Tod eines Apothekers

Jetzt waren König und Graf bei den vier letzten Gästen angelangt. Nachdem Majestät auch mit diesen ein paar Worte gewechselt hatte, konnte das Souper endlich beginnen.

»Dies ist Herr Apotheker Algot H. Otterdahl, Euer Majestät. Und an seiner Seite die junge Frau Otterdahl.«

»Ah!«, sagte der König hocherfreut. »Ihr seid also der Kopf hinter der Wundermedizin, die ich unlängst verkostet habe?«

Algot legte sich eine verwunderte Miene zu:

»Ich verstehe nicht recht. Mein Name ist Algot Olsson, Sohn des verstorbenen Schweinezüchters Sven Olsson, einstiger Nachbar des Grafen Bielkegren.«

»Schweinezüchter?«, sagte der König verblüfft.

Parlierte er da etwa mit einem Schweinezüchter?

»Nein, nicht ich. Sondern mein Vater. Ich bin Pächter. Oder war einer, bevor der Graf mich auf die Straße gesetzt hat, weil ich unverheiratet war.«

»Pächter?«, sagte der König.

Parlierte er da etwa mit einem Pächter?

»Oder ein Pächtertölpel, wie der Graf zu sagen pflegt«, legte Algot nach.

Es sah ganz danach aus, als wollte Gustav Bielkegren ihn erwürgen, doch dem waren ja nun die Hände gebunden.

»Wie wäre es, wenn Olsson eine seiner Flaschen hervorholte und sie Seiner Majestät überreichte, statt … ja, statt dem hier?«

»Flaschen?«, sagte Algot.

Anna Stina war ja so stolz auf ihn und wollte ihm beispringen.

»Und ich heiße Anna Stina. Es ist mir eine Ehre, Euer Majestät treffen zu dürfen. Ich bin mit dem Sohn des Schweinezüchters verheiratet, also mit Algot. Oder … nun ja, richtig verheiratet sind wir nicht, aber wir leben wie verheiratete Leute zusammen, wenn Euer Majestät verstehen, was ich meine? In den Federn und so.«

Der König brachte kein Wort heraus.

»Und ich bin Maja, Euer Majestät. Mein Ehemann hat im Sägewerk des Grafen gearbeitet, bis er dabei ums Leben gekommen ist. Da bin ich natürlich im Armenhaus gelandet, und danach in einem Keller, wo ich – gegen meinen Willen, muss ich sagen – dem Grafen, dem Amtmann und noch ein paar anderen gegen Bezahlung zu Diensten war.«

»Gegen Bezahlung?«, staunte der König.

»Freudenmädchen«, verdeutlichte Maja. »Aber die Einzige, die sich richtig freute, war die Uhrmacherwitwe, denn sie hat das ganze Geld eingesackt. Und vielleicht noch der Graf, denn der ist immer wiedergekommen.«

»Hättet Ihr wohl die Güte, mich von hier fortzugeleiten, Graf Bielkegren?«, sagte König Oskar. »Falls Ihr nicht auch ein anderer seid als der, für den Ihr Euch ausgebt? Dies hier ist das Schlimmste, was ich je miterleben musste!«

***

Kurz nach der Begegnung mit König Oskar wurde das Quartett vom obersten Notar des Schlosses bis zu ihrem Gefährt expediert. Als Galasouper-Gäste waren sie nun unerwünscht. Dabei hatte Maja sich so auf die Hechtpastete als Vorspeise gefreut! Sie erkundigte sich beim Notar, ob sie nicht eine Portion mit heimnehmen könne.

Ein verächtliches Schnauben war die einzige Antwort.

»Habe ich das als Nein zu verstehen?«, hakte Maja nach, worauf sie nicht einmal ein erneutes Schnauben als Antwort erhielt.

Helmut kam als Einziger nie dazu, mit seinem König zu plaudern, aber das machte ihm nichts aus.

»Das war erfrischend«, sagte er, als sie Kronogården hinter sich ließen. »Zwar nicht ganz klar, wozu es gut sein könnte, aber absolut erfrischend!«

Algot sagte, er habe schnell gedacht, vielleicht ein wenig zu schnell.

»In der Eile ist mir eingefallen, wie sich der trottelige Mauritz bei uns in der Küche verplappert hat: Nämlich dass ihnen ihr eigener Wald nicht mehr gehört. Und dann habe ich an die fünfzigtausend Reichstaler gedacht, die wir ihnen geliehen haben und die sie jetzt gerade verprassen. Dass die Bielkegrens uns seit Kurzem nicht mehr am Wickel haben, dazu ist ja alles gesagt. Aber dafür haben wir sie jetzt am Wickel. Was … ja, was ist, wenn ihnen das Geld ausgeht?«

Die anderen nickten.

Helmut dämpfte indes ihre Erwartungen, dass sie die Bielkegrens in die Zahlungsunfähigkeit treiben könnten.

»Der Oberbefehlshaber war da, und der König ist nun mal König … natürlich wird der Graf die Genehmigung zum Schnapsbrennen bekommen, die uns standhaft verweigert wurde. Wenn man bedenkt, wie viel landauf, landab gesoffen wird, erledigt sich eine eventuelle Insolvenz der gräflichen Familie wohl bald von selbst.«

Anna Stina pflichtete ihm bei:

»Es würde ja schon völlig reichen, wenn nur der Engländer ihre Dienste in Anspruch nimmt.«