Kapitel 4: Zurück ins Spiel
ICH WAR NICHT in der Stimmung, mich mit der Expedition zum Mars zu beschäftigen, denn mein Weg dorthin würde nun vielleicht für immer versperrt sein. Um ein Stipendium zu erhalten, müsste ich ein besonders begabter Schüler sein, zumindest in meiner Stadt, aber es gab viele Leute, die intelligenter waren als ich. Ed Rodriguez mochte mich für einen „Schlaumeier” halten, doch um ehrlich zu sein, war ich nicht lernbegeistert genug, um mehr als die vorgeschriebenen Schularbeiten zu machen.
Ich saß da und starrte teinahmslos an die Decke. Im Nebenzimmer war der Streit meiner Eltern neu entbrannt, doch ich ignorierte ihre lauten Stimmen genauso wie das Piepen meines Kommunikators. Mir ging nur ein einziger Gedanke durch den Kopf: Wie konnten zwei Erwachsene so egoistisch sein und ihrem Sohn die Zukunft verbauen? Wie hatte es dazu kommen können?
Verzweifelt suchte ich nach anderen Lösungen für das Problem. Ich wollte meine neue Realität nicht akzeptieren und hoffte immer noch, dass es einen Ausweg geben würde. Ich versuchte sogar, noch einmal mit meinen Eltern zu reden, doch das brachte mir nur Ärger ein und machte alles noch schlimmer. Scheinbar hassten sie sich so sehr, dass ihnen ihr Sohn und seine Zukunft egal waren. Sie wollten nichts mehr voneinander wissen und sich nie wieder sehen.
Mir wurde klar, dass ihre Beziehung wie eine zerbrochene Tasse war. Sie konnte nicht wieder „zusammengeklebt” werden. Ich musste auf andere Weise Geld für meine Ausbildung verdienen, und meine einzige Möglichkeit war Disgardium . Der Gedanke tröstete mich etwas, denn nun wusste ich, was ich tun musste, obwohl ich noch nicht wusste, was ich im Spiel tun würde.
Doch wie sollte ich das Spiel wieder aufnehmen? Es war dumm von mir, aber ich war besorgt, wie Ed, Tissa und die anderen reagieren würden, nachdem ich ihnen heute all diese Dinge an den Kopf geworfen hatte. Warum hatte ich nicht einfach den Mund gehalten?
Außerdem tat es mir leid, dass ich Eve nicht verteidigt hatte. Schließlich war sie meine einzige Freundin, und ich hatte noch nicht mal ihre Nachricht beantwortet. Mit schlechtem Gewissen nahm ich meinen Kommunikator und hörte mir ihre aufgezeichnete Nachricht an.
„Hallo, wie geht‘s?” Eves Hologramm erschien in der Mitte des Zimmers. „Haben dich diese Idioten endlich in Ruhe gelassen? Kümmere dich nicht um sie, Alex, sie sind nur eifersüchtig.” Sie hielt einen Moment unschlüssig inne. „Ä h ... Du hast doch gesagt, dass du dir etwas anschauen willst. Ich könnte rüberkommen. Es muss nicht heute sein, ich dachte nur ...”
Sie wurde verlegen, presste ein „Tschüss” heraus, und die Nachricht war beendet. Ich war dankbar, dass sie taktvoll genug gewesen war, nicht anzurufen. Sie hatte eine Nachricht geschickt, damit ich nicht gezwungen sein würde, zu antworten. Doch ich schickte ihr eine kurze Antwort: „Ich gehe nach Dis zurück. Ich erkläre dir alles, wenn ich dich das nächste Mal sehe.”
Danach ging ich in die Küche. Ich aß schnell die Sandwiches, die ich mir gemacht hatte, und spülte sie mit Mineralwasser hinunter. Ich wollte eine lange Zeit in der Kapsel verbringen, aber ich hatte leider kein fortschrittliches Modell, in dem ich ernährt wurde und das mich gesund erhielt.
Die Scheidung meiner Eltern ging mir nicht aus dem Kopf. Was war in ihrem Leben schiefgelaufen und wann hatte es begonnen? Ach, zum Teufel damit! Ich wollte das Unvermeidbare nicht länger aufschieben.
Unbekleidet ging ich zur Kapsel hinüber und legte meine Handfläche auf den Sensor. Er las meinen Abdruck, leuchtete grün auf und piepte zur Begrüßung. Die Türen der Kapsel öffneten sich. Ich stieg hinein, hielt mich an den Griffen fest und startete das Spiel. Die Kapsel schloss sich, das Licht ging aus und die Kabine füllte sich schnell mit Intragel. Ich zuckte reflexartig zusammen. Das Spiel lud.
