21
Sieben lange Stunden warteten sie, ob sich das Wetter wieder beruhigen würde, und die Stürme und Erdbeben ließen nur sehr langsam nach. Funkverkehr war weiterhin nicht möglich, die Natur um sie herum schüttelte sich vor Entsetzen über die Verletzung, die ihr zugefügt worden war, und die Passagiere des Fahrzeuges gingen sich vorbildlich auf die Nerven. Der ewige Konflikt zwischen Rita und Willie machte es nicht besser. Jeder von ihnen konnte einmal kurz die enge Kabine verlassen, um sich die Beine zu vertreten oder eine lange aufgeschobene Notdurft zu verrichten. Sie hatten eine Art Konzentratnahrung mitgenommen und ausreichend Trinkwasser, vor allem Ersteres aber war so geschmacklos, dass man es nur mit sehr viel gutem Willen als Mahlzeit ansehen konnte.
Als Ryk draußen stand und der Sturm an ihm vorbei in die Düsternis fegte, fragte er sich zum wiederholten Male, was er hier eigentlich trieb. Es waren diese Momente, die ihn, wenn auch nur kurz, wünschen ließen, Metropole 7 niemals verlassen zu haben.
Dann hatten sie genug und fuhren, kurz vor Einbruch der Nacht, endlich wieder los. Bei einigen lagen endgültig die Nerven blank, natürlich vor allem bei Rita und Willie, die sich manchen scharfen Schlagabtausch lieferten, immer noch nicht im Reinen mit sich selbst, ihrer Familie und – das galt vor allem für den Greis – der eigenen Entscheidung zur Kooperation. Ryk betrachtete dies mit Sorge. Der alte Mann regte sich auf und das konnte nicht gut für seine Gesundheit sein. Der Stress war ohnehin groß. Würde er ihnen auf der Reise wegsterben, hätten sie nichts erreicht und wären gestrandet auf einer fremden Welt, mit wenigen Freunden und vielen Feinden.
Bis jetzt hielt er sich wacker. Die ewigen Dispute schienen ihn zu beleben.
Das Fahrzeug hatte einen Bodenradar und konnte problemlos bei Nacht navigieren, selbst ohne Verbindung zu den Satelliten. Es gab hier kaum Straßenbeleuchtung außerhalb der Siedlungen, sodass technische Hilfsmittel zur Orientierung unabdingbar waren. Hoimar hatte Michael das Steuer überlassen, der diese Aufgabe mit großer Disziplin und noch größerer Fahrgeschwindigkeit übernahm. Er mochte schnelle Fahrzeuge und obgleich das Wetter immer noch sehr unruhig war, schien ihm die Umwelt völlig egal. Er hatte seinen Spaß, als große Ausnahme an Bord.
Die Nacht wurde immer wieder durchbrochen von Signallichtern durch die Luft sausender Gleiter, die alle in die gleiche Richtung eilten. Notfallmaßnahmen, Rettungseinsätze oder einfach nur verzweifelter Aktionismus, sie konnten es nicht ermessen. Diese Welt war in Aufruhr und die Aufräumarbeiten mussten eine Tragödie besonderer Art sein. Es war gut, dass sie von dort fortstrebten.
Sie erreichten ihr Ziel, erfüllt von gespannter Erwartung, aber alle etwas müde. Erleichterung herrschte vor, als das Fahrzeug langsamer wurde und Michael ankündigte, dass sie gleich da seien. Das Licht der Scheinwerfer durchbrach die Nacht und fand schließlich das Gebäude, das an den Zielkoordinaten stand, die Willie ihnen gegeben hatte.
Sie kamen vor einem Kuppelbau zum Stillstand, der sich wie ein schwarzer Riese vor der Dämmerung aus dem Boden erhob, ein mächtiges Gebäude, das dabei aber nicht bedrohlich, sondern einsam wirkte und dessen Beleuchtung abgeschaltet worden war. Wenn es die verlassene, stillgelegte Anlage war, dann war nichts anderes zu erwarten gewesen und die Scheinwerfer des Fahrzeugs erhellten eine schartige, abgewetzt wirkende Außenwand, an der die aggressive Atmosphäre dieser leidenden Welt lange und hartnäckig genagt hatte. Noch einige Hundert Jahre und sie würde dieses Bauwerk wieder ganz für sich beanspruchen.
