John Constable, Maria Constable mit zwei ihrer Kinder,

um 1820. Öl auf Holz, 16,5 x 22,1 cm. Tate Collection, London.

 

 

Von allen Bildern Wilkies in seinem späteren Stil ist nur eines einer Bemerkung wert: John Knox predigt am 10. Juni 1559 vor den Lords der Kongregation. Der französische Künstler, Eugène Delacroix (1798-1863) wurde bei seinem Besuch in London im Jahre 1825 von Wilkie mit so viel Herzlichkeit, wie es in dessen zurückhaltender Art nur möglich war, empfangen.

Hogarth dagegen hatte London nie verlassen; diese Tatsache erklärt die Vollständigkeit seiner Arbeiten und seinen britischen Eifer, der nie, auch nicht für einen einzigen Augenblick, erlahmte. Und trotzdem: Hogarth war schwerlich ein Maler, und Wilkie war nicht weit davon entfernt. Hogarths Bilder, auch aus seinen besten Zeiten, zeigen eine große Kargheit, einen Mangel an handwerklichem Geschick und kein Gefühl für die Schönheiten der Natur. Es scheint so, als ob diese beiden Künstler nur mit ihrem Verstand sahen und nicht mit ihren Augen. Zeichnung und Kolorit sind für sie ein grafisches Mittel, um das Ergebnis ihrer Beobachtungen zu präsentieren, aber sicherlich wäre es ihnen genauso lieb gewesen und sie wären genauso zufrieden gewesen, wenn sie mit den Menschen über andere Hilfsmittel hätten kommunizieren können, vielleicht über das Theater oder mit einer Broschüre.

Was hier von Hogarth und Wilkie gesagt wird, kann ebenso von den meisten englischen Künstlern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gesagt werden; etwa von Thomas Uwins (1782-1857), Maler der Traubenlese in den Bordeaux-Weinbergen am Ufer der Gironde, und dem wegen seiner Thematik weithin bekanntem Bild Der Hut des Räuberhauptmanns (London, National Gallery). Diese Maler kümmerten sich sehr wenig um künstlerische Effekte, ja, sie bemühten sich kaum um die moralischen oder vielmehr literarischen Resultate. Dies schafft in ihren Bildern eine unsägliche Leere, die sie vergeblich zu verbergen suchten. Wilkies Vorbild sollte denen als Warnung dienen, die in Ausübung eines ehrenwerten Ehrgeizes versuchen, gegen ihr eigenes, nicht für hohe Kunst geeignetes Temperament zu kämpfen. Wenn andere Fälle zur Unterstützung dieser letzten Behauptung erforderlich sein sollten, können hier zwei andere Künstler genannt werden, die in sehr unterschiedlichen Stilrichtungen arbeiteten und die beide in England und sogar in Frankreich berühmt waren, John Martin (1789-1854) und Edwin Henry Landseer (1802-1873).

John Martin malte die große, uns durch die Gravur so vertraute biblische Szene Das Gastmahl des Belsazar (1832). Jeder kennt seine enorme Perspektive, seine zahllosen, das Gewicht der babylonischen Aufbauten tragenden massiven Säulen. Die Wirkung in der Gravur ist erstaunlich – ein Traum von fantasievollen, wirklich wunderbar auffallenden Strukturen. Die mangelnde Sorgfalt bei den Personen wurde in der Pracht und Schönheit des Ganzen vergessen. Dabei ist natürlich bedauerlich, dass alles nur durch das kalte Medium einer Gravur zu sehen ist. Wie viel erstaunlicher und beeindruckender muss die Wirkung des Originalbildes sein! Der plötzliche Glanz, die kontrastierenden Lichter, das himmlische Feuer, das eine Ecke der Halle entzündet hat, das von Ferne auf die riesigen Terrassen fließende fahle Licht des Mondes; in der Galerie werden die Fackeln und Wandlampen mit funkelnden Sternen und Flitter in dreifacher Spiegelung abgefangen, zurückgeworfen und durch die Goldschmiedekunst, durch das goldene Tuch und den Samt aufgeteilt.