Ich öffnete die Augen und atmete tief ein. Meine Lungen füllten sich mit Luft, die nach Harz duftete. Sonnenstrahlen wärmten meinen Rücken. Ich stand mitten in einem hellen, fantastischen Wald. Ein riesiger Schmetterling flog vorbei und berührte meine Wange mit seinem Flügel. Bei dem Versuch, ihn zu fangen, machte ich einen Schritt und hörte, wie ein Ast unter meinem nackten Fuß zerbrach. Ich fühlte einen stechenden Schmerz und fluchte laut. Humpelnd kam ich an einen Weg und setzte mich auf einen Stein, um den Splitter zu entfernen, während ich nach feindlichen Mobs Ausschau hielt. Ich musste mir einen Plan für das Spiel überlegen. Dazu wollte ich zunächst einen Blick auf meinen Charakter werfen, doch dieses Mal sah ich mir meine Statistik nicht aus Langeweile an, sondern betrachtete sie ganz genau und konzentriert.
Scyth, Level 1, Mensch
Realer Name: Alex Sheppard
Reales Alter: 15
Charakterklasse: Nicht gewählt
Hauptattribute:
Stärke: 2
Wahrnehmung: 2
Ausdauer: 3
Charisma: 2
Intelligenz: 2
Beweglichkeit: 2
Glück: 2
Nebenattribute:
Gesundheitspunkte: 23/23
Manapunkte: 12/12
Erholungsgeschwindigkeit: 9 Gesundheitspunkte pro Minute
Bewegungsgeschwindigkeitsbonus: 2 %
Basisschaden: 1,2
Tragfähigkeit: 50 kg
Zielgenauigkeit: 20 %
Zaubermachtbonus: 2,4 %
Ausweichchance: +4 %
Chance auf kritischen Schaden: +5 %
Rabatt bei Händlern: +2 %
Chance auf einzigartige Quest: +0,2 %
Chance auf verbesserte Beute: +0,2 %
Ruhm: 0
Was meine Kleidung betraf, trug ich die standardmäßigen Sachen für Anfänger – ein Hemd und eine Hose aus Leinen ohne Boni – und besaß keine Schuhe. Auf der Qualitätsskala des Spiels waren meine Sachen grau . Die Gegenstände waren von derart schlechter Qualität, dass kein Händler sie kaufen würde. Normale weiße Sachen waren etwas besser und haltbarer, hatten jedoch ebenfalls keine Boni.
Boni erhielt man erst mit ungewöhnlichen grünen Gegenständen, doch es grenzte an ein Wunder, wenn man auf den ersten Levels einen verzauberten grünen Gegenstand erhielt. Es gab auch seltene blaue , epische lilafarbene und legendä re orangefarbene Gegenstände sowie einige Sets und skalierbare Gegenstände, aber ich hatte mich noch nicht weit genug durch die Spielenzyklopädie gearbeitet, um zu wissen, worum es sich bei den letzten beiden handelte. In der absehbaren Zukunft würden sie für mich sowieso keine Rolle spielen. Dies war meine Ausrüstung:
Leinenhose des Anfängers
Minderwertig
Stoffrüstung
Rüstung: 1
Haltbarkeit: 4/10
Erforderliches Level: 1
Verkaufspreis: 0
Leinenhemd des Anfängers
Minderwertig
Stoffrüstung
Rüstung: 1
Haltbarkeit: 7/10
Erforderliches Level: 1
Verkaufspreis: 0
Die Hose hatte nach einem denkwürdigen Kampf mit einem aggressiven Level-2-Kaninchen weniger Haltbarkeit als das Hemd. Ich hätte sie vermutlich reparieren können, indem ich mir einen Flicken besorgt und ihn aufgenäht hätte, doch dazu benötigte ich eine bestimmte Fähigkeit oder musste einen Schneider bezahlen. Das war die ärgerlichste Angelegenheit in Disgardium . Spieler gaben ihr Geld äußerst ungern für banale Dinge wie Kleidung aus, denn sobald sie die Sandbox verlassen hatten, konnten sie ihr verdientes Spielgeld in Phönix umtauschen und auf ihr Konto in der realen Welt überweisen. Ich besaß übrigens keine einzige Kupfermünze.
Jeder erhielt die Anfängerausrüstung. Jedes Mal, wenn ich gestorben war, fand ich ein neues Set in meiner persönlichen Truhe im Gasthaus. Leinenhose und -hemd, identisch bis zu den Nähten.
