S
ie erwachte schlagartig und nach Luft schnappend, mit dem Gefühl, als hätte jemand ein tonnenschweres Gewicht von ihrer Brust genommen, nur Augenblicke, bevor es ihre Lungenflügel zerdrückt hätte. Gierig saugte sie den Atem ein, mit weit offen stehendem Mund, tief in ihre schmerzenden Lungen. Während sie verzweifelt um Atem rang, bemerkte sie, dass ihre Wangen tränenfeucht waren, ihr Körper klebte an dem schmutzigen Laken, war schweißgebadet. Da stahl sich ein Lächeln auf die Reste ihres Gesichts.
Sie schlug die Augen auf, nachdem sie einen Moment gezögert hatte –– aus Angst davor, was diese Augen dann vielleicht sehen könnten. Aber es bestand kein Grund zu dieser Sorge. Es war hell in dem Zimmer, die Sonne, schon vor Stunden aufgegangen, schickte ein schräges Lichtbündel in die Zimmermitte, in dem feine Staubkörnchen tanzten, glitzernd und funkelnd als wären sie aus purem Gold. Sie lächelte ein bisschen mehr. Ein schöner Anblick.
Sie spürte die Schmerzen in ihren Händen und sah an sich herab – ihre Finger hatten sich in das zerwühlte Laken gekrallt. Sie öffnete sie, vorsichtig, in ängstlicher Erwartung, was sie dann sehen würde. Einen Moment lang war sie davon überzeugt, dass ihre Hände blutbeschmiert waren, hoch bis zu den Ellenbogen, als hätte sie sie in eine Schüssel voller Blut getaucht – oder in ein Waschbecken. Doch dann verging auch das, und sie sah, was sie stattdessen angerichtet hatte. Da waren kleine blutige Halbmonde in ihren Handinnenflächen, wo sich die Nägel ihrer Finger tief hineingegraben hatten. Und die Narben von den unzähligen Malen zuvor. Ein glucksendes Lachen entstand tief in ihrer Brust, stahl sich ihre Kehle hinauf, und erreichte ihren Mund, floh in die kühle Luft des Morgens, hallte gespenstisch von den kahlen Wänden ringsum.
Alles war gut, denn nun war sie wach.