Epilog

Der Freitag vor Weihnachten war warm und sonnig. Im Großteil des Landes mochte es schneien, doch an der Küste Südkaliforniens würde es nie weiße Weihnachten geben, und genau so gefiel es den Einheimischen.

Gabby betrachtete die große grüne Schleife, die Kenzie um Boomers Hals gebunden hatte. Schätzungsweise würde es maximal fünf Sekunden dauern, bis der Hund einen Weg gefunden hatte, sich ihrer zu entledigen. Jasmine, die spürte, dass etwas in der Luft lag, hatte sich unter dem Bett im elterlichen Schlafzimmer verkrochen.

»Beeilt euch!«, rief Andrew. »Ich brauche Fotos von meinen Mädchen.«

Die Zwillinge trugen karierte Kleider für die Party. Makayla hatte sich ein schlichtes schwarzes Kleid angezogen, um ihren Zustand zu verbergen. Aber ihre Schwangerschaft war inzwischen so weit fortgeschritten, dass das beinahe unmöglich war. Zur Feier des Tages hatte sie sich eine kleine Krone mit rotem und grünem Glitzer aufgesetzt, an der Bänder befestigt waren, die ihr über den Rücken fielen.

Gabby trug einen festlichen dünnen Pullover und eine schwarze, schmal geschnittene Hose. Sie hatte es geschafft, auch noch die restlichen Kilos zu verlieren. Auf gesunde Ernährung für Makayla zu achten, hatte ihr dabei ebenso geholfen wie die beiden Killer-Stunden, die sie jede Woche in Nicoles Studio absolvierte.

Andrew machte ein paar Fotos, dann klingelte es, und alle stürmten auseinander. Die Masons trafen als Erste ein. Jill und Carson umarmten alle. Das junge Paar aus Maine war im echten Leben noch viel besser als auf dem Papier. Das erste Treffen im Oktober war so gut gelaufen, dass es danach noch zwei weitere gegeben hatte. Über die Feiertage wollten sie etwas Zeit mit Makayla verbringen, deshalb waren sie vor drei Tagen eingeflogen. Am nächsten Morgen würden sie wieder abreisen. Jill hatte vor, in der Woche des errechneten Geburtstermins zurückzukommen und zu bleiben, bis der kleine Michael auf der Welt war.

Makayla hatte nicht ein einziges Mal in ihrer Entscheidung gewankt, das Baby wegzugeben. Im Gegenteil: Die Masons kennenzulernen, hatte sie in ihrem Entschluss bestärkt. Sie machte sich gut mit ihren Schulaufgaben und hatte bereits begonnen, die Homepages verschiedener Colleges anzusehen. Das, was eine Katastrophe hätte werden können, hatte sich als großer Segen für alle erwiesen.

Andrew holte die Getränke, während Gabby einen sehr traurigen Boomer ins Schlafzimmer brachte. Dort bekam er einen dicken Knochen, um ihm über seine Einsamkeit hinwegzuhelfen. Dann ging sie wieder nach unten und sah, dass Hayley, Rob und Noah eingetroffen waren.

»Du siehst toll aus«, sagte sie zu dem Jungen. Er strich sich mit der Hand über seine kurzen Haare, die nachgewachsen waren.

»Ich glaube, ich kann jederzeit einen Anruf von einer Modelagentur erwarten, weil ich so umwerfend bin«, scherzte er.

Gabby umarmte ihn lachend. »Da bin ich mir sicher. Aber du wirst ihnen absagen müssen, denn Hayley und Rob werden dich keine Sekunde aus den Augen lassen wollen.«

Noah sah seine Pflegeeltern an. »Ja. Ist das nicht das Tollste?«

Gabby schickte Noah zum anderen Endes des Wohnzimmers, wo Makayla mit den Zwillingen, Jill und Carson zusammensaß. Auf dem Weg dorthin nahm Noah sich eine Limo vom Tisch. Hayley hakte sich bei Gabby unter.

»Sieht er nicht gut aus? Die Ergebnisse seiner letzten Untersuchung waren sehr ermutigend.«

»Er macht das toll. Ihr wirkt alle so glücklich.«

»Das sind wir auch«, bestätigte Hayley. »Der Adoptionsprozess geht langsam voran. Es wird ein knappes Jahr dauern, aber das ist in Ordnung. Noah wird die ganze Zeit bei uns bleiben.« Sie strahlte. »Dann hängen wir für immer miteinander fest.«

»Das ist so schön!«

»Es ist nicht das, was ich erwartet hatte. Aber ehrlich gesagt ist es so viel besser.«

Andrew ließ weitere Gäste herein. Pam mit Shannon und Adam, gefolgt von Nicole, Jairus und Tyler.

Gabby zog Nicole zu sich herüber. »Habt ihr es getan?«, wollte sie wissen.

Ihre Freundin hob die linke Hand. Über dem Ring mit dem funkelnden Diamanten steckte ein schmales Platinband. Gabby kreischte vor Freude auf.

»Ihr habt es getan! Ihr seid durchgebrannt!«

»Letztes Wochenende«, gab Nicole zu. »Wir haben uns Tyler geschnappt und sind zum Lake Tahoe gefahren. Es war wundervoll.«

Gabby wollte alles darüber hören, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Sie umarmte ihre Freundin, danach Jairus und schließlich Tyler.

Dann ging sie vor dem Jungen in die Hocke. »Heißt das, Brad ist jetzt dein Bruder?«

Er strahlte. »Ja. Ich bin so ein Glückspilz.«

»Gute Nachrichten?«, fragte Andrew, der sich zu ihnen gesellt hatte.

Nicole zeigte ihm den Ring.

»Herzlichen Glückwunsch.« Andrew umarmte sie und schüttelte Jairus die Hand. »Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass diese Möglichkeit besteht, also haben wir Champagner kalt gestellt. Ich hole ihn schnell, dann könnt ihr beide die Neuigkeit verkünden.«

Als die Gläser gefüllt waren und sich alle versammelt hatten, schaute Gabby ihre Freunde und Familie an und wusste, dass sie dieses Jahr niemals vergessen würde. Sie alle hatten so viel durchgemacht. Tragödien hatten sich in Freude verwandelt, und das, was einst zerbrochen schien, war wieder ganz geworden.

Sie erhob ihr Glas auf das glückliche Paar und ließ den Blick zu ihrem Mann wandern. Andrew hob sein Glas ebenfalls und zwinkerte ihr zu. Die Zwillinge und Makayla stellten sich zu ihr. Meine Familie, dachte sie dankbar. Drei wunderschöne Töchter, gute Freunde und eine vielversprechende Zukunft für sie alle. Besser konnte es nicht sein.