Übel riechende Nachbarschaft
1852
Algot wäre nie auf die Idee gekommen, dass er alles und noch viel mehr verlieren würde, wie er da so im Stall zwischen all den vielen Schweinen seines Vaters stand und Mist schaufelte. Mit seinen gerade mal einundzwanzig Jahren war er noch nicht bereit, das Lebenswerk seines Vaters zu übernehmen, jedenfalls vorerst noch nicht. Aber in ein, zwei Jahren vielleicht?
Ebenso wenig konnte er ahnen, geschweige denn wissen, dass in genau diesen ein, zwei Jahren allein in seinem Umkreis mehr passieren würde als in einer schwedischen Provinz des neunzehnten Jahrhunderts während einer ganzen Lebensspanne. Was er hingegen wusste, weil er das von seiner kränkelnden Mutter gelernt hatte, war, dass auf Regen stets Sonnenschein folgt.
Alles fing damit an, dass sich die Gräfin auf Schloss Kronogården mehr Platz für ihre Vollblut-Araberpferde wünschte. Diese trefflichen Tiere waren ihr Ein und Alles, und die Gräfin echauffierte sich darüber, dass sie nicht mehr Auslauf auf ihrer Weide hatten. Schweine, Schafe und Bauersleute konnten ruhig etwas enger zusammenrücken, aber Vollblut-Araber! Das war weit unter deren Würde. Obendrein sollten diese makellosen Geschöpfe mit der Zeit immer mehr werden. Zum einen, weil jedes einzelne Exemplar ihr Seelenfrieden bescherte, zum anderen, weil … nun, das brauchte der Graf nicht zu wissen.
Da traf es sich gut, dass Algots Vater, der Schweinezüchter Olsson, über einen Hektar Land in direktem Anschluss an das Sägewerk von Kronogården und in annehmbarer Entfernung vom Schloss besaß. Die Gräfin dachte sich ihn und seine Familie einfach weg, und damit hatte sie auch schon ihren Plan ausgeheckt: Der Schweinestall des Bauern sollte zum Pferdestall umfunktioniert werden. Aus dem Schlachthaus konnte ihr Gatte eine Schmiede machen. Das Wohnhaus taugte allemal zur Futtereinlagerung, wenn man ein, zwei Wände rausnahm. Das Grundstück grenzte übrigens direkt an die vorhandene Pferdeweide an, die sich mit einem Schlag um das Dreifache vergrößern würde.
Nun ging es nur noch darum, den Bauern zu überzeugen. Das Eigentumsrecht galt nun mal für jedermann, hohen wie niederen Standes. Bedauerlicherweise.
Die Gräfin wusste, dass der Graf sie für etwas unbedarft hielt. Über die Jahre hatte sie es hübsch bleiben lassen, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Dann hätte er ihr nur mehr Verantwortung aufgehalst, anstatt alles so zu lassen, wie es war: nämlich dass sie im Großen und Ganzen ihre Ruhe hatte. Zumal Antoinette auf den Trichter gekommen war, wie sie es anstellen musste, um ihren Willen durchzusetzen.
Diesmal beschloss sie aber doch, die Verhandlungen mit dem Schweinezüchter höchstselbst in die Hand zu nehmen. Der Graf war nicht ganz auf der Höhe. Es gab irgendwie Ärger mit dem Wald, dem Sägewerk, den Pächtern oder den Tagelöhnern. Wenn nicht gar mit allen auf einmal. Glücklicherweise besprach Gustav seine Sorgen nie mit ihr, aber da sie mittlerweile im siebenundzwanzigsten Ehejahr angelangt waren, wusste sie seine Sorgenfalten auch so zu deuten.
Vom Schloss war es nicht weit bis zu den Schweinen. Antoinette warf sich in etwas Schlichtes, bevor sie sich auf den Weg zum Bauern machte, um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen.
Schon bald fand sie den Gesuchten. Und nicht nur den. Zusammen mit seinem Sohn trottete er den Weg vom Schweinestall zum Wohnhaus entlang.
