KAPITEL 4

Das Johlen der Fußball spielenden Jungen auf der anderen Seite der Hecke, an der sie im Gänsemarsch entlangtrotteten, nachdem sie ihre Räder ein Stück abseits hinter ein paar Bäumen versteckt hatten, zerrte an Franks Nerven. Er wusste nicht, was er gerade lieber tun würde, als selbst das runde Leder zu dreschen. Fußball spielen war und blieb nun einmal seine große Leidenschaft. Umso wichtiger war es, dass sie etwas fanden, womit sie Eberhard für alle Zeiten in die Schranken weisen konnten. Frank hatte keine Ahnung, was das sein könnte: Aber alleine die Vorstellung, Eberhard und Thomy etwas unter die Nase zu reiben, was sie erbleichen ließ, war schon Ansporn genug.

»Halt! Stopp!«

Jacki war vorausgegangen, weil nur Frank und sie sich von früher her hier auskannten. Jetzt hatten sie die Stelle erreicht, an der die Büsche kleiner und lichter wurden. Noch vor ein paar Jahren hatten Frank und sie sich öfter hier hindurchgezwängt. Doch nun erschien Frank die Lücke viel kleiner als früher, fast zu schmal, um auf diesem Weg auf das Gelände zu kommen. Also musste er nachhelfen.

Er lauschte einen Moment. Erst als er keine verdächtigen Geräusche auf der anderen Seite hörte, drückte er zwei Büsche so weit wie möglich auseinander und zwängte sich durch. Seine Schulter nahm ihm das mehr als nur ein wenig übel, sie fing an zu pochen, dass es ihm den Schweiß auf die Stirn trieb.

Er hatte kaum den Fuß auf das Grundstück gesetzt, da zuckte er vor Schreck zusammen. Es hatte sich viel verändert, seitdem sie das letzte Mal hier gewesen waren. Der Weiher war von hier aus kaum zu erkennen, obwohl er keine fünfzig Meter entfernt war, so zugewachsen war er mittlerweile. Und die Hütte daneben war um einen Schuppen erweitert worden. Insgesamt waren die Gebäude so groß, dass ihr kleines Klubhaus drei- oder viermal dort hineingepasst hätte.

Aber das war es nicht, was ihm einen Schauer über den Rücken gejagt hatte. Es war der Schatten, der hinter der Hütte verschwunden war. Eine schnelle, huschende Bewegung, die er kaum wahrgenommen hatte. Er hätte nicht einmal sagen können, ob es wirklich ein Mensch gewesen war oder irgendetwas anderes, vielleicht ein Reh, das sich auf das Grundstück verirrt hatte.

»He!« Es war natürlich Jan, der ihm als Erster folgte. Und ganz wie es seine Art war, machte er einen energischen Schritt nach vorne und sah sich neugierig um. »Alles in Ordnung?«

Frank nickte, obwohl gar nichts in Ordnung war. Er nahm nur ganz am Rande wahr, dass Jan sich wieder umdrehte und die Zweige auseinander hielt, bis sich die anderen durchgezwängt hatten. Währenddessen behielt Frank das Grundstück im Auge. Er erwartete geradezu, dass Eberhard plötzlich mit einer johlenden Meute um die Ecke geschossen käme.

Aber vorerst geschah nichts dergleichen.

»Wow«, sagte Luki, nachdem er als Letzter die Hecke passiert hatte und direkt neben Frank trat. »Ich hätte nicht gedacht, dass das Gelände so groß ist!«

Frank nickte nur flüchtig. Seine Schwester dagegen schnatterte gleich drauflos: »Die Besitzer haben vor ein paar Jahren gewechselt. Ich weiß gar nicht, wem der Weiher und all das hier jetzt gehört.«

»Wahrscheinlich jemandem, der Eberhard ziemlich großzügig unterstützt«, sagte Jan grimmig.

»Haltet die Klappe, ja?«, zischte Frank.

Jacki war so verdattert, dass sie – vollkommen untypisch für sie – erst einmal gar kein Wort herausbrachte, ganz im Gegensatz zu Jan.