»Wir sind da«, sagte Willie unnötigerweise. »Ich muss den Code senden, sonst kommen wir nicht weiter. Funktioniert der Kurzstreckensender?«
»Sollte klappen«, erwiderte Hoimar.
»Geh da weg, Wig.«
Hoimar rückte zur Seite, um dem Greis Platz zu machen, der einen Moment auf die Tastatur starrte, als sei er sich seiner Erinnerung nicht ganz sicher. Dann gab er mit seinen spinnenbeinartigen Fingern eine lange Zahlenkombination ein, die sicher nicht einfach zu behalten war, vor allem nach so langer Zeit.
»Es passiert nichts«, sagte Rita anklagend, als exakt das eintrat. »Du hast den falschen Code eingegeben.«
»Habe ich nicht. Ich erinnere mich genau.«
»Dann haben sie ihn geändert.«
»Das wüsste ich aber.«
»Ich denke …«
»Geduld, verdammt!«, war Willies gereizte Antwort. »Erst einmal wird der Hilfsgenerator aktiviert. Da.«
Als hätte das Gebäude nur auf seine Erklärung gewartet, gingen Lichter an, unregelmäßig, einige flackernd oder schwach, aber zweifelsohne ein Erwachen, das von Willie ausgelöst worden war.
Ein Halbkreis von LED-Lampen in der schartigen Wand zeichnete eine Öffnung ab, zu klein für das Fahrzeug.
»Der Personenzugang. Der Hangar für Fahrzeuge ist schon lange verschüttet. Fahr nahe ran, dann können wir rasch rüberlaufen, ohne uns allzu lange Strahlung und Wetter auszusetzen«, riet Willie. »Das Gebäude dürfte immer noch strahlungssicher sein. Ordentlich dicke Wände, wisst ihr? Damals wurde noch stabil gebaut, für die Ewigkeit.«
»Moment!«, rief Rita und schaute auf ein Gerät in ihrer Hand, dessen flackerndes Licht von ihrem konzentriert wirkenden Gesicht reflektiert wurde. »Ich habe ein Signal!«
»Die Interferenzen lassen nach?« Michael beugte sich neugierig nach vorne. »Wir haben eine Verbindung mit Crawlertown?«
»Nur Text«, sagte sie. »Aber wir haben Kontakt.« Sie lächelte plötzlich. »Der Angriff auf Crawlertown wurde abgebrochen. Die Auri-Schiffe ziehen sich alle zurück. Die Station ist entgegen unseren Erwartungen nicht gefallen.« Ihr Lächeln wurde mit jedem Wort breiter und offener, es war, als würde ihr Gesicht das Licht des Bildschirms einsaugen und verstärkt wieder ausstrahlen. »Das sind unerwartet gute Nachrichten!«
»Der Absturz des Habitats hat die Prioritäten verschoben«, stellte Hoimar fest und sah Rita müde an. »Dafür habt ihr einen hohen Preis bezahlt. Nicht alle, die in den Perlen wohnen, sind schuldig, Rita.«
»Ich weiß.« Ritas Lächeln verflog. »Ich wusste davon nichts. Wirklich nicht. Wenn wir das überhaupt waren.«
»Wer sonst? Hättest du es verhindert oder dich dagegen ausgesprochen?«
»Ja.« Sie sagte es mit fester Stimme und großer Überzeugung. »Auf jeden Fall. Wenn
wir dafür verantwortlich waren, billige ich es nicht. Der Preis ist zu hoch. Ich hätte ihn nicht zahlen wollen. Das ist die Sache nicht wert. Und ich werde es auch im Nachhinein nicht billigen. Der Zweck heiligt nicht
die Mittel, zumindest nicht in diesem Fall.«
Hoimar schaute sie an, als sei er sich nicht sicher, ob er ihren Worten glauben konnte, doch dann rang er sich zu einer Entscheidung durch und schien die Aussage der Frau zu akzeptieren.
