28. KAPITEL
Willow
Ich wachte auf, weil mir strahlend helle Frühlingssonne auf das Gesicht schien. Ich lag wie immer in die Decke gewickelt auf dem Boden, aber ich hatte ohne nächtliche Angstanfälle durchgeschlafen. Insgesamt hatte ich in den letzten Wochen besser geschlafen. Noch nicht in meinem Bett, aber ich war auf dem Weg dahin. Ich hatte Hoffnung.
Mein Telefon summte, als eine Nachricht von »Dane« kam. Lächelnd kuschelte ich mich mit dem Telefon in die Decke und sperrte den Rest der Welt aus.
Muss die Probe ändern , schrieb er. Akt 4, statt 3.3
Übersetzung: Ich bin spät dran, wir sehen uns um vier statt um drei Uhr dreißig.
Meine Daumen flogen. Klingt gut.
A2 , schrieb er.
Ein angenehmer Schauder überlief mich, und ich biss mir lächelnd auf die Lippen.
S2 , antwortete ich und packte das Telefon weg.
Ich duschte, zog ein hübsches blassrosa Sommerkleid an, das mir bis kurz übers Knie ging, und lief runter zum Frühstück. Meine Mutter saß an der Küchentheke und blätterte in einer Zeitschrift. Es war erst Viertel nach sieben, aber Dad war schon seit Stunden bei der Arbeit. Die Wilkinsons erwarteten viel von ihm, oder vielleicht ging er auch meiner Mutter aus dem Weg. Ich konnte es ihm nicht verübeln.
»Du bist früh auf«, sagte ich.
»Wellnesstermin in Braxton um acht.« Sie ließ ihre Zeitschrift sinken, als ich meinen Fahrradhelm auf die Arbeitsplatte legte und mir ein Glas aus dem Schrank holte.
»Wirklich, Willow, dieser Helm sieht so albern aus. Vor allem, wenn du in einem Kleid Fahrrad fährst. Wir können dir ein Auto kaufen. Wir können uns ein Auto leisten
»Ich will kein Auto.«
»Nächsten Dezember wirst du das nicht mehr sagen«, sagte sie. »Du weißt, wie schrecklich der Winter hier ist.«
Ich verdrehte die Augen. Klar. Und der Winter in New York ist total super.
»Wir haben hundertmal darüber gesprochen, Mom. Ich liebe das Fahrrad. Es ist nicht weit ins Zentrum und zur Schule, und du musst dir keine Gedanken darüber machen, wer mich abholt oder bringt.«
Nicht, dass du das vorher getan hättest.
Für mich war das Fahrrad eine Notwendigkeit. Die Tage, an denen ich Angie als Taxiservice ausgenutzt hatte oder sie gebeten hatte, mich zu decken, waren vorbei. Ich mochte sie viel zu sehr, um zu riskieren, dass sie Ärger bekam. Und als mein Körper langsam weiter auftaute und sich erholte, brachte es mich meiner Vorstellung von »normal« näher, draußen in der Sonne zu sein und mich zu bewegen.
Über den Winter mache ich mir später Gedanken.
Meine Mutter legte die Zeitschrift beiseite und ging die Post durch, die auf der Arbeitsplatte lag. »Ich hätte es wissen müssen«, sagte sie mit einem Umschlag in der Hand.
»Was ist?«, fragte ich und schenkte mir Saft ein.
»Die Party für Wexx, die nächste Woche in Indianapolis stattfinden sollte, ist abgesagt. Es gibt einen neuen Termin dieses Wochenende, und zwar in Manhattan.«
Ich erstarrte mit dem Glas an den Lippen. »Abgesagt?«
Die einzige dunkle Wolke, die mein Glück in den letzten Wochen überschattet hatte, war die Wexx-Party gewesen, und die Tatsache, dass Xavier Wilkinson da sein würde.