»He«, sagte er. »Geht's auch ein bisschen freundlicher?«

»Ganz bestimmt nicht«, antwortete Frank gepresst. »Wir sind hier nämlich auf Feindesland, schon vergessen? Es braucht nur irgendjemand einen Muckser von uns zu hören und wir sind geliefert.«

Jan starrte ihn einen Moment lang fassungslos an, dann schnappte er nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen und zwang sich zu einem missglückten Lächeln. »Na klar, Sir. Sagen Sie mir einfach, was ich tun muss, um die feindlichen Linien zu umgehen.«

Gegen seinen Willen musste Frank grinsen. »Blödmann«, sagte er freundlich.

Jans Lächeln wurde eine Spur wärmer und echter, dann erlosch es schlagartig. »Machen wir, dass wir es hinter uns bringen.«

Frank brauchte keine Extraeinladung mehr. Er kam sich tatsächlich ein bisschen wie der Kommandant eines Erkundungstrupps vor, der auf feindliches Gelände vordrang, als sie alle fünf ohne ein weiteres Wort auf die Hütte zuschlichen. Den Bereich, aus dem die Fußballgeräusche zu ihnen herüberdrangen, konnten sie von hier aus nicht einsehen und somit auch nicht von dort gesehen werden aber das beruhigte Frank auch nicht wirklich. Der Schatten, den er gesehen zu haben glaubte, ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Was, wenn man sie bereits entdeckt hatte und in der Hütte schon ein paar kräftige Fußballkumpel von Eberhard auf sie warteten?

»Vorsicht«, flüsterte er, als sie nur noch wenige Meter von der Hütte entfernt waren. »Wir sollten nicht alle weitergehen. Am besten gucke ich erst einmal allein, ob die Luft rein ist ...«

Guido blieb abrupt stehen und hob die Hand, wie um einen Reitertrupp zu stoppen. »Wir teilen uns auf«, sagte er wichtigtuerisch. »Frank und ich nehmen uns die Hütte vor. Jan! Du wirst mit dem Rest den Schuppen durchsuchen.«

»Den Schuppen?« Jan verzog zweifelnd das Gesicht. »Was für Geheimnisse kann Eberhard dort schon versteckt haben?«

»Das sollst du ja gerade herausfinden«, wies ihn Guido zurecht.

»Und wen«, Jacki stemmte kampflustig die Hände in die Hüften, »meinst du eigentlich mit dem Rest, Guido, he?«

»Pssst«, machten Frank und Luki gleichzeitig.

Jacki funkelte erst den Jungen mit der Nickelbrille an, bevor sie sich zu Frank umwandte und den Mund öffnete.

»Ich finde, wir Mädchen sollten jetzt mal das Kommando übernehmen«, sagte Karin, bevor Franks Schwester auch nur einen Laut von sich geben konnte. Sie griff nach Franks Hand und packte sie so fest, als wolle sie sie nie wieder loslassen.

Frank war so überrascht – und im wahrsten Sinne des Wortes angenehm berührt –, dass er kein Wort herausbrachte.

»Ich werde mir mit Frank die Hütte vornehmen«, fuhr Karin fort. »Und Jacki, du kannst dir ja dann mit dem Rest den Schuppen vornehmen.«

»Aber seid vor... vor... vorsichtig«, stotterte Frank. »Wenn ihr irgendetwas seht oder hört ...«

»Frauen, die das Kommando übernehmen!« Jan schüttelte sich. »Wo sind wir denn?«

»Auf Eberhards Territorium«, sagte Karin ernsthaft. »Also los jetzt, Jungs. Bringen wir's hinter uns.«

Bevor Guido oder Jan Widerspruch leisten konnten, zog Karin Frank kurzerhand mit sich fort. Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Auf der einen Seite gefiel ihm Karins forsche Art, auf der anderen Seite hatte er eigentlich geglaubt, sich allerhöchstens mit Guido das Kommando über die Operation »Spießumdrehen« teilen zu müssen.

Der Kies knirschte unter ihren Füßen, als sie sich der Hütte näherten, und Frank begann sich verzweifelt zu fragen, was er hier eigentlich tat. Bislang hatte er geglaubt, dass es kein Problem sein würde, irgendetwas zu finden, mit dem sie Eberhard unter Druck setzen könnten. Aber das war natürlich Blödsinn. Ebenso gut konnte es sein, dass Eberhard noch nie einen Fuß in diese Hütte gesetzt hatte.

Das helle Sonnenlicht ließ ihn blinzeln, als er sich zu den anderen umdrehte. Er sah gerade noch Luki in dem Holzschuppen verschwinden. Ansonsten bemerkte er nichts Auffälliges.

