32. Kapitel
Den Sonntag verbrachte Pia mit Felix am Strand von Travemünde, wo es einen schönen Spielplatz am Wasser gab und hervorragendes Eis an der Promenade. Als sie am Abend wieder zu Hause waren, kochte Pia ihnen beiden eine große Portion Spaghetti mit Felix’ Lieblings-Zitronen-Sahne-Soße. Während des Essens berichtete er ihr noch einmal vollkommen begeistert von seiner Fahrt mit dem Streifenwagen. Er erzählte ihr, wie er das Blaulicht ein- und ausgeschaltet und was Marten ihm alles gezeigt und erklärt hatte.
Marten hatte wahrlich alle Register gezogen. Was auch relativ einfach war, wenn man beste Verbindungen zur Polizei besaß … Pia war ihm dennoch dankbar, dass er spontan für sie eingesprungen war. Und Oliver Schröder, das wurde ihr jetzt erst klar, verdankte ihm indirekt sogar sein Leben. Es war zweifelhaft, ob er noch länger ohne Hilfe allein in seinem Haus überlebt hätte … Was wäre passiert, wenn sie nicht zu dem Treffen gekommen wäre? Wäre er in seinem Haus an seiner Schusswunde verblutet? Oder wäre überhaupt nicht auf ihn geschossen worden? Wenn sie ihm kurzfristig abgesagt hätte, hätte sich am weiteren Verlauf der Ereignisse wohl nichts geändert. Der Täter hatte Oliver Schröder ja vermutlich schon vor ihrem Eintreffen in Pelzerhaken aufgesucht und angeschossen. Erst danach hatte er Zugriff auf Schröders Handy gehabt, womit er ihr dann die SMS mit dem geänderten Treffpunkt geschickt hatte.
Ein Teil ihrer Kollegen im K1 hatte heute die weiteren Maßnahmen der nächsten Woche vorbereitet. Nachdem sie Felix zu Bett gebracht hatte, telefonierte Pia kurz mit Broders, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Die Rekonstruktion der Tatnacht in Richard Thomsens Haus stand nun tatsächlich irgendwann an. Die Vorbereitungen würden jedoch noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Dafür wurden die alten Polizeiberichte, Thomsens und Kulischs Verschwinden betreffend, minutiös durchgearbeitet. Die alten Fakten mussten vorab mit den neuen Erkenntnissen, die Kulischs Leiche unter dem Haus betrafen, in Beziehung gesetzt werden. Erst dann war die aufwendige Rekonstruktion am Tatort mit möglichst vielen der Beteiligten sinnvoll.
Als Pia am Montagmorgen im Kommissariat eintraf, spürte sie sogleich die gespannte Erwartung, die in den Räumen des K1 hing. Rekonstruktionen dieser Art wurden nicht häufig veranlasst, und es war für die, die daran beteiligt waren, schon etwas Besonderes. Es konnte alles Mögliche passieren. Broders erwartete Pia in ihrem Büro, und sie sah auf den ersten Blick, dass er darauf brannte, ihr etwas Wichtiges mitzuteilen.
»Hast du schon etwas darüber gehört, wie es Oliver Schröder geht?«, war jedoch das Erste, was Pia wissen wollte.
»Er ist inzwischen außer Lebensgefahr. Sein Zustand ist angeblich stabil.«
»Ist er schon wieder bei Bewusstsein?«
»Ja, das ist er, Pia. Vernehmungsfähig ist er jedoch allerfrühestens morgen, sagt der Oberarzt. Vielleicht erst Ende der Woche. Er hat viel Blut verloren.«
»Wird er im Krankenhaus auch bewacht?«
»Rund um die Uhr. Auf ihn ist ja geschossen worden, und der Täter befindet sich noch auf freiem Fuß. «
»Immerhin etwas.«
»Wie geht es dir heute?«, fragte Broders. Ihm schien gerade wieder einzufallen, dass auf sie ja auch geschossen worden war. »Äußerlich siehst du, bis auf wenige Ausreißer, einigermaßen anständig aus«, setzte er mit prüfendem Blick von oben bis unten hinzu. Pia wusste, dass er besorgt war, das aber keineswegs offen zugeben wollte. Was ihr sehr recht war.