Meine Mutter seufzte. »Es würde mich nicht wundern, wenn die Hälfte der Gäste abgesagt hat und Wexx gezwungen war umzudisponieren.«
Normalerweise ging es mir total gegen den Strich, wenn meine Mutter ihre Vorurteile über den Mittleren Westen von sich gab, aber heute hörte ich sie kaum.
»Die Wilkinsons kommen also nicht her?«, fragte ich und setzte vorsichtig das Glas ab.
»Willow, hörst du nicht zu? Warum sollten sie kommen, wenn die Party jetzt woanders stattfindet? Und zwar in Manhattan. Wir sind natürlich alle eingeladen …«
»Ich kann nicht. Ich habe zu viel für die Schule zu tun, und die Premiere rückt näher. Fahrt ihr! Ich wünsche euch eine schöne Zeit.«
»Okay«, sagte Mom und zog das Wort in die Länge. »Du bist so furchtbar nett. Fast wie früher.«
Ich zuckte mit den Achseln.
»Wirklich … wenn ich mich richtig erinnere, warst du das letzte Mal … letzten Sommer so. Etwa um deinen Geburtstag herum.« Sie runzelte die Stirn und dachte nach. »Willow.«
»Ja?«
Ihre zarten Augenbrauen trafen sich, ihre manikürten Finger trommelten auf der Küchentheke wie immer, wenn ihr ein unangenehmer Gedanke kam.
Ich hielt den Atem an. Fast konnte ich zusehen, wie sie endlich die Ereignisse von letztem Sommer zusammensetzte. Dass ich Xavier bei der Wexx-Party zum Vierten Juli kennengelernt hatte. Dass ich ihr erzählt hatte, wie gut wir uns verstanden. Wie froh sie gewesen war, weil er »der richtige Typ Mann« für mich sei. Sie wusste natürlich nichts von der Geburtstagsparty, die ich mir selbst ein paar Wochen später gegeben hatte, aber sie wusste, dass ich danach nicht mehr von Xavier gesprochen hatte. Es war alles da.
»Willow«, sagte sie, und ihre Stimme zitterte leicht. »Du verstehst doch, dass die Wilkinsons sehr wichtig für uns sind? Dein Vater ist ein loyaler Angestellter bei Wexx, und trotz der Versetzung hierher waren sie gut zu uns.«
Mein Mund wurde trocken, und ich konnte nur nicken.
»Willst du mir … vor diesem Hintergrund irgendetwas sagen?«
Es tat weh, die Worte ächzend aus ihrem Mund kommen zu hören. Was sollte ich damit anfangen? Ihr die Wahrheit sagen und ihr ganzes Leben einstürzen lassen? Wegen einer Anschuldigung, für die es keine Beweise gab, nicht einmal meine eigene Erinnerung?
Man konnte nichts tun, vor allem da Xavier in nächster Zeit nicht in die Nähe meines neuen Bundesstaates kommen würde. Ich hatte mit Isaac ein kleines Stück Glück. Das würde ich nicht loslassen.
»Nein, Mom«, sagte ich und gab ihr noch schnell einen Kuss auf den Kopf. »Ich muss los, sonst komm ich zu spät zur Schule.«
Sie klopfte mit einem genervten Seufzer auf ihr Haar, wo ich sie geküsst hatte. Aber ihre Finger hatten aufgehört zu trommeln. »Hab einen schönen Tag. Und komm nicht zu spät von der Probe zurück. Mein Gott, du scheinst in diesem Theater zu wohnen.«
»Die Premiere ist in zwei Wochen«, sagte ich. »Diese Woche haben wir Beleuchtungsprobe und ganze Durchläufe, und nächste Woche Kostümprobe …«
Aber sie las schon wieder in ihrer Zeitschrift.
Nach der Schule fuhr ich mit dem Fahrrad in Harmony herum, während ich darauf wartete, dass Isaac mit der Arbeit fertig war. Zuerst fuhr ich zu den Cottages. Es war eine Ecke des Dreiecks aus meinen Lieblingsorten: die Cottages, das HCT und das Heckenlabyrinth.