Trotzdem war er alles andere als beruhigt. Und als er sich wieder der Hütte zuwandte und durch die blinden Scheiben einen Blick ins Innere zu erhaschen versuchte, verstärkte sich sein Gefühl, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Es war diesmal keine Bewegung, die ihn erschreckte, kein Schatten, der verschwand, sobald er ihn zu erfassen versuchte. Es war die düstere Enge, die in dem Raum herrschte, in den er blickte, voll gestellt mit allem möglichem Krempel. Hier konnte sich ein ganzes Dutzend Jungen verstecken, ohne dass er die Chance gehabt hätte, sie zu entdecken.

Mit einem letzten Schritt war er an der Tür und legte die Hand auf die Klinke. Seine Sinne waren zum Zerreißen gespannt. Er glaubte auf der anderen Seite der Tür ein Geräusch zu hören, etwas wie ein leises Scharren.

»Was ist?«, fragte Karin leise.

Frank zuckte unbehaglich mit den Schultern. Statt zu antworten, drückte er die Klinke herab und öffnete die Tür vorsichtig einen Spaltbreit. Sie knarrte wie ein langsam zurückschwingender Sargdeckel in einem Horrorfilm. Frank atmete tief durch – und stieß die Tür dann mit einem entschlossenen Ruck vollständig auf.

Nichts geschah. Es stürzte sich niemand auf sie, es gab niemanden, der ihnen böse Worte entgegenschleuderte. Trotzdem fühlte sich Frank alles anderes als wohl, als er einen weiteren Schritt in den Raum hinein machte. Die dunklen, teilweise mannshohen Gegenstände, die hier dicht an dicht standen, schienen ihm geradezu entgegenzuspringen. Es dauerte ein, zwei hämmernde Herzschläge lang, bis sich seine Augen so weit an das Zwielicht gewöhnt hatten, dass er erkannte, mit was er es hier zu tun hatte. Es waren Leitern, Kartons und Arbeitsgeräte, dazwischen Farbkübel und alles mögliche andere, was man zum Renovieren brauchte.

»Komisch«, murmelte Karin. »Warum bewahren sie den ganzen Krempel denn hier auf und nicht im Schuppen?«

»Vielleicht, weil sie den Schuppen schon mit anderem Krempel voll gestellt haben«, murmelte Frank geistesabwesend. Er umrundete eine alte Holzleiter und spähte an einem Stapel Abdeckplanen vorbei. »Ich glaube nicht, dass wir hier etwas finden, mit dem wir Eberhard die Hölle heiß machen können.«

»Glaube ich auch nicht.« Karin deutete nach links. »Siehst du die Tür da? Vielleicht finden wir da ja etwas Persönlicheres als eingetrocknete Pinsel und hart gewordene Farbe.«

Frank drehte sich in die entsprechende Richtung, war mit ein paar Schritten an der Tür und drückte sie vorsichtig auf. Dahinter war es stockfinster, zumindest kam es ihm im ersten Augenblick so vor. Doch als er einen Schritt in den Raum hineingemacht hatte, erkannte er die Umrisse eines voll geräumten Tisches, mehrerer Stühle und einer an der Wand stehenden einfachen Holzbank. Als er weiterging, stieß er gegen etwas, das mit einem nur zu bekannten Geräusch wegsprang und gegen die Wand prallte, um dann wieder ein Stück zurückzurollen.

Ein Fußball.

»Hier sind wir richtig«, sagte er. Vorsichtig ging er zu dem Tisch und ließ sich auf einem der Stühle nieder.

»Warum ist es hier so dunkel?«, fragte Karin von der Tür her.

Frank deutete nach links, in Richtung Fenster. »Die Fensterläden sind zu. Aber schau mal, was ich hier gefunden habe.« Er schob einen Stapel Papier zur Seite und zog ein flaches Notebook hervor. »Wenn wir Glück haben, gehört dieser hübsche kleine Computer hier Eberhard.«

»Das glaubst du doch selbst nicht.« Karin kam auf ihn zu und setzte sich auf den Stuhl neben ihm. »Und selbst wenn – das Ding ist bestimmt mit einem Passwort gesichert.«

»Das wollen wir doch mal sehen.« Frank klappte den Deckel hoch. Sofort flackerte der Bildschirm auf und ein Fußball begann sich auf ihm zu drehen. »Er ist noch nicht einmal richtig ausgeschaltet. Das passt doch.«

Seine Finger huschten flink über die Tastatur und der Fußball wurde kleiner und sauste in die rechte obere Ecke davon. Gleich darauf öffnete sich ein Menü mit mehreren Punkten. Ehe es sich Frank versah, was er da eigentlich tat, klickte er den Punkt Weiterspielen an.

