Kapitel 16 Evan
Wenig später lag Evan auf dem Rücken, seine Wange presste sich tief in das Kissen. Richard hatte ihm die Hände mit einer Krawatte hinter dem Rücken verbunden und kniete über ihm. Jetzt beugte er sich vor und lächelte.
„Und ich dachte, auf deiner Liste würden sich die dreckigsten Geheimnisse türmen“, sagte er und küsste Evan. Mit einem Mal wirkte er befreit, seine Gesichtszüge entspannt. Evan blinzelte. In der letzten Stunde war Richard um ein paar Jahre jünger geworden. Zum Glück hatte er die sexy Falten um seine Augen behalten. Wie hatte er nur annehmen können, eine Brandwunde würde Evans Gefühle beeinflussen? Die glatten jungen Männer interessierten ihn wenig. Die meisten von ihnen waren in ihr eigenes Spiegelbild verliebt, immer auf äußere Perfektion bedacht. Aber er musste sich mit einem anderen Menschen sicher und wohl fühlen.
„Ich fühle mich sehr sicher bei dir“, sprach er den letzten Gedanken laut aus. „Und mein Wunsch ist total dreckig. Du wirst schon sehen.“
„Das befürchte ich.“ Richard rückte die drei Handtücher zurecht, die er unter Evans Körper ausgebreitet hatte und setzte sich auf.
Das Geräusch eines Schraubverschlusses, der geöffnet wurde, drang an Evans Ohr und dann breitete sich ein kühles Gefühl über seinem Rücken aus. Richard ließ einen Finger über seinen Rücken gleiten, vollführte schwungvolle Bewegungen. Schließlich wanderte der Finger nach unten, streifte über Evans Hinterbacken und weiter über seine Oberschenkel. Evans Schwanz pochte gegen die Matratze, sein Puls wurde schneller.
„Gib mir dein Handy“, forderte Richard schließlich und Evan reichte ihm das Telefon.
Kurz darauf hielt Richard ihm das Display vor die Nase.
Evan riss die Augen weit auf. „Aber ... „
„Das ist nicht das, was du lesen wolltest?“, fragte Richard neugierig. „Sollte ich dich als mein Eigentum markieren? Ja?“
„Also ...“, Evan suchte nach den richtigen Worten. „Eigentlich schon“, stotterte er und starrte auf den Text. Heute ficke ich dich, bis du diesen dreckigen Wunsch vergisst. Keine Farbspiele in meinem Bett stand dort in Richards akkurater Handschrift.
„Noch Fragen?“ Richard berührte ihn mit dem Finger an der Nase.
Evan lächelte in die liebevolle Berührung hinein. „Nein, Sir. Und ja, bitte.“
„Habe ich dich um Erlaubnis gefragt?“, raunte ihm Richard mit gefährlich tiefer Stimme ins Ohr.
„Nein, Sir“, gab Evan zurück und rutschte tiefer in die Hingabe. Wie wunderbar. In einer halben Stunde hatte Richard sich vom gebrochenen Helden wieder in den Mann verwandelt, der alles im Griff hatte. Und er liebte beide Seiten. Moment! Liebte? Hatte er das gerade gedacht? Evan schnaufte verwirrt.
Da schlug Richard ihm mit der flachen Hand auf die Hinterbacken. Einmal und noch einmal wischte die Bemalung mit einem bereitliegenden Lappen fort. Schließlich beugte er sich vor, küsste beide Backen und schob dabei seinen Finger dazwischen und weiter durch den Eingang. Woher hatte er das Gleitgel? Jetzt raschelte eine Kondompackung. Richard war also vorbereitet. Evan seufzte leise, als endlich ein Teil von Richard in ihn drang, ihn mit Vorsicht und Erfahrung vorbereitete. Dabei strich Richard ihm mit der anderen Hand mal sanft über den Hintern, schlug dann wieder zu. Evan genoss den Rhythmus, gab sich vollkommen hin.
