Da Frankreich es mit Bayern nicht verderben wollte, hatte Feuquières Auftrag, sich in Sachen der vertriebenen pfalzgräflichen Familie, namentlich im Hinblick auf die Wiedererlangung der Kur, vorsichtig zu äußern, aber die Zuneigung des Königs für Friedrichs Erben nachdrücklich zu betonen. Dieser Aufgabe sich geschickt zu unterziehen, hatte Feuquières in Berlin häufig Gelegenheit, wo die kurfürstlichen Damen sich sehr für die Zukunft der pfälzischen Verwandten interessierten. Namentlich die Pfalzgräfinwitwe Juliane von Oranien, die sich zu ihrer Tochter, der Kurfürstin von Brandenburg, zurückgezogen hatte, zog den französischen Gesandten oft in ihre Gesellschaft und sprach von ihrer Liebe für Frankreich, ja, dass sie eigentlich Französin sei. Sie verstehe ja auch die französische Sprache besser als die deutsche, und wenn sie von den Erfolgen des Königs von Frankreich vernehme, so berühre das ihr Herz, als betreffe es sie selbst.
In gleicher Weise, sagte Feuquières, ziehe sein König sich das Schicksal ihres Hauses zu Herzen. Der Anteil, den er am Kriege nehme, gehe von dem Wunsche aus, die alten Besitzverhältnisse und die Freiheit im Reiche wieder herzustellen.
Sie könne für ihre unglücklichen Enkel nichts mehr tun, sagte Juliane; aber sie vererbe ihnen ihre Verwandtschaft mit der Familie des französischen Königs, und das sei mehr wert als Gold. Der König möge seinerseits nicht vergessen, dass in den Adern der vertriebenen Waisen Bourbonenblut fließe.
Feuquières versicherte, dass sie stets in Frankreich eine Zuflucht finden würden und dass sein König sich mit Stolz der Verwandtschaft mit einer so erhabenen Fürstin wie der Kurfürstin Juliane bewusst sei. Sich der Vergangenheit erinnernd, erzählte Juliane, wie Heinrich IV., der Vater des regierenden Königs, ihr besondere Gunst zugewendet und ihr bei ihrer Vermählung 100.000 Gulden als Mitgift geschenkt hätte, wovon ihr 50.000 sofort ausgezahlt worden wären. Auf mehrfaches Anhalten wären später noch 25 000 nachgeliefert worden.
Der König, sagte Feuquières, werde es ihm ohne Zweifel Dank wissen, wenn er ihn daran erinnerte, dass diese Ehrenschuld noch nicht gänzlich getilgt sei.
Nein, nein, fiel ihm Juliane ins Wort, von einer Schuld solle nicht die Rede sein. Sie sei dem Könige für seine großmütige hilfreiche Gesinnung zu dankbar, als dass sie ihn an eine Schuld mahnen möchte. Wolle der König ihr aber die 25 000 Gulden als Geschenk geben, so werde sie nie aufhören, ihm dafür erkenntlich zu sein. Dass sie des Geldes für ihre armen vertriebenen Enkel bedürfe, könne Feuquières sich vorstellen.
Er werde nicht unterlassen, dem Könige davon zu schreiben, erwiderte Feuquières; denn er kenne des Königs Herz gut genug, um zu wissen, dass ihn nichts mehr beglücken könnte als eine Gelegenheit, ihr zu dienen.