49.

Die Brü­der Je­re­mi­as und Joa­chim Gott­wald, seit Jah­ren Die­ner des ver­stor­be­nen Gra­fen Schaff­gotsch und Ver­wal­ter sei­ner Gü­ter, schrie­ben Brie­fe über Brie­fe an die Vor­mün­der sei­ner fünf hin­ter­las­se­nen Kin­der, sie soll­ten sich beim Kai­ser da­für ver­wen­den und durch­zu­set­zen su­chen, dass ih­nen we­nigs­tens die­je­ni­gen Gü­ter er­hal­ten blie­ben, die als ih­res Va­ters per­sön­li­ches Ei­gen­tum der Kon­fis­ka­ti­on nicht an­heim­fie­len; al­lein die Vor­mün­der be­teu­er­ten zwar, die Ver­las­se­nen be­schüt­zen und ihre Rech­te wahr­neh­men zu wol­len, ka­men aber bei ei­ner Zu­sam­men­kunft da­hin über­ein, dass es un­ter den ob­wal­ten­den Um­stän­den all­zu keck sein wür­de, die herr­schen­de Par­tei ge­gen sich auf­zu­brin­gen, und dass sie sich an­statt des­sen dar­auf be­schrän­ken müss­ten, die Sa­che die­ser ar­men Wai­sen Gott an­heim­zu­stel­len. Auch war Herr von Maltz­an, der Gat­te von Anna Ur­su­la, der Stief­schwes­ter des Hin­ge­rich­te­ten, sehr un­zu­frie­den, als sei­ne Frau in die An­ge­le­gen­heit ein­griff; al­lein sie be­stand dar­auf, den Mut­ter­pflich­ten, die sie schon frü­her an den Mut­ter­lo­sen aus­ge­übt hat­te, auch jetzt in der Not nach­zu­kom­men, sei es mit Hin­t­an­set­zung ih­rer ei­ge­nen Kin­der, und nahm das ver­scheuch­te Häuf­lein in ih­ren Schutz. Von den Brü­dern Gott­wald und Kon­stan­tin von Weg­ner un­ter­stützt, such­te sie sich der kai­ser­li­chen Of­fi­zie­re und Be­am­ten zu er­weh­ren, die nach­ein­an­der von al­len Schaff­got­schen Gü­tern Be­sitz er­grif­fen, muss­te je­doch am Ende froh sein, mit ih­ren Pfleg­lin­gen auf ei­nem Schlos­se des Kar­di­nals von Diet­rich­stein Zuf­lucht zu fin­den. An­fäng­lich be­müh­te sie sich auch, die Kin­der beim evan­ge­li­schen Glau­ben zu er­hal­ten, da sie aber sah, dass sie ih­nen nur um den Preis ih­res Über­tritts einen klei­nen Teil des vä­ter­li­chen Ver­mö­gens wür­de er­hal­ten kön­nen, gab sie den Wi­der­stand auf.

Er sei im Zwei­fel, sag­te Kon­stan­tin von Weg­ner ei­nes Abends, nach­dem die Kin­der zu Bett ge­bracht wa­ren, ob er län­ger bei ih­nen blei­ben könn­te, nun sie sich ak­kom­mo­dier­ten. Das gehe wi­der sein Ge­wis­sen, und er hät­te lie­ber mit sei­nem Herrn den Tod er­lit­ten, als dass er den schreck­li­chen Ab­fall sei­ner Kin­der mit er­leb­te.

Was sie denn aber sonst tun soll­ten? sag­te Anna Ur­su­la. Sie wür­den ge­wiss ihr Brot an den Tü­ren er­bet­teln müs­sen, wenn sie nicht nach­gä­ben. So könn­ten sie doch we­nigs­tens das Le­ben nach ih­rem Stan­de füh­ren.

Ob es denn nicht bes­ser wäre, zu bet­teln als sei­nen Gott zu ver­leug­nen? sag­te Weg­ner. Soll­te denn der arme Mär­ty­rer, ihr Va­ter, sein Blut um­sonst ver­gos­sen ha­ben?

