Kopie nach John Trumbull, Currier & Ives (Drucker),
General Burgoyne kapituliert in Saratoga, um 1825.
Lithografie. Library of Congress Prints and
Photographs Division, Washington D.C.
(19. September/Freemans Farm und 7. Oktober/Bemis Heights 1777)
Selbst die sorgfältigsten Pläne von Mäusen und Menschen gehen oft schief. (Übersetzung aus Robert Burns, To a Mouse, on Turning Her Up in Her Nest with the Plough)
Die Kapitulation des Generals Burgoyne (1722-1792) nach der aus zwei Einzelgefechten bestehenden Schlacht bei Saratoga, obwohl vielleicht fälschlich als Schlacht klassifiziert, wird dennoch berechtigt unter den wegen ihres Einflusses auf das Schicksal von Nationen bedeutsamen Ereignissen aufgeführt. Betrachtet man die amerikanische Revolution als Ganzes und mit einem zeitlichen Abstand, ist zu erkennen, dass Burgoynes Kapitulation der verhängnisvolle, schicksalsträchtige Wendepunkt gewesen war, der vom einstigen Höhepunkt der englischen Siege zur allmählichen, aber entscheidenden englischen Niederlage führte. Das Ergebnis des Sieges bei Saratoga war die Anerkennung der nun unabhängigen Vereinigten Staaten von Amerika, zunächst von Frankreich, später von Spanien und noch danach von den Niederlanden.
Den Altgedienten der britischen Armee und ihren erfahrenen Grenadieren hatten unerfahrene Truppen widerstanden, und eben diese unerfahrenen Truppen hatten gewonnen; sie hatten den stolzen britischen General von einem Ort zum anderen zurückgedrängt, ihn schließlich auf den Höhen von Saratoga umzingelt und zur Kapitulation gezwungen. Die Unabhängigkeit der ursprünglich nur dreizehn Staaten und des ganzen revolutionären republikanischen Amerika machte den Sieg der Generäle Horatio Gates und Benedict Arnold über Burgoyne und seine Veteranen in Saratoga möglich.
Burgoynes Plan war gut. Hätte General Barry St. Leger (1737-1789) die Festung Stanwix einnehmen und weiter den Mohawk entlang bis zur Mündung in den Hudson marschieren können, um dort seine Truppen mit denen von Burgoyne zu vereinen, und hätte General Friedrich Baum (1727-1777) nicht die Schlacht von Bennington verloren und die von der britischen Armee so bitter benötigten Vorratslager erobert, und hätte Lord George August Howe (um 1725-1758) es nicht für vorteilhafter gehalten, den Delaware zu überqueren und Philadelphia in Angriff zu nehmen anstatt in New York zu bleiben, und wäre General Henry Clinton (1730-1795) nicht in seinem siegreichen Marsch von Albany aufgehalten worden – wenn alle oder auch nur eine einzige dieser Umstände anders gewesen wären, hätte der Ausgang anders sein können.
Am 13. Oktober 1777 wurde General Burgoyne auf den Höhen von Saratoga von einer überwältigenden Streitmacht belagert. Er sah, dass seinen Männern nur Hunger und Leiden bevorstanden und dass er nicht in der Lage war, mit Lord Howe oder General Clinton eine Verbindung herzustellen. Er leitete daher Kapitulationsverhandlungen mit General Gates ein, der zunächst verlangte, dass sich die königliche Armee als Kriegsgefangene ergeben sollte. Burgoyne lehnte dies ab. Später wurde vereinbart, dass „[…] die Truppen des Generals Burgoyne mit allen Ehren des Krieges aus ihrem Lager und die Artillerie aus ihren Verschanzungen heraus zum Flussufer marschieren sollten, wo die Waffen und die Artillerie abzuliefern waren. Auf Befehl ihrer Offiziere mussten die Waffen aufgehäuft werden. Der Armee unter Generalleutnant Burgoyne sollte ein freier Abmarsch nach Großbritannien gewährt werden unter der Bedingung, während der aktuellen Streitigkeiten nicht wieder in Nordamerika zu dienen.“
Nachdem diese Bedingungen formal angenommen worden waren, stieg eine Armee abgezehrter und verwundeter Männer mühsam die Höhen herab und marschierte zu dem für die Niederlegung der Waffen bestimmten Platz. General Gates war bei dieser Gelegenheit äußerst höflich, und die Kolonialtruppen verbrüderten sich bald mit den englischen Soldaten und bemühten sich auf jede Art, ihre vielen Wünsche und Bedürfnisse zu befriedigen.
Und so wurde aus der in New York geplanten Niederlage, deren Höhepunkt Burgoynes Kapitulation in Saratoga hätte sein sollen, eines jener mächtigen kleinen Ereignisse, die das Schicksal von Nationen verändern können.