Rita las weiter. Ihre Stirn umwölkte sich. Jede Freude wich aus ihrem Gesicht. Dann, langsam schlich echtes Entsetzen in ihren Ausdruck. Es war, als würde jemand alle Kraft aus ihrem Körper saugen. Sie ließ den Kommunikator sinken und starrte für einen Moment ins Leere, ohne auch nur einmal zu blinzeln. Dann bemerkte sie, dass sie von allen erwartungsvoll und fragend angeschaut wurde. Sie rang etwas um Worte. Ihre Stimme klang heiser, belegt, vielleicht sogar brüchig.
Ryk sah sie besorgt an, Michael legte eine Hand auf ihren Unterarm und drückte sanft zu.
»Rita«, sagte er. »Was ist?«
»Ich habe die ersten Berichte über den Absturz bekommen. In Crawlertown ist man ebenfalls unschlüssig, was da eigentlich genau passiert ist, aber man weiß mittlerweile mehr: Das Habitat war Golden City. Rund vierunddreißigtausendfünfhundert Einwohner.« Eine abstrakte Zahl. Die meisten davon waren verglüht. Doch Ryk spürte, dass dies nicht der Grund für ihre Erschütterung war, zumindest nicht allein. Rita atmete schwer, suchte wohl nach den richtigen Worten.
»Die Steuerdüsen, wie vermutet«, fuhr sie schließlich leise fort. »Sie feuerten alle gleichzeitig, ohne Kontrolle durch die Mannschaften, und drückten Golden City mit großer Macht aus dem Orbit den Schwerkraftschacht hinunter. Der Point of no Return war innerhalb weniger Minuten erreicht. Sie hatten absolut keine Chance. Sie konnten nur zuschauen. Ein paar haben sich mit Rettungskapseln gerettet, vielleicht eintausend, vielleicht weniger. Sie werden noch aufgesammelt.«
»Sabotage«, sagte Hoimar anklagend. »Dafür gibt es nur eine Erklärung, Rita, egal was du gerne hättest oder auch nicht: Das ist doch zweifelsohne das Werk irgendeiner Zelle der Rebellion! Wie bei dem Attentat während der Zeremonie. Nur viel, viel schlimmer. Das wird Konsequenzen haben. Das muss …«
»Hoimar«, unterbrach ihn Rita. »Es wird
Konsequenzen haben.«
Der Mann schwieg und sah sie fragend an. »Was hast du erfahren?«
Rita fuhr sich mit einer fahrigen Geste über die Stirn. Dabei zitterte ihre Hand.
»Ich war es, Hoimar. Ich bin dafür verantwortlich. Die Schuldige sitzt vor dir.« Worte, die sie mit einer erstickten Heftigkeit hervorbrachte, als würden sie ihr den Atem rauben. Ihre Augen waren feucht, die Lippen zitterten. Alle schauten sie an, unschlüssig, wie sie mit diesem schwer nachvollziehbaren Geständnis umzugehen hatten.
Stille folgte ihrer Selbstbezichtigung. Natürlich glaubte ihr niemand. Vielleicht trug sie irgendeine metaphysische Schuld, eine abstrakte Verantwortung als Teil der Rebellion. Aber Rita klang nicht so, als meine sie das.
