Die französische Maschine
Mauritz Bielkegren stellte ein Problem dar. Eventuell ein ernsthaftes, wenn auch nicht ganz so dringliches wie das Durcheinander in der Druckerei. Der Chef-Schwarzbrenner Algot war bemüht, Ordnung in die Einzelteile zu bringen, wobei ihm der Engländer zur Hand ging.
Außerdem verstand Frank Miles als Erster, dass die Produktionskette eine Dampfmaschine verlangte. Und eine solche gehörte nicht zum Lieferumfang.
Bisher wurde Helmuts Druckerei mit Hand betrieben; nun erkannte sogar er auf diesem Gebiet Entwicklungschancen.
»Wasser können wir vom Bach da drüben beziehen. Aber Dampfmaschinen kosten ja Geld, das wir nicht haben. Jedenfalls nicht in ausreichender Menge.«
Frank Miles erbot sich, mit den restlichen Branntweinflaschen zu den Gleisbauern aufzubrechen. Das müsse doch wohl ein paar Reichstaler in die Kasse spülen?
»Seid Ihr sicher, dass Ihr das hinbekommt, ohne Gleisbauerschlägereien auszulösen?«, sagte Anna Stina.
»Nein«, sagte Frank Miles.
»Und ohne dass Ihr auf dem Transport alles wegsauft und am Ende nur noch leere Flaschen zu verkaufen habt?«
»Es wird wohl das Beste sein, ich bleibe hier.«
***
Helmut zerbrach sich den Kopf. Und zwar gründlich.
Ein Destillierapparat von der Größe wie derjenige von Algot tat im Prinzip keiner Fliege etwas zuleide. Einen fünf- bis zehnmal so großen könnten sie im Gefahrenfall gar nicht so leicht verstecken, auch wenn es noch machbar gewesen wäre.
Aber jetzt saßen sie auf einer ganzen Fabrik! Die zu allem Überfluss eine Dampfmaschine verlangte.
Passte die Druckerpresse nach der Montage überhaupt noch in den Raum? Und wie viele Leute wurden für die Produktion benötigt?
»Jetzt könnten wir deine erfundene Medizin gegen finstere Gedanken gut gebrauchen«, sagte Helmut.
Darauf gab Algot zu, dass er in den letzten knapp vierundzwanzig Stunden an kaum etwas anderes als an zweierlei hatte denken können: Zum einen an Anna Stina. Und zum anderen daran, die erfundene Medizin tatsächlich zusammenzubrauen.
»Wirklich wahr, Algot?«, fragte Helmut.
»Herr Otterdahl, wenn ich bitten darf. Apotheker Algot H. Otterdahl.«
Ja, wirklich wahr. Er wollte einen Versuch wagen.
***
Helmut brauchte einen neuen Termin beim Oberbefehlshaber Ihrer Majestät in der Bezirksverwaltung in Växjö. Dort lag bereits ein Antrag auf Genehmigung vor, qualitativ hochwertigen Wodka aus dem weltberühmten Wodkaland Bayern importieren zu dürfen. Einerseits wäre es höchste Zeit, dass sie endlich den Antrag bewilligt bekamen, damit der Wasserburg Wodka im Schutze des Gesetzes die Wirtshäuser erobern konnte.
Andererseits:
Wenn man bedachte, wie überdimensioniert die französische Branntweinfertigungsanlage war, würde sie sich niemals samt dazugehöriger Dampfmaschine und allem Drum und Dran verstecken lassen. Daher musste die Firma Otterdahl & Zimmermann ausgewiesener Spirituosenfabrikant werden. Und dazu brauchte es eine ganz neue Genehmigung.
Algot seinerseits wollte sich in der Landesbibliothek in Växjö, einen Steinwurf von der Bezirksverwaltung entfernt, medizinisch schlaumachen.
»Am besten, wir fahren unverzüglich in die Stadt«, schlug Helmut vor. »Das Mindeste, was mir ein unangemeldeter Termin in der Bezirksverwaltung einbringen kann, wird ja wohl ein angemeldeter Termin irgendwann später sein.«
»Nicht heute«, sagte Algot. »Morgen früh!«
Denn er musste vor seiner ersten Nacht in einem Bett mit Anna Stina noch sich und seine Unterwäsche waschen und trocknen und sich die Zähne tüchtig rubbeln.
Der Druckermeister fand, dass sein Kompagnon die richtigen Prioritäten setzte.