Kapitel 1

Die marmornen Stufen vor dem Hauptsaal im Palast des Großen Prinzipals, des Gesegneten Geneigten Orbal III ., waren nicht aus irgendeinem Marmor. Minarel musste sich sehr anstrengen, den Blick von der breiten, sich zum Boden hin erweiternden Treppe abzuwenden. Die dunklen Schatten in dem ansonsten schneeweißen Stein bewegten sich, und das war keine optische Täuschung. In einem sehr komplexen und teuren Veredelungsprozess waren Brownsche Molekularbewegungen mit speziell präparierten halbfesten Stoffen in einer scheinbar festen Gesteinsfläche initiiert worden. Wie genau das funktionierte, war ein Geheimnis der Steinmetze von Ursal, und sie ließen sich ihre Arbeit wahrhaft königlich bezahlen. Da war es nur passend, dass der Große Prinzipal sich eine ganze Treppe aus diesem Material hatte bauen lassen: Er war eine Art König, nicht der einzige im Stellaren Status, aber ganz gewiss einer der reichsten.

Die Gläubigen und Patrioten von Ursal bezahlten gerne dafür. Die Ungläubigen und Vaterlandslosen taten es nicht so gern, was dazu führte, dass die Stimmung auf den sieben Planeten der Prinzipalität mitunter etwas gereizt war. Die Reizbarkeit hing auch damit zusammen, dass Orbal III . sich herzlich wenig darum kümmerte, ob jemand an seiner erlesenen Auserwähltheit Zweifel hegte.

Und heute würde der Auserlesene seine Rede zum zwanzigjährigen Amtsjubiläum halten. Es war eine schöne Rede, Minarel kannte sie bereits. Wohlgesetzte, gefällige Worte, mit einer schönen, stilistisch sauber herausgearbeiteten Mischung aus Demut und Selbstbeweihräucherung. Nicht zündend, nicht aufrüttelnd, das war nicht Orbals Art. Aber schön. Belanglos schön. Dem Anlass gewissermaßen angemessen, denn die Feiern waren verordnet und jubeln würden nur jene, denen es gut ging oder die dafür bezahlt worden waren.

Siebzehn Morddrohungen waren in den letzten Tagen eingegangen, und Minarel würde dafür sorgen, dass keine davon verwirklicht wurde, zumindest nicht am heutigen Tag und während dieser Feierlichkeiten. Erreichen würde sie das zusammen mit Isis, die diesmal die Mission übernahm, immer eifrig, immer neugierig auf die Person, deren Gestalt sie so perfekt annehmen würde, dass kein Scanner, kein DNS -Test den Unterschied bemerken konnte. Sie war vorbereitet. Sie hatte gelernt. Sie würde auch diese Rede halten, und das auswendig. Auf Isis war stets Verlass.

Minarel löste sich endgültig vom Anblick der Treppe, durchschritt einen daneben verborgenen, unscheinbaren Eingang, traf auf offizielle Wachen, zeigte ihnen umfassende Legitimationen und wurde überall vorgelassen. Mehrere Schichten an Wachkräften, alle sehr aufmerksam, wie eine Zwiebel mit vielen Schalen, die sich um die auserlesene Person des Prinzipals gelegt hatte. Minarel durchwanderte diese Schalen mit dem Selbstbewusstsein, dass sie die ultimative Sicherheitsvorkehrung repräsentierte, und betrat schließlich das Ankleidezimmer des Prinzipals.

Isis war schon bereit, stand neben dem Prinzipal vor einem wandgroßen Spiegel. Minarel schaute auf die eigene Reflexion. Sie war kleiner als Isis in ihrer Alltagskonfiguration, schmaler und trug einen Businessanzug, der hier gerade Mode war, unauffällig und angemessen. Ihr kurzes haselnussbraunes Haar lag sorgfältig drapiert auf dem Kopf. Sie fand immer noch, dass ihre Augen zu groß waren für ihren Kopf, zwei grüngraue Scheinwerfer in einem milchig braunen Antlitz. Niemand außer ihr war dieser Meinung, aber sie ließ es sich nicht ausreden. Sie lächelte sich zu, ein wenig aufmunternd. Sie war sehr angespannt und bedurfte des Zuspruchs. Vor jeder wichtigen Mission schien sie das Lampenfieber für das ganze Team allein zu empfinden. Alle waren eiskalt, nur ihr klopfte das Herz.