(übersetzter und bearbeiteter Auszug aus: Isabel Shepperson, Battles of Destiny)
(28. September - 19. Oktober 1781)
Wenn der Feind eine Tür offen läßt, mußt du hineinstürmen. Komme deinem Gegner zuvor, indem du ergreifst, was ihm teuer ist, und versuche, den Zeitpunkt seiner Ankunft auf dem Gelände genau abzuschätzen. (Sun Tzu, Kapitel 11)
Der entscheidende Angriff des Krieges stand kurz bevor. Im Süden hatte General Nathanael Greene (1742-1786) den Befehl von General Horatio Gates (1726-1806) übernommen und damit wendete sich das Kriegsglück, denn jetzt musste Cornwallis gegen einen fähigeren General als Gates kämpfen. Er hatte einige ausgezeichnete Offiziere und bestand im Gegensatz zu Gates nicht auf dessen steifen Militärtraditionen eines Berufssoldaten, der auf die Hilfe des erfahrenen, als „Sumpf-Fuchs“ berühmt gewordenen Kavallerieführers Colonel Francis Marion und dem unter dem Spitznamen „Carolina Gamecock“ bekannten Thomas Sumter (1734-1832) verzichtet hatte.
Die Diversität und Mobilität der amerikanischen Streitkräfte verwirrten Cornwallis. Als er von Camden nach Nord Carolina marschierte, hoffte er, Greene in eine Schlacht verwickeln zu können und ihn genauso zu vernichten, wie er Gates vernichtet hatte. Er schickte Colonel Banastre Tarleton mit einer kleineren Streitmacht gegen den die britischen Garnisonen im Süden bedrohenden Daniel Morgan (1736-1802), um ihm den vernichtenden Schlag zu versetzen. Das Ergebnis war eine absolute Katastrophe. Tarleton hatte erhebliche Mühe, mit zweihundertsiebzig Mann zu entkommen und ließ fast neunhundert Verletzte und Gefangene zurück. Cornwallis hatte ein Drittel seiner erfolgreichen Armee verloren.
Am 2. August bezog Cornwallis sein Quartier in dem an der Mündung des Flusses York gelegenen Yorktown. Seine Kanone beherrschte die volle Breite des Flusses und garantierte den vor der Stadt vor Anker liegenden Schiffen Sicherheit. Die Stadt lag auf halbem Weg zwischen New York und Charleston, und von hier aus konnte eine militärische Streitmacht über den Seeweg bequem zu jedem beliebigen Punkt entlang der Küste transportiert werden. Der französische General Marquis La Fayette (1757-1834) erreichte mit einer wachsenden Armee Yorktown, und bevor er es richtig begriff, wurde Cornwallis belagert und hätte nur von einer Flotte gerettet werden können. Schließlich kam die endgültige Entscheidung, und sie kam vom rastlosen und geheimnisvollen Meer.
George Washington erfuhr in der zweiten Augusthälfte 1781, dass eine große französische Flotte unter dem Kommando des Admirals Graf François Joseph de Grasse nach Chesapeake gesegelt war, und dass die britische Armee Yorktown erreicht hatte. Bald segelten die beiden auf der Ostseite des Hudson ankernden verbündeten Armeen in Richtung Süden.
Eine britische Flotte unter dem Kommando von Admiral Graves verließ New York am 31. August und befand sich mit neunzehn in Linie aufgestellten Schiffen fünf Tage danach am Eingang der Chesapeake-Bucht. Da die Stärke der Franzosen gut verborgen geblieben war, erwartete Graves eine unangenehme Überraschung: Vor ihm lagen vierundzwanzig Schiffe. Die Situation war sogar noch schlimmer, denn auch die französische Flotte von Newport war auf dem Weg, um sich Grasse anzuschließen. Gegen solch einen Schicksalsschlag war Graves machtlos. Er segelte nach New York zurück, um aufzurüsten.
Graves’ Maßnahme bedeutete aber Cornwallis’ Untergang. Die stärkste Flotte, die in diesen Gewässern je versammelt war, schnitt ihn von einer Rettung vom Meer her ab. Damit war die Verteidigung Yorktowns geschwächt, und angesichts dieser neuerlichen Entmutigung wurde Cornwallis klar, dass die Entscheidung gefallen war. Tarleton und andere Offiziere verurteilten später Cornwallis scharf, weil er keine Bemühungen zum Rückzug unternommen hatte. „Ich dachte“, berichtete er später, dass es „böswillig und unmenschlich gewesen wäre, das Leben dieser tapferen Soldaten zu opfern.“
Cornwallis ergab sich mit einigen Hunderten Seeleuten und ungefähr siebentausend Soldaten, von denen zweitausend verletzt waren. Yorktown bestimmte zwar den Ausgang des Krieges, beendete ihn aber nicht. Die Feindseligkeiten dauerten noch mehr als ein Jahr, und vor allem im Süden fanden noch erbitterte Kämpfe statt, die zu weiterem Blutvergießen führten.
(übersetzter und bearbeiteter Auszug aus: George Wrong, Washington and His Comrades in Arms; a Chronicle of the War of Independence)