»Mir geht es gut. Ich hab nur ein paar Schrammen an Händen und Knien, sonst ist mir nichts passiert. Übrigens dank sehr fähiger Kollegen vom MEK , die wie von Zauberhand am Leuchtturm aufgetaucht sind.«
»Dann ist es ja gut.« Broders nickte zufrieden. »Und willst du nun wissen, was ich herausgefunden habe?«
»Bitte, Broders. Ich brenne darauf.«
»So soll es sein. Ich habe, ganz entgegen meiner sonstigen Art, wirklich alle Register gezogen«, witzelte er. »Ich war sogar extra in Kiel und habe die Bewohner des Mehrfamilienhauses befragt, in dem Kirsten zu der Zeit gewohnt hat, als ihr Vater verschwunden ist. Ich habe alle Hausbewohner belästigt … und voilà! Einer ihrer ehemaligen Mitbewohner in der WG hat sich eine Eigentumswohnung in dem Haus gekauft. Er wohnt noch immer dort, nun allerdings mit seiner Familie. Er erinnerte sich an Kirsten Thomsen. Aber er sagte auch gleich, dass er über die Jahre jeden Kontakt zu ihr verloren hat. Auch an ihren »komischen Freund damals« – seine Worte – erinnerte er sich. Doch seitdem die beiden ihr Studium beendet haben und aus der WG ausgezogen sind, hat er von ihnen nichts mehr gehört.«
»Wie ging es weiter?«
»Tja, wir haben Glück mit dem Datum. Unsere Tatnacht in Bodewind.«
»Kommst du nun langsam zum Kern der Geschichte? «
»Pia, eines muss ich vorausschicken: Für diese bahnbrechende Information habe ich quasi meine Gesundheit, ja mein Leben riskiert.«
Er würde es auf seine Weise erzählen, daher spielte sie sein Spiel mit, in der Hoffnung, dass er bald zum Punkt kommen würde. »Wie das, Broders?«
»Sie hatten einen Hund. Einen großen Hund mit einem riesigen Kopf. Und Mundgeruch. Oder heißt es Maulgeruch? Der Hund hat mich beschnuppert, so wie Hunde das manchmal machen, zwischen meinen Beinen, und dann hat er auch noch meine Hand geleckt.«
»Ich verstehe.«
»Nein, das tust du nicht. Nicht, wie ich mich gefühlt habe … Ich bin aber trotzdem mit rein, in die Wohnung. Es gab Tee, den ich auch getrunken habe. Währenddessen lag der Kopf des Hundes auf meinem Schoß.«
Pia musste grinsen. »Und weiter?«
»Als ich das Datum nannte, um das es uns geht, da wurde die Frau richtig lebendig. Das sei ja ihr Geburtstag! Es stellte sich heraus, dass sie 2004 ihren Geburtstag in der WG ihres jetzigen Mannes hatten feiern wollen. Es war ihr einundzwanzigster gewesen, deshalb erinnerte sie sich angeblich genau daran. Sie hatte alles für Raclette eingekauft, stellte dann jedoch fest, dass ihr Raclette-Grill verschwunden war. Kirsten sagte daraufhin, in ihrem Elternhaus stehe einer, den sie holen könnte. Ihr Freund Oliver hatte ein Auto und wollte sie fahren. Die Frau erinnerte sich, wie besorgt sie gewesen war, ob die beiden rechtzeitig wieder zurück sein würden, bevor die anderen Gäste kamen.«
»Es wundert mich, dass sie nach so langer Zeit noch so viele Einzelheiten weiß«, gab Pia skeptisch zurück.