Im selben Moment wünschte er sich schon, er hätte es nicht getan. Ein lautes, aber merkwürdig blechern klingendes Johlen drang durch den Raum. Auf dem Bildschirm erschien die Ansicht eines Fußballstadions von oben. Und dann ging es auch schon los. Die eine Mannschaft – in roten Trikots – stand eben noch eingefroren, dann schoss sie los. Einer der Gegenspieler – die Nummer 7 in einem blauen Trikot – war im Besitz des Balls. Aber da kam schon die rote Nummer 3 angesaust und nahm ihm den Ball ab.

Die Menge auf den virtuellen Rängen johlte erneut.

»Mach das Ding aus«, sagte Karin erschrocken.

»Ja.« Ein Schweißtropfen fiel von Franks Stirn auf die Notebooktastatur. Er bekam den kleinen Pin zu fassen, mit dem sich die Maus steuern ließ.

Die blaue Nummer 7 schoss. Jetzt begriff Frank. Die rote Mannschaft wurde offensichtlich vom Computer gesteuert, die blaue musste er selbst steuern. Er ließ die Nummer 7 vorstürmen, hinter der blauen Nummer 3 hinterher. Der blaue Dreier gab an die blaue Nummer 8 ab und der nächste rote Spieler, der sich ganz in seiner Nähe befand – Nummer 5 –, blinkte auf. Frank verstand; das Spiel wartete auf eine Bestätigung. Er drückte die Eingabetaste.

»Du sollst das Ding ausmachen!«

Karin machte Anstalten, die Hand auszustrecken und den Deckel zuzuklappen. Frank drehte sich mitsamt dem Notebook von ihr weg. Er hatte jetzt so richtig Feuer gefangen. Wenn er heute schon nicht die Gelegenheit zum Training oder gar einem Übungsspiel hatte, dann wollte er wenigstens dieses Spiel mal austesten. Das konnte ja nichts schaden – schließlich waren sie hier ganz alleine und das Johlen und die Ballgeräusche, die aus den winzigen Notebooklautsprechern drangen, wurden durch die Fensterläden bestimmt so weit gedämpft, dass sie draußen kaum zu hören waren.

Seine Nummer 5 war jetzt am roten Dreier dran. Frank kannte das Spiel nicht, aber andere Fußballspiele, und so drückte er ganz instinktiv zwei, drei Tasten im schnellen Wechsel.

Karin beugte sich zu ihm. Ihre Haare strichen über seine Wange. »Schluss jetzt«, befahl sie. »Wenn jemand kommt ...«

»Nur noch einen Moment«, unterbrach sie Frank. »Ich habe gerade 'ne Torchance.«

Das war zwar ein bisschen übertrieben. Aber jetzt schaffte er es tatsächlich, dem feindlichen Spieler den Ball abzunehmen, und sauste sofort los. Ganz nebenbei nahm er wahr, dass Karin sich mit einem Seufzen wieder aufrichtete und anfing, die auf dem Tisch liegenden Papiere im flackernden Licht des Notebookbildschirms zu durchsuchen.

Er selbst steuerte nun kein Computerspiel mehr, er befand sich plötzlich auf einem echten Fußballplatz, und der war auch eindeutig größer als der Bildschirm. Er glaubte sogar den Rasen unter seinen Füßen zu spüren und in das Johlen, das er hörte, schien sich ein immer lauter werdendes »Frank, Frank, Frank!« zu mischen.

Er wich dem roten Verteidiger aus, umspielte einen anderen – und stand dann tatsächlich vor dem Tor. Der Torwart versuchte sich verzweifelt in Position zu bringen. Ein Geräusch neben seinem Kopf lenkte Frank ab und er zuckte zusammen. Es war kein gegnerischer Spieler, sondern Karin, der gerade irgendetwas heruntergefallen war und die jetzt unter den Tisch abtauchte, um es aufzuheben. Dann verblasste die Realität wieder. Frank konzentrierte sich auf den Schuss, mit dem er den Führungstreffer erzielen wollte. Ein roter Spieler hetzte heran. Er wollte, nein, er musste seinen Treffer landen, bevor er wieder in einen Zweikampf verwickelt wurde.