Isis wurde bewacht von zwei Leibgardisten, die genauso aussahen wie jene, die der Gesegnete Geneigte auch hier stets um sich hatte. Ra und Horus hatten ihre Gestalt angenommen und würden niemandem verraten, was im Zimmer vor sich ging. Minarel wollte unbedingt dabei sein, obgleich das im Grunde nicht nötig war. Sie nahm sich immer die Zeit, bei sehr wichtigen und sehr wohlhabenden Kunden persönlich zugegen zu sein. Minarel hielt guten Kundenservice für extrem wichtig. Orbal III . zahlte ihr ein Jahresbudget, und zwar bekam »Allgemeine Dienstleistungen«, wie Simipath Inc. offiziell hieß, um die Natur dieser Dienste für Uneingeweihte etwas besser zu verschleiern, ein sehr, sehr großzügiges Jahresbudget. Im letzten Jahr war es das größte gewesen, seit ihr Vater Edian die Firma gegründet hatte. Minarel wünschte sich, er könnte diesem besonderen Triumph beiwohnen, doch das Wagenmannsche Fieber hatte ihn dahingerafft, und dagegen war leider kein Kraut gewachsen.

Orbal III . zupfte an seinem Gewand, ein völlig unauffälliger Zweireiher, der so von Tausenden seiner Untertanen getragen wurde. Es war nicht das, was er normalerweise anzog. Das golddurchwirkte Festkleid mit dem langen Kilt und den breiten, mit Schärpen verzierten Schultern lag auf dem Bett, gefällig drapiert zum leichten Anziehen. Isis würde es gleich tragen. Jetzt aber stand die Simipathin scheinbar nackt vor Orbal, in der Gestalt eines jungen, muskulösen Mannes. Isis selbst nannte diese Erscheinungsform ihr »Wartezeichen«.

Simipathen waren geschlechtslos, aber alle vier machten sich eine Freude damit, sich immer wieder eines zuzuordnen, vielleicht auch, weil sie erwarteten, so leichter als Persönlichkeiten wahrgenommen zu werden. Jede beziehungsweise jeder – oder sollte man sagen: jedes? – hatte sich in gewisser Weise ein soziales Geschlecht ausgesucht, und ließ sich auch, zumindest im Privaten, so ansprechen. Im Einsatz wählte man natürlich das, was erforderlich war, und im Grunde war es ihnen allen egal, ob das eine, das andere oder, wie in manchen Fällen, sogar ein drittes.

Das war albern, aber es gab eben solche und solche, und allen ging es erst einmal um das Geschäft. Der Prinzipal hätte eine nackte Frau als irritierend empfunden. Orbal III . hatte klare Vorstellungen von dem, was ein Mann und eine Frau war und wo in der Gesellschaft diese ihren Platz hatten, klare und gleichermaßen etwas rückständige Vorstellungen. Aber er zahlte gut. Damit erübrigte sich jede weitere Diskussion.

»Wir wären dann so weit, geehrte Eminenz«, sagte Minarel und verbeugte sich vor dem Prinzipal.

Orbal, klein, dick, mit einem sorgfältig gepflegten Backenbart und stechenden Äuglein, richtete diese zweifelnd auf Isis, die ihn gelassen betrachtete. Sie würde nichts tun ohne Aufforderung, denn der Vorgang als solcher konnte durchaus irritierend sein und sollte daher vorher angekündigt werden.

»Wird das klappen? Ich kann es mir nicht vorstellen«, sagte Orbal mit seiner sonoren Stimme, das Resultat seines voluminösen Körpers und einer dezidierten Stimmbandoperation.

»Wir schaffen das Unvorstellbare«, erwiderte Minarel.