»Du redest Blödsinn«, fasste Michael ihre Gedanken in Worte und Martin nickte zustimmend. »Wir waren hier unten, als das passiert ist. Du bist völlig unschuldig!«
»Nein. Ich bin für den Absturz verantwortlich. Nicht unmittelbar«, es folgte allgemeines Aufseufzen und Kopfnicken, wenngleich voreilig, »aber mittelbar.« Sie seufzte aus tiefstem Herzen. »Eine Sache wisst ihr nicht. Ich sollte sie für mich behalten, falls jemand gefangen genommen wird – jeder nur die Kenntnisse, die er wirklich braucht. Ich habe Eze in das Auri-Datennetz eingespeist. Und Eze hat dann die Kontrolle über die Steuerung von Golden City übernommen. Eze hat das getan. Es ist die einzige Möglichkeit, die einzige logische Verknüpfung. Ich habe es ermöglicht.« Und sie fügte mit Nachdruck hinzu: »Ich war es. Ich trage die Schuld.«
»Eze?«, echote Ryk. »Wie? Wann?«
»Als wir aus der Anlage am Hive geflohen sind und ich die Schleusentür manipuliert habe. Mit deiner Karte, Ryk. Es tut mir leid, wirklich, ich wusste nicht, was ich da genau mache, ich wollte …« Ihre Stimme klang wieder erstickt. »Ich wollte doch nur die verdammte Tür öffnen. Aber der Kasten … das war mehr als ein tragbarer Rechner, er enthielt eine Software, die für Eze die Tür in das Netz
geöffnet hat. Ich habe getan, worum Eze mich gebeten hat, und ein Simulacrum in den Speicher der Türautomatik eingespeist. Dort hat es sich vervielfältigt und von innen das Datennetz für ihn zugänglich gemacht. Er ist drin
. Und hat nach einer Schwachstelle in den Firewalls gesucht, die er ausnutzen konnte. In Golden City hat er wohl eine gefunden und gehandelt. In unserem Sinne, oder? Oder?« Das letzte »Oder?« klang wieder sehr brüchig. Ihr versagte die Stimme. Hinter der Schale der rauen Rebellin und zynischen Kämpferin steckte auch nur ein Mensch und der war überwältigt von dem, was er angerichtet hatte, indirekt nur, aber nichtsdestotrotz verantwortlich.
»Wie kannst du dir so sicher sein?«, fragte Martin. »Du ziehst vielleicht voreilige Schlüsse.«
»Ich bekomme Meldungen aus Crawlertown. Alle sagen, sie hätten diese Aktion weder geplant noch davon gewusst. Aber es passt alles zusammen. Ein erfolgreicher Angriff von innen, das Werk einer hochgezüchteten KI, die weiß, was sie tut. Es ist die Erklärung. Es ist so furchtbar … konsequent. Eze hat es auf eigene Faust getan – oder er hatte die Autorisierung eines sehr kleinen Kreises, zu dem ich jedenfalls nicht gehöre.« Sie sagte es mit einem Kopfnicken in Richtung Hoimar, dessen verschlossenes Gesicht keine Emotionen zeigte.
»Das ist zu wenig«, sagte Willie. Er zeigte Gefühle. Da lag definitiv Hass in seinem Tonfall. »Mir reicht das noch nicht.«
»Es erklärt alles«, gab Rita zurück.
»Was sagt Eze? Er wird doch eine Stellungnahme abgeben können«, fragte Ryk.
»Ein weiteres Indiz dafür, dass ich richtigliege. Eze schweigt. Seit dem Angriff auf Crawlertown hat er sich völlig abgeschottet. Er redet mit niemandem mehr. Es gibt keine bohrenden Nachfragen, weil niemand mehr da ist, der Antworten geben könnte.«
»Auch das kann alle möglichen Gründe haben«, sagte Michael. »Du bist immer noch zu voreilig, denke ich. Es kann eine Gruppe von uns gewesen sein, die unerkannt operiert hat. Eine geheime Zelle, besonders fanatische Rebellen. Du weißt, dass es solche Leute gibt. Die gibt es doch immer.« Er sprach in einem beinahe schon beschwörenden Tonfall und Ryk war sich nicht sicher, wen er damit überzeugen wollte – Rita oder doch vielleicht erst einmal sich selbst?
»Niemand ist qualifiziert genug, um so eine Aktion zu starten und umzusetzen, vor allem nach den massiv verschärften Sicherheitsmaßnahmen«, wandte Rita ein. Sie wollte sich auf keine der Ausreden stürzen, keine der goldenen Brücken betreten, die man vor ihr aufbaute. Das hatte gewiss etwas Selbstzerstörerisches, andererseits hatte Ryk das ungute Gefühl, dass sie im Endeffekt schlicht recht hatte. »Und ich kenne keine Splittergruppe. Mir ist nicht eine einzige bekannt. Das ist völlig aus der Luft gegriffen.«
Im wahrsten Sinne des Wortes
, dachte der betont schweigsame Ryk.
»Du lässt dich von deiner Theorie nicht abbringen. Also nehmen wir an, du hast recht. Hat die KI jemals solche Absichten geäußert? Hat es irgendwelche Anzeichen dafür gegeben, dass das Ezes wahre Absichten wären?«, fragte Michael.
