Kurfürst Johann Georg war über Banérs Tod sehr erfreut und machte sich den Spaß, seine Frau und seinen ältesten Sohn, die entgegengesetzter Stimmung waren, ausführlich davon zu unterhalten. Gott sei gerecht, sagte er, und gebe zuletzt einem jeden nach Verdienst. Mit Banér habe er lange zugewartet, um ihn endlich desto abscheulicher hinfahren zu lassen.
Einmal müssten freilich alle Menschen sterben, sagte die Kurfürstin ablehnend. Einmal, ja, sagte der Kurfürst scharf, aber es frage sich, wann. Gustav Adolf habe es auch erfahren müssen, als er vorwitzig nach Deutschland gekommen sei und das Kriegsfeuer angezündet habe.
Gelöscht habe er es! rief die Kurfürstin unwillig errötend.
Der Kurfürst lachte. Gelöscht! Eine hübsche Bezeichnung, das müsse man sagen, nachdem das ganze Reich und nicht zum wenigsten Sachsen seit mehr als zwanzig Jahren in Flammen stünde.
Um die Streitenden abzulenken, fragte der Kammerherr Taube, ob der Kurfürst sich des Bauern Warner entsinne, der früher einmal am Hofe geweissagt habe? Derselbe habe, einem glaubhaften Gerücht zufolge, im kaiserlichen Lager den Tod Banérs richtig vorausgesagt.
Ja, das sei ja der Galgenvogel, rief der Kurfürst, der sich falscher Prophezeiungen über die Stadt Magdeburg unterstanden habe! Wenn er ihn bekäme, den ließe er auspeitschen. Und den Tod Banérs habe er prophezeit? Wie denn das zugegangen sei?
Der Kammerherr erzählte, was er davon wusste, und dass kürzlich mehrere Warnersche Prophezeiungen im Druck ausgegangen wären, die er dem Kurfürsten vorlesen wolle, wenn dieser es erlaubte.
Während der Kurfürst sich behaglich in seinem Sessel zurechtsetzte, zog der Kammerherr ein bedrucktes Blatt aus der Tasche und las: wie die Menschen böse und sündhaft wären, weswegen Gott zuweilen Warnungen ausließe, um sie zu bessern, dass die Menschen diese aber nicht verständen, und weil sie es nicht verdienten, gewarnt zu werden, würde er, Warner, sich das, was Gott ihm hin und wieder offenbarte, auch nicht mit Zangen entreißen lassen.
Der Kurfürst fuhr entrüstet von seinem Sessel in die Höhe. Ja, warum der Kerl denn Bücher drucken ließe? Das heiße doch die Leute zum Narren halten! Wenn er den Warner nur hätte, er wollte ihm seine Warnungen schon herauskarbatschen! Einem erst das Maul wässern zu machen und dann leere Schüsseln vorzusetzen!
Nein, nein, sagte der Kammerherr begütigend, so sei es nicht gemeint, es komme schon noch etwas; und fuhr dann fort zu lesen: Warner habe sich doch endlich erweichen lassen und teile nun von seiner geheimen Wissenschaft einiges mit, nämlich erstens, den Regensburger Reichstag betreffend, so sei das ein Baum mit vielen Blättern, aber ohne Früchte, in dem zwar viel geschwatzt und geratschlagt werde, aber kein Nutzen daraus kommen würde.
Hier schlug der Kurfürst vor Vergnügen mit beiden Händen auf die Armlehnen seines Sessels. Das sei einmal wahr und gut prophezeit, sagte er triumphierend; dasselbe habe er auch dem Lobkowitz geantwortet, als der ihn tribuliert hätte, in Person auf den Reichstag zu kommen. Die Speisen, die auf dem Reichstag gekocht würden, habe er zu Lobkowitz gesagt, habe er schon oft gekostet, aber gemundet hätten sie ihm noch niemals, und dabei sei er geblieben und habe ja auch recht gehabt. Ein hübsches Mäuschen habe der Berg bis jetzt aus seinem Bauch gelassen: den Lobkowitz und den Eggenberg hätten sie zu Fürsten kreiert. Ändern könne er es nicht; aber er, Johann Georg, werde sich niemals auf dieselbe Bank mit den neumodischen Fürsten setzen.
Der Kammerherr sagte, ihm komme die Prophezeiung über den Reichstag auch sehr artig vor, und las weiter. Das Haus Österreich werde vom Herrn nicht gänzlich verworfen, sondern wieder zu Gnaden angenommen werden, in der Meinung, dass es sich bekehrte. Wenn es sich aber nicht bekehrte, so werde Gott es zwar verwerfen, aber nicht gänzlich verlassen, sondern ihm zur Strafe für sein Pochen und Trotzen den Thron etwas tiefer heruntersetzen.
Die Kurfürstin seufzte, und der Kurfürst brummte, ihm sei es gleich, der Kaiser solle jetzt selbst zusehen; so lange habe er ihm geholfen und doch keinen Dank davon gehabt, nun dürfe ihm keiner mehr von den Kriegshändeln reden, oder er redete gern umsonst; denn er habe sich die Ohren verstopft.
Was den Frieden betreffe, las Taube weiter, so habe es damit noch gute Weile, einmal weil Deutschland noch nicht genug gestraft wäre; wenn aber auch die Deutschen Frieden machen wollten, so würde Schweden etwas dawider haben oder vielleicht auch Frankreich, oder es könne auch der türkische Sultan sein.
In Amerika werde im nächsten Jahr ein großes Erdbeben stattfinden und in China und Japan viel Blut vergossen werden. Was aber das anbelange, dass in Persien ein schwangeres Weib ein Kind ohne Vater erzeugt habe, welches schon in der ersten Stunde gesprochen und allerlei Seltsames prophezeit habe, so wolle er, Warner, das dahingestellt sein lassen, obwohl es ihm erstunken und erlogen zu sein scheine. Sollte es aber wahr sein, so habe es große Katastrophen und Veränderungen zu bedeuten, mit denen Gott, aus Zorn über die unleidliche Bosheit der Menschen, die Welt zu überziehen gedenke.
Ein Kind ohne Vater! schrie der Kurfürst. Das wären schelmische Lügen! Es könne ja nicht einmal ein Huhn ohne Hahn ein rechtes Ei legen!
Die Kurfürstin wies auf den Heiland hin, welcher auch nur durch ein Weib mit Hilfe des Heiligen Geistes erzeugt sei, worüber der Kurfürst sich ärgerte, sodass er sagte, die Jungfrau Maria solle sie lieber nicht anziehen, sondern den leichtgläubigen Katholiken überlassen.