Im Auftrage des Kaisers überbrachte Herr von Walmerode Piccolomini seine von Wallenstein beantragte Ernennung zum Feldmarschall und ein am 24. Januar ausgestelltes Patent über Wallensteins Entfernung vom Kommando. Von dort begab sich Walmerode nach Passau zu Aldringen, der ihn mit untertäniger Beflissenheit empfing. Das habe er gewusst, sagte er, dass es an Piccolominis Treue und Ergebenheit nicht fehlen würde. Piccolomini sei kürzlich in Passau gewesen und habe solchen Abscheu gegen die Wallensteinische Empörung bezeugt, wie er selbst dann ihn nicht stärker empfinden könnte. Hier an dieser selben Stelle hätten sie zusammen gesessen, als Piccolomini gesagt hätte, er trüge kein Bedenken, Hand an den General zu legen, wenn es für den Dienst des Kaisers notwendig wäre.
Ja, bestätigte Walmerode, er habe einen wahrhaft löblichen und heroischen Diensteifer an den Tag gelegt, der Kaiser werde die Diensteifrigen aber auch zu belohnen wissen. Übrigens sei Wallenstein in diesem Augenblicke nicht mehr General, er habe das Patent über seine Kassierung mitgebracht, das der Kaiser seinen Getreuen anvertraue, damit sie geeigneten Gebrauch davon machten.
Aldringen riss das Blatt aus Walmerodes Händen und las. Und es wisse noch niemand darum außer Piccolomini und Gallas? fragte er.
Nein, sagte Walmerode, noch niemand, Wallenstein selbst habe keine Ahnung davon. Der Kaiser habe ihm seitdem noch ein paar gnädige Handbrieflein geschrieben, um ihn in der Unwissenheit zu erhalten.
Aldringen nickte billigend. Nun müsse man aber unverzüglich zur Aktion schreiten, sagte er. Der Kaiser kenne Wallenstein nicht genug, der habe seine Spione, sei wahrscheinlich längst von allem unterrichtet und brüte ungestört die Rache aus. Man müsse ihm zuvorkommen.
Ganz ebenso habe sich Piccolomini vernehmen lassen, fiel Walmerode ein. Er habe vorgeschlagen, man solle die schwedischen und sächsischen Unterhändler abfangen und den Arnim und den Lauenburger als die Hauptverräter auf der Stelle niedermachen. Er besorge aber, dem Kaiser werde das zu geschwind vorkommen.
Das Zögern könne ihnen allen verderblich werden, sagte Aldringen aufgeregt. Man solle sich doch nur ausmalen, mit was für teuflischen Plänen Wallenstein wahrscheinlicherweise umginge, wenn er die Absicht des Kaisers und die wahre Meinung seiner Offiziere kennte. Er für sein Teil halte sich des Lebens nicht mehr sicher, und dasselbe hätten Gallas und Piccolomini zu fürchten. Sie würden ja gewiss gern ihr Leben für den Kaiser in die Schanze schlagen, aber es solle doch auch erklecken. Wenn sie sich nun aber umsonst opferten und der Kaiser doch noch in den tobenden Höllenrachen stürzte!
Es grause einem, wenn man das bedächte, sagte Walmerode.
Aldringen nahm das Patent wieder zur Hand, durchlas es und schüttelte den Kopf.
Das führe nicht zum Schluss, sagte er, indem er es auf den Tisch warf. Da wären ja nicht einmal die Rebellion und sonstige Verbrechen des Herzogs aufgezählt. Das gäbe ja denjenigen nicht einmal die rechte Sicherheit, die sich mit Aufopferung ihres Lebens an die Exekution machten. Freiwillig werde Wallenstein die angemaßte Gewalt nicht herausgeben; wie solle man sich denn verhalten, wenn er sich widersetzte? Da könnten treue Diener der Majestät in des Teufels Küche kommen. Der Kaiser müsse sich deutlicher herauslassen.
In das Patent blickend, sagte Walmerode, von der Seite habe er es noch gar nicht angesehen. Übrigens wären alle Wohlmeinenden in Wien der Ansicht, dass der Kaiser zu kunktatorisch vorgehe. Am besten würde es sein, wenn Aldringen selbst nach Wien käme, um dem Kaiser die Augen zu öffnen und ihn vor dem unvermeidlich platzgreifenden Untergang zu warnen.