Anna Ur­su­la trock­ne­te ihre flie­ßen­den Trä­nen und sag­te, sie wis­se eben kei­nen an­de­ren Aus­weg. Sie wür­de ja die Kin­der gern bei sich auf­neh­men, aber wenn auch ihr Mann es lit­te, so wür­de der Kai­ser sie des­we­gen ver­fol­gen und sie auch noch um das Ih­ri­ge brin­gen, und wie sie das vor ih­ren ei­ge­nen Kin­dern ver­ant­wor­ten soll­te?

Die Kin­der sei­nes Herrn soll­ten nicht bet­teln, so­lan­ge er leb­te, sag­te Weg­ner, und die Brü­der Gott­wald wür­den sie auch nicht im Sti­che las­sen.

Ach, das wäre doch ein kläg­li­ches Le­ben! rief Anna Ur­su­la. Und Weg­ner kön­ne doch al­lein ge­gen die Über­macht des An­ti­chris­ten nicht an. Er sähe ja, dass Anna Eli­sa­beth ganz be­reit zum Über­tritt und Chri­stoph Leo­pold so­gar dar­auf er­picht wäre. Mit dem Klei­nen wür­de es wohl einen har­ten Kampf ge­ben, der wol­le von sei­nen lu­the­ri­schen Lie­dern und Ge­bet­lein durch­aus nicht las­sen, ver­ste­cke sich und trot­ze, wenn die Je­sui­ten kämen; aber Anna Eli­sa­beth habe leich­tes Blut, ver­lan­ge nach Lust und La­chen, und Chri­stoph Leo­pold wol­le durch­aus ein großer Herr sein. Da wer­de auf die Dau­er kein Wi­der­stre­ben hel­fen.

Es ge­fal­le ihm nicht, sag­te Weg­ner, dass Chri­stoph Leo­pold so schweig­sam und so hin­ter­häl­tig sei. Das sei sei­nes Va­ters Art nicht ge­we­sen, der habe wohl auch leich­tes Blut ge­habt, aber man habe ihm doch nicht zür­nen kön­nen, we­der im Glück noch im Un­glück.

Ach, bat Anna Ur­su­la, Weg­ner sol­le ihr ver­spre­chen, die ar­men Kin­der nicht zu ver­las­sen, wenn sie auch schwach wä­ren und pa­pis­tisch wür­den. Er könn­te sie doch zu­wei­len an das teu­re Got­tes­wort er­in­nern und ih­nen etwa noch zur ewi­gen Se­lig­keit ver­hel­fen.

Nach ei­ni­gem Be­sin­nen sag­te Weg­ner, er habe es sei­nem ar­men ver­stor­be­nen Herrn ver­spro­chen, sie nicht zu ver­las­sen, und wol­le es hal­ten, ob­wohl es ihm oft ins Herz schnit­te, zu se­hen, was er sähe. Dass es so schnell ge­hen wür­de, hät­te er sich nie träu­men las­sen.

Anna Eli­sa­beth, die an­fangs un­tröst­lich über den Ver­lust ih­res Va­ters ge­we­sen war, ließ nun wie­der ihr La­chen hö­ren, das bald hell plät­scher­te, bald lei­se rie­sel­te und zu­wei­len wie eine glit­zern­de Kas­ka­de sprang und ju­bel­te. Wenn sie ih­rer Tan­te oder Weg­ners an­sich­tig wur­de, fiel sie ih­nen um den Hals und bat sie, nicht gräm­lich zu sein, die Mes­se sei gar nicht so arg, wie sie däch­ten, die Pries­ter und auch die Je­sui­ten wä­ren gute, freund­li­che Leu­te, der Teu­fel kön­ne nicht da­bei im Spie­le sein. Sie be­hal­te ja doch ihr al­tes Herz, das kön­ne ihr nie­mand neh­men und um­wan­deln; ob sie glaub­ten, sie hät­te sie we­ni­ger lieb als frü­her? Sie wür­de sich dank­bar er­wei­sen, wenn sie erst wie­der in Tra­chen­berg oder auf dem Ky­nast wäre.