»Ich hoffe es sehr. Ich bin etwas nervös, ich will es nicht verhehlen. Es gab gerade wieder ein Briefing meiner Leute. Die Berichte meiner Sicherheitsdienste sind sehr beunruhigend. Mehrere Attentäter sollen sich in der Stadt aufhalten. Professionelle Attentäter. Das ist sehr, sehr beunruhigend.«

Minarel lächelte aufmunternd. Orbals Unruhe war ihm nicht anzusehen, er war ein guter Schauspieler. Aber sie nahm seine Äußerung ernst, denn deswegen zahlte er ja für ihre Dienste. Der Kunde hatte immer recht.

»Sehr wohl, geehrte Eminenz. Deswegen sind wir ja hier. Isis, wenn du den Prozess bitte beginnen würdest?«

Isis schenkte ihr ein warmes Lächeln, das, wie immer, von Herzen kam – und das, obgleich sie gar keines besaß. Wie genau sie ihre extrem anpassungsfähige Form am Leben erhielt, hatten damals weder Minarels Eltern noch seitdem sie selbst herausgefunden. Die vier Simipathen aber lebten, und sie taten ganz wunderbare Dinge. Vor allem aber hatten sie Edian und Minarel sehr reich gemacht.

Bera nicht. Aber das war nichts, an das ihre Tochter in diesem besonderen Moment denken wollte.

»Dann machen Sie mal!«, sagte Orbal zu Isis.

»Es ist ein ungewohnter Anblick.«

»Ich bin nicht so leicht zu erschüttern.«

Isis verwandelte sich. Ihre Haut blähte sich auf, ihr Gesicht, eben noch von markanter Männlichkeit, verwandelte sich in das plumpe Antlitz des Prinzipals, erst kraftlos und schlaff, dann aber mit Leben erfüllt, als würde jemand Lebenssaft in den Schädel gießen und ihn damit an den richtigen Stellen aufpumpen. Die Gliedmaßen passten ihre Länge und Form an, der ganze Körper schrumpfte etwas in sich zusammen, der Bauch wurde deutlich größer. Die Augenfarbe änderte sich von einem Wimpernschlag zum nächsten, die Haare wurden voller, dem Implantat des eitlen Gesegneten entsprechend, und am Ende lächelte Isis mit den vollen, sanft geschwungenen Lippen des Originals.

Aus der ersten Phase der Oberflächenbildung entwickelte sich die zweite: Der »Anzug«, der nun den Körper bedeckte, bestand ebenfalls allein aus dem Körper von Isis, in Konsistenz, Farbe und Form perfekt einem gut verarbeiteten Stoff ähnelnd. Das alles verlief völlig geräuschlos, und es war faszinierend zu beobachten, wie sich der flexible »Stoff« des Anzugs, dem Verwandlungsprozess anpasste. Jetzt spannte alles ein wenig, aber das war ja nur vorübergehend: Das Festgewand lag ja schon bereit. Gemeinhin trugen die Simis richtige Kleidung. Es war dann leichter, sich auf andere relevante Details zu konzentrieren.

»Verdammt! Ich musste es selbst sehen, um es zu glauben. Verdammt!« Orbal III . schaute fasziniert zu, wie Isis letzte Hand an sich selbst anlegte, Details verfeinerte, und als der neue Orbal fertig war, stand er als perfekte Kopie vor dem Original, gleiche Haltung, gleiche Gestik und Mimik und, als er sprach, gleiche Stimme.

»Ich bin fertig, Minarel. Bist du zufrieden?«

»Mit dir bin ich immer zufrieden, Isis. Edler Prinzipal?«

Der echte Orbal trat an den falschen Orbal und berührte ihn am Arm, als würde er sich seiner materiellen Existenz versichern müssen. Er beugte sich nach vorne und schnüffelte.

»Er riecht wie ich!«

»Wir legen Wert auf eine exakte Kopie«, bestätigte Minarel. »Isis ist sehr erfahren in diesen Dingen. Es dürfte ihr kein Detail entgangen sein.«

»Die Narbe!«, sagte Orbal. »Ich will die Narbe sehen!«

Isis drehte sich um und zog die Hose herunter, entblößte das etwas schlaffe Hinterteil und präsentierte dem neugierigen Prinzipal die blassrosa schimmernde Narbe auf dem Allerwertesten.

