Angespannte Atmosphäre
Die Atmosphäre am Frühstückstisch im Spiegelsaal war … angespannt trifft es wohl am ehesten.
Vor zweiundzwanzig Stunden hatten König Oskar und Königin Josephine mit ihrem Hofstaat Kronogården verlassen – auf Nimmerwiedersehen.
Vor sechzehn Stunden war Mauritz wieder einigermaßen nüchtern gewesen, um seinen Vater aufzusuchen und um Entschuldigung zu bitten. Worauf er zur Antwort einen Rucksack mit Reichstalern an den Kopf bekommen hatte.
Vor zwölf Stunden hatten sich Antoinette, Sophia und Gérard im Schutz der abendlichen Dunkelheit wieder heimlich im Hain hinter dem ehemaligen Schlachthaus getroffen. Nach dem Informationsaustausch waren dramatische Beschlüsse hinsichtlich ihres nächsten Schrittes gefasst worden.
Gustav, der noch ein paar Fläschchen Wundermedizin übrig hatte, fühlte sich bei Tisch stark. Nachdem er von der Omelette gekostet hatte, klopfte er mit dem Messer an sein Glas:
»Liebe Gattin, liebe Tochter und … Mauritz.«
Damit war ihm die allgemeine Aufmerksamkeit gewiss.
»Kronogården ist in einem vorübergehenden Niedergang begriffen. Das Sägewerk ist abgebrannt, und die Branntweinbrennerei … nun ja, ihr habt gehört, was der König gesagt hat. All das ist Mauritz’ Schuld, doch nun müssen wir fest zusammenhalten und uns als Familie gemeinsam da durchbeißen.«
Der Graf hatte sich vorgestellt, dass er in seinen weiteren Ausführungen allen die Notwendigkeit von Sparmaßnahmen vor Augen hielt. Doch so weit kam er nicht.
»Das Freudenmädchen eingeschlossen?«, erkundigte sich die Gräfin.
Der Graf verstummte. Mauritz schämte sich.
»Auch dafür bitte ich Euch um Verzeihung, Vater. Ich hätte nicht erzählen sollen …«
»Was ist ein Freudenmädchen?«, fragte Sophia zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen.
Gustav Bielkegren war über das soeben geäußerte Geständnis seines Sohnes fassungslos – dass er im Beisein seiner Mutter von dieser Wie-hieß-sie-doch-gleich geschwafelt hatte! War so viel Dummheit überhaupt erlaubt?!
Ihm fehlten die Worte. Also schwieg er. Stand auf und verließ stumm den Saal.
»Jemand noch Omelette?«, fragte die Gräfin.