Alles, was ich mir wünschen konnte in einem Radius von vier Kilometern.
Ich blieb vor einem der Cottages stehen. Ein süßes, kleines blaues mit weißen Zierleisten. Im Vorgarten stand ein Schild Zu verkaufen , das so alt und verblasst aussah wie das Haus selbst. Der Immobilienmarkt in der Gegend war nicht toll, aber ich war froh, dass das Haus noch nicht verkauft war.
Eines Tages , dachte ich.
Ich fuhr zurück in die Stadt und ging in die Buchhandlung, um für Benny einen Comic zu kaufen. Isaac hatte erwähnt, dass er sich in der Schule gemacht hatte. Ich hatte ihn noch nicht kennengelernt, aber Isaac redete viel über ihn, und voller Wärme. Ich fand, dass Benny eine Belohnung verdiente. Nicht nur für seine schulischen Leistungen, sondern auch, weil er so wichtig für meinen Freund war.
Freund?
Das Wort hatte sich reingeschlichen und ließ mein Herz erschaudern. Und obwohl es wahrscheinlich dumm war, bewahrte ich es dort.
Ein paar Minuten nach vier fuhr ich zum Heckenlabyrinth und lehnte mein Fahrrad an das Informationsschild davor. Isaacs blauer Dodge parkte schon am Ende des Parkplatzes. Die Sonne schien hell und warm, und die Luft verdichtete sich zu sommerlicher Feuchtigkeit. Ich hielt mir die Hand über die Augen, um sie vor dem grellen Licht zu schützen. Hinter dem Labyrinth war eine Wiese mit hohem Gras und Bäumen. Wir hatten uns ein paar Mal dort versteckt, wenn andere Leute durch das Labyrinth liefen.
Inzwischen kannte ich den Weg durch die Hecken und entdeckte Isaac in der Windmühle, das Skript auf dem Schoß und einen Stift in der Hand. Das Ende des Stiftes war übel zugerichtet – er kaute darauf herum, um nicht zu rauchen, wenn wir zusammen waren.
Ich blieb stehen und betrachtete ihn einen Moment. Mein Blick nahm ihn auf, mein Körper registrierte jedes Detail. Die langen Beine in den Jeans, das schwarze T-Shirt, das die breiten Flächen seiner Brust betonte. Die Wölbung seines Bizeps und die gebräunten Unterarme – einer mit dem Tattoo Ich schmacht’, ich brenn’, ich sterbe .
Er hatte mir erzählt, dass es aus Der Widerspenstigen Zähmung sei und dass er es gewählt hatte, weil es sich wie sein Leben anfühlte. Brennendes Talent, endlose Sehnsucht nach einem besseren Leben und die Angst, es niemals zu erreichen.
Er wird es schaffen. Aber im Moment gehört er mir.
Isaacs Gesicht war kantig und ernst über dem Skript. Aber ich kannte den Mann hinter der ausdruckslosen Miene. Er war brillant und poetisch und beschützte mich. Er war durch seine Erfahrungen härter geworden, aber sie hatten ihn nicht gebrochen. Er zeigte seine weiche Seite niemandem außer mir.
Er sah auf. Ein schiefes Lächeln erschien auf seinen Lippen. »Hey.«
»Hi.« Eine Sehnsucht regte sich tief in mir. Sie war erst seit ein paar Wochen da. Unter Isaacs Händen erwachte mein Körper aus der eisigen Starre, obwohl er nie mehr getan hatte, als mich über der Kleidung zu berühren, wenn wir uns küssten.
Vielleicht war es, weil er nicht mehr getan hatte. Er hatte mich nie gedrängt, weder durch Worte noch körperlich. Er küsste mich, und seine Küsse waren perfekt. Er berührte mich sanft, bis mein Körper seine Hände und die der Schattenerscheinung X auseinanderhalten konnte.
Jetzt wollte ich mehr.
