Kapitel 6
Lucas, der Mädelsschwarm
Wahnsinn! Alle Mädels schwirren um mich rum.
So nah war ich an der Mädchenclique noch nie dran. Von all dem Gekicher und Geplapper wird mir ganz schwummerig. Und wie die alle gut riechen, Wahnsinn.
Schwitzen Mädchen denn eigentlich nicht?
Sie scheinen echt auf mich zu stehen! So ist das also, wenn man in der coolen Clique ist. Ich bin voll der Hit bei den Damen.
In der Mädelsclique haben alle Spitznamen: Gisele heißt GiGi, Tabea heißt TaTa, Mareike heißt MaMa, Sophia heißt SoSo, Philippa heißt FiFi, und so weiter.
Nur Katharina hat ein Problem: KaKa geht ja schlecht. Deshalb wird sie »Trinka« genannt. Macht sie halt voll zur Außenseiterin.
Regel Nr. 7: Eltern, Augen auf, bei der Namenswahl!
Ich hoffe, sie nennen mich nicht LuLu.
Auf jeden Fall sind sie total weggebeamt von meinen Entwürfen und wollen alles über unsere Graffiti-Gruppe wissen.
Alle wollen total gern mitmachen. Am liebsten in der Orga.
Ich find das echt total nett.
So kenne ich die gar nicht.
Normalerweise interessieren die sich für gar nichts, außer ihre Smartphones.
Aber sie stehen echt total auf mich.
Die Mädels sind wie die Fliegen, sie wollen gar nicht mehr von mir ablassen.
Erst als ich verspreche, sie irgendwie in die Graffiti-Arbeitsgruppe reinzubringen, sind sie zufrieden.
Ich glaube ich werde noch den ganzen Tag nach Parfüm riechen. Ich fühl mich ganz weich in der Birne.
Ich nehm sie also mit zur Graffiti-Gruppe.
Die anderen dort brauchen dringend meine Unterstützung, sonst geht da gar nichts.
Kira hat ein paar echt coole Dinger produziert. Und Paul hat die Aktion total durchorganisiert.
Wie‘s aussieht, ist Gigi nicht mehr mit Branko zusammen.
Kira hat mich, während ich weg war, voll ausgebootet! Das kann ich mir nicht bieten lassen!
Sonst ist die ganze Schule bald voll mit ihren MädchenMangas! Und ich hab keinen Platz für meine Skotti-Schablonen.
Hm. Vielleicht hätte ich doch nicht soviel Zeit mit den Mädchen verplempern sollen.
Vor allem, weil die jetzt allesamt, statt sich meine Skizzen anzuschauen, um Paul rumschwirren.
Dem das aber total am Hemd vorbeigeht.
Doch zum Glück habe ich ja meine Geheimwaffe:
Während die anderen mit dem coolen Paul beschäftigt sind, hole ich heimlich Skotti aus meinem Schulranzen ...
Oh Mist. Kira! Hat sie mir etwa hinterherspioniert?
Kira stottert ein bisschen rum: »Ähm, ich wollt dir, äh, nur sagen, also, wir haben dir extra Platz gelassen. Du warst so beschäftigt mit den ... Mädchen. Aber deine Entwürfe sind super, du solltest auch möglichst viele Schablonen machen.«
Hä? Was soll das jetzt wieder?
Bestimmt irgendein Trick.
Ich glaube, sie will irgendwie mein Skotti-Geheimnis auskundschaften.
Übrigens: Wo ist Skotti überhaupt? Eben war er doch noch da!
Oh nee! Skotti ist mit Farbe und Schablone Amok gelaufen!
Ich muss ihn aufhalten. Doch zuerst muss ich diese Kira abschütteln.
Die ist echt hartnäckig. Endlich hab ich sie abgehängt!
Oh, no! Jetzt hat es Skotti aber übertrieben, würde ich mal sagen. Der Direktor wollte, dass wir den Lichthof verschönern – nicht das ganze Schulhaus!
Das gibt Höllenärger. Schließlich ist es meine Schablone.
Ich jogge Skotti durchs Schulhaus hinterher. Ich muss ihn aufhalten! Zum Glück ist seine Spur leicht zu verfolgen ...
Oh je. Er ist mordsfleißig gewesen.
Ich umrunde die nächste Ecke – und da ist Skotti! Puh! Jetzt muss ich ihn nur noch einfangen!
Doch gerade als ich Skotti hinterher will ... biegt Herr Schinder um die Ecke! Schock!
Na super. Jetzt muss ich mit dem Schul-Terminator fertig werden. Und er hat mich schon von Anfang an gefressen.
Für alle anderen bin ich der totale Nerd, weil ich neben dem Klassenstreber sitze, aber Herr Schinder glaubt, ich bin der Schwerverbrecher der Schule.
Ich muss Skotti finden! Wenn Herr Schinder ihn entdeckt, sind wir beide geliefert.
Ich hab zum Glück ‘ne super Eingebung und rufe: »Herr Schinder! Zum Glück, da sind Sie ja!«
Super Aktion!
Jetzt hat Skotti Zeit, sich zu verstecken.
Ich quassele los, als ging‘s um mein Leben:
Ich muss fast sogar ein bisschen weinen, so verzweifelt bin ich.
Herr Schinder seufzt und sagt, »Ist ja gut, Junge. Ist ja nicht deine Schuld.«
Vermutlich will er bloß, dass ich zu blubbern aufhöre.
»Aber wenn ich denjenigen erwische, der kann was erleben!«, sagt Herr Schinder und stapft davon.