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DAS SCHWARZ-WEISSE FEGEFEUER wurde wieder durch die Welt der Lebenden ersetzt. Bewegungslos blickte ich mich um. Auf der Lichtung war niemand zu sehen. Einige Schritte von mir entfernt glitt eine Level-1-Grasschlange vorbei, doch sie bemerkte mich nicht. Eine flauschige Hummel flog ebenfalls an mir vorbei.

Das Feuer war aus und neben der verstreuten Asche lagen weiße Stücke Brot. Mein Schwert und die Gesundheits- und Manatränke, die ich in der unterirdischen Truhe gefunden hatte, hatte Vista mitgenommen. Außerdem war nur noch 1 Stapel Brote übrig. Keine große Sache, ich würde sie als Verlust abschreiben.

Zuerst fügte ich Crag, Vista und Rashidos meiner Feindesliste hinzu, sodass ich sie bemerken würde, wenn sie sich mir erneut nähern würden. Das Brot, das Holz und der Flint nahmen wieder ihre Plätze in meinem Inventar ein, bevor ich mich auf die Suche nach dem Topf machte.

Ich musste lange in den verwilderten Büschen suchen, und als ich ihn endlich gefunden hatte, konnte ich einen Fluch nicht zurückhalten, denn der gusseiserne Topf hatte ein Loch. Entweder hatte Dis Probleme, realistisch zu sein, oder Crags Stärke war so hoch, dass Gusseisen für ihn weich wie Butter war.

Trotzdem versank ich nicht in Selbstmitleid. Bei nächster Gelegenheit würde ich mir einen neuen Topf besorgen. Als ich mein Inventar öffnete, konnte ich die Informationen über das neu kreierte Gericht sehen. Ich fragte mich, ob es mir wegen meiner 1-prozentigen Chance gelungen war, oder weil Crag den Topf so schnell vom Feuer gestoßen hatte.

Dieses wahrhaft beschämende Gericht kann souverän seinen Platz unter den schlechtesten Speisen einnehmen, die jemals zubereitet wurden! Sein Erfinder, Scyth, ist wahrscheinlich nicht sehr stolz auf seine Kreation. Schließlich haben diese widerwärtigen, verrotteten untoten Rattengedärme nur einige Sekunden über hoher Hitze geschmort. Trotzdem war es lange genug, um ihren einzigartigen, scharfen Geschmack zu zähmen und ihnen eine hauchdünne, goldene Kruste zu verleihen.

Ich drehte den angebratenen Klumpen in meiner Hand, bevor ich ihn in mein Inventar warf. Für mich waren die Kaldaunen nutzlos, weil ich öfter starb als das Herz eines Kolibris schlug. Es wäre wahrscheinlich am besten, sie zu versteigern. Ich könnte sie natürlich auch für bessere Zeiten aufheben, um Fertigkeiten zu leveln. Obwohl ... Lieber Himmel, was war ich doch für ein Dummkopf! Das lag sicher daran, dass ich eine schlaflose Nacht hinter mir hatte. Ich gähnte vor Müdigkeit, doch ich beschloss, weiterzuspielen.

Ich musste die beste Route finden – nicht die längste, sondern eine, die mich ungesehen an Tristads Wachen vorbeiführen würde, denn ich wollte nicht, dass irgendjemand wusste, wohin dieser Level-2-Noob unterwegs war.

Auf der Karte sah ich, dass mein Weg zuerst durch den Wald im Osten und dann über den Fluss Tremitelle in den Düsterwald führen würde, und dieser Weg würde Schmerzen und Tod mit sich bringen – meinen Tod.

Bereits die ersten 100 Meter nach der Lichtung, auf der ich gekocht hatte, waren wegen des Dornengestrüpps und der Dunkelheit schwer zu bewältigen. Das dichte Blätterdach der hohen Bäume ließ kein bisschen Licht von Geala, des Mondes dieser Welt, durchscheinen.

Ich schaffte es jedoch jedoch, durch das Gestrüpp zu gelangen, denn ich wusste, dass mein Körper zu Hause in der Kapsel sicher war, und die Kratzer und Verletzungen, die ich mir zuzog, in Sekundenschnelle heilen würden. Außerdem hatte ich jetzt eine neue Fertigkeit.

Entweder funktionierte die neue Fertigkeit, oder ich hatte mich einfach an die Dunkelheit gewöhnt, denn ich entdeckte die Spinne, bevor sie angriff.

