Als der Kurfürst den Verrat Johann von Werths erfuhr, wurde er gelb im Gesicht, schloss die Augen und schnappte nach Luft, sodass sein Rat Küttner von Kunitz, der bei ihm war, voll Schrecken einen Sessel herbeirollte, die Arme ausstreckte, um seinen Herrn aufzufangen, und nach der Glocke schielte, als wolle er mit den Augen läuten. Nach einer kurzen Pause jedoch vermochte der Kurfürst einen strengen Blick auf Küttner zu werfen, sich ohne Hilfe zu setzen und den Mund zu öffnen; es solle augenblicklich, sagte er, eine Kommission eingesetzt werden, um den Werth zu prozessieren, und es sei sein ausdrücklicher Wille, dass die Folter angewendet werde, damit keine Einzelheit dieser unerhörten Felonie verborgen bliebe.
Küttner rang die Hände und bemerkte, des Kurfürsten Befehl werde augenblicklich exequiert werden; es stehe zu hoffen, dass keiner der Schuldigen entkäme und auch der Werth verdientermaßen gefangen würde.
Der hundsföttische Verräter, sagte der Kurfürst, wäre ihm mit der halben Armee nicht zu teuer bezahlt.
Da müsste ja kein gerechter Gott im Himmel sein, sagte Küttner, wenn der stinkende Bösewicht entschlüpfte.
Es wären verhoffentlich die nötigen Ordres gegeben? sagte der Kurfürst.
Die Befehle wären bereits ausgefertigt, erwiderte Küttner, der Kurfürst müsse nur noch unterschreiben. Die allgemeine Meinung wäre, dass, wenn nicht Gewalt oder List angewandt würde, der bayrische Soldat sich nicht von seiner Pflicht würde abtrünnig machen lassen. Von den Obersten Walbot, Druckmüller und Herzog von Württemberg wären schon treuherzige Versicherungen eingelaufen, dass sie mit dem Höllenwerth nichts gemein hätten und gebührenden Abscheu vor dem basiliskischen Verräter hegten. Sie wollten Leib und Leben wagen, um dem Kurfürsten die Armee zu erhalten, und der Herzog von Württemberg habe noch hinzugefügt, er hoffe, der Kurfürst werde sich seines Bruders, des regierenden Herzogs, in Gnaden annehmen.
Es solle in der Antwort an die treu gebliebenen Obersten, befahl der Kurfürst, mit Vertröstungen nicht gespart werden. Die Belohnung der Guten solle ebenso enorm sein wie die Strafe der Übeltäter.
Inzwischen hatte sich Küttner wieder gesammelt und sagte, es sei nur gut, dass der Teufel an seinem schwefelichten Gestank zu erkennen wäre und der Böse sich dem Guten verdächtig und auffällig machte. Er, Küttner, habe noch letzthin, als der Werth in München gewesen wäre, gesagt, der Werth habe dem Kurfürsten am besten gedient, als er zu Vincennes gefangen gesessen habe. Und der Kurfürst werde sich erinnern, wie oft er überhaupt gesagt hätte, man solle den Werth in Vincennes lassen, so brauche man ihn nicht selbst zu bewachen.
Es hätte Küttner ja freigestanden, sagte der Kurfürst mürrisch, den Bösewicht damals zu entlarven, als er in München gewesen sei. Eine so weitverzweigte Verschwörung müsse damals schon im Schwange gewesen sein.
Ach Gott, jammerte Küttner, der Schalk habe ihn mit Nachäffung altbayrischer Redlichkeit und Unschuld zu verblenden gewusst! Die Strafe hätte ihn bald erreicht, denn wenn es nach Werths Willen gegangen wäre, so hätte er den Kurfürsten mitsamt seinen Räten gefangengenommen, und Schimpf und Erniedrigung, vielleicht sogar ein elender Tod wäre ihnen allen zuteil geworden.
Es solle wohl umgekehrt kommen, sagte der Kurfürst entschlossen. Sofort solle die Ächtung aufgesetzt und in Bayern, Österreich und allenthalben im Reich verkündet werden. Derjenige, der ihn lebend oder tot einliefere, solle 10.000 Taler erhalten; auf den Sporck solle auch etwas ausgesetzt werden, aber weniger. Seine Güter im Bayrischen sollten eingezogen, die Beamten abgesetzt und alle Schriften und Habseligkeiten ausgeliefert werden.
Es wären ihrer viele, sagte Küttner; die Gnade des Kurfürsten habe sich reichlich über den Unwürdigen ergossen.
Die vielen Schlösser und Güter, die er am Rheine hätte, fuhr der Kurfürst fort, sollten alle eingeäschert werden, dafür müssten ihm die Franzosen sorgen. Der Sporck habe Häuser im Hessischen, deren könne man auch durch französische Vermittelung mächtig werden.
Demnächst musste Küttner nach Eger zum schwedischen Feldmarschall Wrangel eilen, damit der nicht etwa meine, der Übertritt Werths geschähe im heimlichen Einverständnis mit dem Kurfürsten. Küttner solle die schönen Worte nicht sparen, schärfte der Kurfürst ihm ein, um Wrangel jeden Argwohn zu nehmen, und ebenso trug er Sorge, die Franzosen seiner unerschütterlich aufrichtigen Bundestreue zu versichern.