Kapitel 6 Evan
Mit gesenktem Kopf erhob Evan sich, streckte eine Hand aus. Endlich konnte er vergessen, abtauchen in einen See aus Richards Lust, den er selbst füllen würde. Und ganz unten am Grund des Sees, dort lag seine eigene Begierde und wartete darauf, explodieren zu dürfen. Wartete auf die Befreiung.„Nicht so hastig.“ Blitzschnell schnellte Richards Hand vor, umfasste Evans Handgelenk. Von seinen eleganten Fingern schwang seine Krawatte. Mit der Geschicklichkeit eines Soldaten fesselte er Evan damit die Handgelenke hinter dem Rücken zusammen. „Schließ die Augen. Blinzele und du verlierst das Spiel.“
„Was ist der Einsatz, Sir?“, fragte Evan und ließ sich tief in Richards Führung fallen. Jetzt musste er nicht mehr nachdenken, konnte endlich diesen tödlichen Abend vergessen.
Er schloss die Augenlider, lächelte dankbar. Und im nächsten Augenblick spürte er Richards Atem, der über seine Lippen floss, warm und feucht, hungrig nach ihm. Richard küsste ihn, erst sanft, dann fordernd.
Seine Zunge leckte über Evans Oberlippe, drang tief in ihn ein und eroberte jeden Zentimeter seines Mundes. Und dieses Mal wirkte er bestimmend, nahm Besitz von Evan, hielt ihn dabei mit einem festen Griff im Nacken.
Dieser Kuss war anders als der im Hinterhof des Labyrinths. Wie zwei Ertrinkende hatten sie sich aneinander geklammert, kurz davor zu verdursten, und nur der andere besaß den Nektar, den sie zum Überleben brauchten.
Heute küsste er den Richard, den er seit Monaten kannte. Der Mann mit der beherrschten Fassade, der kühlen und abweisenden Art, der Mann mit dem überlegenen Blick.
Richard unterbrach den Kuss, grinste kaum merklich. „Du wirst nicht mehr blinzeln“, mahnte er. „Der Einsatz ist dein Höhepunkt. Gewinne und ich lasse dich kommen. Verliere und ich überlasse dich deinen unbefriedigten Träumen.“ Evan schluckte. Richard meinte es ernst, daran bestand kein Zweifel. „Nun, du hast mich angefleht. Hast du es dir etwa anders überlegt?“
Eilig schüttelte Evan den Kopf, hielt die Lider fest geschlossen und beugte sich vor.
Mit Hingabe küsste er eine Spur über die Innenseite von Richards Oberschenkel, behandelte den Stoff der Anzughose wie nackte Haut. Richard öffnete die Schenkel weiter für ihn, seine Finger immer noch fest in Evans Haar vergraben.
Evan stöhnte leise, begann über die Beule in Richards Hose zu küssen, schließlich darüber zu lecken und zu saugen. Durch den Stoff massierte er die Hoden mit seinen Lippen. Die Lust schoss wie ein spitzer Dolch durch seine Eingeweide, trieb ihn weiter und wollte so viel mehr.
Stunden schienen zu vergehen, die eher Minuten waren. Evan verlor sich in dem verhüllten Spiel, und wollte doch Richard wirklich auf seiner Zunge spüren, ihn stöhnen hören. Dessen Atem ging mit einem Mal schneller, der Griff in Evans Haar wurde noch fester. Evan gab einen Lustlaut von sich, saugte an einem Hoden und gab noch mehr Druck darauf.
Doch plötzlich legten sich warme Finger unter Evans Kinn, hoben es an und sanfte Lippen schmiegten sich auf seine. Die fremde Zunge kehrte zurück, eroberte ihn so vollständig, dass er aufstöhnte. „Braver Junge. Weiter so“, raunte Richard.
Evan lächelte, begann den anderen Hoden mit seiner Zunge und seinen Lippen durch die Hose zu massieren.
Aber warum wurde Richard nicht hart? Im Club hatte er doch dessen Schwanz eindeutig spüren können. Das Lob schwoll in
ihm an, erfüllte ihn. Das war es, was er brauchte. Einen Mann, der ihm befahl und ihm dadurch Lust erlaubte. Nicht grob, oder mit aufgesetzter Dominanz, wie viele in den Club spielten.
Richard musste nicht spielen, er besaß die Kontrolle tatsächlich, wusste, wie man führte. Hatte er spüren können, wie dringend Evan gelobt werden wollte? Mit dem Daumen strich Richard ihm jetzt über die Lippen. Aber Evan unterbrach die Behandlung seiner Hoden nicht, saugte und leckte weiter. Vielmehr begann er zusätzlich auch an Richards Fingern zu saugen. Da! Endlich regte sich etwas in der durchnässten Hose.
Unter Evans Lippen schwoll Richards Schwanz an, richtete sich zu einer imposanten Größe auf.
