Sam umklammerte das Lenkrad fest, als er wegfuhr und Ryan auf der Straße stehen ließ.
Seine Augen brannten und seine Kehle war wie zugeschnürt. „Scheiße, Mist, Scheißdreck, Fuck!“, fluchte er und versuchte, das schreckliche Aufwallen von Gefühlen zu unterdrücken.
„Ich bin ein solcher Vollidiot. Warum hab‘ ich mir das bloß angetan?“
Er hätte es besser wissen sollen, als sich mit Ryan einzulassen. Er hatte sich eingeredet, dass es seine Verknalltheit wohl kaum schlimmer machen würde, wenn er einfach nahm, was er kriegen konnte. Aber das war Quatsch, denn jetzt war es ungefähr tausendmal schlimmer, nachdem er gehabt hatte, was er gewollt hatte – wenn auch nur kurz – und es nicht behalten durfte.
Er schnaubte, denn dabei musste er plötzlich an ein Erlebnis aus seiner Kindheit denken. Einmal hatten sie am letzten Schultag Spielsachen in die Schule mitbringen dürfen. Sams Freund Max hatte einen Buzz Lightyear gehabt, den Sam total cool gefunden hatte. Max hatte das ferngesteuerte Auto gefallen, das Sam mitgebracht hatte, und daher hatte er sich zu einem Tausch bereiterklärt. Als Sechsjähriger hatte Sam natürlich nicht verstanden, dass das nicht für immer galt, sondern nur für einen Nachmittag. Deshalb hatte der Lehrer ihm am Ende des Schultags die Buzz-Lightyear-Figur buchstäblich mit Gewalt wegnehmen müssen, um sie Max zurückzugeben. Sam hatte auf dem ganzen Heimweg untröstlich geweint, bis seine Mum ihn mit Kuchen und Zeichentrickfilmen im Fernsehen abgelenkt hatte und Buzz vergessen war.
Wenn nur Ryan auch so leicht zu vergessen wäre.
Das Schlimmste war, dass Sam sich Hoffnungen gemacht hatte. Er hatte wirklich geglaubt, Ryan würde vielleicht weitermachen wollen, um zu sehen, ob aus der Sache mit ihnen etwas werden konnte. Er bezweifelte, dass er sich die Verbundenheit zwischen ihnen nur eingebildet hatte. Diese Gefühle gingen über das rein Sexuelle hinaus. Aber Freundschaft war nicht dasselbe wie romantische Liebe, und vielleicht hatte Sam ja nur gesehen, was er sehen wollte. Wenn Ryan mehr gewollt hätte, hätte er das dann nicht gesagt, als Sam ihn gefragt hatte? Seine Antwort hatte für Sam wie ein Ausweichmanöver geklungen, als hätte er ihn mit seinem „Ich weiß nicht“ auf höfliche Art zurückweisen wollen.
Sam fühlte sich höflich zurückgewiesen – mit Zäunen und Stacheldraht.
* * *
Als er zuhause ankam, waren seine Eltern bereits auf dem Weg nach draußen. Koffer standen im Flur, und seine Mum zog gerade ihren Mantel an.
„Oh, gutes Timing, Sam. Wir wollten gerade losfahren. Schön, dass wir uns vorher noch gesehen haben.“ Sie umarmte Sam, küsste ihn auf die Wange und drückte ihn fest.
„Ich habe für heute Abend Chili aus dem Gefrierschrank geholt. Lass Adam nicht zu lange aufbleiben und X-Box spielen, und wenn Amy mit ihren Freundinnen ausgeht, muss sie spätestens um zehn zuhause sein.“
„Okay, Mum.“
Sams Dad umarmte ihn ebenfalls. „Willkommen zuhause. Wie war die Fahrt? Problemlos, jetzt wo der Schnee weg ist?“
„Ja, ja, alles okay.“
Er half seinem Dad, das Gepäck ins Auto zu laden, und verabschiedete sich von seinen Eltern. Amy kam zum Winken mit raus, aber Adam war in ein Multiplayer-Spiel vertieft, das er nicht unterbrechen konnte – oder wollte.