Ach, sag­te Anna Ur­su­la lä­chelnd und seuf­zend, sie sol­le sich nicht zu viel ein­bil­den, das habe der Kai­ser schon al­les ver­ge­ben; wenn sie nur das kleins­te, schlech­tes­te Güt­lein be­hiel­ten, müss­ten sie sich glück­lich schät­zen.

Nun, sag­te Anna Eli­sa­beth nach ei­ner Pau­se, sie müss­te doch ein­mal hei­ra­ten, ihr Ge­mahl wür­de ja auch Gü­ter und ein Schloss ha­ben, da­hin wol­le sie Weg­ner mit­neh­men. Sie wür­de die Hei­rat da­von ab­hän­gig ma­chen, dass ihr Mann es er­laub­te.

Da der Kai­ser den Wunsch aus­sprach, Anna Eli­sa­beth, von der er ge­hört hat­te, dass sie sehr schön sei, zu se­hen, be­gab sich die Tan­te mit ihr nach Wien, wo sie im Hau­se des Gra­fen Schlick Auf­nah­me fan­den. Wäh­rend der Kai­ser in Ge­sell­schaft sei­nes Soh­nes Leo­pold Wil­helm ih­ren Be­such er­war­te­te, sag­te die­ser, wenn die Kin­der sich be­quemt hät­ten, müs­se ih­nen doch von den vie­len Gü­tern ih­res Va­ters et­was zu­ge­spro­chen wer­den.

Ja, das sei eine hei­ke­li­ge Sa­che, sag­te der Kai­ser, es sei schon so viel aus­ge­teilt und ver­spro­chen, dass er sich schier nicht zu hel­fen wis­se. Er wür­de in des Teu­fels Kü­che kom­men, wenn er dem Hatz­feld Tra­chen­berg nicht lie­ße. Sol­che Eile habe es am Ende auch nicht. Schlick habe ge­meint, man dür­fe mit der Gna­de nicht zu flink sein, sonst habe es das An­se­hen, als wol­le man ein Un­recht wie­der gut­ma­chen. Das Mäd­chen müs­se man so schnell wie mög­lich ver­hei­ra­ten, da­mit es ver­sorgt sei.

Als die Er­war­te­te her­ein­ge­führt wur­de, mach­te sie Mie­ne, dem Kai­ser, wie es sie ge­lehrt war, zu Fü­ßen zu fal­len, wor­an er sie hin­der­te. Zu­erst sol­le sie ein­mal den Schlei­er zu­rück­schla­gen, sag­te er, sie sähe ja wie eine alte Par­ze aus, die ihm den Le­bens­fa­den ab­schnei­den woll­te. Er wink­te Leo­pold Wil­helm, mit der Ker­ze, die auf dem Ti­sche stand, zu leuch­ten, denn es war Abend, und schau­te ihr nah ins Ge­sicht und schlug dann in ko­misch über­trei­ben­der Be­wun­de­rung die Hän­de zu­sam­men. Ja, nun sei er ein­ver­stan­den da­mit, sag­te er, dass sie einen di­cken Schlei­er trü­ge, sonst brä­che das Ge­sicht­lein al­len Män­nern die Her­zen und wäre er zu­letzt ein Herr ohne Die­ner. Er müs­se ihr durch­aus ein­mal über die Wan­gen strei­chen, ob sie ge­malt wä­ren.

Nein, sie male sich nicht, sag­te Anna Eli­sa­beth rasch, sie sei nur rot, weil das Herz ihr so stark ge­klopft hät­te.

Ach, sie müs­se kei­ne Angst vor ihm ha­ben, lach­te der Kai­ser, sie sei viel ge­fähr­li­cher als er, und er wol­le sie ge­schwind in einen Kä­fig sper­ren, da­mit sie nicht noch schlim­me Stück­lein an­rich­te­te.

Anna Eli­sa­beth schlug die Au­gen nie­der. Sie sei noch jung, sag­te sie, habe zur­zeit noch nicht an Hei­ra­ten ge­dacht.

