45.

In ei­ner Kut­sche, die auf der Stra­ße von Ham­burg nach Mag­de­burg fuhr, sa­ßen der ehe­ma­li­ge Mag­de­bur­ger Kauf­mann Hein­rich Pöp­ping und der Ad­mi­nis­tra­tor Chris­ti­an Wil­helm von Mag­de­burg, der letz­te­re in ei­ner blau­en Li­vree als ein Die­ner ge­klei­det, Pöp­ping mit ei­nem großen Fe­der­hut und präch­ti­gem Tuch­man­tel, des­sen rote Far­be ver­schos­sen war. Sie un­ter­hiel­ten sich über ei­ni­ge Frau­en­zim­mer, mit de­nen sie sich in Ham­burg die Zeit ver­trie­ben und de­nen sie ih­ren wah­ren Cha­rak­ter ver­heim­licht hat­ten, wie zor­nig die Über­lis­te­ten sein wür­den, wenn sie merk­ten, dass sie für im­mer ab­ge­reist wä­ren. Be­son­ders die eine, sag­te Chris­ti­an Wil­helm, der er fünf­zig Ta­ler schul­dig ge­blie­ben sei, wür­de schimp­fen, sie sei oh­ne­hin ein hit­zi­ges Weibs­bild ge­we­sen. »Ach«, sag­te Pöp­ping la­chend, »die zahl­te gleich das Dop­pel­te, wenn sie Euer Fürst­li­che Gna­den wie­der­be­käme.« Ja, das glau­be er wohl, sag­te der Ad­mi­nis­tra­tor, aber er hät­te nun ge­nug von dem Ham­bur­ger Frau­en­zim­mer, sie hät­ten einen He­rings­ge­ruch an sich, weil sie zu nah am Mee­re wä­ren. In Mag­de­burg wä­ren sie hüb­scher und sub­ti­ler. Pöp­ping nick­te, sie woll­ten sich dort schon lus­tig ma­chen; aber zu­erst müss­ten sie doch ihr Ge­schäft be­trei­ben, er, der Ad­mi­nis­tra­tor, müs­se sich ein An­sehn ver­schaf­fen und das Volk an sich zie­hen.

Das wol­le er, sag­te der Ad­mi­nis­tra­tor mit Feu­er, Pöp­ping sol­le sein Wun­der an ihm ha­ben. Er kön­ne es nicht er­war­ten, es den Rats­her­ren ein­zu­trän­ken, die ihn schimpf­lich ab­ge­setzt und aus­ge­trie­ben hät­ten, sie wä­ren al­le­samt Schel­me und Ver­rä­ter, die es mit dem Kai­ser hiel­ten. Ge­gen Geld hät­ten sie bei der Re­sti­tu­ti­on die pa­pis­ti­schen Mön­che in die Klös­ter ge­las­sen und her­nach mit den kai­ser­li­chen Feld­her­ren ge­zecht, sol­cher­ma­ßen die Re­li­gi­on ver­kauft und die Ra­che Got­tes auf sich ge­zo­gen.

Der neue Rat, den sie nun ein­ge­setzt hät­ten, sei auch nicht bes­ser als der alte, sag­te Pöp­ping, und die ge­mei­ne Rede habe wohl recht, dass das Ge­wis­sen im Amts­rock sit­ze, nicht im Her­zen. Die Geld­sä­cke woll­ten still­sit­zen, um nichts zu ver­lie­ren, und von den an­de­ren ge­traue sich kaum ei­ner ei­nes ei­ge­nen Wil­lens. Er aber, Pöp­ping, las­se sich nicht ein­schüch­tern, er ken­ne ihre Sch­li­che und wis­se, wie viel Schmutz und Sün­de hin­ter der ehr­ba­ren Au­ßen­sei­te ver­bor­gen sei.

Der Ad­mi­nis­tra­tor mein­te, si­cher sei er doch nur ei­nes ge­rin­gen An­hangs in der Stadt; ob es nicht etwa doch übel aus­ge­hen kön­ne? Die zwei oder drei, die sie im Rat hät­ten, ver­möch­ten nicht viel, und von der Geist­lich­keit wä­ren sie nur mit fün­fen ein­ver­stan­den; ob aber der Oberst Schnei­de­wind viel aus­rich­ten kön­ne, da er ge­fan­gen sit­ze, sei auch zu be­zwei­feln.