»Gut so?«, fragte sie amüsiert.

»Ich weiß es nicht. Ich sehe sie zum ersten Mal richtig – und nicht spiegelverkehrt!«

Minarel stellte sich vor, wie Orbal III . regelmäßig vor dem großen Wandspiegel stand und versuchte, einen Blick auf seinen Hintern zu erhaschen. Wenn man sich intensiver mit den Reichen und Mächtigen dieser Galaxis befasste, fiel einem schnell auf, wie profan sie doch im Grunde alle handelten und dachten.

»Die Narbe ist so, wie sie sein sollte, ich versichere es Ihnen. Isis, du hast die Instruktionen vollständig memoriert?«, fragte Minarel die Simipathin. Sie kannte die Antwort. Sie wollte nur, dass Orbal sie hörte.

»Ich werde eine sehr würdevolle und aufwühlende Rede halten, die den Segen des Prinzipals für all seine Untertanen ausstrahlen wird. Und wenn jemand auf mich schießen sollte, werde ich sterben.«

Orbal stieß ein entsetztes Grunzen aus. Der Pragmatismus eines Simipathen war nicht für jeden leicht nachzuvollziehen.

»Und anschließend durch fähige Ärzte wieder zum Leben erweckt«, ergänzte er dann hastig. Im Gegensatz zu anderen Kunden von »Allgemeine Dienstleistungen« wollte Orbal seinen Tod nicht vortäuschen, um Gläubigern, Erzfeinden oder Ehemännern zu entkommen. Er wollte weiterhin Amt und Würden als Prinzipal genießen, allerdings bedurfte es dazu seiner fortgesetzten Existenz. Und da er nicht bei allen seinen Untertanen gleichermaßen beliebt war, war sein Leben aktuell sehr bedroht. Es bedeutete aber auch, dass er auf überzeugende Weise überleben musste.

Aber dafür gab es Isis. Sie würde sich die Kugel einfangen, die sie nicht töten konnte, oder das Gas einatmen, den Laserstrahl aufnehmen, das Gift schlucken. Es würde ihr nichts anhaben können, und nach einem effektvollen Zusammenbruch und einer Phase aufgeregter Behandlung durch schauspielernde Ärzte würde Orbal III ., o welch Wunder, wieder völlig unbehelligt an die Öffentlichkeit treten und das üble Attentat mit aufrichtiger Entrüstung verurteilen. Außerdem würde er selbstverständlich den Segen höherer Mächte für sich in Anspruch nehmen, was seine Anhängerschaft noch enger an ihn binden würde.

Und er würde es zum Anlass nehmen, gründlich unter jenen aufzuräumen, die seine Herrschaft über die sieben Systeme der Orsanischen Prinzipalität für nicht ganz so segensreich hielten wie er selbst. Eine klassische Win-win-Situation, sogar ein dreifacher Gewinn, denn Minarels Bankkonto würde sich explosionsartig füllen. Zudem würde ihre Reputation in gewissen Kreisen, wo sie ohnehin bereits ziemlich hoch war, geradezu mythische Dimensionen annehmen. Alles war gut und wurde immer besser. Minarel war sehr zufrieden mit ihrem Leben.

Sie lächelte Isis aufmunternd an.

»Ich gehe ins Kontrollzentrum, Isis. Sie, edelster Prinzipal, sollten sich in den Fluchtraum begeben und sich erst zum vereinbarten Zeitpunkt wieder blicken lassen. Es wäre sehr seltsam, wenn jemand Sie und Ihren Doppelgänger gleichzeitig erblicken würde.«

Orbal III . war nun überzeugt, die richtigen Vorkehrungen getroffen zu haben. Er war sehr kooperativ.

»Sehr seltsam. Natürlich. Wie vereinbart. Ich mache mich sogleich auf den Weg.« Einen letzten Blick warf Orbal auf seine Kopie, die ihm sanft lächelnd zuwinkte. Dann wandte sich Isis ab und legte das vorbereitete Festgewand an. Der echte Prinzipal schüttelte verwundert den Kopf und verschwand wie abgesprochen. Er würde sich alles auf den Schirmen in einer isolierten Residenz anschauen und dabei eine leichte Mahlzeit zu sich nehmen.