Nun, sie sol­le ge­ste­hen, fuhr der Kai­ser fort, warum sie von dem Lam­boy nichts wis­sen wol­le; er sei doch ein hoch­an­ge­se­he­ner, vor­treff­li­cher, auch statt­li­cher Ge­ne­ral.

Anna Eli­sa­beth warf einen hil­fe­su­chen­den und zu­gleich mut­wil­li­gen Blick auf den Kai­ser. Der Lam­boy schnau­fe so stark, sag­te sie, er kom­me ihr vor wie ein Bär, und einen sol­chen kön­ne sie doch nicht hei­ra­ten.

Dar­über lach­te der Kai­ser bis zu Trä­nen und trös­te­te sie, er wol­le sie nicht wi­der ih­ren Wil­len ver­hei­ra­ten, habe es eben erst sei­nem Sohn, dem Leo­pold Wil­helm, ver­spro­chen. Vi­el­leicht habe das Fräu­lein sei­ne Au­gen schon auf einen an­de­ren ge­wor­fen?

Anna Eli­sa­beth er­rö­te­te und mach­te ein from­mes Ge­sicht. Sie un­ter­wer­fe sich dem gnä­di­gen Wil­len des Kai­sers, sag­te sie lei­se.

In der Tat hat­te sich ihr Herz für einen Obers­ten in pol­ni­schem Dienst, Ja­kob von Wei­her, ent­schie­den, den sie, da er ein häu­fi­ger Gast ih­res Va­ters ge­we­sen war, seit ih­rer Kind­heit kann­te, und sie war be­glückt, als die er­wünsch­te Ver­lo­bung zu­stan­de kam. Der Kai­ser selbst rüs­te­te ihr die Ver­mäh­lung aus und ord­ne­te an, dass sie in Re­gens­burg bei Ge­le­gen­heit der dort ta­gen­den Kur­fürs­ten­ver­samm­lung ge­fei­ert wer­de. Am Hoch­zeits­mor­gen be­gab sich Kon­stan­tin von Weg­ner schwe­ren Her­zens zur Braut, die schon ge­putzt war und wie ein von Frühtau be­netz­tes Ro­sen­bäum­chen fun­kel­te. Als ein runder Hei­li­gen­schein stand das blon­de Ge­kräu­sel des Haa­res um das la­chen­de Ge­sicht her­um, und über der ro­sig­brau­nen Haut lag ein sil­ber­ner Schim­mer, wie wenn sie sich ge­pu­dert hät­te. Er warf einen Blick auf ih­ren Arm und sag­te, sie habe ja das Bras­se­lett nicht, das ihr Va­ter ihr vor sei­nem Tode ver­erbt habe. Ja, das hät­te sie fast ver­ges­sen, sag­te sie, hol­te es aus ei­ner Kas­set­te her­vor, küss­te es und schob es über die Hand. Dann schlang sie bei­de Arme um Weg­ners Hals und sag­te, sie kön­ne sein lie­bes al­tes Ge­sicht nicht trau­rig se­hen. Heu­te sei ja ein Freu­den­tag! Auch ihr Va­ter wür­de froh sein, wenn er ihr Glück se­hen könn­te. Weg­ner nick­te. Aber wenn sie über den Platz ›Auf der Hei­de‹ füh­ren, sag­te er, sol­le sie ih­res ar­men Va­ters ge­den­ken und dass er rit­ter­lich in un­ver­schul­de­ten Tod ge­gan­gen sei.

Anna Eli­sa­beth ver­sprach es, und als die Kut­sche, in der sie ne­ben der Grä­fin Schlick saß, am Gast­hof zum Gol­de­nen Kreuz vor­bei­roll­te, sah sie aus dem Fens­ter und ver­such­te sich vor­zu­stel­len, wie er aus je­ner Tür ge­gan­gen und auf das Scha­fott zu­ge­schrit­ten war; aber die auf­ge­reg­te Er­war­tung, wel­chen Ein­druck sie auf ih­ren Bräu­ti­gam und die Hof­ge­sell­schaft ma­chen und was der Kai­ser zu ihr sa­gen wür­de, zer­streu­te das Bild im Ent­ste­hen.