Mit meinen Attributen unbewaffnet Mobs zu farmen, war nicht nur ein langwieriger Prozess, es war geradezu Selbstquälerei. Darum konnte ich nur mit langen, routinemäßigen sozialen Quests Erfahrungspunkte verdienen: Botengänge machen, reinigen, sammeln ... Erfahrung und Geld, Geld und Erfahrung. Ich musste mindestens 10 Silbermünzen zusammenbekommen, um mir eine bessere Ausrüstung und wenn schon kein Schwert, dann wenigstens einen schäbigen Dolch besorgen zu können.
„Aus dem Weg!” Jemand stieß mich mit der Schulter an, als er an mir vorbeirannte.
Ich verlor das Gleichgewicht und fiel am Wegesrand mit dem Gesicht zuerst in den Dreck. Nach ihm liefen noch weitere Leute an mir vorbei.
„Wohin geht ihr?”, rief ich, ohne eine Antwort zu erwarten.
Ein merkwürdig gekleideter Level-6-Bogenschütze wandte sich um und schrie: „Eine Gefahr der Klasse Z!” Er hatte einen Helm auf dem Kopf, der wie ein gusseiserner Topf aussah, und den er mit einer Hand festhalten musste, damit er beim Laufen nicht herunterfiel. „Irgendein Nekromant hat einen ganzen Friedhof wiedererweckt!”
Das war es! Das Spiel gab großzügige Belohnungen für das Eliminieren von „Gefahren” für die Welt. (Wenn man einem Nekromanten freien Lauf ließ, könnte er den ganzen Globus übernehmen!)
Ich stand auf, wischte den Dreck von meiner Kleidung und ging vorsichtig am Wegrand entlang auf die Stadt zu. Spieler eilten an mir vorbei, um ihre Chance nicht zu verpassen, die Gefahr zu beseitigen, was vorteilhaft für mich war. Vielleicht konnte ich noch irgendeine Quest bekommen. Die Mehrzahl der Quests in Tristad wurden vom Ersten Stadtrat vergeben, doch nur während des Tages, solange er an seinem Arbeitsplatz war. Andere NPCs lebten ihr eigenes Leben und gaben Spielern nur Quests, wenn sie etwas benötigten.
Als ich mich der Stadt näherte, sah ich eine Reihe von Schwarzmarkthändlern, die ihre Waren entlang der Stadtmauer anboten. Es waren Spieler wie ich, die dem Auktionator keine Kommission bezahlen oder kein Geld für eine Marktlizenz verschwenden wollten. Vielleicht wollten sie ihre Sachen auch einfach bloß billig loswerden. Es waren nur wenige Leute da, wahrscheinlich waren die meisten auf der Jagd nach der Gefahr.
Die Sonne ging langsam hinter den Stadtmauern unter und Schatten fiel auf die Marktstände. Einige Händler priesen ihre Sachen an, feilschten und wollten Geschäfte machen, andere schrien Kunden übellaunig an.
„Gewebte Kampfjacken! +2 auf Stärke! Nur 3 Goldmünzen!”
„Schwache Heiltränke zum Mengenrabatt!”
„Ausdauer- und Beweglichkeitsrollen! Habe sie hergestellt, um meinen Beruf zu leveln, darum bezahlt ihr nur für die Zutaten!”
„Was machst du denn da? Diese Zutaten sind teuer!”
„Wie viel willst du für die Dinger haben, du habgieriger Kerl?”
„Ich habe keine Anti-Habgier-Rollen. Mach, dass du wegkommst!”
Ich beschloss, mir die Stände anzusehen und mich über die Preise zu informieren, denn ich brauchte unbedingt eine bessere Ausrüstung. Zum größten Teil verkauften die Händler minderwertige oder gebrauchte Gegenstände und Sachen, über die sie hinausgewachsen waren. Die meisten hatten nur wenig Haltbarkeit, doch es war immer noch billiger, als sie neu kaufen zu müssen.
„Suchst du nach etwas Bestimmtem?” Ich drehte mich nach der heiseren Stimme um. Ein kleiner, magerer Level-9-Spieler mit dem passenden Nicknamen „Leichtgewicht” blickte an mir herunter, zuckte dann die Schulter und sagte: „Wohl kaum.”