Ge­gen den Obers­ten Schnei­de­wind, der zur Zeit des Dä­nen­krie­ges mag­de­bur­gi­scher Stadt­haupt­mann ge­we­sen war, hat­te Aldrin­gen eine Kla­ge auf Raub und Mord er­ho­ben, doch be­haup­te­ten er und sei­ne An­hän­ger, dass die Kai­ser­li­chen nur einen Vor­wand ge­gen ihn ge­sucht hät­ten, weil er es mit den Dä­nen ge­hal­ten habe. Der Rat hat­te Schnei­de­wind nicht aus­ge­lie­fert, da­ge­gen ver­spro­chen, ihm selbst den Pro­zess zu ma­chen, zog die­sen aber hin und hat­te ihm kürz­lich ein Zim­mer im Wirts­haus zur Gol­de­nen Kro­ne als Ge­wahr­sam an­ge­wie­sen. Er sei ein ge­ra­der, ehr­li­cher Mann, sag­te Pöp­ping; wenn ihm et­was Ma­le­fi­zi­sches nach­ge­wie­sen wer­den könn­te, wür­de der Rat ihm längst den Pro­zess ge­macht ha­ben. Auf den kön­ne der Ad­mi­nis­tra­tor bau­en, er sei voll Gift und Gal­le ge­gen den Kai­ser und den Rat dazu, ge­hö­re Chris­ti­an Wil­helm mit Leib und See­le. Er habe auch vie­le Freun­de, die in der Gol­de­nen Kro­ne zu­sam­men­kämen, denn die Wir­tin hal­te es mit ihm, und die alle be­reit wä­ren, sich dem Schwe­den­kö­ni­ge zu über­ge­ben.

Wenn der Schwe­den­kö­nig es nur auch so recht ehr­lich mit ihm mei­ne, sag­te Chris­ti­an Wil­helm, das sei sein schwers­tes Be­den­ken. Gu­stav Adolf habe sich nie ganz frei ge­gen ihn her­aus­ge­las­sen, er sei nicht frei­mü­tig wie die Deut­schen, son­dern vol­ler List und Ver­schla­gen­heit, habe nichts Schrift­li­ches von sich ge­ge­ben, son­dern gleich­sam die Verant­wor­tung ganz auf ihn ab­wäl­zen wol­len.

Nun ja, sag­te Pöp­ping, er sei fremd, ken­ne sich nicht aus, tre­te be­hut­sam auf als ei­ner, der nicht wis­se, ob er den Fuß auf Moor oder fes­tes Erd­reich set­ze. Si­che­rer als ein ge­ge­be­nes Wort, selbst als ein Per­ga­ment­lein mit an­ge­häng­tem Sie­gel sei das In­ter­es­se der Men­schen. Was kön­ne dem Schwe­den­kö­nig aber er­wünsch­ter sein, als dass sich die Stadt Mag­de­burg für ihn er­klä­re und er ein so mäch­ti­ges Boll­werk am Elbstrom be­set­zen kön­ne, das ihm die Stra­ße nach Prag er­öff­ne und den Rücken de­cke? Er müs­se ein Narr sein, wenn er da nicht zu­grif­fe. Er wol­le nur nicht vor­her die Hand hin­ein­ste­cken, um sich nicht im Rei­che ver­däch­tig zu ma­chen; sei das Feu­er ein­mal an­ge­zün­det, wer­de er schon bla­sen hel­fen.

