58. KAPITEL
Hebbe und Frauchen

Die selig ahnungslosen Freunde sahen die nahende Katastrophe nicht kommen. Womöglich gehörte Fredrik Löwenhult zu den Top drei aller Menschen auf der Welt, die nichts über den wahren Zustand des Aéroport Aleko International wissen durften.

Doch da sich der dritte Botschaftssekretär offiziell in Montevideo befand, konnte er seinem Idiotenbruder und Aleko nicht umgehend die gesamte Existenz vernichten, sondern musste warten, bis er wieder in der Botschaft war. Ungefähr so: »Sehen Sie bloß, Herr Botschafter, was jemand im Internet veröffentlicht hat.« Woraufhin Guldén Johan nicht mal mehr mit der Kneifzange anfassen und Arschloch Aleko zu einem größeren Arschloch denn je mutieren würde.

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Alle Puzzleteilchen passten. Zu Anfang war Agnes sich nicht sicher gewesen, jetzt aber schon, dass der so nette Herbert in Zürich bei der Sache mitziehen würde. Und wie recht sie hatte! Offenbar wurde es Zeit für den Sechsundsiebzigjährigen, sich von seinem sechsundneunzigjährigen Vater abzunabeln.

Während der übertrieben vielen und langen Skype-Gespräche zwischen Agnes und Herbert einigten sie sich nicht nur auf das weitere Vorgehen, sondern gaben einander auch zärtliche Kosenamen. Er hieß Hebbe , sie das Frauchen . Hebbe war so beeindruckt von Agnes’ Entscheidung, in gesetztem Alter noch mal so richtig auf den Putz zu hauen, dass er sich vornahm, es ihr gleichzutun. Und zwar mit Schmackes. Das Frauchen hatte von der Ödnis in der dörflichen Gemeinde erzählt, in der sie aufgewachsen war. Wenn man Dödersjö gegen Bank von Toll austauschte, war es schon fast unheimlich, wie sehr ihre Lebensgeschichten einander glichen. Allerdings gab es einen entscheidenden Unterschied: Agnes’ Gatte war auf einen Nagel getreten und hatte das Zeitliche gesegnet, während sein Vater mit den Jahren immer jünger und gesünder wurde. Mit bald siebenundsiebzig spielte man einfach nicht mehr den Laufburschen für seinen Vater.

Herbert und Agnes sehnten sich beide nach einem erneuten Treffen im wirklichen Leben; in wenigen Tagen war es so weit. Für das Projekt Weltuntergang mussten in Zürich gewisse Vorkehrungen getroffen werden.