Der langbeinige Blutsauger ließ sich graziös von einem hohen Ast herab. Ich bekam Angst, nicht nur wegen der ungewöhnlichen Größe der Spinne, sondern auch wegen der tiefen Dunkelheit. Es gelang mir nicht, ausweichen. Die Spinne griff blitzschnell an und traf mich beim ersten Versuch.

Der Schaden des Spinnenbisses halbierte mein Leben, doch der DoT des üblen Giftes ließ die übrige Hälfte rasch schwinden. Es wirkte jedoch nicht schnell genug, um mich sofort zu töten, sodass es mir gelang, auf die Spinne zu springen. Ich biss vor Schmerz die Zähne zusammen, denn ihr Rücken war mit kleinen Stacheln bedeckt. Ich drückte sie mit den Füßen zu Boden und bombardierte sie mit Schlägen. Im realen Leben wäre es einfach gewesen, sie zu treffen, denn ihr Körper nahm mein gesamtes Sichtfeld ein, doch hier gingen Schläge oft daneben. Es gelang mir jedoch, eine Beule in ihren Chitinpanzer zu schlagen und 1 Schadenspunkt zu verursachen. Mein nächster Schlag verfehlte sein Ziel, ich rutschte ab, meine Fingerknöchel rissen auf und bluteten, und dann war ich tot.

Ich wartete nicht, sondern respawnte in derselben Sekunde. Meine Faust unterbrach das jubelnde Kreischen der Spinne, als sie auf ihre Mandibel traf. Ein weiterer Biss! Tod. Ich stand wieder auf. Hammerfaust ! Das wütende Insekt stach eines seiner Beine wie einen Speer in meinen Körper, sodass ich erneut starb. Dann fü hrte ich einen weiteren Angriff aus.

Jedes Mal, wenn der Mob mich tötete, stieß er ein begeistertes Zirpen aus. Ich kochte langsam vor Wut auf diese Spinne. Angetrieben vom Adrenalin versuchte ich immer wieder, mit den Zähnen oder Fingernägeln ein Stück ihres Fleisches herauszureißen. Zwischen meinen Toden hatte ich Zeit, die Meldung über eine neue Fertigkeit und eine dazugehörige Fähigkeit zu lesen.

Nur ein Masochist wie ich könnte in dieser Fertigkeit leveln! Ich musste lachen, doch gleich darauf hustete ich, als die Spinne Gift spuckte, das in meinem Mund gelandet war. Treffer!

Ihre trüben, hervorstehenden kleinen Augen starrten ziellos umher, bis ich eins nach dem anderen herausriss. Jedes Auge kostete mich einige Tode, doch bald hatte sie alle zwölf verloren. ‚Ha! Wie gefällt dir das?‘, dachte ich triumphierend.

Das war eine gute Idee. Ich vermutete, dass, je höher die Levels meiner Feinde waren, desto schneller ich meine Kampffertigkeiten würde verbessern können, doch ich hatte in den Foren noch keinen Thread gefunden, der meine Vermutung bestätigte. In einer Welt, in der jeder Sieg durch literweise vergossenes Blut und jahrelanges Spielen erkämpft werden musste, und der Erfolg eines Spielers seine Zukunft in der realen Welt bestimmte, teilte niemand hilfreiche Anleitungen oder Geheimnisse.

Als die Nachtspinne nur noch ein Drittel ihres Lebens übrighatte, versuchte sie, zu entkommen, doch ich holte sie mit einem Sprung ein und ergriff eines ihrer Beine. Das Gelenk konnte die Belastung nicht aushalten, und das Bein riss ab. Ein Wundsekret floss aus der Wunde, ich leckte es auf, erlitt durch das Gift DoT und starb. Nachdem ich respawnt war, sah ich mich suchend nach meinem Opfer um, aber die Spinne hatte sich aus dem Staub gemacht. Wahrscheinlich hatte sich das hinterhältige Insekt hoch in einem Baum versteckt.

Da ich mich nicht mehr im Kampf befand, hob ich meine zu Boden gefallenen Brotstücke auf und verschlang 3 davon, um meine Gesundheit wiederherzustellen. Ich benötigte sie, weil ich auf den Baum klettern wollte, um diese Kreatur zu finden.