Die bei­den Rei­sen­den stie­gen im An­hal­ti­schen Hofe ab, wo der Ad­mi­nis­tra­tor un­ter Pfei­fen und Sin­gen, denn Pöp­pings Zu­spruch hat­te ihn voll­kom­men be­ru­higt, sei­ne Li­vree ab­leg­te und sich fürst­lich her­rich­te­te. In der Frü­he des fol­gen­den Ta­ges, der ein Sonn­tag war, wuss­te man schon in der Stadt, dass Chris­ti­an Wil­helm ver­klei­det her­ein­ge­kom­men sei als Ver­tre­ter des Kö­nigs von Schwe­den, der ein Bünd­nis mit der Stadt Mag­de­burg schlie­ßen wol­le, auf die er als auf eine Fürs­tin und un­über­wind­li­che Hel­din un­ter den evan­ge­li­schen Städ­ten be­son­de­res Ver­trau­en set­ze. Auf sei­nen Wunsch schick­te der er­schro­cke­ne Rat ein paar Ab­ge­ord­ne­te zu ihm ins Gast­haus, die sei­ne un­ge­stü­men Vor­schlä­ge za­gend und zwei­felnd an­hör­ten und da­ge­gen ein­wen­de­ten, dass sie als ein Stand des Reichs sich nicht mit frem­den Po­ten­ta­ten ein­las­sen könn­ten, umso we­ni­ger, als sie nicht ein­mal dem kai­ser­li­chen Ge­ne­ral Wal­len­stein das Tür­lein auf­ge­tan hät­ten. Die Kai­ser­li­chen wä­ren rings­her­um sehr mäch­tig, und sie könn­ten in große Pres­sur, Kala­mi­tät und Un­ter­gang ge­ra­ten, wenn sie mit dem Fein­de in Kor­re­spon­denz trä­ten.

Ob sie etwa im­mer noch zu dem je­sui­ti­schen Fer­di­nand Ver­trau­en hät­ten? rief Chris­ti­an Wil­helm aus. Ob sie ver­ges­sen hät­ten, wie Wal­len­stein sie un­ter falschen Vor­spie­ge­lun­gen be­la­gert, ih­nen Geld aus­ge­presst und Han­del und Wan­del ver­stört hät­te? So loh­ne der Kai­ser sei­nen Stän­den ihre Treue. Da sei Gu­stav Adolf ein an­de­rer Mon­arch; ob­wohl er kei­ne Ver­pflich­tung zu der Stadt Mag­de­burg tra­ge, so sor­ge er sich doch um ihr Wohl, habe im Sinn, sie mäch­tig zu för­dern und zu er­hö­hen. Er habe ihm, dem Ad­mi­nis­tra­tor, in ei­nem Brief ge­schrie­ben, sein Wunsch sei, dass das mag­de­bur­gi­sche Erz­stift an die Stadt kom­me, weil sich durch je­nes der Pa­pis­mus ein­schlei­chen wür­de. Denn das hät­ten sie doch wohl ge­ro­chen, dass der Kai­ser im Sin­ne habe, sei­nen Sohn dar­auf zu set­zen; den säch­si­schen Prin­zen wer­de er eben­so­we­nig wie ihn, Chris­ti­an Wil­helm, be­stä­ti­gen. Noch meh­re­res habe der Kö­nig von Schwe­den ihm münd­lich ge­sagt, was er ih­nen al­les aus­führ­lich vor­le­gen und vor­tra­gen wer­de. Ob sie so viel Huld und Gna­de mut­wil­lig ver­lie­ren woll­ten? Sie setz­ten da­bei nichts aufs Spiel, da der Kö­nig sein Wort ge­ge­ben habe, sie vor Scha­den zu be­wah­ren und ih­nen in jeg­li­cher Ge­fahr bei­zu­sprin­gen. Was ihn an­be­tref­fe, so hät­ten sie zwar treu­los an ihm ge­han­delt, in­dem sie ihn, den recht­mä­ßig ge­wähl­ten Bi­schof, nicht mehr hät­ten an­er­ken­nen wol­len und dem Sach­sen bei­ge­fal­len wä­ren, der das Stift durch Usur­pa­ti­on und Rän­ke an sich ge­ris­sen hät­te; aber er wol­le es ih­nen nicht wei­ter ge­den­ken, da sie in­zwi­schen wohl ge­nug­sam er­fah­ren hät­ten, wo­hin Un­treue füh­re. Zeit zu Be­den­ken sei jetzt frei­lich nicht mehr; in we­ni­gen Wo­chen wer­de das gan­ze Reich, so­weit es evan­ge­lisch und nicht spa­nisch sei, auf­stehn und sich für Gu­stav Adolf er­klä­ren, dann wür­den die Pa­pis­ten end­lich ein­mal den ver­dien­ten Lohn be­kom­men, und es kön­ne sich ein je­der selbst aus­rech­nen, wie es dann de­nen ge­hen wür­de, die um zeit­li­cher Vor­tei­le wil­len die Ret­ter­hand nicht er­grif­fen hät­ten.