Mit wunden Lippen und einen ungeheuren Hunger begann Evan mit den Zähnen am Reißverschluss von Richards Hose zu nesteln. Niemals würde er den Gürtel oder Knopf auf diese Weise öffnen können. Wenn er den prachtvollen Schwanz wenigstens von der ersten Lage Stoff befreien konnte. Evan schrammte mit den Zähnen über das Metall, versuchte die Öse mit den Lippen zu greifen – und rutschte ab.
„Sweetheart.“ Richard sprach mit ihm
? Überlegen und doch liebevoll? Evan schmolz unter einem einzigen Wort dahin, seine Körpermitte brannte vor Lust. „Muss ich dir etwa helfen?“
„Ja, Sir“, flehte Evan. „Bitte.“
Das Geräusch eines Gürtels drang an sein Ohr, Knopf und Reißverschluss schlossen sich an. Ein federleichter Kuss folgte und schon lehnte Richard sich auf der Couch zurück. „Aber ich muss dir nicht zeigen, was du zu tun hast?“
„Nein, Sir“
Gierig spürte Evan mit den Lippen über den Stoff von Richards Briefs, fand den Bund und nahm ihn zwischen seine Zähne. Vorsichtig schob er ihn nach unten, der wippende Schwanz streifte seine Wange. Er stöhnte vor Erleichterung und leckte einmal über die salzige Spitze. Schließlich saugte er
Richards Länge in seinen Mund und ließ ihn langsam wieder an seiner Zunge vorbeigleiten.
Sein eigener Schwanz pochte hart und sehnsüchtig in der weiten Jogginghose. Doch jeder Augenblick, in dem ihm die Erlösung versagt blieb, schlängelte sich bittersüß über seine Mitte.
Leidenschaftlich verteilte er Küsse über Richards Schaft, nahm ihn schließlich erneut auf und saugte fest und hart. Zu viele Nächte in Clubs hatten ihm so manche Lektion erteilt. Und so begann er um Richards Schwanz zu summen, brachte ihn in Vibration, während er einen langsamen Rhythmus zeigte. Immer wieder saugte er Richard ein, ließ ihn wieder herausgleiten.
„So ein guter Junge, weiter so. Zeig, was du kannst“, lobte Richard unter einem Keuchen. Tief und kehlig stöhnte er, trieb damit Evan weiter in das Reich des lustvollen Vergessens.
Seine Welt verengte sich, nur Richard existierte darin und die Lust, die er ihm verschaffen konnte. Immer tiefer tauchte er, seine eigene Erektion kündigte einen Höhepunkt an, ohne auch nur einmal berührt worden zu sein.
Unwillkürlich zerrte er an seiner Krawattenfessel, die sich dabei nur fester zuschnürte. Hilflos, Richards Willen unterworfen, so kniete er auf dem Boden und löste sich im Teich der Lust auf. Da zogen sich Richards Hoden zurück, bald hatten sie den Grund des Sees erreicht. Evan saugte noch fester, summte dabei ein Lied.
Plötzlich packte Richard ihn an beiden Armen und zog ihn nach oben, setzte ihn auf seinen Schoß. Die Knie links und rechts von Richards Mitte, wollte Evan blinzeln. Mit Mühe konnte er die Augen geschlossen halten.
„Gut gemacht“, sagte Richard mit lusterfüllter Stimme. „Ich halte meine Versprechen. Hier ist deine Belohnung.“ Schon hatte er Evans harte Erektion befreit und begann sie gegen seine
eigene zu reiben. Evans Hüften bewegten sich unwillkürlich im Takt von Richards Hand. Schnell und geschickt massierte er über ihre Schäfte, die vor Feuchtigkeit glänzen mussten.
Mit der freien Hand umfasste er Evans Nacken, zog ihn näher und verband ihre Lippen in einem harten Kuss. Evan stöhnte auf, öffnete seinen Mund und überließ sich Richards Führung. Für einen langen Moment bestand er nur aus Lust und einem Gefühl, das er so lange vermisst hatte. Verbundenheit.
Und dann explodierte seine Begierde in einem Feuerwerk. Jedes seiner Nervenenden sang. Richards Höhepunkt folgte kurz darauf und mischte sich unter seinen. Evan stöhnte noch einmal auf, ließ sich gegen Richards Brust fallen. Eine große Hand strich über sein Rückgrat, ruhte für lange Zeit auf seinem Steißbein. Warm und sicher.
„Gut ...“, murmelte Richard schließlich gegen sein Haar. Die Stimme rau, sein Atem flach. „Gut gemacht.“
Evan wollte antworten, erklären, wie groß die Hitze gewesen war, die Richard in ihm erzeugt hatte. Wie er mit einem simplen Spiel so viel mehr Lust in ihm entfacht hatte als die Doms in den Clubs, mit ihren Ketten und Nippelklemmen. Und wie vollständig er sich unter Richards Kontrolle gefühlt hatte. Aber er fand die Worte nicht. Was, wenn Richard all das nicht hören wollte? Wahrscheinlich war die Aktion aus einer Laune heraus entstanden. Immerhin hatte er Evan schon so oft abgewiesen, später ignoriert. Die Situation, ein gemeinsamer Feind und seine alte Wohnung – natürlich war Richard angespannt, hatte ein Ventil gesucht.