Isaac stand auf und durchmaß die Entfernung zwischen uns. Er war fast eins neunzig und überragte mich, und ich liebte es, wie beschützt ich mich neben ihm fühlte.
»Ich habe etwas für Benny mitgebracht«, sagte ich, und mein Herz pochte. »Als Belohnung für den guten Test.« Ich zeigte ihm den Comic. »Angie sagt, Luke Cage ist ein echt krasser Typ.«
»Benny sagt das auch«, sagte Isaac. »Ich bringe ihm den morgen früh.«
»Wie geht es deinem Dad?« Es war Montag, also war Isaac gestern zum Trailer gefahren, um seinem Vater Geld für die Woche zu geben.
Isaacs Blick verdüsterte sich. »Nicht gut«, sagte er. »Ich glaube, er trinkt mehr. Ich habe versucht, mit ihm über eine Entzugsklinik zu reden, aber er will nicht. Ich würde ihm gern etwas Netteres bieten, aber das kann ich mir nicht leisten. Noch nicht.«
»Das wirst du noch«, sagte ich.
Er beugte sich vor, um mich sanft zu küssen, aber ich vertiefte den Kuss sofort, zog ihn an mich und erforschte seinen Mund, bis wir beide kaum noch Luft bekamen.
»Okay, lass uns arbeiten«, sagte ich abrupt und stellte meine Tasche auf den Boden. Isaac lächelte mich verblüfft an, während ich über dem schweren, warmen Verlangen zwischen meinen Beinen schwebte.
Ich will ihn.
Diese Tatsache schockierte mich, knisterte in jedem Teil meines Körpers wie elektrischer Strom. Ich schüttelte meine zitternden Hände aus.
»Ich bin wirklich nervös wegen der Premiere. Ich würde gern an meinem letzten Monolog in Akt drei arbeiten.«
»Okay«, sagte Isaac. »Was auch immer du willst. Aber nach einem solchen Kuss ist meine Konzentration etwas ruiniert.«
Ein hohes Lachen brach aus mir hervor. »Ich gehe durch das Labyrinth.«
»Mach das.«
Ich ging zum Anfang des Heckenlabyrinths und nahm einen tiefen, beruhigenden Atemzug. Ich versuchte, die fremdartigen Gefühle zu ignorieren, die unter meiner Haut an mir zerrten, aber sie waren eine magnetische Kraft, die nur zu Isaac wollte.
Ich musste mich in Ophelia hineinversetzen, in einem konkreten Moment im Stück: dem Anfang ihrer Abwärtsspirale in die psychische Krankheit und den Schmerz. Dabei stand ich selbst gerade am Anfang von etwas Gutem und Echtem.
»O welch ein edler Geist ist hier zerstört!
Des Hofmanns Auge, des Gelehrten Zunge,
des Kriegers Arm …«
Ich rezitierte den Text, während ich durch die frühlingsgrünen Gänge schritt, die vor Leben summten. Inzwischen kannte ich den Weg perfekt. Und auch der Text kam automatisch; ich musste nicht mehr darüber nachdenken. Er war da wie ein Liedtext, dem ich meine eigene kleine Melodie hinzufügte.
Ich trat aus dem Labyrinth auf die kleine Lichtung in der Mitte. Isaac wartete auf der Bank. Mein grübelnder Däne. Dunkel und gefährlich für die ganze Welt außer mich.
»Misstönend wie verstimmte Glocken jetzt,
dies hohe Bild …«
Mein Blick wanderte über das hohe Bild. Schlanke Muskeln unter glatter Haut. Kraft unter Sanftheit. Stärke unter seiner zärtlichen Berührung. Ich konnte seiner magnetischen Anziehung nicht mehr entrinnen. Ich musste seine Hände auf mir spüren.
Er schwieg, als ich mich zwischen seine Knie stellte. Seine Hände glitten über meine Hüften. Meine Brüste waren auf Höhe seines Kinns, meine Brustwarzen wurden hart, als sein Atem darüberfuhr. Ich strich mit den Fingern durch das Haar an seinen Schläfen und fiel in seine dunklen geweiteten Augen, das Graugrün stürmisch vor Verlangen.