„Sagt Oma liebe Grüße von mir“, sagte Sam. „Ich hoffe, sie hat keine großen Schmerzen.“
„Also dann, bis in ein paar Tagen“, sagte seine Mum durch das offene Fenster. „Wir rufen vorher an und sagen Bescheid, wenn wir zurückkommen. Passt auf euch auf.“
„Und demoliert mir nicht das Haus, während wir weg sind. Keine Partys!“ Sein Dad beugte sich vor und wackelte drohend mit dem Zeigefinger.
„Keine Sorge, Dad. Nach meinem Achtzehnten habe ich versprochen, das nie wieder zu machen, schon vergessen?“
Als seine Eltern weg waren, brachte Sam seine Sachen rauf in sein Zimmer und warf sich aufs Bett. Auspacken erschien im viel zu mühsam, und er wusste absolut nichts mit sich anzufangen. Er überlegte, ob er einen Freund anrufen und Pläne machen sollte, aber er konnte schlecht abends in den Pub gehen, wenn er auf Adam aufpassen sollte. Vermutlich hätte Amy an seiner Stelle den Babysitter spielen können, aber Sam hatte sowieso keine große Lust auf Geselligkeit.
Er fuhr seinen Laptop hoch und sah nach, welche Hausarbeiten in den ersten Wochen des nächsten Semesters fällig waren. Vielleicht konnte er sich zur Ablenkung ein paar Tage lang in Arbeit stürzen. Er musste bis Ende Januar einen Aufsatz schreiben. Vielleicht konnte er sich dafür schon mal ein paar Notizen machen. Er öffnete ein neues Worddokument und kopierte die Frage hinein. Und dann starrte er auf den Bildschirm und fühlte sich völlig uninspiriert.
Wenn er lernte oder Hausarbeiten schrieb, chattete er normalerweise immer mit Ryan. Sie waren im gleichen Kurs und arbeiteten oft gemeinsam an ihren Projekten. Aber heute widerstrebte es ihm, mit Ryan Kontakt aufzunehmen.
Sam starrte auf die leere Seite und fragte sich, was Ryan wohl gerade machte. Dachte er gerade an ihn? Bereute er, was sie getan hatten? Hoffentlich würde das Wiedersehen an Neujahr nicht allzu peinlich werden. Sie würden einen Weg finden müssen, darüber hinwegzukommen, denn Sam konnte den Gedanken nicht ertragen, Ryan als Freund zu verlieren. Ryans Freundschaft mochte ihm vielleicht wie ein Trostpreis vorkommen, aber sie war trotzdem wichtig. Mit Ryan war Sams Leben besser als ohne ihn.
* * *
Für Ryan verging die Zeit quälend langsam, voller Einsamkeit und zwanghafter Gedanken an Sam. Einen Tag vor der geplanten Rückkehr seiner Mutter bekam er endlich den Hintern hoch und erledigte den Pflichtbesuch bei seinem Dad. Es war nicht allzu schlimm. Beim Mittagessen beantwortete er eine Menge Fragen über seine Karrierepläne und schaffte es dann, seinen Dad stattdessen auf das Thema Rugby zu bringen.
An diesem Abend versuchte er sich aus seiner Sam-bedingten Depression aufzuraffen, indem er mit ein paar alten Schulkameraden in den Pub ging.
Es funktionierte ein paar Stunden lang. Der Alkohol in seinem Blut betäubte den scharfen Schmerz in seinem Innern und schuf für eine Weile eine Illusion von Fröhlichkeit. Doch ein Pint zuviel stürzte ihn gleich wieder ins heulende Elend, und seine Gedanken waren in einer unglücklichen Spirale gefangen wie in einem Strudel von Schmutzwasser, das durch den Abguss floss.
Niemand schien etwas von Ryans schlechter Laune zu bemerken. Die meisten seiner Freunde waren dafür schon zu beschwipst. Eine junge Frau, an die Ryan sich dunkel aus der sechsten Klasse erinnerte, versuchte ihn eine Zeitlang anzubaggern, aber das rief Ryan nur wieder ins Gedächtnis, dass Frauen nicht sein Ding waren. Beim Anblick ihres Dekolletés und ihrer weichen, zierlichen Hände mit den lackierten Fingernägeln fragte Ryan sich, wieso er jemals geglaubt hatte, er stünde auf Frauen. Aber andererseits, wenn er sich so unter seinen männlichen Schulkameraden am Tisch umblickte, hätte er auch mit keinem von denen knutschen wollen.