„Bist du Anfänger?”, fragte eine große, junge Frau namens „Schwergewicht”, die neben ihm saß. Sie war einen halben Kopf größer als ich. Vor ihr befanden sich stapelweise Waffen, die nach Typ sortiert waren. Leichtgewicht verkaufte hauptsächlich Kleidung und Rüstungsteile. Anscheinend hatten sie eine Verkaufsnische gefunden: Sie nahmen Gegenstände in Kommission oder kauften sie für einen höheren Preis als die NPC-Händler und verkauften sie dann mit Gewinn.
„Das glaube ich nicht”, entgegnete Leichtgewicht. „Er ist 15 Jahre alt. Das heißt, dass er schon ein Jahr hier verbracht hat.”
„Moment mal ... Ist das nicht der komische Typ, der immer beim Gasthaus sitzt? Ja, genau!” Sie wandte sich an mich. „Das bist du, oder?”
„Ja. Mein Name ist Scyth.”
„Können wir dir helfen, Scyth?”, fragten die Händler gleichzeitig.
„Ich will herausfinden, was ich kaufen kann, um Mobs zu farmen.”
„Alles klar”, rief der Mann aus. „Wir werden dir alles zeigen. Also ... Level 1 ... Wie hoch ist deine Stärke?”
„2.”
„Was? 2? Das ist ziemlich wenig, Kumpel. Also gut, damit fallen Plattenrüstung und Kettenhemd weg. Warte einen Augenblick ...”
Leichtgewicht schnaubte, während er die Stoff- und Lederrüstungen durchwühlte und Gegenstände, die für mich geeignet sein könnten, auf einen Haufen legte. Ich trat von einem Fuß auf den anderen und hörte zu, was die anderen Verkäufer riefen. Ich könnte es immer noch zum Rathaus schaffen, es war noch genug Zeit, doch dann ...
„Hör nicht auf ihn”, sagte Schwergewicht. „Willst du vielleicht ein Magier oder ein Barde sein? Sitzt du aus einem bestimmten Grund immer beim Gasthaus herum?”
„Darüber habe ich noch nicht nachgedacht ...”
„Na ja, du hast noch etwas Zeit, aber entscheide dich so schnell wie möglich, damit du von jetzt an die richtigen Attribute levelst.”
„Danke.”
„Kein Problem. Das weiß doch jeder.”
„Trotzdem, Schwergewicht, danke. He, warum hast du diesen Nicknamen gewählt?”
„Sieh mich an! Was meinst du?”, lachte sie. „Er ist ein Kleiderständer und ich ... Ich habe schwere Knochen. Haha!”
Sie war nicht fett, aber auch nicht gerade zierlich. Sie hatte Kurven, besonders ihre Oberschenkel waren stämmig. Sie lachte und sah skeptisch zu ihrem Partner hinüber, dessen Kopf in einem Haufen von Ausrüstungsteilen steckte.
„Hast du überhaupt Geld, mein Hübscher?”
„Keine einzige Münze”, gab ich zu. „Ich habe noch nicht gearbeitet.”
„Warum hast du deine ganze Zeit verschwendet?”
„Es hat mir hier keinen Spaß gemacht”, erwiderte ich schulterzuckend. Ich wusste nicht, wie ich meine mangelnde Aktivität in Dis sonst erklären sollte.
„Das kann passieren. Aber es ist schade, und weißt du, warum?”
„Ich glaube, ich kann es erraten.”
„Weil wir nichts auf Kredit verkaufen!”, rief die Händlerin. „He, Leichti! Falscher Alarm. Dieser Trottel hat kein Geld, nur leere Taschen!”
„Was?”, bellte er und hob den Kopf. Dann warf er ein Paar Schulterpolster auf den Haufen zurück. „Warum verschwendest du dann meine Zeit, Faulpelz?” Leichtgewicht hatte nicht vor, weiterzusuchen. Er stand hinter seinem improvisierten Verkaufstisch, seine Nasenlöcher bebten vor Wut. Er war einen Kopf kleiner als seine Partnerin, obwohl er ein Mensch und kein Gnom war. Es sah ziemlich komisch aus.
„Ich bin nicht gekommen, um Ihre Zeit zu verschwenden, Herr, äh, Leichtgewicht. Ich habe gleich zu Anfang gesagt, dass ich mich nur umsehen wollte. Könnten Sie mir bitte sagen, ob Sie etwas für mich hätten?”
Er sah mich misstrauisch an und überlegte kurz. Dann erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Ich muss mich für den Ausbruch entschuldigen. Es war ein Missverständnis. Unser kleines aber stolzes Unternehmen ist Anfängern immer gern behilflich!”
„Und was kann Ihr kleines aber stolzes Unternehmen einem Newbie wie mir anbieten?”