»Die Züge blühnder Jugend  …« Ich schmeckte die nächsten Worte mit Zähnen und Zunge. »… durch Überschwang zerrüttet.«
»Willow«, sagte er, seine Hände fuhren seitlich an mir hinauf, seine Daumen strichen über meine Brüste, und ich stieß einen leisen Laut aus.
»Weh mir« , flüsterte ich an seinen Lippen. »Wehe  …«
Unsere Lippen berührten sich erst sanft, dann pressten sie sich aufeinander.
Dieses Mal war es anders. Er schmeckte anders und fühlte sich anders an unter meinen Händen, die über sein Haar und die starken Muskeln seines Rückens hinunter strichen. Wir atmeten rau durch die Nase, als wir uns küssten, und selbst die Luft roch anders, als jeder Atemzug in das warme, schwere Verlangen zwischen meinen Beinen strömte.
Durch die Wimpern sah ich, wie Isaac die Stirn runzelte, sein Gesicht war angespannt vor Zurückhaltung. Mit einer Hand glitt er an meinem Bauch hoch und umfasste eine Brust. Ich stöhnte und lehnte mich in die Berührung, erschrocken, wie gut und richtig sie sich anfühlte. Wir küssten uns und klammerten uns aneinander, unser Verlangen wuchs, bis seine Hand zwischen meine Beine glitt. Die winzigste Berührung dort, und ich fuhr zusammen.
Isaac unterbrach den Kuss. »Es tut mir leid.«
»Nein, es ist okay«, sagte ich und atmete schwer. »Es ist nur … neu. Ich will nicht aufhören. Nicht ganz.«
»Wir müssen nichts überstürzen. Gar nichts, Willow.«
»Ich will es nicht ruhig angehen lassen«, sagte ich. Die Worte verhedderten sich in mir, weil es plötzlich peinlich und komisch war, ihm zu sagen, was ich wollte. »Ich will nicht alles gleich, aber ich will … ich meine, ich muss …«
»Du willst kommen.«
Die Hitze stieg mir ins Gesicht, als die schamlosen Worte ausgesprochen waren.
»Ja«, flüsterte ich. Dann noch einmal, lauter. »Ja. Berühr mich, Isaac.«
Er legte den Mund in einem leidenschaftlichen Kuss auf meinen, seine Zunge drang fordernd und tief in mich ein. Seine Hände fuhren über meine Brüste und meine Taille, glitten tiefer und umfassten meinen Hintern, dann die Rückseite meiner Oberschenkel. Ich sagte Ja zu allem und stöhnte leise, als er mich auf seinen Schoß zog und ich rittlings auf seinen Beinen saß. Ich glitt mit den Händen unter sein T-Shirt, während er meinen Hals küsste.
Meine Hände konnten nicht genug von ihm bekommen. Harte Muskeln und warme Haut und ein paar wenige Haare auf seiner Brust. Er ließ mich ihn ertasten, während das Verlangen in mir brannte wie eine helle Flamme.
Meine Hüften bewegten sich, und seine Hände glitten meine Oberschenkel hinauf, sein Gesicht war angespannt. Er packte meine Hüften, als ich mich an dem groben Stoff seiner Jeans rieb, seine harte Hitze drängte von innen gegen den Reißverschluss.
Eine tiefe Lust breitete sich in meinem Bauch aus. All meine Sinne konzentrierten sich auf die Stelle, wo wir uns berührten. Ich setzte mich auf, rieb mich schamlos an ihm, genoss mein reines Verlangen, und es war absolut in Ordnung. Ich war sicher bei Isaac. Er war kein schemenhaftes Monster. Er war hier, und er war aus Fleisch und Blut. Er sah mir in die Augen, seine Worte lockten mich.
»Komm …«
»Oh Gott«, flüsterte ich flehend.