Er wollte nur Sam.
An diesem Punkt flüchtete er – indem er so tat, als müsste er auf die Toilette – und kehrte nicht zurück.
Als er durch die Dunkelheit nach Hause ging, kreisten seine Gedanken immer noch um Sam, also zog er sein Handy aus der Tasche und begann zu tippen. Ich vermiss dich . Dann, bevor er das abschickte, versuchte er noch etwas hinzuzufügen. Ich glaub ich bin verliebt in dich . Doch er vertippte sich bei „glaub“ und sein Handy korrigierte zu „gab“. Er fluchte, löschte und fing nochmal an, doch er machte denselben Fehler immer wieder. Bevor er fertig schreiben konnte, lenkte ihn eine SMS von einem seiner Freunde ab. Wo steckst du, hast du die Frau abgeschleppt?
Also schrieb Ryan zurück: Nein. Geh nach Hause, fühl mich nicht wohl
Die Antwort – Das ist echt schwul – versetzte Ryan einen Stich, obwohl er lachen musste. Wie oft hatte er dieses Wort in jüngeren Jahren so benutzt, als beiläufige Beleidigung, ohne darüber nachzudenken, was es bedeutete?
Er steckte das Handy wieder in die Tasche. Sein Versuch, Sam eine SMS zu schreiben, war vergessen.
* * *
Am nächsten Morgen lag Ryan auf dem Sofa und starrte auf den Fernseher, ohne wirklich etwas von der Kochsendung mitzubekommen, die gerade lief. Es war alles zu bunt und zu poppig, und der Moderator und die Teilnehmer waren viel zu gut drauf, verdammt. Ryan hatte Kopfschmerzen von zuviel Bier gestern Abend.
Heute Nachmittag kam seine Mum nach Hause. Eigentlich hätte er aufräumen und das Haus für sie in Ordnung bringen müssen, aber er brachte noch nicht genug Energie auf, um sich zu bewegen.
Ryan gähnte, dann griff er nach dem Wasserglas auf dem Kaffeetisch und trank es leer. Er hatte schon vor einer Stunde eine Paracetamol genommen, und sein Kopf tat immer noch weh. Wahrscheinlich sollte er den Hintern hochkriegen und sich noch ein Glas Wasser holen, aber er wollte sich nicht bewegen.
Sein Handy lag neben dem Glas auf dem Tisch und verhöhnte ihn mit seinem Schweigen. Normalerweise blieben er und Sam über die Feiertage in Kontakt und schrieben sich SMS wegen Hausarbeiten oder Fernsehsendungen oder irgendwelcher Spiele, in denen sie gerade um den Highscore wetteiferten. Aber er hatte nichts von Sam gehört, seit sie sich vor zwei Tagen getrennt hatten.
Ryan griff nach seinem Handy und öffnete seine Messenger-App. Er dachte daran, Sam eine SMS zu schreiben, nur um Hallo zu sagen. Als er auf „Neue Nachricht“ drückte, erschien seine unvollendete SMS an Sam von gestern Nacht.
Ich vermiss dich. Ich glaub ich bin
Und nichts weiter.
Ryan runzelte die Stirn. Die Rädchen in seinem Hirn drehten sich langsam, als er überlegte, was er hatte schreiben wollen.
Dann fiel es ihm wieder ein.
„Scheiße.“ Er löschte die verräterischen Worte. Bei Tageslicht besehen erschauerte er bei der Vorstellung, wie peinlich es gewesen wäre, hätte er das im betrunkenen Zustand an Sam geschickt. Was zum Teufel? Und wieso war er nur knapp daran vorbeigeschrammt, das Wort mit L zu benutzen? Er hatte sich noch nie erlaubt, dieses Wort im Zusammenhang mit Sam auch nur bewusst zu denken.