„Sieh dir die Sachen an”, erwiderte Leichtgewicht ernst. „Ich habe einige Stoffrüstungsteile und Gegenstände aus Leder für dich herausgesucht. Das Beste ist ein normales Kondor-Stoffset, das aus einem Brustpanzer, einer Hose, Hosenträgern und Schulterpolstern besteht. Alle weiß ohne Boni, aber zusammen erhöhen sie deine Stärke. An deiner Stelle würde ich mir als Erstes hohe Lederstiefel besorgen. Die Hauptmobs sind am Anfang kleiner als du, daher beißen sie dir in die Füße. Ich habe auch einen Ledergürtel. Er sieht zwar etwas schäbig aus, aber er hat einen Bonus von 1 Punkt auf Ausdauer. Das hilft dir zusätzlich, ein oder zwei Bisse zu überleben. Außerdem brauchst du auch Lederhandschuhe, aber ich habe im Moment leider keine da.”
„Genug, Leichti!”, mischte sich Schwergewicht ein.
„Und was, wenn er es nicht schafft, das Geld zusammenzubekommen?”, fragte er.
„Wir verkaufen nicht auf Kredit!”
„Es gibt für alles ein erstes Mal, Rita”, grinste er, ohne seinen Blick von mir abzuwenden. „Ich werde dir einen Gefallen tun, Kumpel. Ich gebe dir dieses ausgezeichnete Set einer Anfängerrüstung, das mehr als 2 Goldmünzen wert ist, wenn du zwei Aufgaben für mich erledigst.”
„Ich muss dir statt 2 Gold 20 zahlen?”, fragte ich skeptisch.
„Du bezahlst für das, was ich dir gebe. 2 Gold und 20 Silber, und da ist der Groß handelsrabatt schon eingerechnet!” Leichtgewicht hob den Zeigefinger. „Aber wenn du über das Set hinausgewachsen bist, gibst du es mir zurück.”
„Du least mir das Set also?”
„Ja. Wie viel Zeit brauchst du, um es zu bezahlen? Was hältst du von einer Woche?”
„Nein, danke.”
„Nein? Ist das dein Ernst? Mit dieser Ausrüstung kannst du das Stadtgefängnis morgen ganz allein von Mobs befreien!”
„Haha, sehr lustig, aber das habe ich nicht vor. Trotzdem vielen Dank für das Angebot. Sobald ich etwas Geld verdient habe, werde ich zurückkehren und etwas kaufen. Tut mir leid, dass ich Ihre Zeit verschwendet habe.”
Schwergewicht stieß ihrem Partner mit dem Ellbogen in die Rippen. Er blickte mich zweifelnd an und seufzte dann: „In Ordnung, Kumpel. Es ist ein Sonderangebot, weil du so ein komischer Kauz bist.”
„Vielen Dank, Leichtgewicht, aber ich muss jetzt los.” Ich musste noch mit dem Ersten Stadtrat sprechen und hatte kein Interesse, über einen Kredit zu verhandeln. Ich wollte kein Geld ausgeben, das ich nicht hatte.
„Warte! 50 Silbermünzen pro Woche. Was sagst du?”
„Ich werde darüber nachdenken. Danke.”
„Also gut”, nickte er und klopfte mir auf die Schulter. „Falls du deine Meinung ändern solltest, weißt du, wo du uns finden kannst. Viel Glück!
Ich hatte mich bereits einige Schritte entfernt, als jemand meinen Namen rief.
„He, Scyth!” Schwergewicht winkte mir zu und hielt eine Art Stock in der Hand. „Hier. Auf Kosten des Hauses. Das ist etwas besser als die bloßen Hände.”
Großer Bärenknochen
Minderwertig
Schlagwaffe
Schaden: 1-2
Haltbarkeit: 8/20
Verkaufspreis: 0
„Nimm schon!” Sie zwang mir den Gegenstand praktisch auf. „Na also. Du brauchst dich nicht zu bedanken, diesen Müll will sowieso niemand haben. Er nimmt nur Platz weg.”
Ich überlegte, wie ich den Knochen am besten greifen sollte und wie schwer er war. Schätzungsweise fünf bis sieben Kilogramm. Ich würde ihn mit beiden Händen halten müssen.
„Gut, und jetzt verschwinde”, sagte Schwergewicht mit rauer Stimme. „Du hattest es doch eilig, oder?”
„Danke.” Ich sah mir ihr Profil an. „Vielen Dank, Rita!”
Sie rollte die Augen. „Mach dich vom Acker, Sheppard!”