Kapitel 3
Endlich dazugehören!

Auf dem Heimweg schwärmt Flo davon, was wir beide noch alles bei Skyland machen können und was für ein super Team wir sind.

Oh, Mann.

Aber dann bring ich es doch ganz lässig und sage einfach:

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Ich habe nämlich Niko versprochen, ihm morgen das Spiel mitzubringen.

Flo guckt wie ein angeschossenes Karnickel, aber echt, ich kann jetzt mit NIKO und der Clique weiterspielen!

Flo hätte sich wirklich nicht so anstellen müssen.

Er ist garantiert bloß eifersüchtig und will nicht, dass ich endlich auch mal coole Freunde habe!

Das ist sowas von egoistisch! Aber ich muss jetzt einfach mal an mich denken.

Aber nix da, kaum zu Hause beutet Mama mich total aus.

Ich soll die ganze Sauerei, die SIE beim Kochen gemacht hat, wegräumen.

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Geht‘s noch?

Stunden später, endlich allein auf meinem Zimmer: Ich füttere meinen Tinten-Fisch und bin erleichtert, dass sonst keiner was von mir will. Endlich Ruhe!

Der Tinten-Fisch ist ein kleiner schwarzer Fisch, der meinen japanischen Zauberstift mit Tinte speist, mit dem ich Skotti hervorzaubern kann. Der Tinten-Fisch lebt in einem Aquarium von Fischfutter und Brotkrümeln.

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Ich muss die Hausaufgaben selber machen, ich konnte sie ja nicht von Flo abschreiben.

Mist!

Das ist ganz schön zeitraubend.

Am nächsten Tag vor der Schule bring ich Niko gleich das Spiel.

Er freut sich voll.

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Flo versuche ich zu ignorieren, damit mein Soziallevel nicht wieder auf Null rauscht.

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Auf lange Sicht muss ich mich wohl wegsetzen.

Anders geht‘s nicht

In der Pause geselle ich mich also unauffällig zur Niko-Clique.

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Niko ist voll korrekt zu mir und erklärt, dass jeder in der Clique eine Mutprobe bestehen musste. Aber wenn ich mich total reinhänge und zeige was ich drauf habe, könnte ich vielleicht aufgenommen werden.

Die Chance muss ich nutzen. Es könnte meine einzige sein!

Niko will, dass ich ihm die ganzen Cheats und Tricks erkläre. Ich biete ihm an, es ihm daheim zu zeigen, aber er hat heute schon was vor.

Da taucht plötzlich Flo auf und will auch mitreden.

Oh nee, nicht das jetzt!

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Doch die Jungs lassen ihn total abblitzen.

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Luca schnappt sich aus der Fundkiste einen Regenschirm und macht eine Comedy-Nummer daraus.

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Es tut mir für Flo ein bisschen leid, aber lustig war‘s schon. Flo gibt irgendwann auf und lässt uns in Ruhe. Zum Glück! Das war echt unangenehm.

Was für ein super Gefühl, endlich dazuzugehören.

Niko hat mir erklärt, dass ich für die Aufnahme ein »Yolo« machen muss. Das heißt »You only live once« oder »Du lebst nur einmal«. Das ist jetzt der neue Trend.

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Der Witz ist, etwas total Schräges, Mutiges oder Gefährliches zu machen und dabei »YOLO!« zu rufen.

Fabian Brandt aus der 6c ist zum Beispiel die ganze Treppe in den Lichthof hinuntergesprungen, eine ganze Etage.

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Er hat sich dabei den Fuß gebrochen. An der Schule war er aber der Held.

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Gigi und Tata von der Glamourmädels-Clique quälen Frau Kurz mit Yolo.

Tata hat letztens mitten im Unterricht das ganze Nibelungenlied von der Tafel wieder abgewischt und Yolo! gerufen. Das war der Hammer!

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Tata kann die Unterschrift ihrer Eltern perfekt fälschen.

Seitdem Ohrfeigen und Stockschläge in der Schule verboten sind, bleibt den Lehrern als Strafe nur noch der »Verweis«.

Ich versuche sie zu vermeiden, weil meine Mama dann immer tut, als endet man deswegen später mal im Knast.