„Sex in der Öffentlichkeit?“ Richard lachte hinter ihm, schob einen zweiten Finger nach. „Junge, ich stand zwei Meter neben dir, als du in Las Vegas öffentlich Schwänze gelutscht hast.“ Plötzlich platzierte Richard seinen Schwanz an Evans Eingang, strich darüber. „Hast du dir mit der Liste ein Späßchen gemacht?“, fragte er und Evan konnte das Grinsen hören.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, Sir. Ich meinte in einem Flugzeug oder einem Einkaufszentrum. Etwas in der Art.“
Richard schnaufte. Mit einer unwillkürlichen Hüftbewegung schob Evan sich näher, aber er erreichte sein Ziel einfach nicht. Und dabei konnte er Richard so nah spüren. Heiße Begierde kochte in ihm, fand kein Ventil.
„Nenn mir einen wirklichen Wunsch von dir. Einen, den du noch nie jemand erzählt hast“, forderte Richard.
Evan spürte die Wärme in seine Wangen steigen. Seine unerfüllte Lust tobte in seiner Körpermitte, wollte endlich frei gelassen werden. Aber Richard wartete geduldig.
„Ich will deinen Schwanz tief in mir spüren“, brach es aus Evan heraus. „Und dabei frei sein. Ich will nicht mehr denken müssen. Mich nicht mehr schuldig fühlen. Ich will, dass du mich in die Matratze fickst und ich dabei kein Sünder werde.“
Erschrocken presste er die Lippen zusammen. Diese Worte waren aus einem Ort tief in ihm gekommen. Und sie waren das Intimste, das er je einem Menschen verraten hatte. Aber würde Richard verstehen?
Der rührte sich für einen Augenblick nicht mehr. Dann spürte Evan erneut eine Kühle, die sich über seine Haut ausbreitete, dieses Mal über den Oberarm. Erneut nahm Richard sein Handy und hielt es ihm wieder vor die Augen. Evan lächelte und schluckte den Kloß in seinem Hals herunter. Mein! Stand dort. Richard hatte verstanden.
„Du bist mein und ich trage die Verantwortung“, flüsterte Richard ihm ins Ohr. „Jetzt bist du in meiner Hand und dort kannst du niemals zum Sünder werden.“
Evan nickte, schluckte noch einmal. Was sollte die verdammte Feuchtigkeit in seinen Augen? Aber da war schon Richards Daumen an seiner Wange, strich sie fort. Und im nächsten Augenblick platzierte er seinen Schwanz wieder an der vertrauten Stelle.
„Ja“, stöhnte Evan, während er das Gefühl genoss, wie Richard sich Stück für Stück in ihn versenkte.
Der Rhythmus begann langsam, vorsichtiger als erwartet. Evan vermisste Richard jedes Mal, wenn er aus ihm herausglitt, sehnte sich nach dem Gefühl, ihm so nah und ausgefüllt zu sein. Richard beschleunigte sein Tempo, fickte ihn bald mit harten Stößen und wurde doch nie zu schnell, verlor niemals die Kontrolle über den Ritt.
Evan versankt in seiner Lust, ließ alle Sorgen los, schwebte mit Richard in einem wilden Ritt über ihr eigenes Land. Nur sie beide existierten noch auf der Welt. Plötzlich schob Richard ihn ein Stück vor. „Knie dich hin“, befahl er.
Dankbar über den Positionswechsel zog Evan die Beine an, drehte sich und kniete sich auf das Bett. Richard beugte sich weit über ihn, begann den Ritt aufs Neue. Mit der freien Hand umfasste er Evans Schwanz und begann ihn im Rhythmus seiner Stöße zu massieren. Evan stöhnte und wand sich vor Lust. Der schwere Mann über ihm, die Hand an seinem Schwanz – der letzte Gedanke tropfte aus seinem Kopf. Er kam heftig und lange über Richards Hand und badete in einem See aus Lust und Zuneigung.
Während seine Glieder noch im Hall des Höhepunktes zuckten, kam Richard mit einem kehligen Laut. Schließlich fiel er neben Evan auf das Bett, zog ihn zu sich und deckte sie beide zu. Für lange Zeit hielt er Evan mit dem Rücken fest gegen seine Brust geschmiegt. Zusammen ließen sie die letzten Wellen des Höhepunktes über sich hinweg schwappen.
„Gleich“, murmelte Richard in Evans Ohr. „Ich hole dir einen feuchten Lappen.“
„Duschen“, brummte Evan zurück und kämpfte gegen den Schlaf. „Morgen. Zusammen.“ Mehr wollte nicht mehr aus seinem Mund dringen. Warme Haut streifte über seine, Richards Hand ruhte auf seiner Seite. Befriedigt und sicher schlief er ein.