»Bonjour, Monsieur Olsson!«
Die Gräfin war stolz auf sich, weil sie sich zuvor nach seinem Namen erkundigt und ihn sich sogar gemerkt hatte. Auch einfache Leute mochten durchaus einen gewissen Respekt verdienen. Den Sohn übersah sie hingegen geflissentlich.
Sven und Algot hatten just die Schweine gefüttert und waren nun unterwegs zum dritten Familienmitglied, damit sie auch etwas in den Magen bekamen. Esther ging es schon längere Zeit gar nicht gut, aber sie war eine Kämpfernatur. Für den heutigen Tag hatte sie ihnen Blutpudding mit Preiselbeermarmelade in Aussicht gestellt.
Doch was war das? Ging die Gräfin da etwa auf Svens Grund und Boden spazieren? Natürlich durfte sie das, wenn ihr der Sinn danach stand – und jetzt rief sie ihn auch noch. Mit Namen. Und kam näher!
Der Schweinezüchter murmelte seinem Sohn zu: »Was glauben wir, um was es da gehen könnte?«
Bauern im Allgemeinen und Schweinezüchter im Besonderen waren mit Sicherheit gleich nach Armenhäuslern, Pächtern und Tagelöhnern das Letzte, womit sich eine waschechte Gräfin für gewöhnlich abzugeben beliebte.
»Um irgendeinen Schweinkram«, sagte Algot. »Also, wenn Ihr mich fragt, Vater.«
Für die Gräfin lief es von Anfang an nicht gut. Der Bauer konnte ja kein Französisch. Und sie wohnte seit mittlerweile bald drei Jahrzehnten in Schweden, ohne auch nur einen Gedanken ans Erlernen der Landessprache zu verschwenden. An diesem speziellen Tag hätte es freilich nicht geschadet.
Trotz alledem trug sie ihr Anliegen in ihrer Muttersprache vor, während sie zugleich der Reihe nach auf das , dies und jenes Gebäude zeigte, welche sie zusammen mit dem ganzen Grund und Boden käuflich zu erwerben gedachte. Um abschließend gestisch zu verdeutlichen, dass es dabei um einen hübschen Batzen Geld gehen könnte.
Sven fragte seinen Sohn, ob er sie verstanden habe.
»Wo du doch Sprachen kannst.«
Algot hatte eine Schulbildung, wie sie die wenigsten, wenn nicht gar kein anderer zum Bauernhoferbe Bestimmter Mitte des neunzehnten Jahrhunderts in Schweden genoss. An die Gräfin gewandt, intonierte er, so deutlich er nur konnte:
»Könnt. Ihr. Versuchen. Es. Auf. Schwedisch. Zu. Erklären. Frau. Gräfin?«
Das konnte die Gräfin nicht. Im Gegenteil, nichts in ihrem Mienenspiel ließ darauf schließen, dass sie auch nur erahnte, was Algot da soeben geäußert hatte. Eventuell deutete einiges darauf hin, dass sie ob seiner Einmischung irritiert war.
»Na, das klappt ja famos«, sagte Sven.
Algot probierte es trotzdem mit einer Vermutung:
»Wer weiß, vielleicht will sie unseren ganzen Besitz aufkaufen.«
»Wirklich? Wird es ihr im Schloss zu eng?«
Das nahm Algot nicht an, vielmehr neigte er verstärkt zu seiner ursprünglichen Annahme.
Aber jetzt hatte der Schweinebauer genug vom nutzlosen Herumstehen. Er hatte Wichtigeres zu tun. Wie zum Beispiel Abendessen. Außerdem war ihm ganz blümerant zumute. Was stank hier so bestialisch? Wenn das bis zu den Schweinen hinüberwehte, konnten sie davon krank werden.
Algot sagte, dies entweiche der Hochwohlgeborenen und heiße Parfüm, und keine Dame wolle gern hören, dass sie stinke. Schon gar nicht in einer Sprache, die sie nicht verstand.
O je, der Schweinezüchter hatte es nicht böse gemeint. Er bat Gräfin Bielkegren um Entschuldigung.
