesuiten gekommen. Einmütig und brüderlich hätten alle Christen miteinander gelebt, bis die Jesuiten aus dem Welschland gekommen wären und Zwietracht gesät hätten. Einst wären sie, die Bettelmönche, überall in Häusern und Hütten willkommen gewesen; was die Reichen ihnen gegeben, hätten sie den Armen mitgeteilt und hätten sich zur Lust Gottes und der Menschen ausgebreitet. Da hätten die Jesuiten mit ihrer falschen Gelehrsamkeit Hass, Hader und Misstrauen erregt, sie meinten es nicht gut mit dem armen Manne, sondern bequemten sich den Mächtigen und ließen sich gebrauchen, um das Volk zu unterdrücken; auch der Obrigkeit machten sie sich aber verdächtig, weil sie nur auf die eigene Herrschaft ausgingen.
Während der Mönch so predigte, sammelten sich immer mehr Menschen an, die ihm Beifall zuriefen und ihn als einen armen alten Pilgersmann reich beschenkten. Im Ort entstand ein Geschrei, man wolle die Jesuiten nicht, man wolle evangelisch bleiben, aber die Franziskaner möchten kommen, sie wären gute Leute, die es redlich mit dem Volke meinten. Eine Abordnung ging deswegen aufs Rathaus, der der Amtmann entgegenhielt, sie müssten sich dem Befehl des Kaisers fügen, falls sie nicht erleben wollten, dass die ganze Stadt dem Erdboden gleichgemacht würde. Sie antworteten, der Kaiser gebiete nichts Ungerechtes, er sei nur von den falschen Jesuiten überlistet, die in evangelischen Landen nichts zu suchen hätten. Aber die Franziskaner wären auch Katholische, sagte der Amtmann. Wenn das wahr wäre, sagten sie nach einer Pause, so wäre es doch etwas anderes, indem sie das Kloster früher besessen hätten und es überhaupt nicht böse meinten. Um die aufgeregten Leute vorderhand zu beschwichtigen, sagte der Amtmann, er wolle beim Kaiser damit vorstellig werden, dass die Jesuiten hier nie etwas besessen hätten, er glaube aber nicht, dass es fruchten werde.
Der Franziskaner verließ wohlbepackt die Stadt und begab sich zu Tilly als zu dem in dieser Gegend mit der Durchführung des Restitutionsediktes Betrauten. Tilly, ein Beförderer der Gerechtigkeit, sagte er ihm, solle nicht zugeben, dass das Kloster dem Orden, der es gegründet habe, entwendet und den Jesuiten ausgeliefert würde. Was sie denn getan hätten, um eine solche Beraubung zu verdienen? Dienten sie nicht Gott seit uralten Zeiten, und wären sie nicht von den Päpsten bestätigt, begabt und gesegnet?
Tilly sagte, er müsse zuvor aus den Urkunden lesen, wem das Kloster gehört habe; wenn der Nachweis zu der Franziskaner Gunsten erbracht sei, müsse es freilich ihnen eingeräumt werden. Bisher sei das Stift von niemandem beansprucht worden, darum sei es den Jesuiten überlassen worden, die so viel für die Ausbreitung des wahren Glaubens getan hätten und deren man zu diesem Zweck auch bedürfe.
Er sei zu schlecht, um dem Grafen zu widersprechen, sagte der Franziskaner, aber er hielte die Jesuiten für ein Unkraut, das der Teufel zum Verderben der Kirche ausgesät habe. Er habe gehofft, seine Tage in der lieben alten Heimat zu beschließen, er würde es nicht überleben, wenn die spanischen Galgenvögel sich da einnisteten.
So anzüglicher Reden solle er sich weiter nicht unterfangen, sagte Tilly, sondern in Geduld warten; so viel an ihm liege, solle niemandem das Seinige genommen werden.