Der Graf tut dem Bauern einen Gefallen
Gustav Bielkegren wurde schier übel von der Nachricht, dass der störrische Schweinebauer in den schwedischen Reichstag gewählt worden war (in dem er natürlich selbst einen Sitz hatte).
Woraufhin Olsson den Grafen doch wahrhaftig auch noch aufsuchte, um ihn um einen Gefallen zu bitten!
»Einen Gefallen?«, sagte der verblüfft. »Warum sollte ich mich dazu herablassen, Olsson einen solchen zu erweisen, obgleich Er sich mir unablässig widersetzt? Die Gräfin weint sich Abend für Abend in den Schlaf.«
Der Schweinebauer sagte, er habe keine übergroßen Hoffnungen, dass der Herr Graf zustimmen werde, aber Fragen koste hierzulande ja nichts. Anders als so manches andere.
»Also, um was geht’s?«, blaffte der Graf ihn an.
Nun ja, die Sache sei die, der Sohn des Schweinebauern habe bereits das einundzwanzigste Lebensjahr erreicht, während er selbst allmählich in die Jahre komme. Eines nicht mehr allzu fernen Tages solle der junge Algot als Hoferbe in die Fußstapfen seines Vaters treten.
»Genau wie der Sohn des Herrn Grafen, Mauritz.«
»Für Ihn immer noch Leutnant Bielkegren «, sagte der Graf ungehalten, während ihn bei dem Gedanken schauderte.
»Nun ja«, fuhr Olsson fort. »Algot bleibt allemal Algot, auch vor dem Herrn Grafen. Was ihn angeht, so denke ich mir, es wird Zeit, dass er lernt, auf eigenen Beinen zu stehen, bevor mein letztes Stündlein schlägt. Genau wie Leutnant Bielkegren – was der aber auch für einen rasanten Aufstieg durch die militärischen Ränge hingelegt hat! Natürlich hat König Oskar ihm in dieser Hinsicht einiges voraus, aber sonst wohl kaum einer.«
Graf Bielkegren verstand, worauf der Bauerntölpel anspielte. Kronprinz Oskar war im Alter von dreizehn Jahren Oberstleutnant geworden, mit sechzehn Oberst und genau rechtzeitig zu seinem achtzehnten Geburtstag Generalmajor. Eine herausragende militärische Karriere, die eventuell nicht ausschließlich auf persönlichen Vorzügen beruhte.
»Will Er damit etwa andeuten, mein Sohn hätte seine Position nicht verdient?«, sagte der Graf, während er sich ins Gedächtnis rief, dass es bald Zeit wurde für die jährliche Nachschlagsbestechung des Generals.
»Absolut nicht!«, sagte Sven Olsson in einem Tonfall, der sich nach dem genauen Gegenteil anhörte.
Mehr als jetzt würde sich der Graf wohl bald nur noch über die Gräfin ärgern können.
»Wie wär’s, wenn Er endlich zur Sache kommt?«
Gut wäre das, fand Sven.
Er wollte nämlich um einen Gefallen bitten, und zwar, dass der junge Algot eine der vielen Katen mit dazugehörigem Stück Land vom Grafen pachten durfte. Es waren ja schwere Zeiten, mit den strengen Wintern und allem. Der Junge müsste Tag und Nacht ackern, um auch nur halbwegs über die Runden zu kommen. Eine bessere Lehrzeit, bevor die schwere Arbeit als Schweinebauer und eventuell zukünftiger Reichstagsmann begann, konnte Papa Sven sich nicht vorstellen.
Zukünftiger Reichstagsmann?, dachte Graf Bielkegren. Das Amt war ja wohl verflucht noch eins nicht erblich (wenn man kein Graf war).
Doch das behielt er für sich, weil ihm in dem Moment einfiel, dass eine seiner sechsunddreißig Katen in der Tat nicht verpachtet war. Was daran lag, dass sie auseinanderfiel und es in der Gegend kein einziges Stück Land gab, das steiniger und zur Bewirtschaftung weniger geeignet war. Immerhin konnte der Kartoffelacker sich sehen lassen.
Wenn der Sohn des Bauerntölpels das Grundstück nun gestellt bekam und kläglich daran scheiterte, nicht zuletzt dabei, die Pacht prompt und pünktlich zu bezahlen? Der Gedanke, dass das dem Schweinebauern das Genick brechen würde, schien vielleicht etwas gewagt, aber wer wusste das schon. Das Mindeste wäre immerhin, dass Olsson – genau wie Gustav – erleben würde, wie es sich anfühlte, einen nichtsnutzigen Nachkommen zu haben.
»Kråketorp steht leer«, sagte er. »Dann muss Er aber eigenhändig das Loch im Dach flicken, und ich verlange die Pacht an jedem Monatsletzten bar auf die Hand.«
Wobei er eine höhere Pacht als bei allen anderen veranschlagte.
»Besten Dank!«, sagte Schweinezüchter Olsson.