Aber die große Hand strich immer noch über Evans Rücken. Noch einen Moment konnte er die Nähe genießen. Er schmiegte sein Gesicht gegen Richards Nacken, streifte wie zufällig mit den Lippen darüber.
Ein leises Geräusch drang an sein Ohr, wie von einer Maus, die ob der Stille im Raum aus ihrem Bau gekrochen kam. Ein Kratzen oder Scharren. Evan blinzelte. Richard hielt ihn immer noch auf seinem Schoß fest, den Rücken gegen die Polster gelehnt, die Augen geschlossen. Seine Gesichtszüge wirken jünger, wenn er entspannt ist.
Da! Erneut war das Kratzen zu hören, dieses Mal lauter.
„Gibt es hier Ratten?“, fragte Evan vorsichtig, ohne seine Position zu verändern.
„Hm?“ Richard öffnete die Lider, sah ihn an. „Wir sind in New York. Untermieter sind im Preis inbegriffen.“ Er drehte den Kopf, lauschte. „Das ist eine andere Art Ratte“, brummte er und schob Evan auf die Polster und löste die Fesselung. Im Aufstehen schloss er seine Hose und den Gürtel, ließ einen Hemdzipfel darüber hängen und nahm mit einer fließenden Bewegung seine Pistole aus dem Holster. Leise schlich er zur Tür.
„Duck dich hinter die Couch“, befahl er.
Evans Puls beschleunigte sich, doch dieses Mal nicht aus einem angenehmen Grund. Dann waren ihnen diese Mistkerle also doch gefolgt? Verfluchte Bande. Selbst eine ganze Rattenfamilie wäre jetzt besser.
Er sortierte seine Glieder, stand auf und sank hinter dem Möbelstück in die Hocke. Bei der nächsten Begegnung mit den Bösen wollte er auch eine Pistole. Die Rolle des holden Fräuleins in Not schmeckte nicht gut. Vorsichtig spähte er über die Polster hinweg zur Eingangstür.
Dort stand Richard, sah aus, als hätte er in seinem Anzug geschlafen und zielte mit der Waffe auf die Tür. Eine Hand stabilisierte die andere. Evan sah sich um. Auf dem Regal befanden sich genau drei Bücher, ein eingerahmtes Bild, das einen jüngeren Richard mit einem dunkelhaarigen Mann im
Anzug zeigte und eine Schere. Entschlossen griff Evan nach der Schere, stand auf und presste sich gegen die Wand. Sein Herz klopfte so schnell, wie sein Atem ging. Aber er konnte Richard nicht diesen Leuten überlassen. Sicher kamen sie nicht allein. Selbst mit der Waffe brauchte er Rückendeckung. Evan blieb hinter einem Regal, schaute um die Ecke.
Das Kratzen war nicht mehr zu hören, stattdessen schrammte etwas über das Schloss. Die Kette baumelte auf ihrer Seite herunter.
Evan schnaufte. Das war seine Schuld. Er hatte die Pizzen in Empfang genommen und danach vergessen, die Panzerkette einzuhaken. Ständig vergaß er, wo er sich befand. Der Moloch New York war nun einmal nicht das lauschige Greener Hills.
Richard schlich einen Schritt nach vorne, griff nach der Kette und wollte sie vorschieben. Plötzlich öffnete sich die Tür ein Stück.
Erschrocken hob Evan die Schere, bereit, Richard den Rücken freizuhalten. Auf keinen Fall würde er kampflos untergehen. Er legte eine Hand an das Holzregal. Zur Not konnte er es auf die Eindringlinge fallen lassen. Hauptsache Richard wurde dabei nicht verletzt. Die Schere fest umklammert sah er um die Ecke.
Dort kickte Richard gerade die Tür auf. Sein Arm schnellte vor und er zog einen Mann in den Flur, dessen Kopf von einer Kapuze verdeckt wurde. Mit wenigen Griffen überwand er ihn und warf ihn auf den Boden. Etwas schepperte. Waffen! Evan hielt den Atem an, seine Hand umklammerte ein Regalbrett.
Richard presste dem Fremden ein Knie in den Nacken, hielt seine Hände über den Rücken.
„Fuck!“, rief der aufgeregt. „Fuck. Evan! Hilf mir.“
Evans Glieder zuckten. Für einen Augenblick starrte er auf den jungen Mann in Jeans und Marken Hoodie, der auf dem Boden lag und jammerte.
„Liam?“, fragte er schließlich ungläubig und trat in den Flur. „Was zur Hölle treibst du hier?“