Wäh­rend Chris­ti­an Wil­helm dies so hur­tig und dring­lich von sich gab, dass die städ­ti­schen Ab­ge­ord­ne­ten kaum ein Wört­lein ein­flie­ßen las­sen konn­ten, schar­te sich das Volk auf dem Platz vor der Dom­kir­che; denn es hat­te ver­lau­tet, dass der Ad­mi­nis­tra­tor im Sin­ne habe, dem Got­tes­dienst bei­zu­woh­nen. Es war erst zehn Uhr, aber die Ju­li­son­ne stach schon heiß auf das wei­ße Pflas­ter, auf wel­ches der edle Bau einen kur­z­en, tief­schwar­zen schar­fen Schat­ten warf. In der Sa­kris­tei dis­pu­tier­te der Dom­pre­di­ger Bake mit ei­nem Rats­herrn, der ihn im Auf­tra­ge Chris­ti­an Wil­helms er­sucht hat­te, den Be­ginn der Pre­digt bis zu sei­nem Ein­tref­fen zu ver­schie­ben. Er sei dem Rat gern zu Diens­ten, sag­te der Dom­pre­di­ger, aber es ge­fal­le ihm nicht, dass man sich nach die­sem erz­stif­ti­schen Va­ga­bun­den rich­ten sol­le, die­sem win­di­gen Gauch, der al­ler­or­ten nach ei­nem Fürs­ten­tüm­chen stö­be­re, um sei­ne Eier hin­ein­zu­le­gen, und die Stadt mit sei­nem Kra­kee­len in das größ­te Un­ge­mach stür­zen kön­ne.

Der Rats­herr sag­te, sie hät­ten ihn ge­wiss nicht ge­ru­fen, aber er sei nun ein­mal da, sei ein evan­ge­li­scher Fürst, auf den der Kö­nig von Schwe­den of­fen­bar große Stücke hal­te. Der Dom­pre­di­ger sol­le doch um Got­tes wil­len nichts zu sei­nem De­spekt re­den. Man kön­ne nicht wis­sen, was die Zeit brin­ge und ob nicht ei­nes Ta­ges der Schwe­de vor der Tür ste­he.

Ei ja, es habe schon man­cher da­vor­ge­stan­den und sei wie­der ab­ge­zo­gen, sag­te der Dom­pre­di­ger. Es sei zu be­kla­gen, dass der Rat kein fes­tes Ge­wis­sen habe und von ei­nem Bein aufs an­de­re wan­ke. Je­doch wüss­ten sie wohl, dass er im­mer für das Glimpf­li­che sei, er wol­le dem Spring­ins­feld nur bei­we­ge einen Denk­zet­tel an­hän­gen, aber mit gu­ter Ma­nier und al­ler schul­di­gen Ehr­furcht.

Als Ge­schrei auf dem Plat­ze die An­kunft des Fürs­ten ver­kün­de­te, ging der Dom­pre­di­ger in die Kir­che, be­stieg die Kan­zel und knie­te so­fort nie­der, zum stil­len Ge­bet das Ge­sicht auf die Bi­bel drückend. Heim­lich blin­zel­te er dar­über hin­aus und sah mit großem Wi­der­wil­len ne­ben Chris­ti­an Wil­helm Pöp­ping und den Oberst Schnei­de­wind ein­tre­ten, wel­cher sei­nen Ge­wahr­sam und Pro­zess nun­mehr als er­le­digt be­trach­te­te. Nach ei­ner gu­ten Wei­le er­hob er sich wie­der, schlug die Bi­bel auf und las den sonn­täg­li­chen Text vor, wel­cher lau­te­te: ›Wenn du es wüss­test, so wür­dest du auch be­den­ken zu dei­ner Zeit, was zu dei­nem Frie­den die­net. Aber nun ist’s vor dei­nen Au­gen ver­bor­gen. Denn es wird die Zeit über dich kom­men, dass dei­ne Fein­de wer­den um dich und dei­ne Kin­der mit dir eine Wa­gen­burg schla­gen, dich be­la­gern und an al­len Or­ten ängs­ten. Und wer­den dich schlei­fen und kei­nen Stein auf dem an­de­ren las­sen, dar­um dass du nicht er­ken­net hast die Zeit, dar­in­nen du heim­ge­su­chet bist.‹