Etwa 15 Mal fiel mein lebloser Körper vom Baum herab. Das Gewürzbrot war aufgebraucht, doch ich gab nicht auf. Immer wieder kletterte ich den Baum hinauf und zerkratzte dabei meinen ganzen Körper. Schließlich entdeckte ich eine riesige Baumhöhle, die der Spinne als Lager diente. Dort versuchte ich, sie zu erledigen, während sie sich erholte. Sie empfing mich am Eingang. Gift, durchbohrte Organe, mehrere Stürze vom Baum, Stücke ihres Netzes, mit der sie mich auf der Stelle festklebte – die verschiedenen Schadensarten und -mengen, die ich erlitt, levelten Widerstandsfähigkeit , die wiederum Steinhaut verbesserte. Diese Fähigkeit stellte sich als sehr nützlich heraus, denn sie ermöglichte mir schließlich, die Spinne zur Strecke zu bringen. Ich hatte nur noch etwas Gesundheit übrig, als ich 2 Hammerfaust -Schläge landete. Einer davon war ein kritischer Treffer. Das Zirpen hörte auf und das Spinnentier lag tot am Eingang seiner Höhle.

Ich erhielt 12 Erfahrungspunkte, und als ich mich umsah, fand ich die gleiche Anzahl von Spinneneiern. Sie waren die Zutaten für ein Omelett, doch leider hatte ich ja meinen Topf verloren.

Nachdem ich vom Baum heruntergestiegen war, wurde ich sehr müde, denn der Adrenalin-Schub war vorüber. Vermutlich war das erst der erste von vielen Mobs gewesen, die mir auf dem langen Weg zum Düsterwald begegnen würden. Ich fühlte mich entmutigt und stellte mir vor, wie schön es wäre, eine Weile zu schlafen, um meine Reise morgen mit wiedergewonnener Kraft fortsetzen zu können. Doch während mir mehr und mehr Gründe einfielen, Dis zu verlassen, bewegten sich meine Beine auf einmal wie von allein.

Ich debattierte weiter mit mir selbst, doch ich hielt nicht an. Ohne auf weitere Mobs zu stoßen, erreichte ich schließlich einen Steg am Tremitelle. Der schnell fließende Fluss mündete im Bodenlosen Ozean. Die Frage, wie ich den Fluss überqueren sollte, ohne zu ertrinken, beschäftigte mich für 10 Minuten. Am Ende hatte ich einen Entschluss gefasst und sprang ins Wasser.

Die Strömung zog mich sofort nach unten und schleifte mich am steinigen Boden entlang. Ich versuchte, den Kopf über Wasser zu halten, während ich auf das gegenüberliegende Ufer hinzupaddelte, doch ich war nicht besonders erfolgreich.

Zuerst erschienen mehrere Schadensmeldungen über Kratzer und Stöße an Steinen. Danach sank ich wieder unter Wasser, wo ich durch die Bisse kleiner, scharfzahniger Fische namens Steingreifer weiteren Schaden erlitt. Das Wasser war zu trübe, um zu erkennen, wie sie aussahen, aber mein Fleisch schmeckte ihnen offenbar. Autsch!

Ich nutzte die Zeit zwischen den Toden aus, um meinen Körper so weit wie möglich von den Raubfischen wegtragen zu lassen, doch einige Sekunden später tauchten sie wieder neben mir auf. Ich hatte den Eindruck, dass es im Fluss von ihnen nur so wimmelte, aber wenigstens konnte ich dadurch Widerstandsfähigkeit auf Level 3 erhöhen, die den Schmerz und eingehenden Schaden um 3 % reduzierte. Ich respawnte, aktivierte Steinhaut und paddelte weiter. Schließlich kam ich nahe genug ans Ufer heran, um mich an der Wurzel einer riesigen Eiche festhalten zu können.

Der schwierigste Teil des Schwimmens war, nach jedem Tod daran zu denken, die gerösteten Kaldaunen einzusammeln, die ich gedroppt hatte, denn ich hatte eine Idee, wie ich sie verwenden könnte. Glücklicherweise schwammen sie mit der gleichen Geschwindigkeit wie mein Körper. Die Spinneneier verlor ich leider, ohne es jedoch zunächst zu bemerken.

Die Sonne ging bereits auf, als ich das Ufer endlich erreicht hatte. Ich schloss die Augen und fiel müde und erschöpft zu Boden, doch ich war zufrieden, dass ich mein Ziel erreicht hatte.

Plötzlich wurde die Stille durch ein kaum wahrnehmbares Rascheln im Gebüsch unterbrochen. Ich öffnete die Augen, um gleich darauf panikartig nach der Exit-Taste zu suchen. Eine riesige, dunkle Silhouette näherte sich mir.