23.

Im Auf­tra­ge des Kai­sers über­brach­te Herr von Wal­me­ro­de Pic­co­lo­mi­ni sei­ne von Wal­len­stein be­an­trag­te Er­nen­nung zum Feld­mar­schall und ein am 24. Ja­nu­ar aus­ge­stell­tes Pa­tent über Wal­len­steins Ent­fer­nung vom Kom­man­do. Von dort be­gab sich Wal­me­ro­de nach Passau zu Aldrin­gen, der ihn mit un­ter­tä­ni­ger Be­f­lis­sen­heit emp­fing. Das habe er ge­wusst, sag­te er, dass es an Pic­co­lo­mi­nis Treue und Er­ge­ben­heit nicht feh­len wür­de. Pic­co­lo­mi­ni sei kürz­lich in Passau ge­we­sen und habe sol­chen Ab­scheu ge­gen die Wal­len­stei­ni­sche Em­pö­rung be­zeugt, wie er selbst dann ihn nicht stär­ker emp­fin­den könn­te. Hier an die­ser sel­ben Stel­le hät­ten sie zu­sam­men ge­ses­sen, als Pic­co­lo­mi­ni ge­sagt hät­te, er trü­ge kein Be­den­ken, Hand an den Ge­ne­ral zu le­gen, wenn es für den Dienst des Kai­sers not­wen­dig wäre.

Ja, be­stä­tig­te Wal­me­ro­de, er habe einen wahr­haft löb­li­chen und he­ro­i­schen Dien­stei­fer an den Tag ge­legt, der Kai­ser wer­de die Dien­st­eif­ri­gen aber auch zu be­loh­nen wis­sen. Üb­ri­gens sei Wal­len­stein in die­sem Au­gen­bli­cke nicht mehr Ge­ne­ral, er habe das Pa­tent über sei­ne Kas­sie­rung mit­ge­bracht, das der Kai­ser sei­nen Ge­treu­en an­ver­traue, da­mit sie ge­eig­ne­ten Ge­brauch da­von mach­ten.

Aldrin­gen riss das Blatt aus Wal­me­ro­des Hän­den und las. Und es wis­se noch nie­mand dar­um au­ßer Pic­co­lo­mi­ni und Gal­las? frag­te er.

Nein, sag­te Wal­me­ro­de, noch nie­mand, Wal­len­stein selbst habe kei­ne Ah­nung da­von. Der Kai­ser habe ihm seit­dem noch ein paar gnä­di­ge Hand­brief­lein ge­schrie­ben, um ihn in der Un­wis­sen­heit zu er­hal­ten.

Aldrin­gen nick­te bil­li­gend. Nun müs­se man aber un­ver­züg­lich zur Ak­ti­on schrei­ten, sag­te er. Der Kai­ser ken­ne Wal­len­stein nicht ge­nug, der habe sei­ne Spio­ne, sei wahr­schein­lich längst von al­lem un­ter­rich­tet und brü­te un­ge­stört die Ra­che aus. Man müs­se ihm zu­vor­kom­men.

Ganz eben­so habe sich Pic­co­lo­mi­ni ver­neh­men las­sen, fiel Wal­me­ro­de ein. Er habe vor­ge­schla­gen, man sol­le die schwe­di­schen und säch­si­schen Un­ter­händ­ler ab­fan­gen und den Ar­nim und den Lau­en­bur­ger als die Haupt­ver­rä­ter auf der Stel­le nie­der­ma­chen. Er be­sor­ge aber, dem Kai­ser wer­de das zu ge­schwind vor­kom­men.

Das Zö­gern kön­ne ih­nen al­len ver­derb­lich wer­den, sag­te Aldrin­gen auf­ge­regt. Man sol­le sich doch nur aus­ma­len, mit was für teuf­li­schen Plä­nen Wal­len­stein wahr­schein­li­cher­wei­se um­gin­ge, wenn er die Ab­sicht des Kai­sers und die wah­re Mei­nung sei­ner Of­fi­zie­re kenn­te. Er für sein Teil hal­te sich des Le­bens nicht mehr si­cher, und das­sel­be hät­ten Gal­las und Pic­co­lo­mi­ni zu fürch­ten. Sie wür­den ja ge­wiss gern ihr Le­ben für den Kai­ser in die Schan­ze schla­gen, aber es sol­le doch auch er­kle­cken. Wenn sie sich nun aber um­sonst op­fer­ten und der Kai­ser doch noch in den to­ben­den Höl­len­ra­chen stürz­te!

Es grau­se ei­nem, wenn man das be­däch­te, sag­te Wal­me­ro­de.

Aldrin­gen nahm das Pa­tent wie­der zur Hand, durch­las es und schüt­tel­te den Kopf.

Das füh­re nicht zum Schluss, sag­te er, in­dem er es auf den Tisch warf. Da wä­ren ja nicht ein­mal die Re­bel­li­on und sons­ti­ge Ver­bre­chen des Her­zogs auf­ge­zählt. Das gäbe ja den­je­ni­gen nicht ein­mal die rech­te Si­cher­heit, die sich mit Auf­op­fe­rung ih­res Le­bens an die Exe­ku­ti­on mach­ten. Frei­wil­lig wer­de Wal­len­stein die an­ge­maß­te Ge­walt nicht her­aus­ge­ben; wie sol­le man sich denn ver­hal­ten, wenn er sich wi­der­setz­te? Da könn­ten treue Die­ner der Ma­je­stät in des Teu­fels Kü­che kom­men. Der Kai­ser müs­se sich deut­li­cher her­aus­las­sen.

In das Pa­tent bli­ckend, sag­te Wal­me­ro­de, von der Sei­te habe er es noch gar nicht an­ge­se­hen. Üb­ri­gens wä­ren alle Wohl­mei­nen­den in Wien der An­sicht, dass der Kai­ser zu kunk­ta­to­risch vor­ge­he. Am bes­ten wür­de es sein, wenn Aldrin­gen selbst nach Wien käme, um dem Kai­ser die Au­gen zu öff­nen und ihn vor dem un­ver­meid­lich platz­grei­fen­den Un­ter­gang zu war­nen.