Rita schüttelte langsam den Kopf. Den Schuh wiederum wollte sie sich nicht anziehen. Sie wollte ehrlich sein. Auch zu sich selbst, was möglicherweise die schwierigste Form der Ehrlichkeit war.
»Nein. Abgesprochen war, Informationen zu saugen, alles, was es zu wissen gibt. Dafür sollte ich eine Backdoor öffnen und ihm Zugang verschaffen. Langfristige, destabilisierende Infiltration, das war das Ziel. Nicht Massenmord ohne ein spezifisches Ziel. Das war Terror, reiner Terror. So etwas hätte ich Eze niemals zugetraut. Es gab für mich keinerlei Anzeichen, nicht einmal andeutungsweise. Ich habe ihm vertraut. Ich habe ihm absolut vertraut.«
»Eze hat dich also rundweg belogen? Und nicht nur dich. Die Sache der Revolution. Alle Crawler, denen er scheinbar diente. So was ist doch von langer Hand vorbereitet worden«, sponn Michael den Gedanken weiter.
»Er hat etwas Wichtiges verschwiegen oder er hat eine sich eröffnende Möglichkeit genutzt.«
»Das schmälert deine Verantwortung. Es nimmt die Schuld von deinen Schultern, siehst du das nicht?«
Ryk lächelte. Das hatte Michael recht geschickt eingefädelt.
Rita sah den Mann dankbar an. »Das ist nett gemeint. Ich glaube aber nicht, dass ich mich so einfach aus der Sache herauswinden kann.« Sie schaute Hoimar in die Augen, der ganz still und regungslos dem Gespräch folgte. »Es war nicht meine Absicht. Ich hatte keine Kenntnis davon. Aber ich trage Verantwortung.« Sie holte tief Luft. »Ich kann es nicht wiedergutmachen. Ich kann es nicht entschuldigen. Ich kann es nur erklären.« Es folgte eine schwache, Fatalismus ausdrückende Handbewegung. »Aber ich habe es erklärt, denn für mich behalten kann ich es auch nicht. Die Crawler feiern übrigens. Ein grandioser Sieg. Sie sollten hier unten sein und es sich anschauen. Alles Narren. Sie sehen nicht, wohin so was führt. Welchen tiefen Graben das aufreißt. Das ist eine Wunde, die wird niemand jemals wieder schließen können.«
Und am Schluss war da wieder nur Bitterkeit.
Ryk sagte weiterhin nichts. Sia und Uruhard schwiegen, Momo sowieso. Es gab für sie nichts zu kommentieren. Sie alle kamen in stummer Übereinkunft zu der Auffassung, dass Krieg in jedem Fall großer Mist war. Und wenn die Menschen aus ihrer Niederlage gegen den Hive eine Sache gelernt hatten, dann war das Überleben. Und eine definitiv nicht: mit diesem Mist endlich aufzuhören.
Fast wünschte man sich, der Hive würde die Sache zu einem Ende bringen und weiterziehen. Die Menschheit hatte es wohl nicht besser verdient.
»Wir diskutieren das jetzt nicht weiter«, entschied Hoimar heiser, räusperte sich und zeigte auf das Bauwerk vor ihnen. »Wir haben immer noch eine Chance, etwas auf positive Weise zu verändern. Wie dieser Kampf weitergeht, entscheidet sich nicht zuletzt dadurch, was wir dort erfahren und was wir damit anfangen.«
Willie murmelte etwas, doch niemand hörte ihm zu.
Ryk hätte selbst beinahe gefragt: »Und wer entscheidet das?«, aber er beherrschte sich gerade noch rechtzeitig. Für ihn war, daran musste er sich immer wieder selbst erinnern, nur eines wichtig: Sie mussten an ein Raumschiff kommen und sie mussten weiter. Es ging um mehr als nur diese Welt oder ein abgestürztes Habitat. Es ging um eine große Sache.
Auch wenn es sich jetzt gar nicht mehr so anfühlte.
»Also weiter!«, sagte Rita mit etwas mehr Kraft und vor allem Selbstdisziplin in der Stimme. Dass diese Sache für sie ausgestanden war, daran glaubte Ryk allerdings keinen Augenblick.