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Alteneck, Krankenhaus
M onika Weber, die diensthabende Nachtschwester, sah dabei zu, wie die letzten Tropfen durch den Filter in den Glaskrug der Kaffeemaschine fielen. Dieser Polizist, Jan Lange, war so ein netter junger Mann, und immerhin hatte sie ihn ja irgendwie auch aus dem sicherlich verdienten Nachtschlaf gerissen, was die tiefen Augenringe in seinem (übrigens ziemlich attraktiven) Gesicht erklärte. Und das, obwohl das sich alles ja nun doch nicht als so furchtbar dringend herausgestellt hatte, wie sie gedacht hatte. Aber, wie ihre Mutter immer gesagt hatte, lieber einmal zu viel Alarm geschlagen als einmal zu wenig. Und den Kaffee würde er ganz sicher gut gebrauchen können.
Sie nahm den Glaskrug von der Heizplatte der Maschine und füllte den Kaffee in eine großen Tasse, wobei sie darauf achtete, noch genügend Platz für Milch und Zucker zu lassen. Beides hatte sich der nette Polizist reichlich gewünscht, also würde er es auch reichlich von ihr bekommen.
Dann, einem spontanen Impuls folgend, kramte Schwester Monika noch eine breite Untertasse aus dem Schrank, stellte die Tasse darauf und garnierte das Ganze mit einem Keks, nach kurzem Überlegen legte sie noch einen zweiten darauf und steckte sich Nummer drei dann selbst in den Mund. Dann verließ sie das Schwesternzimmer in Richtung Fahrstuhl, um zu dem Krankenzimmer im ersten Stock zu gelangen, in dem Ulrich Seeger lag.
Fünf Minuten später hatte sie den ersten Stock erreicht, die Türen öffneten sich, und Schwester Monika trat auf den Flur, wobei sie darauf achtete, ja nichts von dem Kaffee zu verschütten, denn das würde sonst die beiden Kekse völlig durchweichen und …
Sie stutzte, als sie vor der Tür des Zimmers ankam, in dem Ulrich Seeger lag. Sollte sie klopfen oder einfach eintreten? Dann schüttelte sie den Kopf. So weit kam es noch, dass sie hier mitten in der Nacht an Türen klopfte, schließlich hatte der Mann da drin gerade einen Polizisten zu Besuch, nach dem er ja selbst verlangt hatte. Während sie die Untertasse in ihrer Linken balancierte, öffnete Schwester Monika die Tür. Sie ging ein paar Schritte auf das Bett des Kranken zu, vor dem der Polizist stand, der seine Hände – aber das konnte nicht sein, oder? – um den Hals des Kranken gelegt hatte, als wolle er ihn erwürgen und …
Als Jan Lange sich zu ihr umdrehte, stieß sie einen spitzen Schrei aus und vergaß augenblicklich den Kaffee, die Kekse auf der Untertasse und alles Andere. Die Tasse rutschte aus ihren kraftlosen Fingern und zerschellte auf dem Boden, heiße Flüssigkeit spritzte in alle Richtungen. Als Jan sich vollends zu ihr umdrehte, starrte sie auf seine Arme, die bis zu den Ellenbogen mit etwas beschmiert waren, das nur Blut sein konnte.
Dann begann sie zu schreien.