Kapitel 32: Das Recht des Stärkeren
ICH SAH MIR
eine alberne, neue Komödie an, bevor ich ins Bett ging. Ich war kein bisschen besorgt, sondern erleichtert über meinen Entschluss, vorerst passiv zu spielen.
Vorher hatte ich auf meinem Kommunikator durch eine Auktion geblättert und in der Kategorie „Reittiere” einen Filter für „legendär” und „Landreittier” eingestellt. Die Ergebnisse waren enttäuschend. Ich würde kein Millionär werden. Mein Geisterwolf war zwar einzigartig und legendär, aber er konnte nicht fliegen. Dadurch war er unpraktisch, denn Landtiere waren mindestens dreimal langsamer als fliegende Tiere. Nur Reittiersammler würden Interesse an ihm haben, und das war ein anderer Markt. Die Geisterklasse gab es ziemlich häufig und hatte einen relativ geringen Wert. Außerdem war es weder eine Drachenschildkröte noch eine kämpfende Echse, sondern nur ein Wolf. Ein gewöhnlicher grauer Wolf, auch wenn er ein Geist war.
Solche Landreittiere waren nicht mehr als 300.000
Goldmünzen wert, falls ich überhaupt so viel für ihn bekommen würde. Über die Bank von Snowstorm Inc.
Geld in die reale Welt zu überweisen, würde so hohe Umtausch- und Überweisungsgebühren kosten, dass nur etwa 200.000 Phönix auf meinem Konto ankommen würden. Außerdem müsste ich zuerst Geld für die Kommission haben. Bei Snowstorm Inc.
gab es nichts umsonst.
Trotzdem würde ich davon die ersten beiden Jahre an der Universität davon bezahlen können, und zwei Jahre wären genug Zeit, um eine Möglichkeit zu finden, den Rest aufzutreiben.
Ich schlief wie ein Murmeltier. Am Morgen wurde ich durch einen Anruf auf meinem Kommunikator geweckt.
„Hallo!”, sagte Tissa gutgelaunt. Als ich ihre klangvolle Stimme hörte, musste ich lächeln. „Hast du gut geschlafen, Alex? Bist du bereit für Abenteuer?”
„Hallo”, erwiderte ich verschlafen. „Welche Art von Abenteuer?”
„Ganz große! Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, aber wir treffen uns in 1 Stunde am Stadttor. Wir warten auf dich, komm nicht zu spät.” Sie beendete das Gespräch, sodass ich keine Chance hatte, zu antworten.
Ich musste einen Augenblick überlegen, bis mir einfiel, was Tissa meinte. Das Böse aus den Tiefen
! Verdammt! Ich rief sie sofort zurück, um ihr
zu sagen, dass ich nicht kommen würde, doch sie antwortete nicht. Offenbar war sie bereits in ihrer Kapsel.
Ich war dabei, mich auszuziehen, um Dis
zu betreten und ihr dort zu schreiben, als ich zwei blinkende Nachrichten auf meinem Kommunikator bemerkte. Es war die Antwort von Snowstorm Inc.
und eine andere Nachricht von einer unbekannten Nummer, einem Typ namens Grant Acharria.
Zuerst öffnete ich die Antwort der Entwickler. Unter der Kopfzeile mit dem Logo des Unternehmens sah ich eine Nachricht, die von einer angenehmen Frauenstimme laut gelesen wurde.
Lieber Alex!
Vielen Dank für deine wichtigen Fragen. Wir wissen es zu schätzen, wenn unsere Spieler mit uns zusammenarbeiten, um Probleme wie diese zu lösen. Es ist umsichtig und erlaubt uns, unvorhergesehene Konsequenzen und potenzielle Konflikte zu vermeiden.
Glücklicherweise ist deine Frage leicht zu beantworten. In der Welt von
Disgardium behält ein Spieler immer seinen persönlichen Besitz, solange es nicht für andere gegen die Spielregeln verstößt. (Zum Beispiel hat ein Spieler, der dich im Kampf besiegt, das Recht, die gedroppten Gegenstände
und Münzen an sich zu nehmen.)
Was dich betrifft, wird alles, was du zum Zeitpunkt der Eliminierung der Gefahr besitzt, aufbewahrt und auf deinen neuen Charakter übertragen. Das gilt für Bankkonten, persönliche Truhen und alle Gegenstände, die bei deinem Tod nicht gedroppt werden, einschließlich derer, die du an deiner Person oder in einer Tasche trägst, und die Tasche selbst, falls sie besser ist als eine Anfängertasche.
Wie du siehst, gibt es in der Hinsicht keinen Grund zur Sorge.