»Isis, wir bleiben in Kontakt.«

Die Simipathin nickte nur. Minarel wandte sich ab und ging. Erneut durchwanderte sie den Palast, beobachtete die organisierte Aufgeregtheit um sich herum, legitimierte sich das eine oder andere Mal, bis auch sie ihr Ziel erreicht hatte: die in einem unscheinbaren Lagerraum von ihren Leuten eingerichtete Missionszentrale. Von hier aus würden sie alles im Blick und hoffentlich auch unter Kontrolle haben.

Inmitten einer Batterie von Schirmen und Holografen saß Sahir McKinnon. Breitschultrig, grauhaarig, mit einem Backenbart, der irgendwo zwischen Urwald und Nikolaus rangierte, und mit wachen Augen, die nicht einen Moment von den Darstellungen wichen, als Minarel eintrat.

»Er ist so weit, Sahir.«

Sahir war der »Dispatcher«, so Titel, Anrede, Funktionsbeschreibung und Spitzname zugleich, ein ehemaliger Soldat, über dessen Vergangenheit Minarel vor allem wusste, dass er sie überlebt hatte. Er war für die eigentliche Operation zuständig, wusste, was getan werden musste, wenn es heiß wurde. Minarel konzentrierte sich meistens darauf, das Geld zu zählen und Kunden zu akquirieren. Sie verdienten beide an diesem Arrangement, wenngleich sie etwas mehr als er.

»Orbal ist zufrieden?«

»Er sah jedenfalls so aus. Er begibt sich in sein Schlupfloch.«

Sahir zeigte auf seine Schirme. »Er ist schon angekommen.«

»Dann kannst du Isis losschicken. Wir fangen an.«

McKinnon bedurfte keiner weiteren Anweisungen.

»Isis, du gehst jetzt auf Position 1. Ra, du gehst auf Position 2. Horus, du kannst zu uns kommen.«

Ra, der zweite Simipath im direkten Einsatz, hielt sich im Hintergrund, hatte weiterhin das Äußere einer normalen Leibwache angenommen. Er hatte mehrere Aufgaben, unter anderem war er der Spotter, der genau beobachten sollte, woher ein mögliches Attentat kam und wie es durchgeführt wurde. All dies waren Informationen, die nicht nur der Prinzipal haben wollte. Es gehörte zum Herrschaftswissen dieser Firma, solche Dinge zu analysieren, um sich auf sie vorzubereiten und beim nächsten Mal die Nase vorne zu haben. Es war gut, die potenziellen Gegner zu verstehen. Attentäter lernten manchmal auch voneinander. Was hier geschah, mochte woanders seine Nachahmer finden.

Keiner der Simipathen wurde gerne ermordet. Aber es gehörte zum Berufsalltag, und nach eigenem Bekunden fühlten sie wenig Schmerz dabei, mehr eine Art diffuses Unwohlsein, das zur Bewusstlosigkeit führte, bis die Rekonstruktion ein erneutes Erwachen mit sich brachte.

Minarel empfand eine tiefe Fürsorge für die vier Gestaltwandler, sie waren wie Geschwister für sie. Sie war mit ihnen aufgewachsen und hatte die Eigenheiten der Simipathen genau kennengelernt. Ihr gesunder Ehrgeiz und die starke Profitorientierung, die sie von ihrem Vater geerbt hatte, verhinderten nicht, dass sie mit ihnen fühlte. Ein Attentat zu verhindern war ihr im Zweifel lieber, als es bis zum scheinbar bitteren Ende durchzustehen.

Sie setzte sich neben McKinnon und betrachtete die Darstellungen auf den Schirmen. Ra trug eine Kamera im Helm seiner Wachmann-Rüstung, und die Übertragung reihte sich in die Vielzahl anderer, fast überall platzierter Kameras und Sensoren ein. Sie schwieg nun. Dies war jetzt die Arena des Dispatchers. Sie saß nur in der Loge.

»Ra, dreh mal an deiner Kamera. Das Bild ist etwas unscharf«, gab der Dispatcher durch.

Und so begann es.