»Bestimmt ist an Eurem Geruch nichts auszusetzen, es ist nur so, dass ich und die Schweine etwas anderes gewöhnt sind. Ihr müsst wissen, dass Ihr uns jederzeit auf unserem Grund und Boden willkommen seid, aber den Schweinen zuliebe wäre es überaus freundlich von Euch, wenn Ihr Euch so weit wie möglich von ihrem Stall fernhalten könntet. Und nun entschuldigt mich bitte, daheim wartet der Blutpudding auf mich. Noch einen angenehmen Tag wünsche ich. Adjö.«
Und damit ging er seiner Wege.
Der Sohn lächelte der Gräfin entschuldigend zu und schloss sich ihm an.
Zurück blieb Antoinette Bielkegren. Höchst unsicher, ob ihre Botschaft bis ans Ziel durchgedrungen war. Vielleicht hatte der Jüngling verstanden? Was der Vater zum Schluss von sich gegeben hatte, war ihr schleierhaft. Bis auf das allerletzte Wort, denn das hatte wie adieu geklungen.
***
Sven setzte sich an den Küchentisch, Algot tat es ihm nach, und Esther leistete den beiden Gesellschaft. Schwerfällig ließ sie sich auf ihren Stuhl plumpsen. Die Stunde am Herd war ihr nicht leichtgefallen. Trotzdem gab es ihr ein gutes Gefühl, sich ein wenig nützlich machen zu können, statt bloß mit Schmerzen im Bett zu liegen.
Der Schweinezüchter und sein Sohn fragten sie nicht, wie es ihr ging, weil sie wussten, dass sie nicht gefragt werden wollte. Stattdessen erzählte Sven zwischen zwei Bissen von dem überraschenden Zusammentreffen mit der Gräfin:
»Genau hier draußen, gerade eben.«
»Na so was aber auch«, sagte Esther. »Was sie wohl auf dem Herzen hat?«
»Algot zufolge will sie unser Haus, den Schweinestall, das Schlachthaus und alles kaufen und uns mit den Taschen voller Reichstaler von hier wegschicken.«
»Falls ich sie richtig verstanden habe«, gab Algot zu bedenken. »Vielleicht wollte sie auch bloß ein Schwein kaufen.«
Doch da konnte Sven nur den Kopf schütteln. Ein Schwein habe sie ja schon, in Gestalt des Grafen.
Algot musste ihm lachend recht geben.
Esther ließ nicht locker. Um Klarheit bemüht, wandte sie sich an den Sohn:
»Da gibt es ja wohl einen gewissen Unterschied, ob sie unseren ganzen Besitz kaufen will oder bloß eins von dreihundert Schweinen? Du hast doch Sprache studiert, Algot!«
»Aber nicht genau die Sprache, Mutter. I can speak a little English .«
Sven führte näher aus:
»Da draußen auf der Welt gibt es verschiedene Sprachen. Die Gräfin, diese dumme Nuss, spricht nichts außer Französisch.«
»Will sie Schweinezüchterin werden?«, überlegte Esther laut.
Das hielt Sven für wenig wahrscheinlich. Aber sie importierte ja Pferde, die zu nichts anderem zu gebrauchen waren, als sich begaffen zu lassen.
»Vollblutaraber, Gott bewahre! Und der Schweinehof liegt nun mal, wo er liegt, genau richtig, wenn man diesen gottverdammten Pferden mehr Platz verschaffen will.«
»Du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauchen!«, tadelte Esther ihn. »Niemals während Gottes gesegneter Mahlzeit, weißt du doch.«
»Denkst du an Verkaufen?«, wollte der Sohn wissen.
Er stand ja in den Startlöchern für die Übernahme und interessierte sich dafür, ob er eines Tages einen Schweinehof zu gewärtigen hatte oder bloß einen Sack mit Silbertalern.
»Im Leben nicht!«, sagte Sven Olsson.
Esther, die ihren geliebten Gatten nur zu gut kannte, überlegte besorgt, was er der Gräfin wohl geantwortet hatte.
»Du hast doch hoffentlich nichts gesagt, was Unglück über uns bringen könnte?«
Sven besah sich interessiert seinen Blutpudding.