Im Hinblick auf den Stil des Gameplays können wir dich in
Disgardium natürlich zu nichts zwingen. Schließlich ist die völlige Handlungsfreiheit des Spielers unser Leitprinzip.
Allerdings sehen wir keinen Grund, warum dein Charakter inaktiv bleiben sollte. Du hast nichts zu verlieren! Im Gegenteil, wenn du deine Gefahrenklasse erhöhst, erhöhst du gleichzeitig die Belohnung, die du nach deiner Eliminierung erhalten wirst.
Wir möchten dich jedoch daran erinnern, dass du innerhalb eines Zeitraums von 24 Stunden mindestens 3
Stunden in
Disgardium verbringen musst. Gestern hat deine Spielsession weniger als 2 Stunden gedauert, daher möchten wir dich bitten, die Zeit aufzuholen.
Vielen Dank, dass du uns kontaktiert hast. Möge die Sonne von
Disgardium immer für dich scheinen!
Mit freundlichen Grüßen
Marianna Da Silva, Kundendienstabteilung
Snowstorm Incorporated
Das war alles? Kein Wort über Dargo oder die von Menschen gesteuerten Mobs? Unter der Nachricht befand sich meine E-Mail, doch sie war so gut bearbeitet worden, dass ich selbst daran zweifelte, die Themen überhaupt erwähnt zu haben.
Eilig öffnete ich die zweite E-Mail. Sie enthielt die eingebaute Funktion „Nach dem Lesen verbrennen”, belegt durch ein Feuer-Symbol neben der Betreffzeile „Von Grant an Scyth”. Eine mechanische Stimme las die Nachricht vor.
Hey, Alex!
Zuerst möchte ich darauf verweisen, dass alle Informationen in dieser E-Mail informeller Natur sind und nicht als offizielle Erklärung oder Stellungnahme von
Snowstorm Incorporated oder mit ihr verbundener Unternehmen ausgelegt werden
können, einschließlich, aber nicht beschränkt auf ...
Es folgte eine lange Liste registrierter Warenzeichen und Kapitalgesellschaften, die ich überflog. Danach kamen eine Reihe von Einschränkungen zur Offenlegung und Verbreitung. Dann sah ich die Adresse, von der die E-Mail gekommen war. Sie war bei einer Domain registriert, die einmalig verwendbare E-Mail-Konten bereitstellte. Ich schnaubte und las weiter.
Da die Formalitäten jetzt aus dem Weg sind (Kopiernudeln, haha!), komme ich nun zur Sache.
Marianna hat deine anderen Fragen beantwortet. Was die Mobs und den menschlichen Faktor angeht, damit kennt sie sich nicht aus, darum werde ich dir eine Antwort geben. Ich werde meinen richtigen Namen nicht nennen, er ist nicht von Bedeutung.
Unter uns gesagt, hat die Wahrscheinlichkeitstheorie uns ganz schön reingelegt. Die Chance, dass Tristad, der Ort, den wir gewählt haben, um unsere neue Funktion zu testen, eine Gefahr erhalten würde, deren körperliche Anzeichen identisch mit deinen sind (du weißt schon, was ich meine), war fast null. Aber selbst ein Millionstel eines Prozents, wie unser Skynet kalkuliert hat (
der Spitzname für unsere Super-KI), ist in deinem Fall größer als null, was bedeutet, dass es möglich war. Wie dem auch sei, Skynet hat die Tests durchgeführt und festgestellt, dass für dich nichts richtig schieflaufen kann. Alle Teilnehmer des Tests, wie zum Beispiel die Person in der Gruft des Tempels von Nergal dem Leuchtenden, haben eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterschrieben. In den Szenarien, die Skynet durchgespielt hat, haben diese Leute jedes Mal den Mund gehalten.
Darum hat niemand der neuen Gefahr, die in Tristad aufgetaucht ist, Bedeutung zugemessen, auch wenn sie überdurchschnittlich hoch war. Du bist nicht der erste Spieler mit Gefahrenstatus in der Sandbox, und du wirst nicht der letzte sein. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat es vier Gefahren gegeben. (Du bist die letzte, die noch am Leben ist, haha!)
Aber du hast recht. Nachdem eine Person eine Gefahr entdeckt hat, wird sie versuchen, die Information zu ihrem Vorteil zu nutzen. Es ist ein Interessenkonflikt, den wir nicht erlauben können. Die Fortschritte von Gefahren sind uns genauso wichtig wie
das neue Projekt.
Darum haben wir einige kleine Veränderungen vorgenommen. Wenn du von nun an einen Dungeon betrittst, in dem es Mobs gibt, die von Menschen gesteuert werden, werden sie vom System aus
Disgardium rausgeworfen und durch eine KI ersetzt.
