Arthur Hughes, Ophelia, Skizze um 1863 für
ein Gemälde, das 1871 fertiggestellt wurde.
Öl auf Holz, 33,3 x 21,1 cm. Ashmolean Museum of
Art and Archaeology, University of Oxford, Oxford.
Dieses in England für sehr teure Werke verwendete Verfahren hat den Nachteil, eine klare Sicht auf das Bild zu verhindern, aber diese Erwägung ist nichts im Vergleich zu dem Gedanken an die Beschädigungen, die einem Werk angetan werden könnten, wenn das Glas versehentlich zerbrechen würde. Hier wurde es jedoch in Absprache mit dem Eigentümer so abgedeckt, und seiner Einschätzung nach kann ein Amateur dem Gemälde kaum einen größeren Respekt erweisen.
Da Hunt weiterhin das Thema sein wird, muss das sich zu häufig in der Betrachtung der präraffaelitischen Bilder wiederholende Beiwort „singulär“ vermieden werden, obwohl es das erste Wort ist, an das man unwillkürlich denkt, wenn man eine nach den Regeln dieser Schule durchgeführte Arbeit betrachtet, etwa Das Abendglühen in Ägypten (1860-1863; Oxford, Ashmolean Museum). Was kann man natürlicherweise von einem solchen Titel erwarten? Eine weite östliche Landschaft in beginnender schattiger Dämmerung mit einem blassen Himmel, der von den letzten Strahlen der gerade hinter dem Horizont untergegangen Sonne erhellt wird. In Hunts Arbeit gibt es nichts dergleichen.
Sein Thema ist eine weibliche Figur, irgendeine Person von vielleicht edler Geburt, etwa die Frau eines Pharaos. In der steifen Haltung einer bronzenen Karyatide steht sie am Ufer des heiligen Flusses, in ein weites Gewand aus teurem, dunklem Stoff gekleidet, das mit seinen Falten ihre Figur vollständig umhüllt, mit tiefblauem reflektiertem Licht. Ringe schmücken ihre Ohren, und Ketten aus Gold und Korallen liegen an ihrem Hals. Ist sie eine Tochter des Nils? Oder ist sie nicht vielmehr eine Göttin der Ernte, eine ägyptische Ceres? Ihr dunkler Kopf hält das Gewicht einer Korngarbe aufrecht, die sie mit einer Hand festhält, in der anderen hält sie mit angewinkeltem Unterarm eine kleine Vase aus hellgrünem Steingut, die in eigenartigem Kontrast zum matten Teint ihres blassen strengen Gesichts steht, während sie von Taubenschwärmen umgeben ist, die von allen Seiten kommen, in vollem Vertrauen zu ihr fliegen. In dem Bestreben, das Futter, dass ihnen so großzügig gegeben wurde, zu erhalten, picken sie mit ihren rosa Schnäbeln das auf dem Boden zu ihren Füßen gestreute Korn auf, sie wühlen in der Korngarbe, begraben ihre zarten Köpfchen darin, während diejenigen, die sich satt gefressen haben, ihre hellen Halsfedern aufplustern, bis sie wie von einem Heiligenschein umgeben aussehen. Im Hintergrund gleitet das Wasser, still und gezeitenlos fließt es unter seiner schönen Bürde großblättriger Seerosen. Weite Ebenen, beladen mit reifem Getreide erstrecken sich in der Ferne am Fuße der von den letzten Strahlen des glühenden Sonnenuntergangs getönten violetten Berge. Das Bild berichtet von dem Wohlstand und dem Frieden der ruhenden Natur.
Ist es wirklich so – oder ist es etwas ganz anderes? Diese Präraffaeliten setzten sich für solche Feinheiten ein, dass man über ihre Bedeutung nie sicher sein kann. Mit ihren literarischen Kenntnissen sollten sie uns zumindest bei der Entschlüsselung der Bedeutung ihrer Bilder helfen, wenn auch nur mittels des Katalogs. Diese melancholische Figur verfolgt mich. Ich möchte das verwirrende Problem gern lösen. Sollte man versuchen, eine neue Lösung des Rätsels zu finden? Blendet man Göttin und Prinzessin aus, dann befindet man sich in der Präsenz der Personifikation eines moderneren Ägypten.
In den schwarzen, stumpfen Augen, kalt und glanzlos wie Kohle, in der ominösen Stille und in der Ausstattung einer Sklavin oder Kurtisane, finde ich ein Symbol eines Ägypten ohne die Pracht der alten Zivilisation und ihrer hohen geistigen Kultur, mit nichts anderem als dem, was die Fruchtbarkeit des Bodens, was die Gewässer des Nils und die reiche Natur ihm auch weiterhin schenkte. Warum hat sie dem Fluss den Rücken gekehrt? War es, um ihren Blick von den kolossalen Überresten ihrer jetzt als Ruinen am Ufer liegenden früheren Macht abzuwenden? Düster und wie festgewurzelt steht sie wie ein Granitblock unter der Last des schweren Korbes, eine vegetierende Existenz, vielleicht in den untersten Tiefen ihrer Seele, ein Glanz, ein Schimmer ihrer früheren Pracht.
Hier wird dem geduldigen Leser die Aufgabe überlassen, nach anderen Lösungen für dieses Problem zu suchen, das mit ein wenig Fantasie leicht gelöst werden kann – und genau darin liegt der Fehler dieses idealen und emblematischen Malstils, er hat den kleinen Fehler, manchmal unverständlich zu sein, oder, was auf dasselbe hinausläuft, dass es so viele widersprüchliche Interpretationen geben kann, wie es Interpreten gibt.