Das Geständnis

Kurz vor sieben Uhr kehrte Diego de Riviera nach Hause zurück. Er war sehr aufgebracht und bebte am ganzen Körper.

„Die Polizei kommt gleich“, teilte er den Knickerbockern mit. „Alles, was ihr mir erzählt habt, ist gelogen!“

Wütend packte er Axel und Poppi am Kragen.

„Ich will wissen, was hier gespielt wird!“, brüllte er.

Axel ging aufs Ganze. „Wir … wir sagen Ihnen alles, aber bitte, bitte, hören Sie uns zu und glauben Sie uns. Es geht um das Leben unserer Freunde – und das können wir beweisen.“

Er streckte dem Astronauten die Fotos entgegen.

„Ah, jetzt kannst du auf einmal sprechen! Sehr interessant! Und das sind eure Freunde?“, fragte de Riviera und betrachtete die Fotos argwöhnisch.

„Ja, das sind Lilo und Dominik.“

Im Telegrammstil berichteten Poppi und Axel, was

sie in den vergangenen Tagen alles durchgemacht hatten.

„Wir müssen den goldenen Pavian unbedingt abliefern, sonst ist es um unsere Freunde geschehen. Dieser Atalpacoa ist ein grausamer, gemeiner Kerl, der vor nichts zurückschreckt!“

De Riviera sprang aus dem Sessel, in dem er Platz genommen hatte, und ging im Zimmer auf und ab. Da klingelte es. Der Mann lief ins Vorzimmer. Die Detektive folgten ihm.

Auf einem Bildschirm sahen sie, dass vor dem Gittertor zwei Polizisten standen.

Diego de Riviera wechselte mit ihnen einige Worte über die Gegensprechanlage. Die Polizisten tippten sich schließlich an die Stirn und machten kehrt.

Axel und Poppi atmeten erleichtert

auf. Ihr Retter hatte die Männer weggeschickt. Er glaubte ihnen!

„Bitte, bitte, geben Sie uns den goldenen Pavian!“, flehten die beiden.

Der Astronaut wirkte unschlüssig. Er fuhr sich durch sein schwarzes Haar und wischte sich übers Gesicht.

„Es musste … es musste so kommen … Es war der größte Fehler, den ich in meinem Leben begangen habe“, begann er zu erzählen.

Poppi und Axel hatten keine Lust auf lange Berichte, sie wollten nur die Figur. Doch Diego de Riviera wollte ihnen alles schildern.

„Hört zu“, fuhr er fort. „Ihr bekommt den goldenen Pavian. Aber ihr sollt wissen, welche Folgen das für mich hat. Ich werde dafür ins Gefängnis wandern. Die Menschen, die mich heute bewundern, werden mich morgen verachten.“

Axel und Poppi trauten ihren Ohren nicht. Wovon sprach der Mann?

„Meine Eltern waren so arm, dass wir auf der Straße leben mussten. Ich habe mir bald mit Schuheputzen mein Brot verdient. Ein Pater hat mich irgendwann aufgelesen und in ein Heim gebracht. Dort bin ich groß geworden. Ich war der Beste in der Schule und habe sogar ein Stipendium für die Universität bekommen. Ich habe mir geschworen, nie wieder arm zu sein. Könnt ihr euch vorstellen, was es für mich bedeutet hat, als ich erfuhr, dass ich an dem Raumflug teilnehmen sollte? Es war der Höhepunkt meines Lebens. Aber ich wollte mehr – und die Möglichkeit dazu ergab sich schnell. In der Raumfähre haben wir unter anderem ein neues Gerät getestet, das vom Weltall aus die Erde fotografieren und nach Bodenschätzen suchen konnte. Durch die Messung spezieller Strahlungen sollte es möglich sein, Bilder anzufertigen, auf denen genau zu sehen war, wo es sich lohnte, nach Erdöl zu bohren, und wo nicht. Auch Bodenschätze wie Gold sollten auf den Fotos erkennbar sein.“

Die beiden Knickerbocker lauschten de Rivieras Geschichte gespannt.

„Einige Wochen vor meinem Start in den Weltraum nahm jemand mit mir Kontakt auf. Über Mittelsmänner. Dem Auftraggeber bin ich nie persönlich begegnet. Dieser Unbekannte wusste von der neuartigen Kamera und bot mir viele Millionen Dollar, wenn ich für ihn Bodenschatzfotos des Regenwaldes in Brasilien anfertigte. Niemand durfte davon erfahren. Die Welt sollte denken, das Gerät hätte gar nicht funktioniert! Ich …“, de Riviera tat sich sehr schwer weiterzureden, „ich habe zugestimmt und es wirklich getan. Den Chip mit den Bildern hatte ich in meinem Raumanzug versteckt. In der Kamera steckte ein unbrauchbarer Chip. Das Gerät wurde als funktionsuntauglich abgestempelt und ins Entwicklungslabor zurückgeschickt.“

Der Astronaut hielt kurz inne. „Meinem Auftraggeber habe ich von insgesamt siebzig Fotos aber nur einen einzigen Abzug verkauft. Ich habe einfach behauptet, es gäbe nicht mehr. Er war jedoch überzeugt, dass ich ihm etwas vorenthielt, und bestand auf der Herausgabe des fehlenden Materials. Da habe ich den Preis erhöht. Seither habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ständig musste ich Angst davor haben, dass der Unbekannte zuschlagen könnte. Allerdings habe ich einem seiner Mittelsmänner gesagt, die restlichen Bilder lägen an einem Ort, den nur ich kenne. Wenn mir etwas zustößt, wären sie für immer verloren. Ich habe natürlich nie damit gerechnet, dass er zu so schrecklichen Mitteln greifen würde.

Es dürfen auf keinen Fall Kinder sterben! Schon gar nicht meinetwegen! Ihr bekommt die Fotos.“

Axel und Poppi schwiegen. Das Geständnis bewegte sie sehr.

„Aber was hat das alles mit einem goldenen Pavian zu tun? Wo ist die Figur?“, fragte Axel leise.

„Eine Figur? Nein, der goldene Pavian ist keine Figur. Das war der Codename des Projektes“, antwortete der Astronaut matt.

„Na, da hätten wir ja ewig nach einer Affenstatue suchen können!“, rief Axel empört.

De Riviera ging nach oben und kehrte kurz darauf mit einer Metallkassette zurück. Er öffnete sie und reichte den Detektiven einen Umschlag.

„Da drin ist der Chip mit den Aufnahmen. Bitte gebt sie diesem Wahnsinnigen und rettet eure Freunde!“

Plötzlich überlief es Poppi heiß und kalt.

„Oh nein!“, rief sie entsetzt. „Axel, wir haben gar keine Ahnung, wann und wo wir den Chip abliefern sollen. Das hat uns Duarte nicht gesagt!“