»Das Paar machte aber durchaus einen zuverlässigen Eindruck. Kirsten und Oliver sind angeblich um kurz nach sechs Uhr in der Nähe vom Blücherplatz losgefahren. Die Frau rechnete daher in ungefähr einer Dreiviertelstunde mit ihrer Rückkehr. Kurz bevor ihre anderen Gäste kommen sollten. Doch es dauerte viel länger als erwartet. Die Frau, die Geburtstag hatte, sagte, dass sie sehr nervös geworden sei und schon nicht mehr mit dem Raclette gerechnet habe, als Oliver und Kirsten endlich zurückkamen. Und die beiden machten bei ihrer Rückkehr einen gestressten Eindruck und waren angeblich gar nicht mehr in Feierlaune. Kirsten und Oliver haben dann wohl an dem Abend auch recht früh die Geburtstagsrunde verlassen und sind wieder gegangen.«
»Haben die beiden der Frau gesagt, warum es so lange gedauert hat, das Raclette aus Bodewind zu holen?«
»Nein, das haben sie angeblich nicht.«
»Schon seltsam, was Menschen sich merken können und was nicht.«
Broders hob die Schultern. »In diesem Fall ist es unser Glück. Jetzt haben wir die Bestätigung für unsere Vermutung: Kirsten Welling und Oliver Schröder waren an besagtem Oktoberabend ebenfalls in Thomsens Haus.«
Ein Anruf unterbrach ihr Gespräch. Paul Schäfer stand unten im Polizeihochhaus und wollte unbedingt mit Kommissarin Pia Korittki sprechen, wie er sagte.
Pia und Broders sahen einander an.
»Mein schlechtes Gewissen in dieser Ermittlung«, bemerkte sie. »Ich wollte längst noch einmal mit Paul Schäfer und auch mit seiner Schwester Constanze gesprochen haben.«
»Was ist denn mit ihnen? «
»Schäfer wird gerade heraufbegleitet«, sagte Pia. »Willst du bei der Befragung auch dabei sein?«
»Ja klar. Das ist doch bestimmt ein sehr ansehnlicher junger Mann«, antwortete Broders.
»Bist du ihm denn schon begegnet?«
»Ach, der Schmelz der Jugend«, erwiderte Broders nur. Da klopfte es auch schon an ihre Bürotür.
»Also gut, Herr Schäfer. Diese Unterredung ist schon lange überfällig«, erklärte Pia, nachdem sie einander begrüßt und Pia Broders vorgestellt hatte. »Es ist gut, dass Sie hergekommen sind. Es ist Ihnen doch recht, wenn mein Kollege mit dabei ist?«
»Ist okay. Aber sagen Sie bitte wieder Paul zu mir. Sonst denke ich immer, Sie reden mit meinem Vater.«
»Paul, na schön. Was möchtest du uns mitteilen?«
Er sah von Broders zu Pia, musterte die ihm fremde Umgebung, nickte dann. »Also, es tut uns alles furchtbar leid, mir und Conny. Wir hatten nicht gedacht, dass irgendwas passieren würde. Es war mehr als ein spannendes Abenteuer gedacht.«
»Könntest du bitte ganz von vorne anfangen? Fürs Protokoll und auch für meinen Kollegen: In welchem Verhältnis stehst du zu Constanze? Wie heißt sie mit vollem Namen?«
»Constanze Schäfer. Constanze ist meine Schwester. Wir wohnen beide noch in der Nähe von Rendsburg, in Büdelsdorf. Und wenn man dort in seiner Jugend nicht nur saufen und kiffen will, dann sucht man sich halt ein Hobby, mit dem man sich die Zeit vertreibt.«
»So weit kann ich gut folgen«, sagte Pia.
»Wir sind beide Schatzsucher«, erklärte er mit ernstem Gesicht .
»Wie bitte?«, fragte Broders.
»Es gibt eine kleine Gruppe von Interessierten in Rendsburg, mit denen wir uns regelmäßig getroffen haben. Man unterhält sich dort über alles, was mit verborgenen Schätzen zu tun hat, und vor allem darüber, wie man sie finden kann. Nicht, dass von denen schon einmal jemand fündig geworden ist … Bis auf ein paar alte Münzen auf einem Acker. Aber vor einem Jahr, da hat einer mal eine antike Gürtelschnalle entdeckt, die wahrscheinlich einem Wikinger gehört hat. Leider war der nicht aus unserer Gruppe.«
»Du und Constanze, ihr gehört oder gehörtet zu der Gruppe und interessiert euch dafür, nach alten Schätzen zu suchen?«, fasste Pia das Gehörte zusammen.