Außerdem ist dir ein geringfügiger Fehler entgangen, den wir unter Berücksichtigung deines Gameplay-Stils bereits korrigiert haben. Portale, die in Dungeons führen, zeigen gewöhnlich den Status der Gruppe an, die sich darin befindet, doch in deinem Fall werden sie jetzt anzeigen, dass der Ort wegen Wartungsarbeiten vorübergehend geschlossen ist. Das ist nichts Ungewöhnliches in
Disgardium, niemand wird misstrauisch werden.
Viel Glück beim Erhöhen deiner Gefahrenklasse, Alex! Und um einen Klassiker zu zitieren: Mach deinen Feinden Feuer unterm Hintern!
Grant (nicht wirklich)
Sobald ich die E-Mail zu Ende gelesen hatte, löste sie sich in nichts auf und hinterließ einen leeren Bildschirm. Als ich zu meinem Posteingang zurückgeleitet wurde, sah ich, dass Grants Nachricht verschwunden
war.
Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich mich beeilen musste. Ich hatte gerade noch genug Zeit, um mich zu waschen und zu frühstücken. Es gab keinen Grund mehr, mein Versprechen zu brechen und die Dementoren im Stich zu lassen.
* * *
Sonntagmorgen in Tristad. Alles war wie immer, außer dass dreimal so viele Leute unterwegs waren. In der Ausrüstung, die Tissa mir geschenkt hatte, fühlte ich mich wie einer von ihnen, als ich mir einen Weg durch die Menschenmenge bahnte. Ich hatte 22 Goldmünzen in meiner virtuellen Geldbörse, die ich durch den Verkauf der Beute von Pherax verdient hatte. Motiviert durch die erste erfolgreiche Versteigerung von Ausrüstung, hatte ich das grüne
Messer aus dem Gefängnis, das Boni auf Dieb
und Einbruch
gab, ebenfalls zum Verkauf angeboten.
Danach rannte ich zum Gasthaus, um die Münzen in meiner Truhe zu verstauen. Ich wollte sie auf keinen Fall verlieren, weil ich kein weiteres Geld hatte. Danach lief ich so schnell ich konnte zur Stadtmauer, wo ich mich mit den Dementoren treffen sollte.
Unterwegs erhielt ich einige Nachrichten von ihnen. Ihr Ton wechselte von freundlich zu irritiert, weil sie nicht wussten, warum ich mich verspätet hatte oder wo ich war, denn in meinen Privatsphäre-Einstellungen war immer noch
die höchste Sicherheitsstufe aktiviert, sodass sie nicht sehen konnten, ob ich überhaupt in Dis
war. Ich antwortete kurz: „Bin gleich da.”
Als die vier Dementoren mich entdecken, erhoben sie sich aus dem Gras. Crawler nickte mit verschränkten Armen. Ihre Gesichter drückten Konzentration aus. In Gedanken waren sie bereits im Dungeon. Selbst der sonst so vergnügte Infect hatte keine Lust auf Späße.
Die Jungs drückten mir die Hand, Tissa lächelte und nickte mir kaum merklich zu. Ich wusste, warum. Freitagabend hatte es nicht gegeben, wir mussten uns lässig geben.
„Bist du bereit?”, fragte sie.
„Alles, was ich tun muss, ist, euch wiederzuerwecken, wenn ihr sterbt. Das erfordert keine Vorbereitung ...”
„Er ist bereit”, erklärte Crawler. „Wir sollten uns auf den Weg machen. Wir geben dir den Wiederauferstehungsstein
, sobald wir dort sind.”
Ich nickte. Der Stein war ein teures Artefakt. Crawler wollte auf Nummer sicher gehen. Sie fügten mich der Gruppe zu, Tissa gab uns Buffs auf Geschwindigkeit und Regeneration, und dann gingen wir in nordwestlicher Richtung zu den Olton-Steinbrüchen. Angestellte Arbeiter wurden in besonderen Wagen dorthin transportiert, aber wir mussten zu Fuß gehen.
Es war ein langer Weg. Glücklicherweise war er gut ausgetreten, sodass Mobs
sich mit Ausnahme eines dreisten Level-10-Schwarzbären von uns fernhielten. Zwei Nergals Hände
und ein Feuerball von Crawler waren zu viel für ihn. Nachdem Bomber, der stärkste Spieler mit der höchsten Tragekapazität, die Beute eingesammelt hatte, gingen wir weiter.