Immer noch mit dem Smartphone in der Hand schloss Ryan die Augen und hörte auf, gegen die Gedanken an Sam anzukämpfen. Er ließ die Bilder vor seinem geistigen Auge ablaufen wie einen Film über die Zeit, die sie zusammen verbracht hatten: beim Lernen, in geselliger Runde, wenn sie Computerspiele spielten, beim Reden… Dann rief er sich ihre Zeit im Cottage ins Gedächtnis. Sein Herz pochte bei der Erinnerung an ihren ersten Kuss. Der Mistelbusch war der perfekte Anlass gewesen und hatte ihm den Mut gegeben, endlich den ersten Schritt zu tun. Er hatte solche Angst gehabt, dass Sam den Kuss nicht erwidern oder lachend zurückweichen und alles als Scherz abtun würde. Aber dann hatte Sam ihn an sich gezogen, und zwischen ihnen war ein Funke aufgeblitzt und hatte ein Feuer in Ryan entfacht, das immer noch loderte. Jeder Blick seither, jede Berührung ließ es heller brennen. Und der Sex… tja. Selbst die unbeholfenen gegenseitigen Handjobs am ersten Abend waren besser gewesen als alles, was Ryan vorher gemacht hatte. Nicht wegen dem, was sie gemacht hatten, sondern weil es mit Sam passiert war.
Ryan seufzte, wälzte sich auf die Seite und drückte ein Kissen an seine Brust. Der Fernseher lief immer noch, und nichtssagendes Geplapper erfüllte das Wohnzimmer. Alleine im Haus seiner Mutter fühlte Ryan sich so verdammt isoliert und unglücklich, dass es wehtat.
Und der einzige Mensch, den er sehen wollte, war Sam.
* * *
Ryans Mutter und Barry kamen am Neunundzwanzigsten zurück, braungebrannt und gut gelaunt und voller Geschichten über ihre Reise. Ryan freute sich natürlich, seine Mutter zu sehen, aber angesichts ihrer glücklich verliebten Zufriedenheit hatte er Mühe, seine eigene gedrückte Stimmung zu verbergen.
Barry war vor inzwischen fast neun Monate auf der Bildfläche erschienen. Er schien ein recht netter Kerl zu sein, aber Ryan fühlte sich immer noch nicht ganz wohl mit ihm. Ryans Mutter hatte durchblicken lassen, dass Barry vielleicht irgendwann im Frühling bei ihr einziehen wollte. Das würde komisch werden. Aber Ryan wohnte eigentlich gar nicht mehr hier, also ging es ihn nichts an. Er war jedoch froh, dass seine Mutter glücklich zu sein schien.
Am Tag ihrer Rückkehr verbrachte Ryan den Abend mit ihr und Barry. Sie bestellten sich etwas zu essen, und danach zeigte Ryans Mum ihm ihre Urlaubsfotos. Sie schauten ein bisschen fern, aber dabei schlief Barry ein und schnarchte, bis Ryans Mum ihn wachrüttelte und ins Bett schickte.
„Ist alles in Ordnung mit dir, Schatz?“, fragte sie, nachdem Barry nach oben gegangen war. „Du bist so still.“
„Ja“, antwortete Ryan wenig überzeugend. Er gab sich mehr Mühe. „Ja, alles okay.“
„Probleme mit Mädchen?“ Seine Mum kniff die Augen zusammen.
Ryan wurde rot, voller Unbehagen über ihre Intuition, auch wenn sie etwas daneben lag.
„Nichts, womit ich nicht umgehen kann. Das wird schon.“
„Hoffentlich. Es wird langsam Zeit, dass du mal ein Mädchen mit nach Hause bringst. Du kannst nicht ewig den Casanova spielen, weißt du. Es wäre schön, dich in festen Händen zu sehen.“
Ryan hatte nicht vorgehabt, es seiner Mutter zu sagen. Noch nicht. Aber scheiß drauf. Er war sich jetzt sicher, also warum schob er es hinaus? Seine Herzfrequenz schoss in die Höhe, während er im Geist die Worte formulierte. Dann machte er den Mund auf und sprach sie aus.