»Ja, so in etwa. Doch dann stieß Conny auf einen Hinweis, den wir nicht mit den anderen teilen wollten. Sie sagte, dass es etwas ›Richtiges‹ sei und wir das Wissen darüber unbedingt geheim halten müssen.«
»Und was war das?«
»Wir hatten bis vor Kurzem noch einen Großvater, der siebenundneunzig Jahre alt geworden ist. Vor seinem Tod hat Conny ihn des Öfteren im Pflegeheim besucht, und er hat ihr mit einem Mal von seinen Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg erzählt. Constanze fand das alles faszinierend. Sie ist sehr an Geschichte und so interessiert. Unser Großvater hat ihr von einem geheimen Bunker in Bodewind berichtet, den angeblich keiner mehr kennt. Er hat es ihr ganz genau geschildert. Wir konnten es erst nicht fassen, dass es den Bunker wirklich noch gibt, aber keiner mehr davon weiß. Wir dachten, er sei vielleicht eingestürzt oder nach dem Krieg zugeschüttet worden. Doch egal … Das wirklich Aufregende war, dass Großvater sagte, ein paar Leute hätten vor Kriegsende ihre Wertsachen dort unten versteckt, mit der Absicht, sie später ir gendwann wiederzuholen. Diese Leute seien alle längst tot, und Erben gebe es nicht, und die Sachen seien immer noch dort unten … Er hat es ihr genau beschrieben. Wir haben die Pläne angeschaut, die Großvater dazu besaß, und festgestellt, dass sich der Zugang wohl auf dem Grundstück der Thomsens befinden muss. Wenn es stimmt, liegen dort unten Goldmünzen und Schmuck im Wert von bestimmt einer Viertelmillion Euro. Verstehen Sie: Das mit den anderen zu teilen wäre doch blödsinnig gewesen. Wir wollten den Schatz allein finden.«
»So weit ist das alles klar. Wie hieß euer Großvater?«
Paul nannte den Namen, fügte sogar Geburts- und Sterbedatum hinzu. Broders notierte es. Das würden sie nachprüfen können.
»Was habt ihr dann getan?«, fragte Pia.
»Conny meinte, wir müssten uns irgendwie Zugang zu dem Grundstück verschaffen. Also, mit Jörg Thomsen in Kontakt zu kommen war zunächst ziemlich schwierig. Der verlässt nämlich kaum sein Haus. Constanze fand aber heraus, dass seine Schwester Kirsten …« Paul sah kurz zu Boden, »dass Kirsten mit Harro Welling verheiratet war und die Wellings auf ihrem Hof einen Praktikanten suchten. In der Landwirtschaft kennt jeder jeden um drei Ecken herum. Ich bewarb mich für ein Praktikum und wurde auch genommen.«
»Was genau wolltest du bei den Wellings?«
»Ich sollte schauen, wie wir vielleicht über Kirsten einen Zugang zu dem Haus und dem Grundstück in Bodewind bekommen. Wir hatten aber noch keine konkrete Idee, wie das laufen könnte. Ich habe mich des Öfteren mit ihr unterhalten, und sie hat mir ziemlich viel von sich anvertraut. Ich glaube, sie war etwas einsam dort, in der ihr fremden Umgebung. Harro war immer sehr beschäftigt. Er hat es gar nicht bemerkt. Jedenfalls hat sie mir erzählt, dass sie das Haus in Bodewind gern verkaufen würde, doch ihre Mutter und ihr Bruder seien dagegen. Wenn sie ihren Vater für tot erklärt hätten, müssten sie eine Entscheidung treffen. Sie fand, dass es ihrem Bruder Jörg nicht guttut, immer noch dort zu wohnen, nach allem, was sie mit dem Verschwinden des Vaters durchgemacht hatten. Ja, und dann kam das Stadtfest in Ahrensbök, wo Jörg Thomsen Musik machen und ausnahmsweise mal unter Leute gehen wollte. Kirsten fragte mich, ob ich auch mitwolle … Ich sagte Conny Bescheid. Sie hatte so endlich eine gute Gelegenheit, sich Jörg Thomsen unauffällig zu nähern.«
»Moment. Sie hat sich mit ihm nur aufgrund eurer ›Schatzsuche‹ angefreundet?«, fragte Pia.