»Mir ist da so eine Bemerkung über ihren Geruch rausgerutscht …«
Esther reagierte entsetzt.
»Ihren Geruch?!«
»Algot sagt, das heißt Parfüm.«
»Du hast aber nicht vor ihr geflucht?«
»Scheiße, nein!«, entfuhr es Sven – und schon hatte er glatt zum zweiten Mal bei Tisch geflucht. »Ich hab sie nur gebeten, sich von den Schweinen fernzuhalten, damit sie nicht krank werden.«
»Grundgütiger!«
Aber jetzt wollte Algot das doch zurechtrücken.
»Vater war nicht unhöflich. Keine Spur! Nun ja, er hat schon das mit dem Geruch gesagt, aber zum einen hat es ja gestimmt, und zum anderen bin ich mir sicher, dass die Gräfin kein Wort davon verstanden hat.«
***
»Ich habe nur ein Wort verstanden«, sagte Antoinette Bielkegren am selben Abend bei Tisch zu ihrem Gustav.
Das interessierte den Grafen nur mäßig, doch er war klug genug, sich das nicht anmerken zu lassen.
»Welches denn?«, fragte er.
»Adieu«, sagte die Gräfin.
Worauf sie sich auf bewährte Weise daranmachte, ihn um den kleinen Finger zu wickeln. Sie sagte, sie wisse natürlich, wie beschäftigt Gustav mit all seinen wichtigen und verantwortungsvollen Aufgaben sei … aber ob er ihr nicht ein klitzekleines bisschen beistehen könne? Es sei ja nun mal so eine Sache mit der Sprache.
»Sei so gut? «, flötete sie flehend mit ihrer lieblichsten Stimme.
Gustav Bielkegren seufzte. Er hasste die lieblichste Stimme der Gräfin und konnte auch alles Übrige an ihr auf den Tod nicht ausstehen. Trotzdem tat er ihr jeden Gefallen, um des lieben Friedens willen. Aber was war das jetzt schon wieder? Die Familie musste sich ohnehin bereits mit sechsundzwanzigtausend Hektar Land herumschlagen. War es da nicht nur recht und billig, wenn der elende Bauerntölpel seinen lumpigen Hektar behalten durfte?
Der Graf wollte nichts lieber als in Ruhe und Frieden aufessen. Und doch konnte er es nicht lassen, der Gräfin diese eine Frage zu stellen.
Mit strahlenderem Lächeln denn je beteuerte Antoinette zuckersüß, ihr liebster Gustav habe gewiss nicht richtig verstanden. Hier ginge es um eine geografische Frage! Beispielsweise könne man die Araberpferde nicht in gar so weiter Entfernung halten, etwa da, wo die Pachtgrundstücke lägen. Sonst hätte man natürlich schlichtweg einem oder mehreren Pächtern kündigen, ihnen für die Umstände einen oder zwei Reichstaler in die Hand drücken, die elenden Hütten abreißen, einen neuen Stall bauen und das bisschen Acker zur Pferdeweide umwandeln können.
Schlichtweg abreißen und neu bauen? , dachte Gustav. Und obendrein den Pächtern kündigen? Warum das denn?!
Zu all den vielen Dingen, die seine Frau nicht verstand, gehörten die Preise von diesem und jenem. Ferner: Wenn sie eine oder zwei Pächterfamilien vor die Tür setzte und ins Armenhaus schickte, würde er ja ebenso viele monatliche Pachtzahlungen verlieren!
Da war es immer noch besser, Olsson mit seinen Schweinen zu verjagen.
Aber wie? Der Bauer hatte allem Anschein nach bereits abgelehnt. Stellte sich seine beschränkte Gräfin etwa vor, dass er, Gustav, hingehen und sich ein zweites Nein abholen würde?
In der Tat, wie sich herausstellte.
»Du kannst ja wohl zumindest mit ihm reden? Wo du doch verstehst, was er sagt?!«
Gefolgt vom nächsten »Ach, sei so gut!«.