»Es ist okay«, sagte er durch die zusammengebissenen Zähne. »Ich will, dass du kommst.«
»Isaac …«
»Ich halte dich … Komm für mich.«
»Ich brauche … mehr.«
Ich nahm seine Hand von meiner Hüfte und schob sie unter das Kleid zwischen meine Beine. Ich stöhnte in seinen Mund, als seine Finger meinen Slip berührten. Meine Lust wuchs und dehnte sich aus, als er mich zärtlich an genau der richtigen Stelle streichelte.
»Gott, Baby.« Sein Atem war heiß an meinem Ohr. »Du bist so feucht.«
Die Worte gaben mir den letzten Stoß. Mein Körper wollte es. Ich wollte es. Der Druck, der sich zwischen meinen Beinen aufgebaut hatte, wurde auf einmal freigesetzt, und eine erschreckend mächtige Welle heißer Lust durchfuhr mich. Mein ganzer Körper spannte sich an. Der Atem stockte mir in den Lungen, dann stieß ich ihn aus, als die Ekstase mich ungehindert von Scham oder Reue durchflutete.
»Oh, mein Gott«, hauchte ich und ließ mich gegen seine Schulter sinken. »Wow, Isaac …«
»Komm her.« Er zog mich an sich, und ich schmiegte mich an ihn.
»Ich kann nicht glauben, dass ich das getan habe«, sagte ich und hob den Kopf. »Was ist mit dir? Mist, du musst denken, dass ich …«
»Ich denke gar nichts«, sagte er. »Ich wollte es für dich. Du hast so wunderschön ausgesehen …«
»Oh Gott«, sagte ich und vergrub mein Gesicht an seiner Schulter. »Ich kann es immer noch nicht glauben.«
»Glaub es, Baby«, sagte er und lachte in meinem Haar. »Du bist so verdammt sexy.«
»Vor sechs Monaten konnte ich mich nicht im Spiegel ansehen. Und jetzt …«
Er umfasste mein Gesicht mit beiden Händen. »Vor sechs Monaten ging es mir hundsmiserabel. Und dann bist du aufgetaucht. Wenn ich bei dir bin, empfinde ich nicht das Bedürfnis, woanders oder jemand anders zu sein. Ich halte es in meiner Haut aus, ohne dass es so furchtbar wehtut. Das ist ein Geschenk, Willow. Das ich dir nie zurückgeben kann.« Er fuhr mit dem Daumen über meine Unterlippe. »Also sieh mich nicht an, als würdest du mir etwas schulden. Das tust du nämlich nicht.«
Ich presste die Kiefer zusammen und schniefte. »Ich heule gleich wegen meines ersten Orgasmus«, sagte ich. »Aber willst du nicht … wie lange wirst du zufrieden sein, wenn du nur …?«
»Ich will nicht mit dir schlafen«, sagte er.
Ich verschränkte die Arme.
»Ich meine, ich will« , sagte er und lachte. »Gott, natürlich will ich. Aber du bist erst siebzehn.«
»Und?«, fragte ich, und mein Tonfall war eingeschnappt, auch wenn Erleichterung sich in meiner Brust niederließ und meine elektrisierten Nerven beruhigte.
»Wir sollten warten, bis du achtzehn bist. Oder so lange es eben dauert, bis du bereit bist, aber mindestens bis achtzehn.«
»Das Alter ist nicht wichtig.«
»Klar. Sag das einem wütenden Vater.«
»Ächz. Erinnere mich nicht daran.« Ich fuhr mit den Fingern an seinem Kinn entlang. »Es wird dich nicht frustrieren zu warten?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe das Gefühl, mein ganzes Leben auf dich gewartet zu haben, Willow. Ich kann auch noch ein bisschen länger warten.«
Tränen füllten meine Augen, und ich schlug ihn gegen die Schulter. »Das machst du doch mit Absicht.«
Er küsste mich sanft. »Zweifle nicht.«
Ich schüttelte den Kopf. »Niemals.«