Klar weiß ich, dass Schriftsteller den Anfang am schwersten finden. Dass sie aus Angst vor dem leeren, totenbleichen Blatt Papier tagelang um den Schreibtisch tigern, sich sogar übergeben, Durchfall kriegen oder das Gewehr nehmen und Tauben erschrecken. Aber dann, keine Ahnung, fallen ihnen Sätze ein wie: Das Herz ist ein einsamer Jäger. Hab ich mal gelesen. Ich bin keine Schriftstellerin, aber jetzt, wo ich alles aufschreiben will, geht es mir genauso, mein Kopf ist eine ausgeschlürfte Kokosnuss, ich würde sogar freiwillig den Keller ausmisten und bergeweise verkrustete Pfannen abwaschen, denn so ein erster Satz, der einem fast das Herz zersägt, der muss erst einmal erfunden werden. Und ich hasse diese leeren Seiten, ich hasse sie, denn mir fällt nichts, rein gar nichts, ein. Und mein dusseliger Kokosnusskopf fragt sich allen Ernstes, ob es überhaupt einen Anfang geben muss …

Erst als ich zur Erinnerung, sozusagen als Gedächtniskrücke, in meinen alten Heften blättere und meinen allerersten, mir damals total peinlichen Poesieversuch wiederfinde, beschließe ich, dass das genau der richtige Einstieg ist, mit dem werde ich loslegen. Ich glaube, damals war ich dreizehn. Das Leben war noch in buntes Papier gewickelt und wartete darauf, ausgepackt zu werden. Und die Schule, naja, die ging so. Meistens. Wenn die Lehrer okay waren. Aber das waren sie nicht. Nicht immer.