Dabei verhielt es sich nun mal so, dass Gustav Bielkegren auf gar keinen Fall mehr als irgend nötig mit dem Schweinezüchter Olsson zu schaffen haben wollte. Der hatte es zu etwas gebracht, hatte mittlerweile an die dreihundert Schweine und seinen Landwirtschaftsbetrieb vor einigen Jahren noch um ein Schlachthaus erweitert. Dazu legte er eine Sturköpfigkeit an den Tag, wie es sich im Verkehr zwischen Bauer und Graf so gar nicht ziemte. Doppelt ärgerlich war, dass dieser Olsson auch noch einen wohlgeratenen Sohn besaß, nicht viel jünger als Gustavs Erstgeborener und Stammhalter, aus dem einfach nichts Rechtes werden wollte.
Aber da war ja auch noch die Sache mit dem Hausfrieden. Antoinette würde so lange nicht davon ablassen, ihm mit dem Grundstück des Schweinebauern in den Ohren zu liegen, bis sie ihren Willen bekam.
Also kapitulierte er (zum wievielten Male eigentlich?), um nach Möglichkeit die letzten Bissen auf seinem Teller in Ruhe und Frieden genießen zu können – ehe er sich in seinen Weinkeller mit dazugehörigem Geheimnis runterschlich.
»Nun gut, meine Liebste«, sagte er zu der, die er so gar nicht liebte. »Ich werde an einem der nächsten Tage mit Olsson reden, versprochen. Aber jetzt möchte ich meinen Zander aufessen, bevor er ganz kalt wird.«
Während die Gräfin sich bedankte, blickte die jüngste Tochter Sophia auf. Bis dahin hatte sie in Gedanken versunken dagesessen und nur verstanden, dass die Eltern sich wie üblich um etwas stritten, wenn auch nicht, um was. Jetzt merkte sie, dass das Wortgefecht vorbei war.
»Vater, ich brauche neue Schuhe.«
»Durchaus nicht«, sagte der Vater beim Essen und dachte bei sich: Wenn es nicht das eine ist, ist es das andere. »Du hast nämlich schon vierzig Paar. Mindestens!«
Die Siebzehnjährige verdrehte die Augen.
»Vater, Ihr versteht aber auch rein gar nichts.«
Sophia spielte auf der gleichen Klaviatur wie ihre Mutter. Die zwei waren ein Herz und eine Seele und dem Gedanken, Schwedinnen zu werden, beide gleich abhold, obwohl die eine Landestochter war. Antoinette hielt es für selbstverständlich, dass ihre Tochter neue Schuhe bekam, wenn es sie danach gelüstete. Und das ging so, dass man die Frage eines schönen Tages am Frühstückstisch aufwarf und dann so lange wiederholte, bis der Graf allen Widerstand aufgab. Mutter und Tochter waren ja schließlich zu lebenslänglichem Aufenthalt in diesem Land der Dunkelheit, des Elends und der Kälte verdammt – noch dazu drei ganze Tagesritte von Stockholm entfernt, wo doch immerhin ansatzweise eine gewisse Form von Zivilisation vorherrschte.
Doch dieses eine Mal konnte Antoinette ihrer Tochter nicht mit fliegenden Fahnen zu Hilfe eilen. Dafür stand zu viel auf dem Spiel, was ihre Pferde anging. Gustav hatte ohnehin schon genügend Sorgen. Die Gräfin beschloss, ihren Einfluss auf vermittelnde Art walten zu lassen.
»Vielleicht brauchst du sie diesmal ja nicht aus Paris kommen zu lassen, Sophia? In Växjö haben sie auch einige ganz schmucke. Oder zumindest in der königlichen Hauptstadt.«
Das verfehlte seinen Zweck.
»Wenn Mutter sich noch einen Vollblutaraber aus Paris bestellen kann, kann ich dann nicht mal ein klitzekleines Paar Schühchen von dort bekommen?«
Bei diesen Worten schaute der Graf von seinem Zander auf.
»Wie, du hast noch einen Vollblüter bestellt?«, fragte er die Gräfin.
Gar nicht gut!, dachte Antoinette.
»Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, mein Guter. Jetzt wollen wir uns zu Bett begeben, es wird schon spät.«