Sie ist der totale Kontrollfreak.

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Andere Eltern sind da lockerer.

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Aaron hat sich für sein Aufnahme-Yolo in die Jungsclique aber sogar einen Schulverweis von einer Woche eingefangen.

Hoffentlich muss ich nicht so was Krasses machen wie er, denn dann schickt mich meine Mutter garantiert auf eine Militärakademie bis ich 18 bin.

Bis zu diesem Yolo war Aaron nämlich der Partner von Ivan, der im Rollstuhl sitzt. Weil wir eine Integrationsschule sind und so, kann man sich melden, wenn man als Begleiter helfen will. Da darf man dann zum Beispiel im Aufzug mitfahren, der nur für Rollstuhlfahrer ist. Da alle keine Lust haben, die ganzen Treppen zu latschen, wird’s immer mordsmäßig voll da drin.

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Deshalb hat Aaron sich freiwillig als Begleitung für Ivan gemeldet. Jetzt kann er immer mit dem Aufzug fahren.

Sie waren bis dahin auch sowas wie Freunde. Sie haben jedenfalls sehr viel zusammen gelacht.

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Aber dann ist Aaron mal hinten auf den Rollstuhl gesprungen und mit Ivan die Rampe runtergesaust.

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Das war sein Aufnahme-Yolo in die Clique, wie ich jetzt weiß.

Aber sowas mach ich echt nicht.

Auch, wenn‘s schön wär, jetzt schon dazuzugehören.

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Niko hat mir erklärt, dass sie sich bis morgen was ausdenken werden als Mutprobe.

Ich muss aber nichts machen, was ich nicht will oder so, meint er.

Uff, klingt eigentlich ganz fair.

Das schaff ich schon!

Im Unterricht sitze ich dann allein. Flo scheint sich plötzlich krank gemeldet zu haben.

Weil mir das mit heute Morgen ein bisschen leid tut, schreibe ich alles sorgfältig mit – sogar die Hausaufgaben, damit ich sie ihm geben kann.

Nach der Schule will ich Niko fragen, wann wir Skyland spielen wollen, aber die Jungs sind alle schon weg. Schade. Ich könnte ihnen ein paar echt gute Tipps geben.

Also fahre ich alleine nach Hause. Ich komme mir ein bisschen einsam vor. Ich denke an meine neuen Kumpels und wieviel Spaß wir zusammen haben werden.

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Zuhause will Mama schon wieder, dass ich mithelfe. Ich entkomme ihr mit dem Hinweis, ich muss Flo unbedingt die Hausaufgaben durchgeben.

Beim Chat sieht uns ja keiner.

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LucasMitC: Flo? Bist du da?

Naruto2001 ist offline.

LucasMitC: Bist du jetzt off gegangen?

LucasMitC: Ich geb dir mal die Hausaufgaben durch.

Pff. Will man ihm mal was Gutes tun und das ist der Dank.

Dabei könnte ich jetzt echt seinen Rat gebrauchen. Wegen der Mutprobe morgen. Was werden sie sich wohl einfallen lassen? Hoffentlich nichts, weswegen ich mit Herrn Schinder Ärger bekomme.

Herr Schinder ist unser Mathelehrer und wie eine tickende Zeitbombe. Mit dem willst du dich echt nicht anlegen.

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Vielleicht sagen sie mir jetzt schon was los ist. Ich schicke also Freundschaftsanfragen an meine neuen Kumpels.

Bis jetzt hat noch keiner geantwortet.

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Dabei brauche ich morgen doch Unterstützung! Da fällt mir die perfekte Lösung ein: Ich nehme Skotti mit!

Ich füttere also den Tinten-Fisch mit extra-viel Fischfutter und stecke ihm meinen Magical Marker ins Fischglas. Nachdem er gefuttert hat, fängt er an, an dem Zauberstift zu nuckeln. Dabei füllt sich das Ding mit Tinte.

Jetzt habe ich also ein Ass im Ärmel: Skotti!

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Puh, bin echt erleichtert.

Ich bin so froh, dass ich Mama nach dem Essen sogar beim Abwasch helfe.

Das heißt, ich räume meine Sachen freiwillig in die Spülmaschine. Der Rest ist ja nicht von mir.

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