„Was, wenn es kein Mädchen wäre?“ Seine Stimme zitterte ein bisschen, und ihre Augen wurden groß. „Was, wenn ich stattdessen einen Mann mit nach Hause bringen würde?“
Es gab eine lange Pause, und ihre Augen begannen verdächtig zu glänzen. Sie blinzelte. „Das… das wäre völlig in Ordnung. Aber – wirklich, Ryan? Bist du dir sicher?“
Er biss die Zähne zusammen und holte langsam und bedächtig Luft. „Ich bin schwul, Mum.“ Da. Jetzt war es heraus. „Glaubst du, ich würde sowas sagen, wenn ich nicht sicher wäre?“
„Du bist noch jung.“
„Aber anscheinend alt genug für eine feste Beziehung.“ Er versuchte, seinen aufflammenden Ärger nicht durchklingen zu lassen. Seine Mum anzuschreien würde die Sache nicht besser machen. „Du kannst nicht beides haben.“
„Okay, nein. Tut mir leid.“
Sie stand von dem Sofa auf, das sie sich mit Barry geteilt hatte, kam zu Ryan und setzte sich auf die Armlehne seines Sessels. Er sah sie nicht an, als sie seine Hand nahm.
„Ich will nur, dass du glücklich bist. Ryan, hör mir zu.“
Sie drückte ihm fest und beruhigend die Hand. Daraufhin hob er den Kopf und sah Tränen in ihren Augen, aber sie lächelte auch. „Es ist mir egal, wer dich glücklich macht. Solange es jemand ist, den du liebst und der dich auch liebt – nur das zählt.“
Ein heißes Aufwallen von Gefühlen ließ Ryan selbst gegen die Tränen ankämpfen. „Okay. Gut.“
„Oh, komm schon her, ja? Nimm mich in den Arm, um Himmels willen.“ Seine Mum zog ihn seitlich an sich und beugte sich unbeholfen vor, um ihm die Arme um die Schultern legen zu können, während er sie um die Taille fasste. Er legte den Kopf auf ihren üppigen Busen und atmete den schwachen Duft des Parfüms ein, das sie immer trug.
„Danke, Mum.“
„Es ist Sam, nicht?“ Ihre Stimme vibrierte in ihrer Brust und klang ihm laut im Ohr. Es erinnerte ihn daran, wie er als kleiner Junge mit ihr gekuschelt hatte, während sie ihm Kinderlieder vorsang. „Ist er derjenige, der dir solche Sorgen macht?“
„Ist das so offensichtlich?“
„Du warst über Weihnachten mit ihm allein, und jetzt schaust du drein wie ein geprügeltes Hündchen. Ich war vielleicht nicht auf der Uni, so wie du, mein kleiner Schlauberger, aber man braucht kein Genie zu sein, um sich das zusammenzureimen.“ Sie ließ ihn los, richtete sich wieder auf und strich ihm sanft die Haare glatt.
„Ich glaube, er will nur mit mir befreundet sein.“ Ryans Stimme stockte.
„Und du willst mehr?“
Er nickte betrübt.
„Das tut mir leid, Ry.“ Ihr Gesichtsausdruck widerspiegelte seinen. „In solchen Momenten hätte ich gern einen Zauberstab oder eine Zeitmaschine. Denn es scheint vielleicht jetzt nicht so, aber wenn das mit dir und Sam nicht sein soll… na ja, du wirst mit der Zeit darüber wegkommen.“
„Ich weiß.“
Ryan glaubte ihr. Aber er wollte nicht über Sam hinwegkommen. Er wollte mit ihm zusammen sein.
„Vielleicht solltest du mit ihm reden? Nur zur Sicherheit? Solange er nicht weiß, was du für ihn empfindest, kannst du dir nicht sicher sein, dass er dich nicht auch mag.“
„Vielleicht.“ Ryan war nicht überzeugt. Er wusste nicht, ob er noch eine Zurückweisung verkraften konnte. „Okay, Mum. Ich geh‘ jetzt ins Bett. Ich war gestern Abend lange weg.“ Er stand auf.
Sie stand ebenfalls auf und umarmte ihn noch einmal.
„Gute Nacht, mein Schatz. Schlaf gut.“
„Du auch.“
Ryans Körper fühlte sich an wie aus Blei, als er sich nach oben schleppte. Obwohl er todmüde war, lag er eine Ewigkeit wach, ehe er endlich einschlief. Er hatte Kopfschmerzen und sein Herz tat weh. Ryan wünsche auch, er hätte einen Zauberstab.