John Everett Millais, Herbstblätter, 1856.
Öl auf Leinwand, 104,3 x 74 cm.
Manchester Art Gallery, Manchester.
Das Objekt dieses wilden Aufruhrs der Fantasie des Zuschauers überlassend, hat der auffallend talentierte Künstler Thomas Burgess (bis 1807) sein ganzes Können in eine Sammlung entflammter, abscheulich von blutrünstiger Aufregung verzerrter Gesichter gelegt. Das Gemälde heißt Bravo Toro! Als Studie mag es bemerkenswert sein, aber als Bild ist es schrecklich.
Robert Brathwaite Martineaus (1826-1869) Arbeit Der letzte Tag in der alten Wohnung (The Last Day in the Old Home, 1862; London, Tate Collection) enthält den gleichen Fehler. Es hat eine jener Szenen häuslichen Kummers zum Thema, deren Details mit all ihrem traurigen Pathos so perfekt und beständig von den englischen Romanciers beschrieben wurden. Nichts jedoch beweist die Divergenz besser, die zwischen künstlerischen und literarischen Darstellungen existieren sollte. Eine alte Dame übergibt den Schlüssel des Hauses, in dem sie ihr Leben verbracht hat, an die ziemlich geräuschvoll und rücksichtslos ihr neues Reich in Besitz nehmenden neuen Eigentümer. Einer von ihnen lacht gefühllos, als er ein Glas Champagner erhebt. Stellen wir uns vor, wie es wäre, wenn man diesem Bild längere Zeit gegenüber verbringen und immer auf dieses grinsende Gesicht blicken müsste! Der stärkste Geist würde vor Ablauf einer Woche kapitulieren.
Englische Künstler ignorieren zu oft eine der wichtigsten Regeln des künstlerischen Anstands: Sie schildern ständig Szenen und Ausdrücke gewaltsamer Agitation, die aber ihrer Natur nach im Wesentlichen flüchtig sind. Und es sind hier nicht nur die realistischen Maler, die getadelt werden müssen, sondern auch Maler des historischen Genres und des Erzählstils wie Frederick Richard Pickersgill (1820-1900), der die schrecklichen Korsaren um ihre Gefangenen würfelnd gemalt hat und Alfred Elmore (1815-1881), dessen Bild Die Tuilerien (20. Juni 1792) jedoch bestimmt die Grenzen der „schlechten Malerei“ und der falschen Gefühle überschritten hat.
Es ist unmöglich, sich über die miserable Ausführung dieser Arbeit mit ihrer extravaganten Zeichnung, der schrillen Färbung und den zufälligen, ohne Sinn und Verstand hier und dort auf der Leinwand verstreuten Lichteffekten einen Eindruck zu bilden, ohne sie gesehen zu haben. Zwei weitere Bilder von Alfred Elmore, Am Kloster und Kurz vor dem Fehler sind zwar etwas besser in der Ausführung, aber ansonsten genauso kalt und gefühlsarm.
William Quiller Orchardson (1832-1910) trägt in diesem Kunstzweig durch seine Genauigkeit, den Ausdruck und die geschickte Ausführung, in denen er allen anderen englischen Physiognomikern weit überlegen ist, deutlich den Sieg davon. Aber seine Bilder weisen einen, wenn überhaupt, nur sehr geringfügig englischen Stil auf – und ob dies ein Lob ist, kann ich nicht sagen.
Nichts verrät die Staatsangehörigkeit eines Malers, wenn seine Bilder in belgischen oder französischen Galerien oder inmitten von Werken aus der Düsseldorfer Schule platziert werden. Bedeutet dies, dass der Ausdruck von Talent in allen Ländern gleich ist? Oder kann man nach einem sorgfältigen Vergleich der zeitgenössischen Schulen nicht vielmehr sagen, dass Orchardson seinen ganz eigenen Stil entwickelt hatte, indem er sich von allem etwas holte und, obwohl sein Talent individuell unverwechselbar ist, somit seine Bilder mit den künstlerischen Prinzipien des Kontinents mehr konform gehen als diejenigen seiner englischen Künstlerkollegen?
Jedenfalls ist das Ergebnis in jeder Hinsicht zufriedenstellend, und Orchardsons Bilder Die Herausforderung und Christopher Sly (1867) hatten einen schnellen und verdienten Erfolg in Frankreich.