Ein Knall hallte durch die Wirklichkeit und plötzlich waren da harte Schritte, die nicht aus den Computerlautsprechern drangen, sondern von der Tür her.

Frank fuhr so erschrocken zusammen, dass sein Spieler einen regelrechten Hüpfer machte, bevor er den Ball verschoss.

Frank merkte es nicht einmal.

Hinter ihm erklang ein Knurren wie von einem gereizten Hund. Etwas polterte, und als Frank erschrocken den Kopf drehte, sah er gerade noch rechtzeitig, wie eine massige Gestalt herangestürmt kam, das Gesicht hassverzerrt.

Es war Eberhard.

Der dünne Strahl einer Taschenlampe irrte durch den Raum und richtete sich dann so zielsicher auf Franks Gesicht, dass er aufstöhnte und eine Hand vor die Augen hob. Dennoch konnte er etwas erkennen, undeutlich, aber eindeutig mehr, als er eigentlich wollte.

Eberhard stand mit leicht gespreizten Beinen in der Mitte der winzigen Kammer und hielt seine Taschenlampe wie einen Schlagstock in der Hand. Direkt hinter ihm hatte sich Thomy aufgebaut.

»Ach nee«, polterte Thomy. »Wen haben wir denn da?«

Auch wenn die Frage intelligenter gewesen wäre, hätte Frank kaum antworten können; dafür war er viel zu verblüfft.

»Ach, äh, eigentlich habe ich nur meine Fahrradpumpe gesucht«, stammelte er.

Eberhards Augen funkelten vor Wut. »Und bei der Gelegenheit wolltest du gleich unser Notebook mitgehen lassen, oder was?«

»Nein, natürlich nicht!« Frank klappte hastig den kleinen Computer zu und stellte ihn auf dem Tisch ab. »Ich glaube, ich geh jetzt besser.«

Er wollte aufstehen, aber da war Eberhard schon bei ihm und drückte ihn unsanft auf den Stuhl zurück. Frank konnte spüren, dass seine Hand vor Wut zitterte. Das war kein gutes Zeichen.

»Nein, du bleibst hier. Und wir rufen jetzt die Bullen.«

»Die Bullen?« Frank geriet in Panik. Warum wollte ausgerechnet Eberhard die Polizei rufen?

»Na, wir haben den Dieb doch auf frischer Tat ertappt, oder etwa nicht?«, fragte Thomy höhnisch. »Und vorhin hast du mein schönes Rad zusammengeschossen. Das werden wir den Bullen auch erzählen, nicht wahr, Eberhard, das werden wir doch?«

Eberhard nickte nur, ohne Frank aus den Augen zu lassen.

»Das mit der Polizei würde ich mir noch mal überlegen«, sagte Frank nervös. »Ich bin nämlich nicht ...« Etwas zupfte an seinem Hosenbein – Karin, die noch immer unter dem Tisch hockte! – und Frank brach bestürzt ab.

»Was bist du nicht?«, fragte Thomy höhnisch, als er nicht weitersprach. »Nicht intelligent, oder was?«

Er lachte meckernd und Karin kniff Frank so kräftig in die Wade, dass er fast aufgeschrien hätte. Aber sie hatte natürlich Recht. Er durfte sie nicht provozieren.

»Ich bin hier nicht eingebrochen oder so was«, sagte Frank stattdessen. »Ich habe nur meine Pumpe gesucht. Die hast nämlich du mir geklaut, Eberhard!«

»Die habe ich sichergestellt«, knurrte Eberhard, »weil du mir die über den Schädel ziehen wolltest. Und genau so werden wir das den Bullen auch erzählen.« Er machte eine kleine Pause, in der Frank immer weiter in sich zusammensackte. »Oder ...«, sagte er schließlich gedehnt.

»Oder was?«, fragte Frank schnell.

»Oder du machst ein kleines Fußballspiel mit uns«, antwortete Eberhard. »Und wenn du gewinnst, kannst du gehen, wohin du willst, und wir vergessen, dass du hier eingebrochen bist.«

»Und wenn nicht?«

»Das wirst du dann schon sehen«, sagte Eberhard düster.