Die Sonne stand hoch am Himmel und verbrannte meine Haut. Wir waren alle schweißnass. Obwohl wir wussten, dass die Hitze nicht real war, griffen wir trotzdem immer wieder zu den Wasserflaschen, die die Dementoren mitgebracht hatten. Sie hatten gewusst, was auf uns warten würde. Außer mehreren Stapeln von Gesundheits- und Manatränken hatten sie auch viel Essen mit eindrucksvollen Boni dabei.
„Scharf gerösteter Wels in Mangosoße, 5 Goldmünzen pro Portion!”, gab Bomber an und leckte sich die Lippen. „Das Essen schmeckt nicht nur gut, sondern verbessert auch die Gruppe. Es gibt +5 auf alle Grundattribute.”
Dieses Gericht musste ich mir unbedingt merken und das Rezept lernen.
„Mir schmeckt es nicht”, widersprach Tissa.
„Auf jeden Fall ist es besser als das Zeug da draußen!”, rief Infect aus. Er erläuterte nicht näher, was er mit „das Zeug” und „da draußen” meinte, aber alle wussten, wovon er sprach.
Seine Bemerkung machte mir deutlich, wie stark der Staatsbürgerschaftsstatus sich auf die Lebensbedingungen auswirken konnte, und dass eine etwas höhere Punktzahl im Test einen großen
Unterschied machte. Die Dementoren kamen alle aus Familien mit niedrigerem Status als meine Familie. Wir konnten uns oft Bio-Lebensmittel leisten.
Es dauerte etwa 2 Stunden, bis wir unser Ziel, eine Felsspalte, erreicht hatten. Crawler hielt an einer hohen Steinsäule an, die mit geschnitzten Buchstaben bedeckt war. Die Spitze war mit einem dreidimensionalen Doppelkreuz verziert, dem Symbol für einen Spawnpunkt.
„Stellt ihn ein, wenn ihr es noch nicht getan habt”, sagte Ed. „Scyth?”
„Nicht nötig, hast du vergessen?”, fragte ich. „Die Sache mit der rastlosen Seele ...”
„Wie du meinst. Also gut, lasst uns anfangen. Ich wirke auf jeden von euch eine Feder
.” Er holte eine Rolle heraus.
An einer steilen Felswand führte ein Weg nach unten. Er war so eng, dass wir hintereinander gehen mussten. Wir hätten mindestens 30 Minuten gebraucht, aber durch den Luftmagie-Zauber ging es viel schneller. Nachdem ich mich versichert hatte, dass die Magie wirkte, folgte ich den Dementoren.
Was für ein großartiges Gefühl es war, zu fliegen! Ich konnte meine Geschwindigkeit nicht kontrollieren, aber ich flog langsam genug, um mich umschauen zu können. Unter mir liefen Bergarbeiter herum, obwohl es Sonntag war. Am Ende des Weges befand sich ein schwarzer Mineneingang, in den Schienen hineinführten. Die Bergarbeiter zogen mit Erz beladene Wagen
heraus.
Nun verstand ich, warum die Bergarbeiter wie Maulesel beladen waren, wenn sie in die Stadt kamen, was nicht oft vorkam. Sie hatten keine Reittiere, es gab keine Portale zur Stadt und einen halben Tag für den Hin- und Rückweg zu verschwenden, nur um ein paar Sachen loszuwerden, war verlorene Zeit.
Wir landeten und näherten uns dem Eingang der Mine. Ed kümmerte sich nicht um die Bergarbeiter, als er uns in den Schacht führte. Ich spürte, dass jemand mich anstarrte, und als ich mich umdrehte, erkannte ich Hanks Bruder Manny. Er hob die Hand, und ich winkte zurück. Er formte einen Donut mit den Fingern, rollte mit den Augen und leckte sich die Lippen. Ich grinste, nickte und rannte weiter, um meine Gruppe einzuholen.
In der Dunkelheit des Tunnels wurde meine Nachtsicht aktiviert. Als wir in einen steil nach unten führenden Nebengang einbogen und die Fackeln der Bergarbeiter hinter uns ließen, verdiente ich jede Menge Erfahrung.
Fertigkeit „Nachtsicht” verbessert:
+1
Dein Sichtradius in der Dunkelheit hat sich um 60 % erhöht.
Derzeitiges Level: 6
Verbessere diese Fertigkeit, indem du in die Dunkelheit schaust, aber sei vorsichtig. Die Dunkelheit schaut vielleicht in dich hinein
!
Nachdem ich die Fertigkeitsverbesserung erhalten hatte, gingen wir weiter zu einem Portal, das den Gang vollständig blockierte. Neben dem Portal stand ein Junge. Er kam einen Schritt auf uns zu und streckte eine Hand aus.
