83. KAPITEL
Schweden, Montag, 31. Oktober 2011

Während Aleko und Johan in Västerbotten ihre Västerbotten-Käse-Verhandlungen führten, warteten die restlichen drei maltesischen Neubürger in Stockholm. Agnes und Herbert machten händchenhaltend Herbstspaziergänge, bis es ihnen zu kalt wurde. Dann verzogen sie sich auf sein oder ihr Zimmer im Grand Hôtel, um einander aufzuwärmen.

Petra hatte es satt, allein in der verglasten Hotelveranda mit Blick aufs Wasser zu sitzen. Das Geturtel zwischen Agnes und Herbert erinnerte sie außerdem an alles, das ihr im Leben entgangen war.

Doch statt Malte einen weiteren zaghaften Gruß auf Facebook zu schicken, ging sie raus auf die Straße und schnappte sich ein Taxi.

***

Sie war nicht annähernd so nervös wie beim letzten Mal. Jetzt würde sich zeigen, ob Malte wirklich mit ihr geflirtet hatte oder ob es nur in der Fantasie der Prophetin passiert war. Es war früher Abend, draußen stockdunkel, drinnen im Haus brannte Licht. Kein Honda Civic in der Auffahrt.

Petra klingelte und hörte genau hin. Keine Frauenstimme, die rief, sie lackiere sich die Nägel. Überhaupt niemand rief. Also niemand zu Hause, oder nur einer von beiden.

Dann hörte sie, wie sich Schritte der Tür näherten. Jemand schloss auf.

Malte öffnete die Tür.

»Ist sie noch da?«, sagte Petra.

Ihre erste, größte und einzige Liebe sah sie mit großen Augen an. Fing sich aber rasch wieder.

»Wer? Ach so, die. Nein, ich hab sie gebeten auszuziehen. Und das Auto mitzunehmen.«

Da standen sie nun, nur die Schwelle zwischen ihnen, und schauten sich an. Petra hatte nicht weiter vorausgeplant als bis zur einleitenden Frage.

»Ich war auf Reisen«, sagte sie. »Hab deinen Baseballschläger in Rom verloren. Tut mir leid.«

Malte war der zurückhaltende Typ. Benutzte fast nie Schimpfwörter. Merkte aber, dass es eine Frage von Jetzt oder Nie war.

»Scheiß auf den Baseballschläger«, sagte er. »Ich freu mich unheimlich, dich zu sehen. Darf ich dich in den Arm nehmen?«

»Unheimlich gern.«