In­zwi­schen hat­te Weg­ner mit sich ge­kämpft, ob er in den Dom ein­tre­ten soll­te. Es war ihm, als dür­fe er das Kind nicht ohne Auf­sicht las­sen, bis es demje­ni­gen an­ver­mählt sei, der künf­tig sein Be­schüt­zer sein wür­de. Konn­te er an­de­rer­seits sei­nem Ge­wis­sen Ge­walt an­tun und der ab­scheu­li­chen Ab­göt­te­rei bei­woh­nen, an der die Toch­ter des ar­men Mär­ty­rers teil­nahm? Er be­schloss, am Por­tal ste­hen­zu­blei­ben und dort das Ende der heil­lo­sen Ze­re­mo­nie zu er­war­ten. Eine nach der an­de­ren sah er die Kut­schen und Sänf­ten an­kom­men, aus de­nen die Herr­schaf­ten stie­gen; der Kai­ser, ver­gnügt, wenn auch müde, Graf Sla­wa­ta, ge­krümmt und et­was ver­nach­läs­sigt in der Klei­dung, mit gott­se­li­gem Lä­cheln, die po­panz­ar­tig her­ge­rich­te­ten Da­men. Wie er die Bett­ler, zwi­schen de­nen er stand, die Hän­de aus­stre­cken und Al­mo­sen emp­fan­gen sah, dach­te er, da­hin möch­te es leicht mit ihm kom­men, wenn sei­ne Herr­schaft nichts mehr von ihm wis­sen woll­te. Vi­el­leicht wür­de sein An­blick ih­nen bald ein läs­ti­ger Vor­wurf sein, wenn er auch zu al­lem schwieg, was er nicht än­dern konn­te. Anna Eli­sa­beth zwar hing an ihm wie an ei­nem Va­ter, sie wür­de ihn nie­mals ver­las­sen kön­nen. Hat­te sie auch einen leich­ten Sinn, so war ihr Herz doch gut; er hät­te lie­ber an sich selbst als dar­an zwei­feln mö­gen. Es fiel ihm ein, wäh­rend er da­stand und träum­te, sich ein Zei­chen zu ma­chen; wenn sie beim Her­aus­ge­hen aus der Kir­che sich nach ihm um­se­hen und ihn fin­den wür­de, soll­te das be­deu­ten, dass ihr Herz gut blei­ben und dass sie ihn nie ver­las­sen wür­de.

Er war­te­te mit Un­ge­duld, und doch hät­te er die flie­hen­den Mi­nu­ten gern zu­rück­ge­hal­ten; ja all­mäh­lich wur­de sei­ne Auf­re­gung so groß, dass sei­ne Knie zu wan­ken an­fin­gen und er am liebs­ten fort­ge­gan­gen wäre, um der Ent­schei­dung aus­zu­wei­chen. End­lich ent­stand eine Be­we­gung un­ter den Zuschau­ern, sie dräng­ten vom Por­tal zu­rück und mach­ten den Weg frei, und da kam sie am Arm ih­res Man­nes, der eine hohe, pelz­be­setz­te pol­ni­sche Müt­ze trug und sich mit ei­nem Tüch­lein den Schweiß von der Stirn trock­ne­te. Sie blieb ste­hen, wit­ter­te mit der fei­nen Nase die wohl­tä­ti­ge Luft, blick­te um sich, und nun, als wäre ihr plötz­lich et­was Schö­nes ein­ge­fal­len, dreh­te sie den Kopf da­hin, wo er stand, und nick­te ihm eif­rig zu, wäh­rend ein glück­li­ches La­chen über ihr Kin­der­ge­sicht flog. Die Trä­nen lie­fen ihm aus den Au­gen, und er schalt sich einen gräm­li­chen, lieb­lo­sen Zweif­ler. Er ge­lob­te sich, bis an sei­nen Tod für sie be­tend und über sie wa­chend bei ihr zu blei­ben, ja bis über den Tod hin­aus, wenn Gott es ge­währ­te, da­mit er sie am Tage der großen Au­fer­ste­hung ih­rem Va­ter in die Arme füh­ren könn­te.