Paul errötete und sah auf die Tischplatte. »Es war doch nichts Schlimmes dabei. Okay, es war ein bisschen unehrlich … Aber für uns war es ja mehr ein Spiel. Wir haben gar nicht ernsthaft geglaubt, dass es klappt.«
»Ihr habt unter Vorgabe falscher Motive einen Praktikantenjob angenommen, Leuten, die euch vertraut haben, Informationen aus den Rippen geleiert und mit den Gefühlen eurer Mitmenschen gespielt, um euch Wertsachen unter den Nagel zu reißen, die euch nicht gehören«, erwiderte Pia.
»Wenn Sie es so formulieren, klingt es gemein«, sagte Paul mit rotem Gesicht.
»Nein«, erklärte Broders. »Kriminell.«
»Ich bin aber freiwillig hier, um eine Aussage zu machen«, begehrte er mit einem Anflug von Trotz in der Stimme auf.
»Das ist auch gut so, Paul. Bevor alles noch schlimmer wird.« Pia warf Broders einen mahnenden Blick zu. »Erzähl uns bitte, was dann weiter geschah.«
»Na gut. Constanze hat sich mit Jörg angefreundet. Sie waren dann richtig zusammen. Conny hat schnell herausgefunden, dass Jörg keine Ahnung hatte, was sich unter seinem Haus befindet. Wie auch? Niemand wusste davon, mit Ausnahme unseres Großvaters, der wohl einer der wenigen war, die den Bunker kannten und überlebt hatten. Doch wir sahen immer noch keine Möglichkeit, in das alte Ding hineinzukommen. Dann kamen uns die starken Regenfälle vor ein paar Wochen zu Hilfe. Jörg entdeckte ein Loch im Garten, das er zuzuschütten versuchte, das aber trotzdem immer größer wurde. Er hat Constanze allerdings kein Wort darüber gesagt. Es war, als hätte das Schicksal ein Einsehen mit uns gehabt. Verstehen Sie? Wir sollten den Schatz finden! Jörg wollte anscheinend weder das Loch untersuchen noch jemanden darüber informieren. Das war unser Glück.« Paul lächelte, ein wenig naiv, wie Pia fand.
Sie sagte erst mal nichts. Sie wollte ihn seine Geschichte auf seine Weise erzählen lassen, obwohl sie ahnte, worauf es hinauslief.
»Jetzt wissen wir ja auch, weshalb Jörg so versessen darauf war, dass niemand von dem Hohlraum unter seinem Grundstück erfährt. Da lag eine Leiche unter seinem Haus. Vielleicht hat er sie dort vergraben? Vielleicht ist es sogar der Vater, der verschwunden ist«, fuhr Paul fort.
Pia und Broders reagierten nicht darauf.
»Jedenfalls hat die Polizei so für uns einen Zugang zu dem Bunker geschaffen. Wir mussten nur noch da unten rein und den Schatz finden. Doch als wir neulich Nacht dort waren, sind wir von jemandem gestört worden. Wir konnten zwar fliehen … aber seitdem wird der Garten rund um die Uhr von der Polizei bewacht.«
Pia lächelte grimmig. »Das hat euch vielleicht das Leben gerettet. Ihr hättet verschüttet werden können, und keiner hätte es rechtzeitig bemerkt. «
»Wir hätten schon aufgepasst. Die Gänge sind jetzt so lange erhalten geblieben, ein paar weitere Tage halten die auch noch durch.«
Broders schüttelte den Kopf über so viel Unvernunft.
Pia dachte daran, wie sie die beiden am Samstagabend vor einer Woche überrascht hatte. Doch sie hatte nicht vor, Paul zu erzählen, dass sie es gewesen war, die »gestört« hatte. »Weiß Jörg Thomsen inzwischen, dass Constanze ihn nur für ihre Schatzsuche benutzt hat?«, fragte sie stattdessen.
»Nein. Sie kann ihn mittlerweile wirklich gut leiden. Vielleicht bleiben die beiden ja sogar zusammen.« Es klang mehr nach dem Versuch einer Rechtfertigung für ihr rücksichtsloses Vorgehen, weniger, als glaubte er wirklich daran. Blieb die Frage, ob die Polizei Jörg darüber informieren musste, weshalb er Constanze auf dem Stadtfest kennengelernt hatte und mit ihr zusammengekommen war.
Nachdem sie die Details von Pauls Aussage festgehalten und er das Protokoll unterschrieben hatte, durfte er gehen.