Arador, Level-15, Mensch
Clan: Axiom
Realer Name: Mikha Pavlyuk
Reales Alter: 15
Charakterklasse: Tracker
„Keinen Schritt weiter, Dementoren!”, befahl er. „Ich kann euch nicht hineinlassen.”
„Hallo, Arador. Sind deine Leute in der Instanz?”, fragte Crawler ungezwungen. „Haben sie schon Fortschritte gemacht?”
„Die Instanz ist leer, aber du kannst nicht hineingehen, Crawler. Als stärkster Clan dieser Sandbox beansprucht Axiom diesen Dungeon für sich, bis wir ihn abgeschlossen haben und Ersten Kill
erhalten. Danach könnt ihr beantragen, ihn betreten zu dürfen, aber es wird natürlich nicht umsonst sein.”
„Was?”, rief Bomber verächtlich. „Du bist allein und wir sind zu fünft. Versuch nur, uns aufzuhalten.”
„Warte.” Crawler runzelte die Stirn und wandte sich an Arador. „Seit wann könnt ihr als stärkster Clan einfach Dungeons für euch beanspruchen? In der Arena seid ihr Nummer 1, keine Frage, aber seit wann betrifft das PvE?”
„Seit gestern. Big Po und Jay haben sich
geeinigt. Die Nachtpirscher haben sich Axiom angeschlossen, und von jetzt an werden alle Mitglieder von Clans aus der Sandbox, die sich gegen uns stellen, auf Axioms KoK-Liste gesetzt. Also überlege dir gut, ob es sich lohnt, störrisch wie dein Junge Bomber zu sein.” Arador spuckte auf den Boden. „Nebenbei bemerkt, unsere Leute sind schon auf dem Weg.”
„Verdammt!”, hörte ich Infect fluchen. „Wir hätten gestern kommen sollen ...”
„Das hätte euch auch nicht geholfen”, grinste der Tracker. „Wir haben eine Gruppe, in der alle Spieler mit Buffs und Ausrüstung mindestens auf Level 15 sind. Trotzdem werden wir immer wieder vom Endboss besiegt. Bei unserem letzten Versuch haben wir es geschafft, sein Leben bis auf 5 % zu reduzieren. Wir waren ganz dicht dran! Und wen hast du mitgebracht?” Er nickte in meine Richtung. „Ein Level 6 in grüner
Ausrüstung! Ich glaube, ihr seid etwas zu langsam.”
„Pass auf, was du sagst”, erwiderte Crawler düster. „Wir gehen. Grüß Big Po von mir. Kommt, Leute.”
Die Dementoren wandten sich zum Gehen um. Ich blieb auf der Stelle stehen und dachte fieberhaft nach.
„Ich verstehe die Sache mit dem Noob nicht, Crawler”, rief Arador und blickte zu mir herüber. „Ist es ein kleines Geschäft am Rande? Ich erinnere mich gut daran, dass du uns kritisiert hast und entrü
stet warst, und jetzt powerlevelst du selbst?”
Eds Augen flackerten ungehalten, aber ich antwortete schneller als er.
„So in der Art. Was ist überhaupt da drin? Ist das ein Portal? Wohin führt es? Ich spiele erst seit einer Woche, ich lerne noch.”
„Machst du Witze?”, fragte der Tracker erstaunt. „Er ist ganz sicher ein Noob, obwohl ... He, du bist dieser Scyth! Ich erinnere mich an dich.” Er lachte laut.
Die Dementoren hielten nervös inne und beobachteten unser Gespräch. Ich wägte die Konsequenzen ab und kam zu einem Entschluss. Mithilfe eines mentalen Befehls schickte ich schnell eine Nachricht im Gruppenchat: „Werft mich nicht aus der Gruppe. Ich erkläre es euch später.”
„Haha!” Arador lachte immer noch. „Ist das dein Ernst? Du bist während des ganzen Jahres noch nie in einer Instanz gewesen?”
„Nein, noch nie”, schnaubte ich dümmlich. „Hör zu, Arador. Meinst du, ich könnte mal einen Blick hineinwerfen? Nur, um zu sehen, wie es aussieht.”
„Ha! Kein Problem. Ich hoffe, du hast deinen Spawnpunkt nicht in Tristad belassen. Aber das wäre auch nicht so schlimm, denn das würde dich in die Stadt zurückbringen.” Er verbeugte sich spöttisch und deutete auf die Instanz. „Nach dir. Nur zu.”
„Leute”, rief ich den Dementoren zu. „Danke, dass ihr mich zu den Minen gebracht habt, aber jetzt kann ich allein weitergehen!” Mit diesen Worten sprang ich ins Portal.