Fast er­schro­cken sei er ge­we­sen, hub der Dom­pre­di­ger an, als er ge­fun­den hät­te, dass dies der Text eben des heu­ti­gen Sonn­tags sei. Ob das nicht et­was zu be­deu­ten hät­te und etwa gar ein war­nen­des Omen sei? Es möch­te wohl man­cher mei­nen, Je­ru­sa­lem sei längst ge­fal­len, und jetzt dar­über zu spin­ti­sie­ren sei eine über­flüs­si­ge Träu­me­rei; aber in der Bi­bel könn­ten sich alle Zei­ten und alle Völ­ker be­spie­geln, und ge­ra­de sie, die Mag­de­bur­ger, soll­ten sich da­durch vom Über­mut ab­schre­cken las­sen. Es wis­se ja je­der, was für Ver­fäng­lich­kei­ten im Schwan­ge gin­gen, aber ob das zum Frie­den, zur Re­li­gi­on und Li­ber­tät die­ne, wie die Lärm­han­sen aus­prahl­ten, das wol­le er da­hin­ge­stellt sein las­sen.

Dann er­zähl­te er, wie Je­sus, nach­dem er um Je­ru­sa­lem ge­weint habe, in den Tem­pel ge­gan­gen sei und die­je­ni­gen aus­ge­trie­ben habe, die dar­in­nen ge­kauft und ver­kauft hät­ten, und zu ih­nen ge­sagt habe: »Mein Haus ist ein Bet­haus, ihr aber hab­t’s ge­macht zu ei­ner Mör­der­gru­be.« Die­se Wor­te rief er dro­hend hin­un­ter nach der Rich­tung, wo Chris­ti­an Wil­helm und Pöp­ping sa­ßen, so­dass meh­re­re ki­cher­ten und Chris­ti­an Wil­helm vor Är­ger rot wur­de. Nun stell­te sich aber Bake an, als sei er des Ad­mi­nis­tra­tors jetzt erst ge­wahr ge­wor­den, und fuhr fort, so sei es aber nicht hier wie im Tem­pel zu Je­ru­sa­lem, son­dern ih­nen sei ein ho­her fürst­li­cher Gast er­schie­nen, der das Evan­ge­li­um hoch­hal­te und be­schir­me und den Gott auch si­cher noch nach Ver­dienst be­loh­nen wer­de.

Bei den An­hän­gern des Ad­mi­nis­tra­tors hieß es her­nach, der Dom­pre­di­ger habe den Text falsch aus­ge­legt, in­dem man na­tür­li­cher­wei­se Chris­ti­an Wil­helm mit dem in Je­ru­sa­lem ein­zie­hen­den Hei­land ver­glei­chen müs­se, der über die Stadt kla­ge, weil sie ihn, der als Ret­ter kom­me, von sich sto­ße. Wenn Mag­de­burg sich dem Chris­ti­an Wil­helm nicht an­ver­traue, dann frei­lich wer­de sie von dem grau­sa­men kai­ser­li­chen Wü­te­rich in Blut und Un­ter­gang ge­stürzt wer­den.

Nach Ver­lauf ei­ni­ger Wo­chen gab der Rat nach und schloss einen Ver­trag mit Gu­stav Adolf ab, in wel­chem die­ser ver­sprach, wenn die Stadt Mag­de­burg sei­net­we­gen soll­te an­ge­grif­fen wer­den, wol­le er sie auf sei­ne Kos­ten schüt­zen und in kei­ner Not ver­las­sen. Da­nach wur­de auch mit dem Ad­mi­nis­tra­tor ein Ver­trag ge­macht und ihm ge­stat­tet, ein Re­gi­ment zu wer­ben, über wel­ches er und Schnei­de­wind den Ober­be­fehl nah­men. Nach­dem die Sol­da­ten ei­ni­ger­ma­ßen ge­ord­net und ein­ge­übt wa­ren, wur­den sie in die Dör­fer und Klös­ter des Stif­tes ver­teilt, wo­mit die Stadt sehr zu­frie­den war, zu­mal da Chris­ti­an Wil­helm oft Beu­te­zü­ge mach­te und Vieh und Ge­trei­de vom Lan­de her­ein­brach­te.